MLWerke | Georgi Dimitroff

Publikation des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD. Herausgegeben vom Zentralkomitee.
Druck, Verlag und Vertrieb: Verlag Das Freie Buch GmbH, Buch- und Zeitungsverlag, Tulbeckstr. 4, 8000 München 2.
1. Auflage: Juni 1972 - 6. Auflage: August 1991
1. Korrektur
Erstellt am 13.11.1999

GEORGI DIMITROFF - EIN GROSSER FÜHRER DER ARBEITERKLASSE

Vor 90 Jahren, am 18. Juni 1882 wurde Georgi Dimitroff geboren. Die Erinnerung an den Genossen Dimitroff, den größten Sohn seines tapferen bulgarischen Volkes, ist nicht verblaßt. Im Gegenteil: Unsere Klassenbrüder in Bulgarien, die heute das Joch des Sozialimperialismus abschütteln und ihre nationale Befreiung erkämpfen müssen, haben nichts von dem vergessen, was Genosse Dimitroff im Kampf für eine wahrhaft kommunistische Partei sie lehrte; die Arbeiter und anderen Werktätigen in unserem Land, die heute wieder zusammenstehen müssen, um einen zweiten Hitlerfaschismus zu verhindern, haben nicht vergessen, mit welch unbesiegbarem proletarischen Mut Dimitroff sich im Reichstagsbrandprozeß den faschistischen Henkern entgegenstellte; für die Arbeiter, für das schaffende Volk auf der ganzen Welt lebt Dimitroff fort als das leuchtende Vorbild im Kampf gegen den Faschismus, im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse, lebt fort und wird Wirklichkeit, was er 1935 auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale gesagt hat: »Uns Arbeitern, nicht aber den gesellschaftlichen Parasiten und Nichtstuern gehört die Welt, die von Arbeiterhänden aufgebaute Welt. Die jetzigen Herrscher der kapitalistischen Welt sind vorübergehende Leute. Das Proletariat ist der wirkliche Herr der Welt, der Herr von morgen.« Was die tägliche Plackerei, was der tägliche Kampf gegen die Kapitalisten bedeutet, das [111] hat Dimitroff nicht aus Büchern gelernt, das hat er am eigenen Leib gespürt, da ist er selber mittendrin gestanden. Mit 12 Jahren wurde Dimitroff Lehrling in einer Setzerei - die Arbeitszeit in Bulgarien war damals noch nicht festgesetzt, für einen Hungerlohn mußten sich Männer, Frauen und Kinder 15, 20 Stunden am Tag abschinden. Schon bald beteiligte sich Dimitroff an Streiks und Demonstrationen, mit denen sich die Werktätigen gegen diese grausame Ausbeutung wehrten, und wurde er Mitglied in der ersten Gewerkschaft Bulgariens, der Gewerkschaft der Buchdrucker. Mit 16 Jahren organisierte er eine machtvolle 1. Mai Kundgebung der Druckereiarbeiter in der Hauptstadt Sofia, - und so ist er sein ganzes Leben lang gewesen: Hinten hat er sich nie herumgedrückt, sondern vorn ist er gestanden, in der vordersten Front des Kampfes.

So war's am 1. Mai 1898 in Sofia, so war's 1906 beim Streik in den staatlichen Kohlengruben von Pernik, wo sich die Arbeiter unter Dimitroffs Führung das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung erkämpften, so war's 1919 beim Streik der Transportarbeiter, so war's 1921 beim bewaffneten Kampf der Arbeiter und Bauern gegen die monarchofaschistischen Machthaber, so wars 1933 im Reichstagsbrandprozeß und noch unzählige andere Male. Unzählige Male ist Dimitroff deswegen verhaftet worden zu insgesamt 450 Jahren Zuchthaus und 3 mal zu Tode verurteilt worden. Aber die Werktätigen Bulgariens und auf der ganzen Welt haben begriffen, daß jede Anklage, jedes Urteil gegen Dimitroff eine Anklage und ein Urteil gegen sie alle und ihren berechtigten Kampf war. Ihre Solidarität mit Dimitroff, die sich ausdrückte in großen Demonstrationen und Streiks war stärker als die dicksten Zuchthausmauern und jedesmal mußten seine Henker Dimitroff zähneknirschend wieder freigeben.

Unter Dimitroffs Führung wurden die bulgarischen [112] Gewerkschaften zur starken Kampforganisation der Arbeiterklasse, die immer günstigere Bedingungen für die Existenz und den Klassenkampf des Proletariats errangen. Die schlimmsten Feinde bei dieser Aufgabe waren die sogenannten »weitherzigen Sozialisten«, Arbeiterverräter vom Schlage der heutigen Kluncker, Loderer, Vetter und Konsorten, die mit allerlei plumpen Tricks die Gewerkschaften vor den Karren der Kapitalisten spannen wollten. Unermüdlich entlarvte und bekämpfte Dimitroff solche Feinde der Arbeiterklasse und er hielt ihnen entgegen, was alle ehrlichen Werktätigen Bulgariens wußten: »Entweder mit der Arbeit gegen das Kapital, oder mit dem Kapital gegen die Arbeit! Einen Mittelweg gibt es nicht!«

Das Hauptinstrument zur Befreiung der Arbeiterklasse aber ist die Kommunistische Partei. Das hatte Dimitroff wie kein anderer bulgarischer Revolutionär verstanden. 1902, mit 20 Jahren wurde er Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens«. Als marxistische Partei der Arbeiterklasse formierte sich diese Partei allerdings erst 1903 unter der Führung Dimiter Blagoieffs und unter aktiver Teilnahme Dimitroffs, nach der Abspaltung von den sogenannten »weitherzigen Sozialisten«, das heißt nachdem sie sich von denen getrennt hatte, die die »gemeinsame Sache« mit den Ausbeutern predigten. 1909 wurde Dimitroff ins Zentralkomitee der Partei gewählt, dem er bis zu seinem Lebensende angehörte. Während des ersten Weltkrieges und insbesondere in den Jahren danach wuchs die Partei stetig und verwandelte sich bereits in eine politische Massenpartei der Arbeiterklasse.

Unter dem Einfluß der großen Sozialistischen Oktoberrevolution erklärte sich die Partei 1919 zur »Bulgarischen Kommunistischen Partei« und beteiligte sich an der Gründung der III. Kommunistischen Internationale. Zwei Ereignisse waren Wendepunkte in der Ent- [113] wicklung der Partei, waren Wendepunkte im Kampf der Arbeiterklasse und des ganzen bulgarischen Volkes:

In dem von der Partei organisierten und geführten bewaffneten antifaschistischen Volksaufstand im September 1923 durchbrach die Partei ihre frühere Isolierung, nahm zum ersten Mal entschieden Kurs auf den Zusammenschluß aller antifaschistischen Kräfte zu einem Block der Werktätigen in Stadt und Land, zur antifaschistischen Volksfront.

21 Jahre später, am 9. September 1944 stürzten die in der »Vaterländischen Front« vereinigten bewaffneten Volksmassen die verhaßten Helfershelfer des Hitlerfaschismus in Bulgarien, die monarcho-faschistische Diktatur Bahanoffs. Die politische Macht ging in die Hände der gewaltigen Mehrheit des Volkes unter aktiver und führender Beteiligung der Arbeiterklasse und ihrer kommunistischen Vorhut über.

Der Sieg über den Faschismus, das war der Sieg der Einheit der bulgarischen Arbeiterklasse, das war der Sieg der Einheit des ganzen bulgarischen Volkes unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer Kommunistischen Partei. Der Sieg des bulgarischen Volkes über den Faschismus ist untrennbar verbunden mit dem Sieg der Völker über den Hitlerfaschismus. Die Hauptkraft dabei war das heldenhafte Volk der Sowjetunion, geführt von der KPdSU(B) mit dem Genossen Stalin an der Spitze. Auf dem V. Parteitag der Bulgarischen Arbeiterpartei hob Genosse Dimitroff deswegen hervor:

»Aber auch in diesem Falle muß besonders betont werden daß beim Sieg des Aufstandes vom 9. September, bei der Befreiung unserer Heimat vom deutschfaschistischen Joch das größte Verdienst der brüderlichen, heldenhaften Sowjetarmee gebührt, wofür die Partei, die Arbeiterklasse und unser ganzes werktätiges Volk ihr das Gefühl ewiger Dankbarkeit bewahren wird.«

1946 wurde Dimitroff zum Ministerpräsidenten der [114] Volksrepublik Bulgarien gewählt. Dort, an der Spitze seines Volkes, stand er bis zu seinem Tod, am 2. Juli 1949.

GEORGI DIMITROFF - LEUCHTENDES VORBILD IM KAMPF GEGEN FASCHISMUS UND KRIEG

Aber Genosse Dimitroff führte nicht nur die bulgarische Arbeiterklasse, das bulgarische Volk zum Sieg über den Faschismus. Insbesondere den deutschen Arbeitern wies er durch sein Auftreten beim Reichstagsbrandprozeß den Weg zum Sieg über den Hitlerfaschismus.

Am 27. Februar 1933 stand das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen. Hitler behauptete natürlich sofort, die Kommunisten hätten den Brand als Signal für den »Kommunistischen Aufstand« gelegt. Noch in derselben Nacht verhafteten die Nazis nach vorbereiteten Listen zehntausende aufrechter Demokraten, Antifaschisten, Sozialdemokraten und Kommunisten. Am 9. März 1933 verhafteten sie Dimitroff unter dem Vorwand, er sei an der Brandstiftung beteiligt gewesen. »Im Namen des Volkes« hatten die Nazis Dimitroff gefesselt und vors Gericht gezerrt - aber die Thyssen, Krupp und Flick und ihre faschistischen Schergen, die waren nicht das deutsche Volk und die konnten in seinem Namen auch nicht sprechen. Nicht den Genossen Dimitroff klagte das deutsche Volk an, sondern die faschistischen Verbrecher, die wirklichen Brandstifter; nicht Dimitroff wurde verurteilt, verurteilt wurden Hitler, Göring, Goebbels. Nach monatelangem Prozeß mußten die Nazis Dimitroff unter dem Druck stürmischer Demonstrationen auf der ganzen Welt freilassen. Die Schlußrede Dirnitroffs im Prozeß war nicht nur eine Anklagerede, sie [115] war ein leidenschaftlicher Aufruf zum Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen Faschismus und Krieg.

»Ja, wer nicht Amboß sein will, der muß Hammer sein!« rief Dimitroff, »Diese Wahrheit hat die deutsche Arbeiterschaft in ihrer Gesamtheit weder 1918 noch 1923 noch am 20. Juli 1932 noch im Januar 1933 verstanden. Die sozialdemokratischen Führer, die Wels, Severing, Braun sind schuld daran. Jetzt werden die deutschen Arbeiter das wohl verstehen können.« Die deutschen Arbeiter haben es verstanden. Überall in Deutschland kam es, auch gegen den Widerstand der sozialdemokratischen Führer,zum Abschluß von Einheitsfrontabkommen, wie zum Beispiel 1935 in Dortmund: »Schulter an Schulter wollen wir sozialdemokratischen, kommunistischen, parteilosen Arbeiter die kämpfende freie Gewerkschaft, diese alte und dennoch neue freie Gewerkschaft aufbauen, auf deren Fahne wir schreiben: Kampf für die wirtschaftlichen und politischen Lebensrechte, für die Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiterklasse zum Sturz des Faschismus.«

Die Weisungen des Genossen Dimitroff sind von grundlegender Bedeutung. »Es muß uns vollkommen klar sein, daß der Faschismus keine lokale- oder Übergangserscheinung ist. Er stellt ein System der Klassenherrschaft der kapitalistischen Bourgeoisie und ihrer Diktatur in der Epoche des Imperialismus und der sozialen Revolution dar«, sagte Genosse Dimitroff.

Auf dem VII. Weltkongreß der III. Kommunistischen Internationale 1935 faßte Dimitroff die Erfahrungen der internationalen Arbeiterklasse im Kampf gegen Faschismus und Krieg zusammen und legte die allgemeingültige Richtschnur für diesen Kampf fest. Nach wie vor gilt diese Richtschnur, nach wie vor ist sie der Prüfstein für die nicht nur in Worten sondern in der Tat kommunistische Haltung zum Kampf gegen Faschismus und Krieg. [116]


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