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Gedruckt nachzulesen in: Wladimir Iljitsch Lenin - Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 5-100.

1. Korrektur.
Erstellt am 20.02.1999.

Wladimir Iljitsch Lenin

Neue Daten über die Entwicklungsgesetze des Kapitalismus in der Landwirtschaft

I. Folge
Kapitalismus und Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika

Geschrieben im Jahre 1915.
Zuerst veröffentlicht 1917 als Broschüre im Verlag "Shisn i Snanije".
Nach dem Manuskript.

Inhalt:

  1. Allgemeine Charakteristik der drei Hauptgebiete. Das Kolonisationsgebiet im Westen und die Homesteads
  2. Der industrielle Norden
  3. Der ehemals sklavenhaltende Süden
  4. Die Durchschnittsgröße der Farmen. Die "Zerstörung des Kapitalismus" im Süden
  5. Der kapitalistische Charakter der Landwirtschaft
  6. Die Gebiete der intensiven Landwirtschaft
  7. Maschinen und Lohnarbeit in der Landwirtschaft
  8. Die Verdrängung der Kleinbetriebe durch die Großbetriebe. Die Größe der Anbauflächen
  9. Fortsetzung. Angaben über den Wert der Farmen
  10. Die Unzulänglichkeit der üblichen ökonomischen Forschungsmethoden. Marx über die Besonderheiten der Landwirtschaft
  11. Ein genauer Vergleich der landwirtschaftlichen Klein- und Großbetrieb
  12. Die verschiedenen Betriebstypen in der Landwirtschaft
  13. Wie die Verdrängung des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bagatellisiert wird
  14. Die Expropriation der kleinen Landwirte
  15. Vergleichende Darstellung der Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft
  16. Ergebnisse und Schlußfolgerungen

|5| Das fortgeschrittenste Land des modernen Kapitalismus ist für das Studium der sozialökonomischen Struktur der modernen Landwirtschaft und ihrer Entwicklung von besonderem Interesse. Die Vereinigten Staaten haben keinen ebenbürtigen Rivalen, weder im Tempo der Entwicklung des Kapitalismus gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in der von ihnen bereits erreichten Höhe seiner Entwicklung, weder in der gewaltigen Ausdehnung der Bodenfläche, auf der eine nach dem letzten Wort der Wissenschaft vervollkommnete Technik, die der großartigen Mannigfaltigkeit der natürlichen und geschichtlichen Bedingungen Rechnung trägt, angewandt wird, noch in der politischen Freiheit und dem kulturellen Niveau der Bevölkerungsmassen. Dieses Land ist in vieler Hinsicht das Vorbild und Ideal unserer bürgerlichen Zivilisation.

Eine Untersuchung der Formen und Gesetze der Entwicklung der Landwirtschaft läßt sich hier um so leichter anstellen, als in den Vereinigten Staaten alle zehn Jahre eine Volkszählung ("census") durchgeführt wird, die mit einer überaus detaillierten Statistik aller gewerblichen und landwirtschaftlichen Betriebe verbunden ist. Da ergibt ein so exaktes und reiches Material, wie es kein anderes Land der Welt aufweist, ein Material, das erlaubt, eine ganze Reihe landläufiger, theoretisch größtenteils nachlässig formulierter und kritiklos übernommener Behauptungen zu überprüfen, die gewöhnlich bürgerliche Anschauungen und Vorurteile zum Ausdruck bringen.

Im Juniheft der "Sawety" von 1913 führte Herr Himmer einige Daten aus der letzten, der dreizehnten, Volkszählung vom Jahre 1910 an |6| und wiederholte, auf sie gestützt, zum soundsovielten Mal die allerlandläufigste, sowohl ihrer theoretischen Grundlage als auch ihrer politischen Bedeutung nach durch und durch bürgerliche Behauptung, daß in "den Vereinigten Staaten die überwiegende Mehrzahl der Farmen Arbeitswirtschaften sind", daß sich "in den höher entwickelten Gebieten der landwirtschaftliche Kapitalismus zersetzt", daß in "den weitaus meisten Gegenden des Landes" "der auf eigener Arbeit beruhende landwirtschaftliche Kleinbetrieb sein Herrschaftsgebiet ausdehnt", daß gerade "in den Gebieten mit älterer Kultur und höherer wirtschaftlicher Entwicklung" "die kapitalistische Landwirtschaft zerfällt, die Produktion zersplittert und zerbröckelt", daß es "keine solchen Gebiete gibt, wo der Kolonisationsprozeß nicht mehr vor sich ginge, die großkapitalistische Landwirtschaft aber sich nicht zersetzte und von der Arbeitswirtschaft nicht verdrängt würde" usw. usf.

Alle diese Behauptungen sind grundfalsch. Sie stehen in direktem Gegensatz zur Wirklichkeit. Sie sind ein einziger Hohn auf die Wahrheit. Und es verlohnt um so mehr, sich eingehend mit der Aufdeckung ihrer Fehlerhaftigkeit zu befassen, als Herr Himmer nicht der erstbeste, nicht der zufällige Verfasser eines zufälligen Zeitschriftenartikels ist, sondern einer der bekanntesten unter den Ökonomen, die die am meisten demokratische und am weitesten linke bürgerliche Richtung des gesellschaftlichen Denkens in Rußland und Europa vertreten. Gerade deshalb können die Ansichten des Herrn Himmer - und unter den nichtproletarischen Bevölkerungsschichten haben sie es zum Teil schon getan - besonders weite Verbreitung und Einfluß gewinnen. Denn es handelt sich hier nicht um seine persönlichen Auffassungen, nicht um seine individuellen Fehler, sondern um einen lediglich besonders demokratisch zurechtgestutzten, besonders mit scheinsozialistischen Phrasen verbrämten Ausdruck allgemeinbürgerlicher Anschauungen, zu denen unter den Verhältnissen der kapitalistischen Gesellschaft sowohl der amtlich bestallte Professor, der ausgetretene Wege geht, als auch der kleine Landwirt, der aus Millionen seinesgleichen durch seine Einsicht herausragt, am allerleichtesten gelangen.

Die Theorie der nichtkapitalistischen Entwicklung der Landwirtschaft in der kapitalistischen Gesellschaft, wie sie von Herrn Himmer verfochten wird, ist im Grunde genommen die Theorie der gewaltigen Mehrheit |7| der bürgerlichen Professoren, der bürgerlichen Demokraten und der Opportunisten in der Arbeiterbewegung der ganzen Welt, d.h. der neuesten Spielart eben der bürgerlichen Demokraten. Es läßt sich ohne Übertreibung sagen, daß diese Theorie eine Illusion, ein Hirngespinst, ein Selbstbetrug der ganzen bürgerlichen Gesellschaft ist. In der weiteren Darstellung, die der Widerlegung dieser Theorie gewidmet ist, werde ich mich bemühen, ein Gesamtbild des Kapitalismus in der amerikanischen Landwirtschaft zu geben, denn einer der Hauptfehler der bürgerlichen Ökonomen besteht darin, daß sie einzelne Tatsachen und Zahlen, erhebliche wie unerhebliche, aus dem allgemeinen Zusammenhang der politisch-ökonomischen Verhältnisse herausreißen. Alle Angaben sind offiziellen statistischen Veröffentlichungen der Vereinigten Staaten von Amerika entnommen, hauptsächlich dem fünften Band der 12. Volkszählung von 1900 und dem fünften Band der 13. Volkszählung von 1910, die beide der Landwirtschaft gewidmet sind (1), sowie dem "Statistischen Jahrbuch" (Statistical Abstract of the United States) für das Jahr 1911. Nachdem ich diese Quellen angegeben habe, sehe ich im weiteren davon ab, bei jeder einzelnen Zahl Seite und Tabelle anzugeben; das würde den Leser belasten und den Text unnötigerweise überladen, denn wer sich dafür interessiert, wird die entsprechenden Angaben an Hand des Inhaltsverzeichnisses der genannten Veröffentlichungen ohne Mühe finden.

1. Allgemeine Charakteristik der drei Hauptgebiete
Das Kolonisationsgebiet im Westen und die Homesteads

Die riesige Bodenfläche der Vereinigten Staaten, die der von ganz Europa nur wenig nachsteht, und die große Mannigfaltigkeit der Wirtschaftsverhältnisse in den verschiedenen Teilen des Landes machen eine |8| gesonderte Untersuchung der Hauptgebiete, die sich ökonomisch wesentlich voneinander unterscheiden, unbedingt notwendig. Die amerikanischen Statistiker haben das Land 1900 in fünf und 1910 in neun Gebiete eingeteilt: 1. Neuengland - die sechs Staaten im Nordosten, an der Küste des Atlantischen Ozeans (Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island und Connecticut); 2. die Mittelatlantischen Staaten (New York, New Jersey und Pennsylvanien), diese beiden Gebiete zusammen bildeten 1900 das "Nordatlantische Gebiet"; 3. die Nordöstlichen Zentralstaaten (Ohio, Indiana, Illinois, Michigan und Wisconsin); 4. die Nordwestlichen Zentralstaaten (Minnesota, Iowa, Missouri, Nord- und Süd-Dakota, Nebraska und Kansas), diese beiden Gebiete bildeten 1900 das "Nördliche Zentralgebiet"; 5. die Südatlantischen Staaten (Delaware, Maryland, Distrikt Columbia, Virginia und West-Virginia, Nord- und Süd-Carolina, Georgia und Florida), die auch 1900 ein besonderes Gebiet bildeten; 6. die Südöstlichen Zentralstaaten (Kentucky, Tennessee, Alabama und Mississippi); 7. die Südwestlichen Zentralstaaten (Arkansas, Oklahoma, Louisiana und Texas), diese beiden Gebiete bildeten 1900 das "Südliche Zentralgebiet"; 8, die Gebirgsstaaten (Montana, Idaho, Wyoming, Colorado, Neu-Mexiko, Arizona, Utah und Nevada); 9. die Pazifischen Staaten (Washington, Oregon und Kalifornien), diese beiden Gebiete bildeten 1900 das "Westgebiet."

Die überaus große Buntheit dieser Einteilung veranlaßte die amerikanischen Statistiker, diese Gebiete 1910 in drei große Gebiete zusammenzufassen: den Norden (1-4), den Süden (5-7) und den Westen (8-9). Wie wir sogleich sehen werden, ist diese Einteilung in drei Hauptgebiete wirklich äußerst wichtig und dem Wesen nach unerläßlich, obgleich natürlich auch hier, wie überall, Übergangstypen vorhanden sind und wir Neuengland mit den Mittelatlantischen Staaten in einigen grundlegenden Fragen gesondert betrachten müssen.

Um den grundlegenden Unterschied zwischen den drei Hauptgebieten zu kennzeichnen, können wir sie nennen: den industriellen Norden, den ehemals sklavenhaltenden Süden und den noch in der Kolonisation befindlichen Westen.

Hier die Angaben über die Flächenausmaße, den Prozentsatz des bearbeiteten Bodens und die Bevölkerung:

|9| Gebiete

Bodenfläche
in Mill. Acres

Davon bearbeitet in %

Bevölkerung (1910) in Mill.

Norden

588

49%

56

Süden

562

27%

29

Westen

753

5%

7

Vereinigte Staaten insgesamt

1.903

25%

92

Was die Flächenausmaße anbelangt, so sind der Norden und der Süden einander annähernd gleich, während der Westen eine fast anderthalbmal so große Fläche aufweist wie jedes dieser beiden Gebiete. Doch ist die Bevölkerungszahl im Norden achtmal so groß wie im Westen. Der Westen ist eigentlich fast unbesiedelt. Mit welcher Schnelligkeit indes seine Besiedlung vor sich geht, ist daraus zu ersehen, daß in den 10 Jahren von 1900 bis 1910 die Bevölkerung im Norden um 18%, im Süden um 20%, im Westen aber um 67% zugenommen hat! Die Zahl der Farmen hat sich im Norden fast überhaupt nicht vergrößert: 2.874.000 im Jahre 1900 und 2.891.000 im Jahre 1910 (+ 0,6º/o); im Süden ist sie um 18%, von 2,6 auf 3,1 Millionen, angewachsen, während sie im Westen um 54%, von 213.000 auf 373.000, also auf mehr als das Anderthalbfache gestiegen ist.

In welcher Form die Besetzung des Bodens im Westen vor sich geht, ersieht man aus den Angaben über die Homesteads - Grundstücke von zumeist 160 Acres, d.h. etwa 65 Hektar Größe, die von der Regierung umsonst oder zu einem nominellen Preis abgegeben werden. Während des Jahrzehnts von 1901 bis 1910 betrug die Fläche der vergebenen Homesteads im Norden 55,3 Mill. Acres (davon 54,3 Mill., also mehr als 98%, in einem einzigen, nämlich im nordwestlichen Zentralgebiet); im Süden 20,0 Mill. (davon entfallen 17,3 Mill. allein auf das Südwestliche Zentralgebiet) und im Westen 55,3 Mill. Acre, die sich auf die beiden Westgebiete verteilen. Demnach ist der Westen durchgängig ein Homestead-Gebiet, d.h. ein Gebiet mit unentgeltlicher Zuteilung freier Ländereien. Es ist dies etwas Ähnliches wie die auf Besitzergreifung fußende Bodennutzung in den entfernten Randgebieten Rußlands, nur mit dem Unterschied, daß sie nicht durch einen Fronherrenstaat, sondern demokratisch geregelt wird (fast hätte ich gesagt: volkstümlerisch, denn die amerikanische Republik hat auf kapitalistische Manier die "volkstümlerische" Idee verwirklicht, freie Ländereien jedem zuzuweisen, der |10| darum einkommt). Im Norden und im Süden dagegen haben wir nur in je einem Gebiet Homesteads; diese Gebiete bilden gewissermaßen einen Übergangstypus zwischen dem unbesiedelten Westen und dem besiedelten Norden und Süden. Nebenbei sei bemerkt, daß nur in zwei Gebieten des Nordens, in Neuengland und im Mittelatlantischen Gebiet, im letzten Jahrzehnt überhaupt keine Zuweisung von Homesteads erfolgt ist. Auf diese beiden hochindustrialisierten Gebiete, in denen der Kolonisationsprozeß bereits gänzlich zum Stillstand gekommen ist, werden wir noch zurückkommen müssen.

Die angeführten Daten über die vergebenen Homesteads beziehen sich auf die ersten Vormerkungen für die Homesteads und nicht auf die endgültige Besitznahme der Grundstücke; über Letztere stehen uns keine gebietsweisen Angaben zur Verfügung. Aber wenn auch die angeführten Daten, absolut genommen, zu hoch gegriffen sein sollten, so geben sie doch auf jeden Fall das Verhältnis zwischen den Gebieten genau wieder. Im Norden waren 1910 in Farmerbesitz 414 Mill. Acres, die Vormerkungen für Homesteads betrugen also im letzten Jahrzehnt ungefähr ein Achtel dieser Fläche, im Süden ungefähr ein Siebzehntel (20 von 354) und im Westen die Hälfte (55 von 111)! Es wäre natürlich ein Hohn auf die Methoden wissenschaftlicher Forschung, wollte man die Angaben über die Gebiete, wo faktisch fast noch kein Privateigentum am Boden besteht, mit den Angaben über die Gebiete, wo sich aller Boden in fester Hand befindet, in einen Topf werfen.

Amerika bestätigt besonders anschaulich die von Marx im dritten Band des "Kapitals" hervorgehobene Tatsache, daß der Kapitalismus in der Landwirtschaft nicht von der Form des Grundeigentums und der Bodennutzung abhängt. Das Kapital findet mittelalterlichen und patriarchalischen Grundbesitz der verschiedensten Art vor: sowohl feudalen Grundbesitz und "bäuerlichen Anteilbesitz" (d.h. abhängiges bäuerliches Eigentum) als auch Clan-, Markgemeinschafts-, Staatseigentum usw. Das Kapital ordnet sich alle diese Arten des Grundbesitzes unter, doch in verschiedener Form, auf verschiedene Weise. Wäre die landwirtschaftliche Statistik gut durchdacht und vernünftig aufgestellt, so müßte sie ihre Untersuchungsmethoden, das Verfahren bei der Gruppierung usw. entsprechend den Formen ändern, unter denen der Kapitalismus in die Landwirtschaft eindringt. Sie müßte zum Beispiel die Homesteads |11| gesondert betrachten und ihr wirtschaftliches Schicksal verfolgen. Leider herrscht in der Statistik allzu häufig bloße Routine, gedankenlose und schablonenhafte Wiederholung einförmiger Methoden.

Wie extensiv die Landwirtschaft im Westen im Vergleich zu anderen Gebieten betrieben wird, ist unter anderem auch aus den Angaben über die Höhe der Aufwendungen für künstliche Düngemittel ersichtlich. Diese Aufwendungen betrugen 1909 pro Acre bearbeiteten Bodens im Norden 13 Cents (0,13 Dollar), im Süden 50, im Westen nur 6 Cents. Die enorm hohe Zahl des Südens erklärt sich daraus, daß die Baumwollkultur, die im Süden an vorderster Stelle steht, viel Düngung erheischt; Baumwolle zusammen mir Tabak ergeben hier 46,8% des Wertes aller landwirtschaftlichen Produkte, Getreide nur 29,3% und Heu und Futterpflanzen 5,1%. Im Norden dagegen steht an erster Stelle Getreide mit 62,6%, dann folgen Heu und Futterpflanzen mit 18,8%, wobei die Anbaugräser überwiegen. Im Westen macht Getreide 33,1% des Wertes aller landwirtschaftlichen Produkte aus; Heu und Futterpflanzen ergeben 31,7%, wobei die Anbaugräser den Wiesengräsern den Vorrang abtreten. 15,5% des Gesamtwertes liefert der Obstbau, ein besonderer, an der Küste des Stillen Ozeans in schneller Entwicklung begriffener Zweig der warenproduzierenden Landwirtschaft.

2. Der industrielle Norden

Im Norden erreichte der Prozentsatz der Stadtbevölkerung im Jahre 1910 58,6% gegenüber 22,5% im Süden und 48,8% im Westen. Die Rolle der Industrie ist aus den folgenden Angaben ersichtlich:

Produktenwert (in Milliarden Dollar)

Ackerbau

Viehzucht

Insgesamt

Industrie ab-
züglich des Wertes der Rohmaterialien

Zahl der Indu-
striearbeiter (in Millionen)

Norden

3,1

2,1

5,2

6,9

5,2

Süden

1,9

0,7

2,6

1,1

1,1

Westen

0,5

0,3

0,8

0,5

0,3

Vereinigte Staaten insgesamt

5,5

3,1

8,6

8,5

6,6

|12| Die Gesamtsumme des Wertes der landwirtschaftlichen Produkte, die sich hier ergibt, ist zu hoch, weil ein Teil der Ackerbauprodukte, z.B. das Viehfutter, im Wert der Viehzuchtprodukte noch einmal erscheint. Doch läßt sich auf jeden Fall der unwiderlegliche Schluß ziehen, daß ungefähr fünf Sechstel der ganzen amerikanischen Industrie im Norden konzentriert sind und daß dort die Industrie über die Landwirtschaft dominiert. Der Süden und der Westen dagegen tragen vorwiegend agrarischen Charakter.

Wie aus den vorstehenden Daten ersichtlich ist, unterscheidet sich der Norden vom Süden und Westen durch eine relativ weit höhere Entwicklung der Industrie, die der Landwirtschaft einen Markt verschafft und ihre Intensivierung bedingt. Doch der in diesem Sinne "industrielle" Norden bleibt nichtsdestoweniger der Hauptproduzent landwirtschaftlicher Produkte. Mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion, ungefähr drei Fünftel, ist im Norden konzentriert. Um wieviel intensiver die Landwirtschaft im Norden im Vergleich zu den übrigen Gebieten betrieben wird, kann man aus den folgenden Angaben über den Wert des gesamten landwirtschaftlichen Besitzes - Land, Gebäude, Geräte, Maschinen und Vieh -, umgerechnet auf 1 Acre Boden, ersehen: 1910 betrug dieser Wert im Norden 66 Dollar gegenüber 25 im Süden und 41 im Westen. Der Wert der Geräte und Maschinen allein betrug pro Acre 2,07 Dollar im Norden, 0,83 im Süden und 1,04 im Westen.

Dabei heben sich Neuengland und das Mittelatlantische Gebiet von den anderen Gebieten deutlich ab. Wie schon gesagt, gibt es hier keine Kolonisation. Die Zahl der Farmen hat von 1900 bis 1910 absolut abgenommen, ebenso die Menge des bearbeiteten Bodens wie auch die Gesamtbodenfläche der Farmen. Nach der Berufsstatistik sind hier nur 10% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt gegenüber 33% im Durchschnitt der ganzen Vereinigten Staaten, 25-41 % in den übrigen Gebieten des Nordens und 51-63% im Süden. Auf Getreide entfallen hier im ganzen 6-25% der Anbaufläche (der Durchschnitt für die Vereinigten Staaten beträgt 40% für den Norden 46%), auf Futterpflanzen (hauptsächlich Anbaugräser) 52-29% (gegenüber 15% und 18%), auf Gemüsebau 4,6-3,8% (gegenüber 1,5% und 1,5%). Dieses Gebiet hat die intensivste Agrikultur. 1909 wurden hier auf 1 Acre bearbeiteten Bodens durchschnittlich 1,30 und 0,62 Dollar für Düngung |13| ausgegeben. Die erste Zahl ist die Maximalzahl, die zweite wird nur von einem einzigen Gebiet im Süden übertroffen. Der Durchschnittswert der Geräte und Maschinen pro Acre bearbeiteten Bodens beträgt 2,58 und 3,88 Dollar; das sind Maximalzahlen für die Vereinigten Staaten. In der weiteren Darlegung werden wir sehen, daß sich diese hochindustrialisierten Gebiete des industriellen Nordens nicht nur durch die größte Intensität der Agrikultur, sondern auch durch den ausgeprägtesten kapitalistischen Charakter der Landwirtschaft auszeichnen.

3. Der ehemals sklavenhaltende Süden

Die Vereinigten Staaten von Amerika, schreibt Herr Himmer, sind "ein Land, das den Feudalismus niemals gekannt hat und von seinen ökonomischen Überresten nichts weiß" (S. 41 des genannten Artikels). Das genaue Gegenteil dieser Behauptung ist wahr, denn die ökonomischen Überreste der Sklaverei unterscheiden sich in gar nichts von den Überresten des Feudalismus, und in dem ehemals sklavenhaltenden Süden der Vereinigten Staaten sind diese Überreste auch heute noch sehr stark. Es würde nicht lohnen, bei diesem Irrtum des Herrn Himmer zu verweilen, wenn man ihn nur als einen Fehler in einem schnell hingeworfenen Zeitschriftenartikel betrachten könnte. Doch die ganze liberale und die ganze Volkstümlerliteratur Rußlands beweist, daß genau der gleiche "Fehler" systematisch und mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit auch hinsichtlich des russischen Systems der Abarbeit - unseres Überrestes des Feudalismus - begangen wird.

Der Süden der Vereinigten Staaten war das Gebiet der Sklavenhalter, bis der Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 die Sklaverei hinwegfegte. Heute noch beträgt die Zahl der Neger, die in den Nord- und Westgebieten 0,7-2,2% der Bevölkerung nicht übersteigt, im Süden 22,6 bis 33,7% der Gesamtbevölkerung. Der durchschnittliche Prozentsatz der Neger in den ganzen Vereinigten Staaten beträgt 10,7% der Bevölkerung. Über die gedrückte Lage der Neger braucht man kein Wort zu verlieren; die amerikanische Bourgeoisie ist in dieser Beziehung um nichts besser als die Bourgeoisie anderer Länder. Nachdem sie die Neger "befreit" hatte, verstand sie es, auf der Grundlage des "freien" und republika- |14| nisch-demokratischen Kapitalismus alles mögliche wiederherzustellen, alles mögliche und unmögliche zu tun, um die Neger auf die schamloseste und gemeinste Art und Weise zu unterdrücken. Um das Kulturniveau zu kennzeichnen, genügt der Hinweis auf eine kleine statistische Tatsache. Während 1900 die Zahl der Analphabeten unter der weißen Bevölkerung der Vereinigten Staaten (im Alter von 10 und mehr Jahren) 6,2% betrug, war der Prozentsatz unter den Negern 44,5%!! Also mehr als das Siebenfache!! Im Norden und im Westen betrug der Prozentsatz der Analphabeten 46% (1900), im Süden 22,9-23,9%!! Man kann sich unschwer vorstellen, welche Summe von Tatsachen auf dem Gebiet der Rechts- und Lebensverhältnisse dieser schmachvollen Tatsache aus dem Gebiet der Volksbildung entspricht.

Auf welcher ökonomischen Grundlage aber entstand und hält sich dieser reizende "Überbau"?

Auf einer typisch russischen Grundlage, auf dem "echt russischen" Abarbeitssystem, nämlich: der Teilpacht.

Im Jahre 1910 gehörten 920.883 Farmen oder 14,5% aller Farmen Negern. Von der Gesamtzahl der Farmer waren 37,0% Pächter und 62,1% Eigentümer; die übrigen 0,9% der Farmen unterstanden Verwaltern. Aber bei den Weißen betragt der Prozentsatz der Pächter 39,2%, bei den Negern dagegen 75,3%! Der Typus des weißen Farmers in Amerika ist der Besitzer von Eigenland; der Typus des Negerfarmers ist der Pächter. Im Westen beläuft sich der Prozentsatz der Pächter auf nur 14,0% - es ist dies das Kolonisationsgebiet mit neuem, freiem Boden, das Eldorado (ein kurzfristiges und unsicheres Eldorado) des kleinen "selbständigen Landwirts". Im Norden beträgt der Prozentsatz der Pächter 26,5%, im Süden 49,6%! Die Hälfte der Farmer im Süden sind Pächter.

Aber damit nicht genug, haben wir es überhaupt nicht mit Pächtern im europäischen, zivilisierten, modern kapitalistischen Sinne zu tun. Wir haben hier vorwiegend halbfeudalistische oder, was in ökonomischer Beziehung dasselbe bedeutet, halbversklavte Teilpächter vor uns. In. "freien" Westen bilden die Teilpächter die Minderheit unter den Pächtern (25.000 von 53.000). Im alten, längst besiedelten Norden sind von 766.000 Pächtern 483.000 Teilpächter, also 63%; im Süden sind von 1.537.000 Pächtern 1.021.000 oder 66% Teilpächter.

|15| Im freien, republikanisch-demokratischen Amerika gab es 1910 11/2 Millionen Teilpächter, darunter mehr als eine Million Neger. Und die Zahl der Teilpächter nimmt im Verhältnis zur Gesamtzahl der Farmer nicht ab, sondern wächst unaufhaltsam und ziemlich schnell. Im Jahre 1880 belief sich der Prozentsatz der Teilpächter im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Farmer in den Vereinigten Staaten auf 17,5%, 1890 auf 18,4%, 1900 auf 22,2% und 1910 auf 24,0%.

"Im Süden", so lesen wir im Resümee der amerikanischen Statistiker zur Volkszählung von 1910, "waren die Verhältnisse von denen im Norden immer etwas verschieden, und viele Pächterfarmen sind Teile von Plantagen, die von beträchtlichem Umfang sind und aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg herrühren." Im Süden "trat das System des Wirtschaftens mit Pächtern, hauptsächlich Negern, an die Stelle des Wirtschaftens vermittels Sklavenarbeit". "Die Entwicklung des Pachtsystems ist am augenfälligsten im Süden, wo die großen Plantagen, die früher durch Sklavenarbeit bewirtschaftet worden waren, in vielen Fällen in kleine Parzellen aufgeteilt und verpachtet wurden ... Diese Plantagen werden in vielen Fällen heute noch im wesentlichen als landwirtschaftliche Einheiten bestellt, und die Pächter sind in hohem Grade einer Aufsicht unterworfen, die der auf den Farmen des Nordens gegenüber den Lohnarbeitern üblichen mehr oder weniger ähnlich ist" (das genannte Werk, Bd. V, 102, 104).

Zur Charakteristik des Südens muß noch hinzugefügt werden, daß die Bevölkerung von dort in andere kapitalistische Gebiete und in die Städte abwandert, ebenso wie in Rußland die Bauern aus den rückständigsten Gouvernements, den landwirtschaftlichen Zentralgouvernements, wo sich die Überreste der Leibeigenschaft am stärksten erhalten haben, aus dem Herrschaftsbereich der Knüppel-Markow in kapitalistisch entwickeltere Gebiete Rußlands, in die Hauptstädte, in die industriellen Gouvernements und nach dem Süden abwandern. (Siehe "Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland".) Das Gebiet der Teilpacht ist in Amerika ebenso wie in Rußland das Gebiet der größten Stagnation, der stärksten Unterdrückung und Knechtung der werktätigen Massen. |16| Die Einwanderer in Amerika, die in der Wirtschaft des Landes und in seinem ganzen öffentlichen Leben eine so hervorragende Rolle spielen, meiden den Süden. Im Jahre 1910 waren 14,5% der Bevölkerung außerhalb Amerikas geboren. Im Süden jedoch beträgt dieser Prozentsatz nur 1,0-4,0% für die einzelnen Gebiete, während in den übrigen Gebieten des Landes die Eingewanderten nicht weniger als 13,9% und bis zu 27,7% (Neuengland) ausmachen. Abgeschlossenheit, Rückständigkeit, Stickluft, eine Art Gefängnis für die "befreiten" Neger - das ist der amerikanische Süden. Hier ist die Seßhaftigkeit der Bevölkerung am stärksten, hier ist sie am festesten "an die Scholle gebunden". Mit Ausnahme jenes Gebiets im Süden, wo eine beträchtliche Kolonisation stattfindet (Südwestliches Zentralgebiet), sind in den beiden anderen Gebieten des Südens 91-92% der Bevölkerung in demselben Gebiet geboren, in welchem sie leben, während allgemein in Amerika dieser Prozentsatz 72,6% beträgt, die Fluktuation der Bevölkerung also viel größer ist. Im Westen, der durchweg Kolonisationsgebiet ist, sind nur 35-41% der Bevölkerung in dem Gebiet geboren, in welchem sie leben.

Aus den beiden Gebieten des Südens, die keine Kolonisation kennen, fliehen die Neger: in den zwischen den beiden letzten Volkszählungen liegenden 10 Jahren haben diese beiden Gebiete an andere Landstriche fast 600.000 Angehörige der "schwarzen" Bevölkerung abgegeben. Die Neger wandern hauptsächlich in die Städte; im Süden leben 77-80% aller Neger auf dem Lande, in den übrigen Gebieten dagegen nur 8-32%. Die ökonomische Lage der Neger in Amerika und die der "ehemaligen Guts"bauern im zentralen Landwirtschaftsgebiet Rußlands erweist sich als ganz erstaunlich gleichartig.

4. Die Durchschnittsgröße der Farmen
Die "Zersetzung des Kapitalismus" im Süden

Nachdem wir die grundlegenden Unterscheidungsmerkmale der drei Hauptgebiete der Vereinigten Staaten und den allgemeinen Charakter der wirtschaftlichen Verhältnisse untersucht haben, können wir zur Analyse des Materials übergehen, mit dem gewöhnlich operiert wird. Hierher gehören vor allem die Angaben über die Durchschnittsgröße der |17| Farmen. Auf Grund dieser Angaben kommen sehr viele Ökonomen, darunter auch Herr Himmer, zu den kühnsten Schlüssen.

Durchschnittsgröße der Farmen in den Vereinigten Staaten:

Jahr

Gesamte Bodenfläche

Bearbeitete Bodenfläche

(in Acres)

1850

202,6

78.0

1860

199,2

79,8

1870

153,3

71,0

1880

133,7

71,0

1890

136,5

78,3

1900

146,2

72,2

1910

138,1

75,2

Im allgemeinen ergeben sich auf den ersten Blick eine Abnahme der Durchschnittsgröße der gesamten Bodenfläche und unbestimmte Veränderungen - bald Abnahme, bald Zunahme - in der Durchschnittsgröße der bearbeiteten Bodenfläche. Eine deutliche Grenze bildet aber die Periode von 1860 bis 1870, die wir deshalb auch durch einen Trennungsstrich kenntlich gemacht haben. In dieser Periode ist nämlich eine gewaltige Abnahme der durchschnittlichen Gesamtbodenfläche, und zwar um 46 Acres (199,2-153,3), sowie die stärkste, ebenfalls abwärts verlaufende Änderung (79,8-71,0) in der durchschnittlichen Größe der Anbaufläche zu konstatieren.

Woran liegt das? Offensichtlich am Bürgerkrieg in den Jahren 1861 bis 1865 und an der Aufhebung der Sklaverei. Den Latifundien der Sklavenhalter war ein entscheidender Schlag versetzt worden. Wir werden diese Tatsache weiter unten noch mehrfach bestätigt finden; übrigens ist sie so bekannt, daß man sich über die Notwendigkeit ihrer Bestätigung wundern muß. Betrachten wir die Daten über den Süden und über den Norden gesondert:

Durchschnittsgröße der Farmen in Acres

Im Süden

Im Norden

Jahr

Durchschn. Gesamtfläche

Durchschn. Anbaufläche

Durchschn. Gesamtfläche

Durchschn. Anbaufläche

1850

332,1

101,1

127,1

65,4

1860

335,4

101,3

126,4

68,3

|18| 1870

214,2

69,2

117,0

69,2

1880

153,4

56,2

114,9

76,6

1890

139,7

58,8

123,7

87,8

1900

138,2

48,1

132,2

90,9

1910

114,4

48,6

143,0

100,3

Wir sehen, die Durchschnittsgröße der auf eine Farm entfallenden Anbaufläche hat von 1860 bis 1870 im Süden gewaltig abgenommen (101,3-69,2), während sie im Norden eine kleine Aufwärtsbewegung zeigt (68,3-69,2). Die Sache liegt also vor allem am den Entwicklungsbedingungen des Südens. Dort beobachten wir auch nach der Aufhebung der Sklaverei eine zwar langsame und nicht stetige, immerhin aber eine Abnahme der Durchschnittsgröße der Farmen.

"Der auf eigener Arbeit beruhende landwirtschaftliche Kleinbetrieb dehnt hier seinen Herrschaftsbereich aus", folgert Herr Himmer, "während das Kapital die Landwirtschaft verläßt, um andere Anlagegebiete zu suchen..." "Die ungestüme Zersetzung des agrarischen Kapitalismus in den Südatlantischen Staaten ..."

Zu dieser absonderlichen Schlußfolgerung läßt sich, scheint es, nur eine Parallele finden: in den Betrachtungen unserer Volkstümler über die "Zersetzung des Kapitalismus" in Rußland nach 1861 infolge des Übergangs der Gutsbesitzer vom System der Fronwirtschaft zum (halbfronwirtschaftlichen!) System der Abarbeit. Die Zerstückelung der Latifundien der Sklavenhalter heißt hier "Zersetzung des Kapitalismus". Die Umwandlung des unbearbeiteten Bodens der Sklavenhalter von gestern in kleine Farmen der Neger, die zur Hälfte Teilpächter sind (erinnern wir uns, daß der Prozentsatz der Teilpächter von einer Volkszählung zur andern stetig zunimmt!), wird hier "Zersetzung des Kapitalismus" genannt. Mehr kann man die Grundbegriffe der Wirtschaftswissenschaft nicht verdrehen!

Im 12. Kapitel des erläuternden Textes zur Volkszählung von 1910 brachten die amerikanischen Statistiker Angaben über die typischen "Plantagen" im Süden - aus unserer Zeit, nicht etwa aus der Zeit der |19| Sklaverei. Auf 39.073 Plantagen haben wir 39.073 "Herrenfarmen" (landlord farms) und 398.905 Pächterfarmen. Im Durchschnitt kommen also 10 Pächter auf einen "Herrn", einen "Gutsbesitzer" oder "Landlord". Die durchschnittliche Größe der Plantagen beträgt 724 Acres. Davon sind nur 405 Acres bearbeiteter Boden, auf eine Plantage kommen mehr als 300 Acres unbearbeiteten Bodens. Kein übler Vorrat für die künftigen Ausbeutungspläne der Herren Sklavenhalter von gestern ...

Die Bodenverteilung bei den mittleren Plantagen ist wie folgt: die "Herrenfarm" hat 331 Acres Land, von denen 87 bearbeitet werden. Auf die "Pächter"farmen, d.h. auf die Parzellen der Neger, die Teilpächter sind und nach wie vor für den "Herrn" und unter seiner Aufsicht arbeiten, entfallen durchschnittlich 38 Acres Boden, von denen 31 Acres bearbeitet werden.

Die ehemaligen Sklavenhalter des Südens, die ungeheure Latifundien besitzen, deren Boden auch heute noch zu mehr als neun Zehnteln unbearbeitet bleibt, gehen in dem Maße, wie die Bevölkerung wächst und die Nachfrage nach Baumwolle steigt, allmählich zum Verkauf dieses Bodens an Neger über, noch häufiger aber überlasen sie ihnen kleine Parzellen auf Halbpacht. (Von 1900 bis 1910 stieg im Süden die Zahl der Farmer, die Volleigentümer ihres gesamten Bodens sind, von 1.237.000 auf 1.329.000, also um 7,5%, während gleichzeitig die Zahl der Teilpächter von 772.000 auf 1.021.000, also um 32,2% stieg.) Und da findet sich ein Ökonom, der diese Erscheinung "Zersetzung des Kapitalismus" nennt ...

Zu den Latifundien rechnen wir Farmen mit 1.000 und mehr Acres Land. Auf sie entfielen 1910 in den Vereinigten Staaten 0,8% (50.135) aller Farmen und 167,1 Millionen Acres oder 19,0% allen Bodens. Demnach kommen im Durchschnitt auf ein Latifundium 3.332 Acres Land, Der Prozentsatz des bearbeiteten Bodens beträgt bei den Latifundien nur 18,7%, dagegen für alle Farmen überhaupt 54,4%. Dabei gibt es am wenigsten Latifundien im kapitalistischen Norden: 0,5% aller Farmen mit 6,9% allen Bodens, wobei der Anteil des bearbeiteten Bodens bei den Latifundien 41,1% ausmacht. Die meisten Latifundien gibt es im Westen: 3,9% aller Farmen mit 48,3% der gesamten Bodenfläche; 32,3% des Bodens der Latifundien werden be- |20| arbeitet. Am höchsten ist der Prozentsatz des unbearbeiteten Bodens der Latifundien im ehemals sklavenhaltenden Süden: 0,7% der Farmen sind Latifundien. Auf sie entfallen 23,9% des Bodens. Bearbeitet werden insgesamt nur 8,5% des Bodens der Latifundien!! Aus diesen detaillierten Angaben geht unter anderem klar hervor, wie unbegründet das weitverbreitete Verfahren ist, die Latifundien - ohne besondere Prüfung des konkreten Materials für jedes einzelne Land und für jedes einzelne Gebiet - zur kapitalistischen Wirtschaft zu rechnen.

In dem Jahrzehnt von 1900 bis 1910 hat gerade bei den Latifundien und nur bei den Latifundien die Gesamtmenge des Grund und Bodens abgenommen. Diese Abnahme war sehr beträchtlich: von 197,8 auf 167,1 Mill. Acres, also um 30,7 Mill. Acres. Im Süden beträgt diese Abnahme 31,8 Mill. Acres (im Norden fand eine Zunahme um 2,3 Mill., im Westen eine Abnahme um 1,2 Mill. statt). Daraus folgt, daß der Prozeß einer in gewaltigem Umfang vor sich gehenden Zerstückelung von Latifundien, die dabei eine ganz geringe Anbaufläche (8,5%) aufweisen, gerade für den Süden und nur für den sklavenhaltenden Süden charakteristisch ist.

Aus alledem ergibt sich unausweichlich die einzig genaue Definition des hier vor sich gehenden ökonomischen Prozesses: Übergang von den zu neun Zehnteln überhaupt nicht bearbeiteten Latifundien der Sklavenhalter zur warenproduzierenden Kleinwirtschaft. Nicht zur "Arbeitswirtschaft", wie Herr Himmer und die Volkstümler im Verein mit allen bürgerlichen Ökonomen, die billige Hymnen auf die "Arbeit" singen, zu sagen belieben, sondern zur Warenwirtschaft. Das Wort "Arbeitswirtschaft" hat keinerlei politisch-ökonomischen Sinn und führt indirekt irre. Es ist bar jeden Sinns, denn der kleine Landwirt "arbeitet" unter jedweder ökonomischen Gesellschaftsformation: unter der Sklaverei ebenso wie unter der Leibeigenschaft und unter dem Kapitalismus. Das Wort "Arbeitswirtschaft" ist eine leere Phrase, eine inhaltslose Deklamation, die eine einzig und allein der Bourgeoisie vorteilhafte Vermengung der verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen verhüllt. Das Wort "Arbeitswirtschaft" führt irre, täuscht den Leser, weil es vorspiegelt, daß es dabei keine Lohnarbeit gebe.

Herr Himmer übergeht wie alle bürgerlichen Ökonomen gerade die Angaben über die Lohnarbeit, obwohl diese Angaben für die Frage des |21| Kapitalismus in der Landwirtschaft am wichtigsten sind und sich nicht nur in der Zählung von 1900, sondern auch in dem "Bulletin" der Zählung von 1910 (Abstract - Farm crops, by states) finden, das von Herrn Himmer (S. 49 seines Artikels, Anmerkung) zitiert wird.

Daß das Wachstum des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs im Süden eben ein Wachstum der warenproduzierenden Landwirtschaft bedeutet, zeigt das landwirtschaftliche Hauptprodukt des Süden. Dieses Produkt ist die Baumwolle. Sämtliche Getreidearten machen im Süden 29,3% des Wertes der gesamten Ernte an Feldfrüchten aus, Heu und Futterpflanzen 5,1%, Baumwolle aber 42,7%. Die Schafwollproduktion der Vereinigten Staaten stieg von 1870 bis 1910 von 162 Mill. Pfund auf 321 Mill. Pfund, also auf das Doppelte; die Weizenproduktion von 236 Mill. Bushels auf 635 Mill. Bushels, also auf weniger als das Dreifache: die Maisproduktion von 1.094 Mill. Bushels auf 2.886 Mill., ebenfalls auf weniger als das Dreifache; die Baumwollproduktion dagegen von 4 Mill. Ballen (je 500 Pfund) auf 12 Mill., d.h. auf das Dreifache. Die Zunahme des vorzugsweise für den Markt bestimmten landwirtschaftlichen Produkts hat also die Zunahme der weniger marktgängigen Produkte überholt. Außerdem hat sich im Hauptgebiet des Südens, dem "Südatlantischen", eine ziemlich beträchtliche Produktion von Tabak (12,1% des Wertes der Gesamternte im Staat Virginia), von Gemüse (20,1% des Wertes der Gesamternte im Staat Delaware und 23,2% im Staat Florida), von Obst (21,3% des Wertes der Gesamternte im Staat Florida) usw. entwickelt. All dies sind landwirtschaftliche Kulturen, die eine Intensivierung der Agrikultur, eine Vergrößerung der Wirtschaft bei Verringerung der Bodenfläche und vermehrte Verwendung von Lohnarbeit bedeuten.

Wir wollen nun zu einer näheren Untersuchung der Angaben über die Lohnarbeit übergehen. Hier sei nur bemerkt, daß der Süden, obwohl er in dieser Beziehung hinter den übrigen Gebieten zurückgeblieben ist - die Verwendung von Lohnarbeit ist hier schwächer, denn die der Sklaverei ähnliche Teilpacht ist stärker ausgeprägt -, dennoch ebenfalls eine Zunahme der Verwendung von Lohnarbeit aufweist.

5. Der kapitalistische Charakter der Landwirtschaft

|22| Gewöhnlich beurteilt man den Kapitalismus in der Landwirtschaft nach den Angaben über die Größe der Farmen oder über die Anzahl und Bedeutung der Farmen mit großer Bodenfläche. Angaben dieser Art haben wir teilweise schon betrachtet, teilweise werden wir sie noch betrachten, doch müssen wir bemerken, daß all dies indirekte Angaben sind, weil der Umfang der Bodenfläche bei weitem nicht immer und bei weitem nicht unmittelbar auf einen wirklich großen Umfang der Wirtschaft und auf ihren kapitalistischen Charakter schließen läßt.

Angaben über die Lohnarbeit sind in dieser Beziehung unvergleichlich beweiskräftiger und kennzeichnender. Die landwirtschaftlichen Betriebszählungen der letzten Jahre, z.B. die österreichische von 1902 und die deutsche von 1900, mit deren Analyse wir uns an anderer Stelle befassen werden, haben gezeigt, daß die Verwendung von Lohnarbeit in der heutigen Landwirtschaft - und besonders im landwirtschaftlichen Kleinbetrieb - viel beträchtlicher ist, als man gemeinhin annimmt. Nichts widerlegt das spießbürgerliche Märchen von dem "auf eigener Arbeit beruhenden" landwirtschaftlichen Kleinbetrieb so gründlich und anschaulich wie diese Angaben.

Die amerikanische Statistik hat ein sehr umfassendes Material zu dieser Frage gesammelt, denn im Zählbogen wird jeder einzelne Farmer befragt, ob er Ausgaben für Lohnarbeit hat, und wenn ja, wie hoch dieselben sind. Zum Unterschied von der europäischen Statistik - z.B. der eben erwähnten zwei Länder - unterläßt es die amerikanische Statistik, die Zahl der zum gegebenen Zeitpunkt bei jedem Landwirt beschäftigten Lohnarbeiter zu registrieren, obwohl das sehr leicht festzustellen und die wissenschaftliche Bedeutung dieser Angaben in Ergänzung der Angaben über die Gesamtausgaben für Lohnarbeit sehr groß wäre. Am schlimmsten aber ist die völlig unbrauchbare Bearbeitung dieser Angaben in der Zählung von 1910, die überhaupt unvergleichlich schlechter bearbeitet ist als die von 1900. Bei der Zählung von 1910 sind alle Farmen nach dem Umfang ihrer Bodenfläche in Gruppen geteilt (wie auch 1900), aber abweichend von 1900 sind die Angaben über die Verwendung von Lohnarbeit nicht nach diesen Gruppen angeführt. Wir |23| sind daher außerstande, die nach ihrer Bodenfläche kleinen und großen Wirtschaften hinsichtlich der Verwendung von Lohnarbeit miteinander zu vergleichen. Uns stehen nur Durchschnittsangaben nach Staaten und Gebieten zur Verfügung, d.h. Angaben, die kapitalistische und nichtkapitalistische Wirtschaften miteinander vermengen.

Wir werden die besser bearbeiteten Angaben für 1900 weiter unten gesondert betrachten, jetzt aber wollen wir die Angaben für 1910 anführen. Die Angaben beziehen sich eigentlich auf die Jahre 1899 und 1909:

Gebiete

Prozentsatz der Farmen, die Lohnarbeiter beschäftigen

Steigerung der Ausgaben für Lohnarbeit von 1899-1909

Ausgaben für Lohnarbeit pro Acre bearbeiteten Bodens

(1909)

in %

(in Dollar)

1909

1899

Norden

55,1

+ 70,8

1,26

0,82

Süden

36,6

+ 87,1

1,07

0,69

Westen

52,5

+ 119,0

3,25

2,07

Vereinigte Staaten insgesamt

45,9

+ 82,3

1,36

0,86

Vor allem geht aus diesen Angaben unzweifelhaft hervor, daß die Landwirtschaft des Nordens am stärksten kapitalistischen Charakter trägt (55,1% der Farmen verwenden Lohnarbeit), dann folgt der Westen (52,5%) und an letzter Stelle der Süden (36,6%). Anders kann es auch nicht sein, wenn man ein dichtbevölkertes Industriegebiet mit einem Kolonisationsgebiet sowie einem Teilpachtgebiet vergleicht. Die Angaben über den Prozentsatz der Farmen, die Lohnarbeit verwenden, sind für einen genauen Vergleich der Gebiete selbstverständlich viel geeigneter als die Angaben über die Höhe der Ausgaben für Lohnarbeit, umgerechnet auf 1 Acre bearbeiteten Bodens. Diese Angaben könnten nur bei gleicher Höhe des Arbeitslohns in den verschiedenen Gebieten miteinander verglichen werden. Wir haben zwar keine Angaben über die Arbeitslöhne in der Landwirtschaft der Vereinigten Staaten, aber angesichts der uns bekannten grundlegenden Unterschiede zwischen den Gebieten ist es unwahrscheinlich, daß sie die gleiche Höhe aufweisen.

|24| Im Norden und im Westen, in den beiden Gebieten, wo zwei Drittel des ganzen bearbeiteten Bodens und zwei Drittel des ganzen Viehbestands konzentriert sind, kommt also mehr als die Hälfte der Farmer nicht ohne Verwendung von Lohnarbeit aus. Im Süden ist dieser Anteil nur deshalb geringer, weil dort die halbfeudalistische (der Sklaverei ähnliche) Ausbeutung in Gestalt der Teilpacht noch stark ist. Zweifellos muß, ebenso wie in allen übrigen kapitalistischen Ländern der Welt, auch in Amerika der am schlechtesten gestellte Teil der Farmer zum Verkauf seiner Arbeitskraft greifen. Leider fehlen in der amerikanischen Statistik jegliche Angaben hierüber, während z.B. in der deutschen Statistik von 1907 diese Angaben sorgfältig gesammelt und bearbeitet sind. Nach den deutschen Angaben sind von 5.736.082 Besitzern landwirtschaftlicher Betriebe (Gesamtzahl mit Einschluß auch der kleinsten "Hofbesitzer") 1.940.867, d.h. mehr als 30%, ihrer Hauptbeschäftigung nach Lohnarbeiter. Die Masse dieser ständigen oder im Tagelohn beschäftigten Landarbeiter mit einem Stückchen Land gehört natürlich zu den untersten Gruppen der Landwirte,

Nehmen wir an, daß in den Vereinigten Staaten, wo die Zwergfarmen (bis zu 3 Acres) in der Regel überhaupt nicht registriert wurden, nur 10% der Farmer zum Verkauf ihrer Arbeitskraft greifen. Auch in diesem Fall erhalten wir das Ergebnis, daß die unmittelbar von Gutsbesitzern und Kapitalisten ausgebeuteten Farmer mehr als ein Drittel der Gesamtzahl ausmachen (24% Teilpächter, d.h. von den einstigen Sklavenhaltern auf feudalistische oder halbfeudalistische Art und Weise Ausgebeutete, plus 10% von Kapitalisten Ausgebeutete machen zusammen 34%). Es ist also eine Minderheit, kaum mehr als der fünfte oder vierte Teil der Gesamtheit der Farmer, die weder Lohnarbeiter dingt, noch selbst in Lohnarbeit oder in einem Fronverhältnis steht.

So stehen in Wirklichkeit die Dinge in dem Lande des "vorbildlichen und fortgeschrittensten" Kapitalismus, in dem Lande, wo Millionen Hektar Land unentgeltlich vergeben werden. Der vielgerühmte "auf eigener Arbeit beruhende", nichtkapitalistische landwirtschaftliche Kleinbetrieb ist auch hier ein Mythos.

Wie groß ist die Zahl der landwirtschaftlichen Lohnarbeiter in Amerika? Nimmt sie im Vergleich zur Zahl der Farmer und der gesamten Landbevölkerung zu oder ab?

|25| Leider gibt die amerikanische Statistik auf diese äußerst wichtigen Fragen keine direkte Antwort. Suchen wir also eine annähernde Antwort.

Eine annähernde Antwort können erstens die Zahlen der Berufsstatistik geben (Band IV der Zählungsergebnisse). Diese Statistik ist den Amerikanern "nicht geglückt". Sie ist dermaßen bürokratisch, zopfig und sinnwidrig bearbeitet, daß sie nicht einmal Angaben über die Stellung der einzelnen Personen in dem betreffenden Gewerbe enthält, d.h. ob sie Betriebsinhaber, mitarbeitende Familienangehörige oder Lohnarbeiter sind. Statt ein genaue ökonomische Einteilung vorzunehmen, begnügte man sich mit dem "landläufigen", "alltäglichen" Sprachgebrauch und faßte sowohl die Familienangehörigen der Farmer als auch die Lohnarbeiter ganz sinnlos unter der Rubrik "Landarbeiter" zusammen. Bekanntlich herrscht diesbezüglich nicht allein in der amerikanischen Statistik ein völliges Chaos.

Die Zählung von 1910 macht den Versuch, dieses Chaos ein wenig zu entwirren, offensichtliche Fehler zu beseitigen und wenigstens einen Teil der Lohnarbeiter (working out) von den mitarbeitenden Familienangehörigen (working on the home farm) zu scheiden. Nach einer Reihe von Berechnungen korrigieren die Statistiker die Gesamtzahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen durch eine Verminderung um 468.100 (Band IV, S. 27). Sodann wird die Zahl der weiblichen Lohnarbeiter für 1900 mit 220.048 und für 1910 mit 337.522 angegeben.(Zunahme um 53%). Die Zahl der männlichen Lohnarbeiter belief sich 1910 auf 2.299.444. Vorausgesetzt, daß 1900 der prozentuale Anteil der landwirtschaftlichen Lohnarbeiter an der Gesamtzahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten derselbe war wie 1910, so ergeben sich für 1900 insgesamt 1.798.165 männliche Lohnarbeiter. Dann erhalten wir das folgende Bild:

1900

1910

Zunahme in %

In der Landwirtschaft insgesamt beschäftigte Personen

10.381.765

12.099.825

+

16%

Zahl der Farmer

5.674.875

5.981.522

+

5%

Zahl der Lohnarbeiter

2.018.213

2.566.966

+

27%

|26| Danach hat die Zahl der Lohnarbeiter gegenüber der Zahl der Farmer prozentual um mehr als das Fünffache (27% gegen 5%) zugenommen. Der Anteil der Farmer an der Landbevölkerung hat abgenommen, der Anteil der Lohnarbeiter hat zugenommen. Die Zahl der selbständigen Landwirte hat im Verhältnis zur gesamten Landbevölkerung abgenommen; die Zahl der Abhängigen, der Ausgebeuteten hat zugenommen.

In Deutschland wurden 1907 41/2 Millionen landwirtschaftliche Lohnarbeiter bei insgesamt 15 Mill. mitarbeitenden Familienangehörigen und Lohnarbeitern gezählt. Mithin waren 30% Lohnarbeiter. In Amerika waren es nach der obigen annähernden Berechnung 21/2 Mill. von 12, also 21%. Es ist anzunehmen, daß das Vorhandensein von freiem Boden, der unentgeltlich vergeben wird, und der ungeheure Prozentsatz von Teilpächtern unter den Farmern den Prozentsatz der Lohnarbeiter in Amerika vermindern.

Zweitens kann sich eine annähernde Antwort auf die Zahlen über die Höhe der Ausgaben für Lohnarbeit in den Jahren 1899 und 1909 stützen. In dem gleichen Zeitabschnitt stieg die Zahl der Lohnarbeiter in der Industrie von 4,7 Mill. auf 6,6 Mill., d.h. um 40%, ihr Arbeitslohn dagegen von 2.008 Mill. Dollar auf 3.427 Mill. Dollar, d.h. um 70%. (Man darf nicht vergessen, daß die Preissteigerungen für Lebensmittel usw. diese nominellen Lohnsteigerungen aufgehoben haben,)

Auf Grund dieser Angaben kann man annehmen, daß der Steigerung der Ausgaben für Arbeitslöhne in der Landwirtschaft um 82% eine Steigerung der Zahl der Lohnarbeiter um etwa 48% entspricht. Eine analoge Annahme für die drei Hauptgebiete ergibt das folgende Bild:

Prozentuale Zunahme von 1900 bis 1910

Gebiete

Gesamte Land-
bevölkerung

Zahl der Farmen

Zahl der Lohnarbeiter

Norden

+ 3,9%

+ 0,6%

+ 40%

Süden

+ 14,8%

+18,2%

+50%

Westen

+49,7%

+53,7%

+66%

Vereinigte Staaten insgesamt

+ 11,2%

+ 10,9%

+48%

|27| Auch diese Angaben zeigen uns, daß die Zunahme der Zahl der Hofbesitzer, im ganzen Land insgesamt, hinter der Zunahme der Landbevölkerung zurückbleibt, während die Zunahme der Zahl der Lohnarbeiter die Zunahme der Zahl der Landbevölkerung überflügelt. Mit anderen Worten: die Verhältniszahl der Selbständigen sinkt, die Verhältniszahl der Abhängigen steigt.

Es sei bemerkt, daß der gewaltige Unterschied zwischen der Zunahme der Zahl der Lohnarbeiter nach der ersten Berechnung (+ 27%) und nach der zweiten (+ 48%) durchaus erklärlich ist, denn im ersten Fall wurden nur die berufsmäßigen Lohnarbeiter, im zweiten aber jeder einzelne Fall der Verwendung von entlohnter Arbeitskraft gezählt. Da in der Landwirtschaft die vorübergehende Verwendung von entlohnter Arbeitskraft von sehr großer Bedeutung ist, sollte man es sich stets zur Regel machen, sich nicht mit der Feststellung der Zahl der ständigen und nichtständigen Lohnarbeiter zu begnügen, sondern außerdem womöglich auch die Gesamtsumme der Ausgaben für Lohnarbeit zu ermitteln.

Jedenfalls zeigen beide Berechnungen zweifellos ein Anwachsen des Kapitalismus in der Landwirtschaft der Vereinigten Staaten und ein Anwachsen der Verwendung von Lohnarbeit, das die Zunahme der Landbevölkerung und der Zahl der Farmer überflügelt.

6. Die Gebiete der intensivsten Landwirtschaft

Nach der Betrachtung der allgemeinen Angaben über die Lohnarbeit, die das direkteste Merkmal des Kapitalismus in der Landwirtschaft ist, können wir nunmehr zu einer detaillierteren Untersuchung der besonderen Formen übergehen, unter denen der Kapitalismus in diesem Zweig der Volkswirtschaft auftritt.

Wir haben ein Gebiet kennengelernt, in dem die Durchschnittsgröße der Farmen abgenommen hat, nämlich den Süden, wo dieser Prozeß den Übergang von den Latifundien der Sklavenhalter zum warenproduzierenden landwirtschaftlichen Kleinbetrieb bedeutet. Es gibt noch ein anderes Gebiet, in dem die Durchschnittsgröße der Farmen abnimmt, |28| nämlich einen Teil des Nordens: Neuengland und die Mittelatlantischen Staaten. Hier die Angaben über diese Gebiete:

Durchschnittsgröße der Farmen (Anbaufläche) in Acres

Neuengland

Mittelatlantische Staaten

1850

66,5

70,8

1860

66,4

70,3

1870

66,4

69,2

1880

63,4

68,0

1890

56,5

67,4

1900

42,4

63,4

1910

38,4

62,6

Die Durchschnittsgröße einer Farm in Neuengland ist kleiner als in allen Gebieten der Vereinigten Staaten. Im Süden beträgt diese Durchschnittsgröße in zwei Gebieten 42-43 Acres, im dritten aber, dem Südwestlichen Zentralgebiet, wo es noch Kolonisation gibt, 61,8 Acres, d.h. fast ebensoviel wie in den Mittelatlantischen Staaten. Die Abnahme der Durchschnittsgröße der Farmen in Neuengland und in den Mittelatlantischen Staaten, "in den Gebieten mit älterer Kultur und höherer wirtschaftlicher Entwicklung" (Himmer, S. 60), in den Gebieten, wo es keine Kolonisation gibt, verleitete denn auch unseren Autor ebenso wie sehr viele andere bürgerliche Ökonomen zu der Schlußfolgerung, daß "die kapitalistische Landwirtschaft zerfällt", daß "die Produktion zersplittert und zerbröckelt" und daß es "keine solchen Gebiete gibt, wo der Kolonisationsprozeß nicht mehr vor sich ginge, die großkapitalistische Landwirtschaft aber sich nicht zersetzte und von der Arbeitswirtschaft nicht verdrängt würde".

Herr Himmer ist zu diesen der Wahrheit direkt entgegengesetzten Schlüssen deshalb gelangt, weil er eine ... "Kleinigkeit' vergessen hat: den Prozeß der Intensivierung der Landwirtschaft! Das ist unglaublich, aber Tatsache. Und da eine ganze Reihe bürgerlicher Ökonomen, ja fast alle, es fertigbringen, diese "Kleinigkeit" ebenfalls zu vergessen, wenn vom Klein- und Großbetrieb in der Landwirtschaft die Rede ist - obwohl sie "in der Theorie" alle den Intensivierungsprozeß in der Landwirtschaft sehr wohl "kennen" und anerkennen -, so müssen wir auf diese Frage besonders ausführlich eingehen. Grade hier ist eine der |29| Hauptquellen des ganzen Mißgeschicks der bürgerlichen (darunter auch der volkstümlerischen und der opportunistischen) Ökonomie in der Frage des "auf eigener Arbeit beruhenden" landwirtschaftlichen Kleinbetriebs. Man vergißt die "Kleinigkeit", daß infolge der technischen Besonderheiten der Landwirtschaft der Prozeß ihrer Intensivierung sehr häufig zu einer Vergrößerung des Umfangs der Wirtschaft, zu einem Anwachsen der Produktion und des Kapitalismus bei gleichzeitiger Verringerung der Durchschnittsfläche des bearbeiteten Bodens in der Wirtschaft führt.

Untersuchen wir zunächst, ob in der Technik der Landwirtschaft, in ihrem allgemeinen Charakter und ihrer Intensität grundlegende Unterschiede bestehen zwischen Neuengland und den Mittelatlantischen Staaten einerseits und dem übrigen Teil des Nordens sowie allen sonstigen Gebieten des Landes andererseits.

Die Unterschiede in der Agrikultur werden durch folgende Angaben charakterisiert:

Prozentsatz vom Gesamtwert der Ernte (1910)

Gebiete

Getreide

Heu und Futterpflanzen

Gemüse, Obst
und ähnliche Spezialkulturen

Neuengland

7,6

41,9

33,5

Mittelatlantisches Gebiet

29,6

31,4

31,8

Nordöstliches Zentralgebiet

65,4

16,5

11,0

Nordwestliches Zentralgebiet

75,4

14,6

5,9

Der Unterschied in den Verhältnissen der Agrikultur ist grundlegender Natur. Die ersten beiden gebiete zeigten eine höchst intensive, die letzten beiden eine extensive Wirtschaftsweise. In den letzten beiden Gebieten bildet das Getreide den überwiegenden Teil des Gesamtwerts der Ernte, in den ersten beiden bildete es nicht nur den kleineren, sondern bisweilen einen ganz geringfügigen Teil (7,6%), wobei die speziellen "Handels"gewächse (Gemüse, Obst usw.) einen. größeren Teil des Wertes der Ernte ausmacht als das Getreide. Die extensive Landwirtschaft hat der intensiven den Platz geräumt. Der Grasanbau hat sich stark ausgebreitet. In Neuengland sind von 3,8 Mill. Acres, die Heu und Futterpflanzen liefern, 3,3 Mill. mit Ackerbaugräsern bestellt. Für die Mittelatlantischen Saaten sind die entsprechenden Ziffern 8,5 und 7,9 Mill. |30|

Dagegen entfallen in den Nordwestlichen Zentralstaaten (Kolonisationsgebiet mit extensiver Landwirtschaft) von 27,4 Mill. Acres, die Heu und Futterpflanzen liefern, 14,5 Mill., d.h. mehr als die Hälfte, auf "wildes" Grasland usw.

Die Ernten in den "intensiven" Staaten sind beträchtlich höher:

Ernte Pro Acre in Bushel

Mais

Weizen

Gebiete

1909

1899

1909

1899

Neuengland

45,2

39,4

23,5

18,0

Mittelatlantisches Gebiet

32,2

34,0

18,6

14,9

Nordöstliches Zentralgebiet

38,6

38,3

17,2

12,9

Nordwestliches Zentralgebiet

27,7

31,4

14,8

12,2

Dieselbe Erscheinung ist auch bei der kommerziellen Viehhaltung und bei der in diesen Gebieten besonders entwickelten Molkereiwirtschaft zu beobachten:

Durchschnittliche Zahl der Milchkühe pro Farm

Durchschnittliche Milchpro-
duktion (in Gallonen) pro Kuh

Gebiete

(1900)

1909

1899

Neuengland

5,8

476

548

Mittelatlantisches Gebiet

6,1

490

514

Nordöstliches Zentralgebiet

4,0

410

487

Nordwestliches Zentralgebiet

4,9

325

371

Süden (3 Gebiete)

1,9-3,1

232-286

290-395

Westen (2 Gebiete)

4,7-5,1

339-475

334-470

Durchschnitt für die Vereinigten Staaten

3,8

362

424

Daraus ist zu ersehen, daß in den "intensiven" Staaten die Milchwirtschaften beträchtlich größer sind als in allen übrigen. Die Gebiete mit den nach der bearbeiteten Bodenfläche kleinsten Farmen sind die Gebiete mit den größten Milchwirtschaften. Diese Tatsache ist von gewaltiger Bedeutung, denn bekanntlich entwickelt sich die Molkereiwirtschaft am schnellsten in der Nähe der Städte und in Ländern (oder Gebieten) mit besonders hoch entwickelter Industrie. Die Statistiken Däne- |31| marks, Deutschlands und der Schweiz, auf die wir an anderer Stelle eingehen, zeigen ebenfalls eine zunehmende Konzentration des Milchviehs.

In den "intensiven" Staaten machen, wie wir gesehen haben, Heu und Futterpflanzen einen erheblich größeren Anteil am Gesamtwert der Ernte aus als Getreide. Und die Viehzucht entwickelt sich hier in beträchtlichem Maße auf Grund gekaufter Futtermittel. Hier die Angaben für 1909:

Summe (in Mill. Dollar)

Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben (+)
o. umgekehrt (-)

Gebiete

Einnahmen aus dem Verkauf

Ausgaben für den Ankauf

Neuengland

+     4,3

- 34,6

-   30,3

Mittelatlantisches Gebiet

+   21,6

- 54,7

-   33,1

Nordöstliches Zentralgebiet

+ 195,6

- 40,6

+ 155,0

Nordwestliches Zentralgebiet

+ 174,4

- 76,2

+   98,2

Die extensiv wirtschaftenden Staaten des Nordens verkaufen, die intensiv wirtschaftenden Staaten kaufen Futtermittel. Es ist klar, daß der Ankauf von Futtermitteln eine Großwirtschaft von hochentwickeltem kapitalistischem Charakter auf einer kleinen Bodenfläche ermöglicht.

Vergleichen wir nun die beiden intensiven Gebiete des Nordens, Neuengland und die Mittelatlantischen Staaten, mit dem extensivsten Gebiet des Nordens, dem Nordwestlichen Zentralgebiet:

Gebiete

Bearbeitete Boden-
fläche in Mill. Acres

Wert des ge-
samten Vieh-
bestandes (in Mill. Dollar)

Einnahmen aus dem Verkauf

Ausgaben für den Ankauf

von Futtermittel (in Mill. Dollar)

Neuengland + Mittelatl. Staaten

36,5

447

26

89

Nordwestl. Zentralstaaten

164,3

1.552

174

76

Wir sehen, daß in den intensiven Staaten mehr Vieh auf 1 Acre bearbeiteten Bodens entfällt (447:36 = 12 Dollar pro Acre) als in den extensiven Staaten (1.552:164 = 9 Dollar). Auf eine Flächeneinheit ist hier in Form von Vieh mehr Kapital angelegt. Auch der Gesamtumsatz |32| im Futtermittelhandel (Kauf + Verkauf) ist, auf eine Flächeneinheit umgerechnet, in den intensiven Staaten (26 + 89 = 115 Mill. Dollar auf 36 Mill. Acres) unvergleichlich größer als in den extensiven Staaten (174 + 76 = 250 Mill. Dollar auf 164 Mill. Acre.). Danach ist klar, daß die Landwirtschaft in den intensiven Staaten weit mehr kommerziellen Charakter hat als in den extensiven Staaten.

Den genauesten statistischen Ausdruck für den Grad der Intensivierung der Landwirtschaft bilden die Daten über die Ausgaben für Düngemittel und über den Wert der Geräte und Maschinen. Hier diese Daten:

Prozentsatz der Farmen, die Dünge-
mittel kau-
fen

Durch-
schnitts-
ausgabe für eine Farm (in Dollar)

Durchschnittsaus-
gaben für 1 Acre bearbeiteten Bodens (Dollar)

Durchschnitts-
zahl der Acres bearbeiteten Bodens auf eine Farm

1909

1899

(1909)

Norden

{

Neuengland

60,9

82

1,30

0,53

38,4

Mittelatl. Gebiet

57,1

68

0,62

0,37

62,6

Nordöstl. Zentralgebiet

19,6

37

0,09

0,07

79,2

Nordwestl. Zentralgebiet

2,1

41

0,01

0,01

148,0

Süden

{

Südatl. Gebiet

69,2

77

1,23

0,49

43,6

Südöstl. Zentralgebiet

33,8

37

0,29

0,13

42,2

Südwestl. Zentralgebiet

6,4

53

0,06

0,03

61,8

Westen

{

Gebirgsstaaten

1,3

67

0,01

0,01

86,8

Pazifische Staaten

6,4

189

0,10

0,05

116,1

Vereinigte Staaten

28,7

63

0,24

0,13

75,2

Hier tritt ganz klar der Unterschied hervor zwischen den extensiven Gebieten des Nordens mit ihrem verschwindend kleinen Prozentsatz an Farmen, die Düngemittel kaufen (2-19%), und mit ihren verschwindend kleinen Ausgaben für Düngemittel pro Acre bearbeiteten Bodens (0,01 bis 0,09 Dollar) einerseits und den intensiven Staaten anderseits wo die Mehrzahl der Farmen (57-60%) Düngemittel kauft und wo die Ausgaben hierfür eine beträchtliche Summe ausmachen. In Neuengland zum Beispiel erreichen diese Ausgaben 1,30 Dollar pro Acre. Diese Zahl |33| ist die höchste im ganzen Land (wiederum die kleinsten Farmen nach dem Bodenumfang und die größten Aufwendungen für Düngemittel!) und übertrifft die Zahl eines Südgebiets (der Südatlantischen Staaten). Dabei ist zu beachten, daß im Süden die Baumwollkultur, bei der, wie wir wissen, die Arbeit von Negern, die Teilpächter sind, weitestgehend Verwendung findet, besonders viel künstliche Düngung erfordert.

In den Pazifischen Staaten sehen wir einen sehr geringen Prozentsatz an Farmen, die Düngemittel verwenden (6,4%), und das Maximum an durchschnittlichen Ausgaben pro Farm (189 Dollar), wobei natürlich nur die Farmen berücksichtigt sind, die Düngemittel verwenden. Hier sehen wir ein anderes Beispiel: ein Anwachsen des kapitalistischen landwirtschaftlichen Großbetriebs bei Abnahme der bewirtschafteten Bodenfläche. In zwei von den drei Pazifischen Staaten, Washington und Oregon, ist der Verbrauch von Düngemitteln überhaupt verschwindend gering, nur 0,01 Dollar pro Acre. Nur im dritten Staat, in Kalifornien, ist diese Zahl relativ hoch: 0,08 im Jahre 1899 und 0,19 im Jahre 1909. Eine besondere Rolle spielt in diesem Staat der Obstbau, der außerordentlich schnell in rein kapitalistischer Form zunimmt und 1909 hier 33,1% des Gesamtwerts der Ernte ergab, wogegen Getreide 18,3% und Heu und Futterpflanzen 27,6% ausmachten. Für den Obstbau ist typisch eine Farm, die hinsichtlich ihrer Bodenfläche unter dem Durchschnitt, aber hinsichtlich des Verbrauchs von Düngemitteln und der Verwendung von Lohnarbeit weit über dem Durchschnitt steht. Wir werden noch Gelegenheit haben, auf derartige, für kapitalistische Länder mit intensiver Landwirtschaft typische Verhältnisse, die von Statistikern und Ökonomen zumeist ignoriert werden, einzugehen.

Doch kehren wir zurück zu den "intensiven" Staaten des Nordens. Neuengland zeigt nicht nur die stärkste Verwendung von Düngemitteln - 1,30 Dollar pro Acre - bei dem geringsten Umfang der auf eine Farm entfallenden Bodenfläche (38,4 Acres), sondern auch ein besonders rasches Anwachsen der Ausgaben für Düngung. In dem Jahrzehnt von 1899 bis 1909 stiegen diese Ausgaben von 0,53 Dollar pro Acre auf 1,30, d.h. auf das Zweieinhalbfache. Demnach gehen hier die Intensivierung der Landwirtschaft, ihr technischer Fortschritt und die Hebung der Kultur außerordentlich rasch vonstatten. Um die Bedeutung dieser Tatsache anschaulicher darzustellen, wollen wir das intensivste Gebiet des Nor- |34| dens, Neuengland, mit dem extensivsten, dem Nordwestlichen Zentralgebiet, vergleichen. Das letztgenannte Gebiet kennt künstliche Düngung fast gar nicht (2,1% der Farmen und 0,01 Dollar pro Acre); die Bodenfläche der Farmen ist hier größer als in allen anderen Gebieten Amerikas (148,0 Acres) und nimmt hier am raschesten zu. Gewöhnlich nimmt man gerade dieses Gebiet - auch Herr Himmer tut es - als Musterbeispiel des Kapitalismus in der Landwirtschaft der Vereinigten Staaten. Diese landläufige Meinung ist falsch, wie wir des näheren weiter unten zeigen werden. Sie beruht darauf, daß die gröbste und primitivste Form der extensiven Landwirtschaft mit einer technisch fortgeschrittenen intensiven Form verwechselt wird. Die Bodenfläche einer Farm im Nordwestlichen Zentralgebiet ist fast viermal so groß wie in Neuengland (148,0 Acres gegen 38,4), während die Ausgaben für Düngung, berechnet im Durchschnitt der Farmen, die Düngemittel verwenden, um die Hälfte niedriger sind, nämlich 41 gegenüber 82 Dollar.

Im wirklichen Leben gibt es somit Fälle, in denen eine starke Abnahme der Bodenfläche einer Farm mit einer starken Zunahme der Ausgaben für künstliche Düngemittel verbunden ist, so daß also der "Klein"betrieb - wenn man bei der alten Schablone bleibt und ihn auf Grund der Anbaufläche als Kleinbetrieb betrachtet - sich auf Grund des im Boden investierten Kapitals als "Groß"betrieb entpuppt. Solche Fälle sind nicht vereinzelt, sondern typisch für jedes Land, wo die extensive Landwirtschaft von der intensiven abgelöst wird. Das gilt aber für alle kapitalistischen Länder, und wenn diese typischen, wesentlichen und grundlegenden Besonderheiten der Landwirtschaft ignoriert werden, entstehen die landläufigen Irrtümer der Anbeter des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs, die nur nach der Größe der Bodenfläche urteilen.

7. Maschinen und Lohnarbeit in der Landwirtschaft

Nehmen wir nun eine andere, von der vorhergehenden technisch verschiedene Art der Investition von Kapital im Boden, nämlich die Anwendung von Geräten und Maschinen. Die ganze europäische Landwirtschaftsstatistik zeugt unwiderleglich davon, daß der Prozentsatz der |35| Wirtschaften, die Maschinen aller Art anwenden, und die Zahl der verwendeten Maschinen um so höher sind, je größer die Bodenfläche der einzelnen Wirtschaften ist. Die Überlegenheit des Großbetriebs ist in diesem äußerst wichtigen Punkt vollauf und zweifelsfrei festgestellt. Die amerikanische Statistik ist auch in diesem Punkt etwas originell: weder die Geräte noch die landwirtschaftlichen Maschinen werden gesondert registriert, es wird nur ihr Gesamtwert festgestellt. Es ist natürlich möglich, daß derartige Angaben in jedem einzelnen Fall weniger genau sind, dafür gestatten sie aber im großen und ganzen gewisse Vergleiche zwischen der. Gebieten und den Betriebsklassen - Vergleiche, die bei Angaben anderer Art unmöglich sind.

Hier die Angaben über die landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen nach Gebieten:

Wert der Geräte und Maschinen (1909) in Dollar

Gebiete

Durchschnitt pro Farm

Durchschnitt pro Acre der Gesamt-
fläche der Farmen

Norden

{

Neuengland

269

2,58

Mittelatl. Gebiet

358

3,88

Nordöstl. Zentralgebiet

239

2,28

Nordwestl. Zentralgebiet

332

1,59

Süden

(drei Gebiete)

72-88-127

0,71-0,92-0,95

Westen

(zwei Gebiete)

269-350

0,83-1,29

Vereinigte Staaten

199

1,44

Der ehemals sklavenhaltende Süden, das Gebiet der Teilpacht, steht also in der Anwendung von Maschinen an letzter Stelle. Der Wert der Geräte und Maschinen beträgt hier in den einzelnen Gebieten pro Acre nur ein Drittel, ein Viertel und ein Fünftel des entsprechenden Wertes in den intensiven Staaten des Nordens. Diese Staaten nehmen unter allen anderen die erste Stelle ein und lassen insbesondere das ausgeprägteste landwirtschaftliche Gebiet, die Kornkammer Amerikas, die Nordwestlichen Zentralstaaten, die von oberflächlichen Beobachtern immer noch gemeinhin als das Mustergebiet der Anwendung von Maschinen und des Kapitalismus betrachtet werden, weit hinter sich.

Es sei bemerkt, daß die Methode der amerikanischen Statistiker, den |36| Wert der Maschinen wie auch des Bodens, des Viehs, der Gebäude usw. pro Acre des gesamten zu einer Farm gehörigen Bodens und nicht nur des bearbeiteten Bodens zu berechnen, die Überlegenheit der "intensiven" Staaten des Nordens geringer erscheinen läßt und überhaupt nicht als richtig anerkannt werden kann. Der Prozentsatz des bearbeiteten Bodens weist in den einzelnen Gebieten sehr große Unterschiede auf: Im Westen fällt dieser Prozentsatz bei den Gebirgsstaaten auf 26,7%, im Norden erreicht er bei den Nordöstlichen Zentralstaaten 75,4%. Für eine Wirtschaftsstatistik ist zweifellos nicht die Menge des gesamten Grund und Bodens, sondern des bearbeiteten Bodens wichtiger. In Neuengland gehen die Menge und der Prozentsatz des bearbeiteten Bodens der Farmen stark zurück, besonders seit 1880, wahrscheinlich unter dem Einfluß der Konkurrenz der freien (von der Grundrente, dem Tribut an die Herren Grundbesitzer freien) Ländereien im Westen. Gleichzeitig aber ist in diesem Gebiet die Anwendung von Maschinen besonders stark entwickelt, ist der Wert der Maschinen pro Acre bearbeiteten Bodens besonders hoch. 1910 betrug dieser Wert hier 7 Dollar pro Acre, in den Mittelatlantischen Staaten ungefähr 5,5 Dollar, in den übrigen Gebieten nicht mehr als 2-3 Dollar.

Das Gebiet mit den an Bodenfläche kleinsten Farmen erweist sich so wiederum als das Gebiet der größten Kapitalinvestierung im Boden in Gestalt von Maschinen.

Wenn wir von den "intensiven" Gebieten des Nordens die Mittelatlantischen Staaten nehmen und sie dem extensivsten Gebiet des Nordens, den Nordwestlichen Zentralstaaten, gegenüberstellen, so sehen wir, daß nach der auf eine Farm entfallenden bearbeiteten Bodenfläche für das erstgenannte Gebiet der nicht einmal halb so große "Klein"betrieb kennzeichnend ist: 62,6 gegen 148,0 Acres; nach dem Wert der verwendeten Maschinen übertrifft es jedoch das zweitgenannte Gebiet: 358 Dollar pro Farm gegen 332. Die kleinen Farmen erweisen sich also in der Anwendung von Maschinen als die größeren.

Wir haben nun noch die Angaben über die Intensität der Landwirtschaft mit den Angaben über die Verwendung von Lohnarbeit zu vergleichen. Die letzteren haben wir bereits oben im Abschnitt 5 in gekürzter Form gebracht. Jetzt müssen wir sie eingehender nach Gebieten betrachten.

|37|

Prozentsatz der Farmen, die Lohnarbeit verwenden 1909

Durchschnittsaus-gaben einer Farm (die Lohnarbeiter beschäftigt) für Ar-beitslohn (in Dollar)

Ausgaben für Lohnarbeit auf 1 Acre bearbeiteten Bodens

Steigerung dieser Ausgaben von 1899 bis 1909 in %

1909

1899

Norden

{

Neuengland

66,0

277

4,76

2,55

+ 86%

Mittelatl. Gebiet

51,0

253

2,66

1,64

+ 62%

Nordöstl. Zentralgebiet

52,7

199

1,33

0,78

+ 71%

Nordwestl. Zentralgebiet

51,0

240

0,83

0,56

+ 48%

Süden

{

Südatl. Gebiet

42,0

142

1,37

0,80

+ 71%

Südöstl. Zentralgebiet

31,6

178

1,03

0,75

+ 37%

Südwestl. Zentralgebiet

35,6

178

1,03

0,75

+ 37%

Westen

{

Gebirgsstaaten

46,8

547

2,95

2,42

+ 22%

Pazifische Staaten

58,0

694

3,47

1,92

+ 80%

Vereinigte Staaten

45,9

223

1,36

0,86

+ 58%

Hieraus ist ersichtlich: erstens daß die intensiven Saaten des Nordens in jeder Beziehung eine unzweifelhaft höhere Entwicklung des Kapitalismus in der Landwirtschaft aufweisen als die Staaten mit extensiver Wirtschaft; zweitens daß sich der Kapitalismus in den erstgenannten Gebieten schneller entwickelt als in den extensiven; drittens, daß das Gebiet mit den kleinsten Farmen, Neuengland, sowohl in Bezug auf die erreichte Entwicklungsstufe des Kapitalismus in der Landwirtschaft als auch in bezug auf die Schnelligkeit seiner Entwicklung allen übrigen Gebieten des Landes voransteht. Die Ausgaben für Lohnarbeit sind hier, auf 1 Acre bearbeiteten Bodens umgerechnet um 86% gestiegen, und die Pazifischen Staaten nehmen in dieser Beziehung den zweiten Platz ein. Unter den Pazifischen Staaten ragt auch hier Kalifornien hervor, wo, wie schon erwähnt, der "kleine" kapitalistische Obstbau rasch zu nimmt.

Als kapitalistisches "Muster"gebiet der amerikanischen Landwirtschaft gelten gewöhnlich die Nordwestlichen Zentralstaaten, wo die Bodenfläche der Farmen am größten ist (1910 im Durchschnitt 148,0 Acres |38| allein bearbeiteter Boden) und wo diese Fläche seit 1850 am raschesten und stetigsten zunimmt. Wir sehen jetzt, daß diese Meinung grundfalsch ist. Das unbestreitbarste und direkteste Kennzeichen für die Entwicklung des Kapitalismus ist natürlich der Grad der Verwendung von Lohnarbeit, Und daran gemessen, ist die "Kornkammer" Amerikas, das Gebiet der berühmten "Weizenfabriken", die ganz besonders in die Augen stechen, kapitalistisch weniger entwickelt als das Industriegebiet mit seiner intensiven Landwirtschaft, wo der Fortschritt der Agrikultur seinen Ausdruck findet nicht in der Vergrößerung der bearbeiteten Bodenfläche, sondern in der Vermehrung des im Boden investierten Kapitals bei Verminderung der Anbaufläche.

Man kann sich durchaus vorstellen, daß eine Erweiterung der Bearbeitung von "Schwarzerde" oder überhaupt von noch nicht umgebrochenem jungfräulichem Boden bei Anwendung von Maschinen sehr schnell voranschreiten kann, ohne daß die Heranziehung von Lohnarbeit sehr erheblich zu steigen braucht, In den Nordwestlichen Zentralstaaten betrugen die Ausgaben für Lohnarbeit auf 1 Acre bearbeiteten Bodens 0,56 Dollar im Jahre 1899 und 0,83 Dollar im Jahre 1909. Die Steigerung beträgt nur 48%. In Neuengland, wo die bearbeitete Bodenmenge und die durchschnittliche Bodenfläche der Farmen abnehmen und nicht zunehmen, waren die Ausgaben für Lohnarbeit sowohl 1899 (2,55 Dollar pro Acre) als auch 1909 (4,76 Dollar) nicht nur bedeutend höher, sondern wuchsen in dieser Zeit auch unvergleichlich stärker an (+ 86%).

Durchschnittlich beträgt die Farmgröße in Neuengland ein Viertel der Farmgröße in den Nordwestlichen Zentralstaaten (38,4 gegenüber 148,0 Acres), aber die durchschnittlichen Ausgaben für Lohnarbeit sind hier höher als dort; 277 gegenüber 240 Dollar. Die Abnahme der Farmgröße bedeutet demnach in solchen Fällen eine Zunahme des in der Landwirtschaft angelegten Kapitals, eine Verstärkung des kapitalistischen Charakters der Landwirtschaft und ein Anwachsen des Kapitalismus und der kapitalistischen Produktion.

Haben die Nordwestlichen Zentralstaaten, die 34,3% der ganzen bearbeiteten Bodenfläche in den Vereinigten Staaten umfassen, als das typischste Gebiet der "extensiven" kapitalistischen Landwirtschaft zu gelten, so bieten uns die Gebirgsstaaten das Beispiel einer analogen extensiven Wirtschaft unter den Verhältnissen raschester Kolonisierung. Die |39| Verwendung von Lohnarbeit ist hier, am Prozentsatz der Farmen gemessen, die Lohnarbeiter beschäftigen, schwächer als im Nordwestlichen Zentralgebiet, aber an der Hohe der durchschnittlichen Ausgaben für Lohnarbeit gemessen, weitaus stärker. Doch nimmt hier die Verwendung von Lohnarbeit viel langsamer zu als in allen anderen Gebieten Amerikas (nur + 22%). Aller Wahrscheinlichkeit nach haben folgende Umstände eine solche Entwicklung bedingt. In diesem Gebiet ist die Kolonisation und Zuteilung von Homesteads außerordentlich stark. Die Fläche des bearbeiteten Bodens hat hier stärker als in irgendeinem anderen Gebiet zugenommen: von 1900 bis 1910 um 89%. Die Kolonisten, die Besitzer der Homesteads, verwenden natürlich, wenigstens zu Beginn ihrer Wirtschaftsführung, wenig Lohnarbeit. Anderseits müssen sich hier durch eine sehr starke Verwendung von Lohnarbeit auszeichnen: erstens manche Latifundien, die in diesem Gebiet wie überhaupt im Westen besonders zahlreich sind; zweitens die Wirtschaften mit kapitalistisch hochentwickelten Spezialkulturen. So machen in einigen Staaten dieses Gebiets Obst (Arizona 6%, Colorado 10%), Gemüse (Colorado 11,9%, Nevada 11,2%) usw. einen sehr hohen Prozentsatz des Gesamtwerts der Ernte aus.

Ziehen wir das Fazit, so müssen wir sagen: Wenn Herr Himmer behauptet, daß es "keine solchen Gebiete gibt, wo der Kolonisationsprozeß nicht mehr vor sich ginge, die großkapitalistische Landwirtschaft aber sich nicht zersetzte und von der Arbeitswirtschaft nicht verdrängt würde", dann ist das ein Hohn auf die Wahrheit, das gerade Gegenteil der Wirklichkeit. Das Gebiet von Neuengland, wo keinerlei Kolonisation erfolgt, wo die Farmen am kleinsten sind und wo die Landwirtschaft am intensivsten betrieben wird, zeigt uns den höchsten Stand des Kapitalismus in der Landwirtschaft und die schnellste Entwicklung des Kapitalismus. Diese Schlußfolgerung ist von höchst wesentlicher und grundlegender Bedeutung für das Verständnis des Entwicklungsprozesses des Kapitalismus in der Landwirtschaft überhaupt, denn die Intensivierung der Landwirtschaft und die damit verbundene Verringerung der durchschnittlichen Bodenfläche der Farmen ist keine zufällige, keine lokale und keine episodische, sondern eine allgemeine Erscheinung in allen zivilisierten Ländern. Die unzähligen Fehler, die von allen und jeglichen bürgerlichen Ökonomen bei der Beurteilung der Daten über die landwirt- |40| schaftliche Entwicklung, z.B. in Großbritannien, Dänemark und Deutschland, gemacht werden, erklären sich daraus, daß diese allgemeine Erscheinung nicht genügend erkannt, verstanden, verarbeitet und durchdacht worden ist.

8. Die Verdrängung der Kleinbetriebe durch die Großbetriebe
Die Größe der Anbaufläche

Wir haben die Hauptformen, in denen der Entwicklungsprozeß des Kapitalismus in der Landwirtschaft vor sich geht, betrachtet und uns von ihrer außerordentlichen Mannigfaltigkeit überzeugt. Auseinanderfallen der Latifundien der Sklavenhalter im Süden, Anwachsen der extensiven Großwirtschaft im extensiven Norden und rascheste Entwicklung des Kapitalismus im intensiven Norden, wo die Farmen im Durchschnitt am kleinsten sind - das sind die wesentlichsten dieser Formen. Die Tatsachen zeigen unwiderleglich, das bald die Zunahme der Größe der Farmen, bald die Zunahme ihrer Zahl ein Anwachsen des Kapitalismus bedeutet. Allgemeine Angaben über die durchschnittliche Größe der Farmen eines ganzen Landes besagen angesichts dieses Sachverhalts nichts.

Welche allgemeine Schlußfolgerung ergibt sich nun aus den verschiedenen lokalen und agrikulturellen Besonderheiten? Die Angaben über die Lohnarbeit haben uns die allgemeine Schlußfolgerung gezeigt. Die zunehmende Verwendung von Lohnarbeit zieht sich als allgemeiner Prozeß durch alle diese Besonderheiten. Doch zollt die Landwirtschaftsstatistik in der übergroßen Mehrzahl der zivilisierten Länder gewollt oder ungewollt den herrschenden bürgerlichen Anschauungen und Vorurteilen ihren Tribut. und macht entweder überhaupt keine systematischen Angaben über die Lohnarbeit, oder sie macht sie erst in der allerletzten Zeit (wie die deutsche landwirtschaftliche Betriebszählung von 1907), so daß ein Vergleich mit der Vergangenheit unmöglich ist. Die amerikanische Statistik hat sich, wie wir an anderer Stelle näher ausführen, von 1900 bis 1910 in der Sammlung und Bearbeitung der Daten über die Lohnarbeit außerordentlich verschlechtert.

Die gewöhnlichste und verbreitetste Methode, zusammenfassende Ergebnisse zu erlangen, ist nach wie vor sowohl in Amerika als auch in |41| den meisten anderen Ländern der Vergleich der Groß- und Kleinbetriebe nach der Größe ihrer Bodenfläche. Mit diesen Angaben wollen wir uns jetzt bekannt machen.

Bei der Einteilung der Farmen in Gruppen nach der Menge des Grund und Boden geht die amerikanische Statistik von der gesamten und nicht nur von der bearbeiteten Bodenfläche aus, was selbstverständlich richtiger wäre und was die deutsche Statistik auch tut. Einleuchtende Gründe dafür, warum bei der Bearbeitung der Zählung von 1910 in den Vereinigten Staaten die Einteilung in sieben Gruppen erfolgt ist (bis zu 20 Acres, 20-49, 50-99, 100-174, 175-499, 500-999, 1.000 und mehr Acres), werden nicht angeführt. Offensichtlich spielt hier die alte Schablone der Statistik die größte Rolle. Wir werden die Gruppe von 100 bis 174 Acres als die mittlere bezeichnen, weil hierzu meistenteils die Homesteads gehören (ihre staatlich festgesetzte Norm = 160 Acres) und weil meistenteils gerade ein Grundbesitz von diesem Umfang die größte "Selbständigkeit" des Landwirts bei geringster Verwendung von Lohnarbeit gewährleisten. Die höheren Gruppen werden wir Großbetriebe oder kapitalistische Betriebe nennen, weil es hier in der Regel ohne Lohnarbeit nicht abgeht. Die Farmen, zu denen 1.000 und mehr Acres Land gehören - wobei im Norden drei Fünftel, im Süden neun Zehntel und im Westen zwei Drittel ihrer Bodenfläche nicht bearbeitet werden -, bezeichnen wir als Latifundien. Die Farmen mit weniger als 100 Acres bezeichnen wir als Kleinbetriebe. Über ihre wirtschaftliche Selbständigkeit läßt sich bis zu einem gewissen Grade an Hand der Tatsache urteilen, daß in den hierzu gehörigen drei Gruppen der Anteil der Wirtschaften ohne Pferd, von unten nach oben gerechnet, 51-43-23% beträgt. Selbstverständlich darf man diese Charakteristik nicht als absolut betrachten und sie nicht ohne spezielle Analyse auf alle Gebiete oder auf die Gegenden ausdehnen, die durch besondere Verhältnisse gekennzeichnet sind.

Es ist hier unmöglich, die Angaben für alle sieben Gruppen nach allen Hauptgebieten der Vereinigten Staaten anzuführen, denn dieses gewaltige Zahlenmaterial würde die Darlegung übermäßig belasten. Deshalb wollen wir uns mit kurzen Hinweisen auf die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Norden, dem Süden und dem Westen begnügen und vollständige Angaben nur über die Vereinigten Staaten als Ganzes bringen. |42| Wir erinnern daran, daß sich im Norden drei Fünftel (60,6%), im Süden weniger als ein Drittel (31,5%) und im Westen weniger als ein Zwölftel (7,9%) der gesamten Anbaufläche befinden.

Der augenfälligste Unterschied zwischen den drei Hauptgebieten besteht darin, daß sich im kapitalistischen Norden die wenigsten Latifundien befinden, wobei jedoch sowohl ihre Zahl als auch die auf sie entfallende Fläche des gesamten Bodens wie des bearbeiteten Bodens zunehmen. Im Jahre 1910 hatten 0,5% der Farmen im Norden 1.000 Acres und mehr; auf sie entfielen 6,9% des gesamten und 4,1% des bearbeiteten Bodens. Im Süden gab es 0,7% solcher Farmen mit 23,9% des gesamten und 4,8% des bearbeiteten Bodens. Im Westen gab es 3,9% solcher Farmen mit 48,3% des gesamten und 32,3% des bearbeiteten Bodens. Es ist dies das uns schon bekannte Bild: die Latifundien der Sklavenhalter im Süden und die noch ausgedehnteren Latifundien im Westen, Ländereien, die zum Teil die Grundlage der extensivsten Viehzucht bilden, zum Teil von den "Kolonisatoren" als Reserveland in Besitz genommen wurden und von ihnen an die wirklichen Landwirte, die den "fernen Westen" erschließen, weiterverkauft oder (seltener) verpachtet werden.

Amerika bietet uns ein anschauliches Beispiel dafür, wie unbedacht es wäre, die Latifundien mit der großkapitalistischen Landwirtschaft in einen Topf zu werfen, wie häufig die Latifundien Überreste vorkapitalistischer Verhältnisse aus der Zeit der Sklaverei, des Feudalismus oder des Patriarchats sind. Sowohl im Süden als auch im Westen zerbröckeln, zerfallen die Latifundien. Im Norden vergrößerte sich die Gesamtbodenfläche der Farmen um 30,7 Millionen Acres; davon entfallen auf die Latifundien nur 2,3 Mill., auf die großen kapitalistischen Farmen (175 bis 999 Acres) dagegen 22 Mill. Im Süden verringerte sich die Gesamtbodenfläche der Farmen um 71/2 Mill. Acres. Bei den Latifundien verringerte sie sich um 31,8 Mill. Bei den kleinen Farmen stieg sie um 13 Mill., bei den mittleren um 5 Mill. Im Westen nahm die Gesamtbodenfläche der Farmen um 17 Mill. zu; bei den Latifundien eine Verringerung um 1,2 Mill.; bei den kleinen Farmen eine Zunahme um 2 Mill., bei den mittleren um 5 Mill., bei den großen um 11 Mill. Acres.

Die bearbeitete Bodenfläche der Latifundien nahm in allen drei Gebieten zu, und zwar stark im Norden (+ 3,7 Mill. Acres = + 47,0%), |43| sehr schwach im Süden (+ 0,3 Mill. = + 5,5%) und wiederum stärker im Westen (+ 2,8 Mill. = + 29,6%). Jedoch entfällt die stärkste Zunahme der Anbaufläche im Norden auf die großen Farmen (175-999 Acres), im Süden auf die kleinen und mittleren, im Westen auf die großen und mittleren. Das Ergebnis ist, daß im Norden die großen, im Süden und im Westen die kleinen und teilweise die mittleren Farmen ihren Anteil an der Anbaufläche vergrößert haben. Dieses Bild entspricht vollauf dem, was wir über die Verschiedenheit der Verhältnisse in diesen Gebieten wissen. Im Süden wächst der warenproduzierende landwirtschaftliche Kleinbetrieb auf Kosten der auseinanderfallenden Latifundien der Sklavenhalter, im Westen geht derselbe Prozeß vor sich, wobei die größeren Latifundien, die nicht Latifundien von Sklavenhaltern sind, sondern den Charakter von extensive Viehzucht treibenden oder "in Besitz genommenen" Ländereien tragen, in schwächerem Grade zerfallen. Überdies bemerken die amerikanischen Statistiker über die Pazifischen Staaten des Westens:

"Die starke Entwicklung kleiner Obst- und anderer Farmen an der Pazifischen Küste, die zumindest teilweise die Folge der Bewässerungsarbeiten in den letzten Jahren ist, spiegelt sich wider in der Zunahme der kleinen Farmen mit weniger als 50 Acres in den Pazifischen Staaten." (S. 264, Bd. V.)

Im Norden gibt es weder Latifundien von Sklavenhaltern noch Latifundien "primitiver" Art, es gibt keinen Zerfall von Latifundien und kein Erstarken kleiner Farmen auf Kosten von großen.

Im großen und ganzen sieht der Prozeß für die gesamten Vereinigter, Staaten wie folgt aus:

Zahl der Farmen

Farmgruppen

(in 1.000)

(in %)

Zu- oder Abnahme

1900

1910

1900

1910

Bis zu 20 Acres

674

839

11,7

13,2

+ 1,5

von   20 bis   49 Acres

1.258

1.415

21,9

22,2

+ 0,3

von   50 bis   99 Acres

1.366

1.438

23,8

22,6

- 1,2

von 100 bis 174 Acres

1.422

1.516

24,8

23,8

- 1,0

von 175 bis 499 Acres

868

978

15,1

15,4

+ 0,3

von 500 bis 999 Acres

103

125

1,8

2,0

+ 0,2

1.000 und mehr Acres

47

50

0,8

0,8

-

Insgesamt

5.738

6.361

100,0

100,0

-

|44| Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Farmen ist also die Zahl der Latifundien unverändert geblieben. Charakteristisch für das Wechselverhältnis der übrigen Gruppen ist das Schwinden der mittleren und die Zunahme der extremen Gruppen. Die mittlere Gruppe (100-174 Acres) und von den unteren Gruppen die der mittleren nächstfolgende sind zurückgedrängt worden. Am meisten zugenommen haben die kleinsten und kleinen, sodann die großkapitalistischen Farmen (175-999 Acres).

Betrachten wir nun die Gesamtbodenfläche:

Gesamtbodenfläche der Farmen

Farmgruppen

(in 1.000)

(in %)

Zu- oder Abnahme

1900

1910

1900

1910

Bis zu 20 Acres

7.181

8.794

0,9

1,0

+ 0,1

von   20 bis   49 Acres

41.536

45.378

5,0

5,2

+ 0,2

von   50 bis   99 Acres

98.592

103.121

11,8

11,7

- 0,1

von 100 bis 174 Acres

192.680

205.481

23,0

23,4

+ 0,4

von 175 bis 499 Acres

232.955

265.289

27,8

30,2

+ 2,4

von 500 bis 999 Acres

64.864

83.653

8,1

9,5

+ 1,4

1.000 und mehr Acres

197.784

167.082

23,6

19,0

- 4,6

Insgesamt

838.592

878.798

100,0

100,0

-

Hier sehen wir vor allem eine sehr beträchtliche Abnahme des Bodenanteils der Latifundien. Es sei daran erinnert, daß sich die absolute Abnahme auf den Süden und Westen beschränkt, wo 1910 der Prozentsatz des nicht bearbeiteten Bodens der Latifundien 91,5% und 77,1% betrug. Ferner ist bei der obersten Gruppe der Kleinbetriebe eine verschwindend geringe Abnahme des Anteils an der Gesamtbodenfläche zu beobachten (0,1% in der Gruppe mit 50-99 Acres). Am stärksten gestiegen ist der Anteil der großkapitalistischen Gruppen mir 175-499 und mit 500-999 Acres. Die Steigerung des Anteils an der Gesamtbodenfläche bei den untersten Gruppen ist verhältnismäßig geringfügig. Die mittlere Gruppe (100-174 Acres) ist fast auf ihrem alten Stand geblieben (+ 0,4%).

|45| Gehen wir zu den Angaben über die Anbaufläche über:

Anbaufläche der Farmen

Farmgruppen

(in 1.000)

(in %)

Zu- oder Abnahme

1900

1910

1900

1910

Bis zu 20 Acres

6.440

7.992

1,6

1,7

+ 0,1

von   20 bis   49 Acres

33.001

36.596

8,0

7,6

- 0,4

von   50 bis   99 Acres

67.345

71.155

16,2

14,9

- 1,3

von 100 bis 174 Acres

118.391

128.854

28,6

26,9

- 1,7

von 175 bis 499 Acres

135.530

161.755

32,7

33,8

+ 1,1

von 500 bis 999 Acres

29.474

40.817

7,1

8,5

+ 1,4

1.000 und mehr Acres

24.317

31.263

5,9

6,5

+ 0,6

Insgesamt

414.498

478.452

100,0

100,0

-

Auf die Größe der Wirtschaft läßt mit einer gewissen annähernden Sicherheit und mit einer Reihe von Ausnahmen, über die wir schon gesprochen haben und noch sprechen werden, nur der Umfang der bearbeiteten, nicht aber der gesamten Bodenfläche schließen. Und hier sehen wir, daß der Anteil der Latifundien, der im Verhältnis zur Gesamtbodenfläche beträchtlich gesunken ist, im Verhältnis zur Anbaufläche gestiegen ist. Überhaupt haben alle kapitalistischen Gruppen zugenommen, unter ihnen am meisten die Gruppe mit 500-999 Acre. Am stärksten abgenommen hat die mittlere Gruppe (- 1,7%), ferner alle unteren Gruppen, mit Ausnahme der alleruntersten, der bis zu 20 Acres, die unerheblich zugenommen hat (+ 0.1%).

Vorwegnehmend sei bemerkt, daß zur Kategorie der kleinsten Farmen (bis zu 20 Acre) auch die Farmen bis zu 3 Acre gehören; die amerikanische Statistik registriert aber nicht alle diese Farmen, sondern nur diejenigen von ihnen, die eine Jahresproduktion von mindestens 250 Dollar aufweisen. Deshalb zeichnen sich diese Zwergfarmen (bis zu 3 Acres) durch einen größeren Umfang der Produktion und einen stärker entwickelten kapitalistischen Charakter aus als die Nachbargruppe mit ihrer beträchtlich größeren Bodenfläche. Zur Illustration hier die Angaben für 1900; für 1910 gibt es leider keine entsprechenden Angaben:

Im Durchschnitt entfällt auf eine Farm:

Farmgruppen
(1900)

Anbaufläche
in Acres

Wert aller Produkte
(in Dollar)

Ausgaben für Lohnarbeit
(in Dollar)

Wert der Geräte und Maschinen
(in Dollar)

Wert des Viehbestandes
(in Dollar)

Bis zu 3 Acres

1,7

592

77

53

867

von   3 bis 10 Acres

5,6

203

18

42

101

von 10 bis 20 Acres

12,6

236

16

41

116

von 20 bis 50 Acres

26,2

324

18

54

172

Ganz zu schweigen von den Farmen bis zu 3 Acres Anbaufläche sind sogar die Farmen mit 3-10 Acres in mancher Beziehung (Ausgaben für Lohnarbeit, Wert der Geräte und Maschinen) mehr "Groß"betrieb als die Farmen mit 10-20 Acres.(2) Wir sind deshalb vollauf berechtigt, die Steigerung des Anteils der Farmen bis zu 20 Acres an der gesamten Anbaufläche auf Rechnung der nach der Bodenfläche kleinsten Wirtschaften mit hochkapitalistischem Charakter zu setzen. - - -

Im großen und ganzen läßt sich aus den für die Vereinigten Staaten insgesamt vorliegenden Angaben über die Verteilung der Anbaufläche auf die kleinen und großen Farmen in den Jahren 1900 und 1910 der ganz bestimmte und zweifelsfreie Schluß ziehen: Stärkung der großen, Schwächung der mittleren und kleinen Farmen. Soweit man auf Grund der Angaben über die Einteilung der Wirtschaften in Gruppen nach der Bodenfläche über den kapitalistischen oder nichtkapitalistischen Charak- |47| ter der Landwirtschaft urteilen kann, zeigt sich demnach in den Vereinigten Staaten im letzten Jahrzehnt als allgemeine Regel ein Anwachsen der kapitalistischen Großbetriebe und eine Verdrängung der Kleinbetriebe.

Noch anschaulicher wird diese Schlußfolgerung, wenn man die Angaben über die Zunahme der Zahl der Farmen und die Vergrößerung der Anbaufläche in jeder Gruppe betrachtet:

Prozentuale Steigerung von 1900 bis 1910

Farmgruppen

der Zahl der Farmen

der Größe der Anbaufläche

Bis zu 20 Acres

+ 24,5%

+24,1%

von   20 bis   49 Acres

+ 12,5%

+ 10.9%

von   50 bis   99 Acres

+   5,3%

+   5,7%

von 100 bis 174 Acres

+   6,6%

+   8,8%

von 175 bis 499 Acres

+ 12,7%

+ 19,4%

von 500 bis 999 Acres

+ 22,2%

+ 38,5%

1.000 und mehr Acres

+   6,3%

+ 28,6%

Insgesamt

+ 10,9%

+ 28,6%

Die größte prozentuale Steigerung der Anbaufläche entfallt auf die zwei obersten Gruppen, die geringste auf die mittlere Gruppe und die ihr nächstfolgende der unteren Gruppen (50-99 Acres). In den beiden untersten Gruppen ist die prozentuale Steigerung der Anbaufläche niedriger als die prozentuale Zunahme der Zahl der Farmen.

9. Fortsetzung
Angaben über den Wert der Farmen

Zum Unterschied von den europäischen Statistiken bestimmt die amerikanische den Wert der einzelnen Wirtschaftselemente - des Bodens, der Gebäude, der Geräte und des Viehs - sowie der ganzen Wirtschaft für jede Farm und für jede Farmgruppe. Wahrscheinlich sind diese Angaben weniger genau als die über die Bodenfläche, doch sind sie im großen und ganzen nicht weniger glaubwürdig und tragen außerdem (bis |48| zu einem gewissen Grade) dem allgemeinen Stand des Kapitalismus in der Landwirtschaft Rechnung.

Um die vorangegangenen Ausführungen zu vervollständigen, wollen wir die Angaben über den Gesamtwert der Farmen mit allem landwirtschaftlichen Besitz sowie die Angaben über den Wert der Geräte und Maschinen heranziehen. Wir wählen unter den einzelnen Wirtschaftselementen die Geräte und Maschinen, weil sie unmittelbar anzeigen, daß ein landwirtschaftlicher Betrieb geführt und wie er geführt wird - mehr oder weniger intensiv, mit größerer oder geringerer Anwendung technischer Vervollkommnungen. Hier die Angaben für die gesamten Vereinigten Staaten;

Prozentuale Verteilung des Wertes

Farmgruppen

des gesamten Farmbesitzes

Zu- oder Abnahme

der Geräte
und Maschinen

Zu- oder Abnahme

1900

1910

1900

1910

Bis zu 20 Acres

3,8

3,7

- 0,1

3,8

3,7

- 0,1

von   20 bis   49 Acres

7,9

7,3

- 0,6

9,1

8,5

- 0,6

von   50 bis   99 Acres

16,7

14,6

- 2,1

19,3

17,7

- 1,6

von 100 bis 174 Acres

28,0

27,1

- 0,9

29,3

28,9

- 0,4

von 175 bis 499 Acres

30,5

33,3

+ 2,8

27,1

30,2

+ 3,1

von 500 bis 999 Acres

5,9

7,1

+ 1,2

5,1

6,3

+ 1,2

1.000 und mehr Acres

73,

6,9

- 0,4

6,2

4,7

- 1,5

Insgesamt

100,0

100,0

-

100,0

100,0

-

Die absoluten Zahlen zeigen, daß sich der Wert des gesamten Farmbesitzes von 1900 bis 1910 mehr als verdoppelt hat, nämlich von 20.440 Millionen Dollar auf 40.991 Mill., d.h. um 100,5% gestiegen ist. Die Verteuerung der landwirtschaftlichen Produkte und die Erhöhung der Rente ließen auf Kosten der Arbeiterklasse Millionen und Milliarden von Dollar in die Taschen aller Grundbesitzer fließen. Wer hat dabei gewonnen, die Klein- oder die Großbetriebe, und wieviel? Eine Antwort hierauf geben die angeführten Zahlen. Sie zeigen einen Rückgang der Latifundien (erinnern wir uns, daß die gesamte Bodenfläche der Latifundien von 23,6% auf 19,0%, also um 4,6% zurückgegangen ist), ferner eine Verdrängung der Klein- und Mittelbetriebe durch die Großbetriebe, die kapitalistischen Betriebe (175-999 Acres). Fassen wir alle Klein- und |49| Mittelbetriebe zusammen, so ergibt sich, daß ihr Anteil am Gesamtbesitz von 56,4% auf 52,7% gesunken ist. Fassen wir alle Großbetriebe und die Latifundien zusammen, so ergibt sich, daß ihr Anteil von 43,7% auf 47,3% gestiegen ist. Völlig gleichartig sind die Veränderungen im Verhältnis zwischen den Klein- und Großbetrieben hinsichtlich der Verteilung des Gesamtwerts der Geräte und Maschinen.

Was die Latifundien betrifft, so beobachten wir auch bei diesen Angaben eine Erscheinung, auf die wir schon früher hingewiesen haben. Der Rückgang der Latifundien beschränkt sich auf zwei Gebiete: den Süden und den Westen. Es ist dies ein Rückgang einerseits der Latifundien der Sklavenhalter, andererseits der primitiv in Besitz genommenen und primitiv extensiv wirtschaftenden Latifundien. Im besiedelten und industriell entwickelten Norden sehen wir ein Anwachsen der Latifundien. Das gilt gleichermaßen für die Zahl der Farmen dieser Art wie für ihre gesamte Bodenfläche und für die bearbeitete Bodenfläche, für ihren Anteil am Gesamtbesitz (1900 - 2,5%; 1910 - 2,8%) wie für ihren Anteil am Gesamtwert aller Geräte und Maschinen.

Dabei ist die zunehmende Bedeutung der Latifundien nicht nur im Norden überhaupt, sondern auch insbesondere in den beiden intensiven Gebieten des Nordens, die überhaupt keine Kolonisation kennen, zu beobachten: in Neuengland und in den Mittelatlantischen Staaten. Mit diesen Gebieten müssen wir uns eingehender befassen, denn einerseits führt der besonders geringe Durchschnittsumfang ihrer Farmen, der sich noch weiter verringert, Herrn Himmer und viele andere irre, anderseits entsprechen gerade diese intensivsten Gebiete am meisten dem Typus der alten, längst besiedelten und zivilisierten Länder Europas.

In den beiden genannten Gebieten haben sowohl die Zahl der Farmen als auch ihre gesamte Bodenfläche und ihre bearbeitete Bodenfläche von 1900 bis 1910 abgenommen. In Neuengland hat nur die Zahl der kleinsten Farmen (bis zu 20 Acres) zugenommen, und zwar um 22,4% (ihre Anbaufläche um 15,5%), außerdem stieg die Zahl der Latifundien um 16,3% und ihre Anbaufläche um 26,8%. In den Mittelatlantischen Staaten haben die kleinsten Farmen (an Zahl + 7,7% und an Anbaufläche + 2,5%) zugenommen, die Farmen mit 175-499 Acre haben an Zahl (+ 1,0%) und die Farmen mit 500-999 Acres an Anbaufläche (+ 3,8%) zugenommen. In beiden Gebieten ist auch der Anteil der |50| kleinsten Farmen und der Latifundien am Wert der gesamten Farmbesitzes sowie der Gräte und Maschinen gestiegen. Nachstehend noch anschaulichere und vollständigere Angaben über jedes dieser Gebiete;

Prozentuale Steigerung von 1900 bis 1910

in Neuengland

in den Mittelatl. Staaten

Farmgruppen

Wert des gesam-
ten Farmbesitzes

Wert der Geräte und Maschinen

Wert des gesam-
ten Farmbesitzes

Wert der Geräte und Maschinen

Bis zu 20 Acres

60,9

48,9

45,8

42,9

von   20 bis   49 Acres

31,4

30,3

28,3

37,0

von   50 bis   99 Acres

27,5

31,2

23,8

39,9

von 100 bis 174 Acres

30,3

38,5

24,9

43,8

von 175 bis 499 Acres

33,0

44,6

29,4

54,7

von 500 bis 999 Acres

53,7

53,7

31,5

50,8

1.000 und mehr Acres

102,7

60,5

74,4

65,2

Insgesamt

35,6

39,0

28,1

44,1

Hieraus ist ersichtlich, daß in beiden Gebieten gerade die Latifundien an Stärke zugenommen, ökonomisch am meisten gewonnen und technisch den größten Fortschritt gemacht haben. Die größten kapitalistischen Wirtschaften verdrängen hier die übrigen, die kleineren. Der geringste Wertzuwachs des Gesamtbesitzes sowie der Geräte und Maschinen findet sich in der mittleren oder in den unteren Gruppen, keineswegs aber in der untersten Gruppe. Das heißt, daß die Mittel- und Kleinbetriebe am stärksten zurück bleiben.

Die kleinsten Farmen (bis zu 20 Acres) haben in beiden Gebieten mehr als durchschnittlich an Stärke zugenommen und in dieser Hinsicht nur den Latifundien den Vorrang gelassen. Den Grund dieser Erscheinung kennen wir schon: In den beiden intensiven Gebieten stammen 31 bis 33% des Wertes der Ernte von den hochkapitalistischen Kulturen (Gemüse, sodann Obst, Blumen usw.), die sich durch eine außerordentlich hohe Produktionssumme bei außerordentlich kleiner Betriebsfläche auszeichnen. Das Getreide macht in diesen Gebieten nur 8-30 % des Wertes der Ernte aus, Heu und Futterpflanzen 31-42%; es entwickelt |51| sich die Molkereiwirtschaft, die ebenfalls dadurch gekennzeichnet ist, daß die Größe der Farmen unter dem Durchschnitt liegen, der Produktenwert und der Kapitalaufwand für Lohnarbeit dagegen über dem Durchschnitt liegen.

In den intensivsten Gebieten nimmt die durchschnittliche Anbaufläche der Farmen ab, weil sich dieser Durchschnitt aus der Addition der Latifundien und der kleinsten Farmen ergibt, deren Zahl rascher wächst als die der mittleren Farmen. Und die kleinsten Farmen nehmen an Zahl rascher zu als die Latifundien. Aber der Kapitalismus wächst in zweifacher Form: sowohl durch Vergrößerung des Umfangs der Wirtschaften auf der alten technischen Basis als auch durch Schaffung neuer, an Bodenfläche besonders kleiner und kleinster Wirtschaften mit speziellen Handelskulturen, die sich bei minimaler Bodenfläche durch eine außerordentlich hohe Entwicklung des Produktionsumfangs und der Lohnarbeit auszeichnen.

Im Endergebnis zeigt sich: größte Stärkung der Latifundien und der Großbetriebe, Zurückdrängung der Mittel- und Kleinbetriebe, Anwachsen der kleinsten hochkapitalistischen Betriebe.

Wir werden sogleich sehen, wie das allgemeine Ergebnis dieser so widerpruchsvollen - äußerlich widerspruchsvollen - Erscheinungsformen des Kapitalismus in der Landwirtschaft statistisch ausgedrückt werden kann.

10. Die Unzulänglichkeit der üblichen ökonomischen Forschungsmethoden
Marx über die Besonderheiten der Landwirtschaft

Die Gruppierung der landwirtschaftlichen Betriebe nach der Größe der Bodenfläche, die sie umfassen oder die sie bearbeiten, ist die einzige Gruppierung, die in der amerikanischen Statistik von 1910 angewandt worden ist und in den Statistiken der allermeisten europäischen Länder angewandt wird. Im allgemeinen ist es unbestreitbar, daß neben fiskalischen und staatlich-administrativen auch gewisse wissenschaftliche Erwägungen für die Notwendigkeit und Richtigkeit einer solchen Gruppierung sprechen. Sie ist jedoch offenkundig unzulänglich, weil sie den |52| Intensivierungsprozeß in der Landwirtschaft, die Steigerung der Kapitalaufwendungen je Flächeneinheit für Vieh, Maschinen, veredeltes Saatgut, verbesserte Anbaumethoden usw. völlig unbeachtet läßt. Dabei ist dieser Prozeß überall - mit Ausnahmen sehr weniger Gebiete und Länder mit primitiver und rein extensiver Landwirtschaft - für die kapitalistischen Länder gerade am meisten charakteristisch. Deshalb verleitet die Einteilung der Wirtschaften nach ihrer Bodenfläche in den allermeisten Fällen zu übermäßig vereinfachten und vergröberten Vorstellungen von der Entwicklung der Landwirtschaft im allgemeinen und der Entwicklung des Kapitalismus in der Landwirtschaft im besonderen.

Liest man bei den Ökonomen und Statistikern, die die verbreitetsten bürgerlichen Auffassungen zum Ausdruck bringen, lange und breite Auslassungen über die Ungleichartigkeit der Verhältnisse in der Landwirtschaft und der Industrie, über die Eigenart der Landwirtschaft usw. usf., so möchte man ihnen immer wieder zurufen: Meine Herren, es ist vor allem eure eigene Schuld, daß vereinfachte und vergröberte Auffassungen über die Entwicklung der Landwirtschaft genährt und verbreitet werden! Denkt an das "Kapital" von Marx. Dort findet ihr Hinweise auf die außerordentlich mannigfaltigen Formen des Grundbesitzes - feudales Grundeigentum, Claneigentum, Markgemeinschaftseigentum (wir fügen hinzu: primitiv in Besitz genommenes Eigentum), Staatseigentum usw. -, die das Kapital bei seinem Erscheinen auf dem Schauplatz der Geschichte vorfindet. Das Kapital ordnet sich alle diese verschiedenen Formen des Grundbesitzes unter und gestaltet sie auf seine Art um, aber eben um diesen Prozeß zu begreifen, zu beurteilen und statistisch auszudrücken, muß man es verstehen, die Fragestellung und die Untersuchungsmethoden in Anpassung an die verschiedenen Formen des Prozesses zu ändern. Der Kapitalismus ordnet sich sowohl den Anteilbesitz in der russischen Dorfgemeinde unter als auch den durch eigenmächtige Besitznahme oder durch freie und kostenlose Zuteilung im demokratischen oder im fronherrlichen Staat geregelten Grundbesitz in Sibirien oder im "fernen Westen" Amerikas; sowohl den Grundbesitz der Sklavenhalter im amerikanischen Süden als auch den halbfeudalen Grundbesitz in den "echt russischen" Gouvernements. Der Prozeß des Wachstums und des Sieges des Kapitalismus ist in allen diesen Fällen von gleicher Art, aber nicht gleich in der Form. Um diesen Prozeß begreifen und |53| genau untersuchen zu können, darf man sich nicht auf die schablonenhaft-spießbürgerlichen Phrasen über die "auf eigener Arbeit beruhende" Landwirtschaft oder auf die herkömmlichen Methoden des bloßen Vergleichs der Bodenflächen beschränken.

Man findet ferner bei Marx eine Analyse der Entstehung der Grundrente kapitalistischer Prägung und ihres Verhältnisses zu der geschichtlich älteren Formen dieser Rente, z.B. zur Naturalrente, zur Arbeitsrente (zur Fronarbeit und ihren Überresten) und zur Geldrente (zum Fronzins usw.). Aber welcher bürgerliche oder kleinbürgerliche, welcher volkstümlerische Ökonom oder Statistiker haben jemals halbwegs ernsthaft darüber nachgedacht, wie diese theoretischen Hinweise von Marx anzuwenden sind, wenn man die Entstehung des Kapitalismus aus der Sklavenwirtschaft des amerikanischen Süden oder aus der Fronwirtschaft Zentralrußlands erforscht?

Man findet schließlich bei Marx systematische und in der ganzen Analyse der Grundrente durchgeführte Hinweise auf die Mannigfaltigkeit der landwirtschaftlichen Verhältnisse, die nicht nur von der unterschiedlichen Beschaffenheit und Lage der Grundstücke, sondern auch von der unterschiedlichen Höhe des im Boden investierten Kapitals erzeugt wird. Was bedeutet das: Kapitalinvestitionen im Boden? Das bedeutet technische Veränderungen in der Landwirtschaft, ihre Intensivierung, Übergang zu höheren Systemen des Feldbaus, stärkerer Gebrauch künstlicher Düngemittel, Vervollkommnung der Geräte und Maschinen, ihre zunehmende Anwendung, verstärkte Verwendung von Lohnarbeit usw. Durch die statistische Erfassung der Bodenflächen allein lassen sich alle dies komplizierten und mannigfaltigen Prozesse nicht zum Ausdruck bringen, aber gerade aus diesen Prozessen setzt sich der allgemeine Entwicklungsprozeß des Kapitalismus in der Landwirtschaft zusammen.

Die russischen Semstwostatistiker, besonders die der "guten alten Zeit" vor der Revolution, erwarben sich dadurch ein Anrecht auf Wertschätzung, daß sie den Gegenstand ihrer Untersuchung nicht schablonenhaft und nicht nur mit fiskalischen und staatlich-administrativem, sondern mit einem bestimmten wissenschaftlichen Interesse behandelten. Sie bemerkten wohl früher als andere Statistiker die Unzulänglichkeit der bloßen Gruppierung der Wirtschaften nach Bodenflächen und führten andere Methoden der Gruppierung ein: nach der Saatfläche, nach der |54| Menge des Zugviehs, nach der Verwendung von Lohnarbeit usw. Leider fehlte unserer Semstwostatistik, die seit jeher sozusagen eine Oase in der Wüste feudalen Obskurantismus, bürokratischer Schablone und jeder Art stumpfsinniger Amtsschimmelei war, in ihrer Arbeit Einheitlichkeit und Systematik, so daß sie weder der russischen noch der europäischen Wirtschaftswissenschaft Resultate von bleibendem Wert bieten konnte.

Bemerkt sei, daß die Frage der Gruppierung des durch die modernen landwirtschaftlichen Betriebszählungen gesammelten Materials durchaus nicht eine so rein technische Spezialfrage ist, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Dieses Material zeichnet sich durch eine gewaltige Reichhaltigkeit und Vollständigkeit der Angaben über jede einzelne Wirtschaft aus. Dieses überaus reiche Material wird jedoch infolge ungeschickter, nicht durchdachter, schablonenhafter Zusammenfassung und Gruppierung vollständig verzettelt, es verliert sich, wird farblos und für die Erforschung der landwirtschaftlichen Entwicklungsgesetze oft ganz ungeeignet. Von jeder einzelnen Wirtschaft läßt sich auf Grund des gesammelten Materials untrüglich angeben, ob und inwieweit sie kapitalistisch ist, ob und in welchem Grad sie intensiv betrieben wird usw., aber bei der Zusammenfassung der Angaben über die Millionen Einzelwirtschaften verschwinden gerade die wesentlichsten Unterschiede, Züge und Kennzeichen, auf deren Hervorhebung, Feststellung und Berücksichtigung man sich vor allem verstehen mußte, und der Ökonom erhält schablonenhafte, sinnlose Zahlenreihen, ein statistisches "Spiel mit Zahlen" an Stelle einer sinnvollen statistischen Bearbeitung des Materials vorgesetzt.

Die amerikanische Zählung von 1910, mit der wir uns befassen, ist ein höchst anschauliches Musterbeispiel dafür, wie ein dank seiner Reichhaltigkeit und Vollständigkeit ausgezeichnetes Material durch Schablonenhaftigkeit und die wissenschaftliche Stümperei seiner Bearbeiter entwertet und verdorben wird. Gegenüber der Zählung von 1900 hat sich die Bearbeitung maßlos verschlechtert, und sogar die traditionelle Gruppierung der Wirtschaften nach der Bodenfläche ist nicht vollständig durchgeführt, so daß wir außerstande sind, zwischen den verschiedenen Wirtschaftsgruppen Vergleiche anzustellen, z.B. hinsichtlich der Verwendung von Lohnarbeit, der verschiedenen Feldbausysteme, des Verbrauchs von Düngemitteln usw.

|55| Wir müssen uns deshalb an die Zählung von 1900 halten. Sie gibt, soweit uns bekannt ist, als einzige in der ganzen Welt das Beispiel der Anwendung nicht einer, sondern dreier verschiedener Arten der Gruppierung oder "Klassifizierung" (wie sich die Amerikaner ausdrücken) auf das reichhaltigste Material, das je in einem Lande für den gleichen Zeitabschnitt und nach einem einheitlichen Programm gesammelt worden ist und das mehr als fünfeinhalb Millionen Wirtschaften umfaßt.

Allerdings ist auch hier keine einzige Gruppierung nach allen wesentlichen Merkmalen von Art und Größe der Wirtschaften vollständig durchgeführt. Nichtsdestoweniger ergibt sich ein Bild der kapitalistischen Landwirtschaft und der kapitalistischen Entwicklung der Landwirtschaft, das, wie wir zu zeigen hoffen, die Wirklichkeit unvergleichlich vollständiger, unvergleichlich getreuer widerspiegelt, als dies bei der üblichen, einseitigen und unzulänglichen Beschränkung auf nur eine Gruppierung der Fall ist. Die schwersten Fehler und Vorurteile der bürgerlichen und der kleinbürgerlichen, volkstümlerischen politischen Ökonomie werden aufgedeckt und enthüllt, sobald die Möglichkeit besteht, die Tatsachen und Tendenzen gründlicher zu untersuchen, die man mit vollem Recht als allgemein gültig für alle kapitalistischen Länder der Welt bezeichnen kann.

Angesichts dieser großen Bedeutung der hier in Rede stehenden Angaben werden wir uns besonders eingehend mit ihnen befassen und uns öfter als bisher Tabellen zuwenden müssen. In voller Würdigung des Umstands, daß Tabellen den Text überladen und die Lektüre erschweren, haben wir uns in den bisherigen Ausführungen bemüht, sie auf das allernötigste Mindestmaß zu beschränken. Wir hoffen, beim Leser keinen Unwillen zu erregen, wenn wir jetzt genötigt sein werden, dieses Mindestmaß heraufzusetzen, denn von der Analyse der hier behandelten Fragen hängt nicht nur die allgemeine Schlußfolgerung in der Hauptfrage - Richtung, Art, Charakter und Gesetz der Entwicklung der modernen Landwirtschaft - ab, sondern auch die Bewertung aller so oft vorgebrachten und so oft entstellten Angaben der modernen Landwirtschaftsstatistik überhaupt.

Die erste Gruppierung - "nach der Bodenfläche" - zeigt das folgende Bild der amerikanischen Landwirtschaft im Jahre 1900:

|56|

Im Durchschnitt entfällt auf 1 Farm:

Farmgruppen

Anzahl der Farmen in % ihrer Gesamtzahl

gesamte Bo-
denfläche (ebenfalls in % der End-
summe)

Anbau-
fläche in Acres

Ausgaben für Lohn-
arbeit (in Dollar)

Produkten-
wert (in Dollar)
(3)

Wert der Geräte und Maschinen (in Dollar)

Bis zu 3 Acres

0,7

- (4)

1,7

77

592

53

von     3 bis   10 Acres

4,0

0,2

5,6

18

203

42

von   10 bis   20 Acres

7,1

0,7

12,6

16

236

41

von   20 bis   50 Acres

21,9

4,9

26,2

18

324

54

von   50 bis 100 Acres

23,8

11,7

49,3

33

503

106

von 100 bis 175 Acres

24,8

22,9

83,2

60

721

155

von 175 bis 260 Acres

8,5

12,3

129,0

109

1.054

211

von 260 bis 500 Acres

6,6

15,4

191,4

166

1.354

263

von 500 bis 1.000 Acres

1,8

8,1

287,5

312

1.913

377

1.000 und mehr Acres

0,8

23,8

520,0

1.059

5.334

1.222

Insgesamt

100,0

100,0

72,3

-

656

133

Man kann mit Sicherheit sagen, daß die Statistik eines beliebigen kapitalistischen Landes ganz das gleiche Bild zeigen wird. Nur in unwesentlichen Einzelheiten mögen Unterschiede vorhanden sein. Deutschland, Österreich, Ungarn, die Schweiz und Dänemark bestätigen dies durch ihre letzten Erhebungen. Mit der größeren Gesamtbodenfläche der Farmen steigen von Gruppe zu Gruppe auch die durchschnittliche Anbaufläche, der durchschnittliche Produktenwert, der Wert der Geräte und Maschinen, der Wert des Viehs (wir haben diese Zahlen weggelassen) und die Höhe der Ausgaben für Lohnarbeit. (Über die Bedeutung der kleinen Ausnahme, die sich bei den Farmen bis zu 3 Acres und teilweise auch bei denen von 3 bis 10 Acres zeigt, haben wir früher schon gesprochen.)

Man sollte meinen, das könne gar nicht anders sein. Dem Anschein nach ist die Steigerung der Ausgaben für Lohnarbeit eine unbedingte |57| Bestätigung dafür, daß sich die Einteilung in Klein- und Großbetriebe nach der Bodenfläche mit der Einteilung in nichtkapitalistische und kapitalistische Wirtschaften durchaus deckt. Neun Zehntel der landläufigen Betrachtungen über den landwirtschaftlichen "Kleinbetrieb" stützen sich auf eine solche Gleichsetzung und auf ähnliche Angaben.

Nehmen wir nun die Durchschnittsgrößen nicht pro Farm, sondern pro Acre der (gesamten) Bodenfläche.

Es entfallen auf 1 Acre der gesamten Bodenfläche in Dollar

Farmgruppen

Ausgaben für Lohnarbeit

Ausgaben für Düngung

Wert des Viehbestandes

Wert der Geräte und Maschinen

Bis zu 3 Acres

40,30

2,36

456,76

27,57

von     3 bis   10 Acres

2,95

0,60

16,32

6,71

von   10 bis   20 Acres

1,12

0,33

8,30

2,95

von   20 bis   50 Acres

0,55

0,20

5,21

1,65

von   50 bis 100 Acres

0,46

0,12

4,51

1,47

von 100 bis 175 Acres

0,45

0,07

4,09

1,14

von 175 bis 260 Acres

0,52

0,07

3,96

1,00

von 260 bis 500 Acres

0,48

0,04

3,61

0,77

von 500 bis 1.000 Acres

0,47

0,03

3,16

0,57

1.000 und mehr Acres

0,25

0,02

2,15

0,29

Mit ganz verschwindend geringen Ausnahmen beobachten wir hier eine regelmäßige Abnahme der Merkmale intensiver Wirtschaft in der Richtung von den unteren zu den oberen Gruppen.

Das scheint zu der ganz unbestreitbaren Schlußfolgerung zu führen, daß der "Klein"betrieb in der Landwirtschaft intensiver ist als der Großbetrieb, daß mit der Abnahme des Betriebs"umfangs" die Intensität und Produktivität der Landwirtschaft zunimmt, daß sich "folglich" die kapitalistische Produktion in der Landwirtschaft nur bei extensivem, primitivem Charakter der Wirtschaft halten kann usw. usf.

Da sich in jedem beliebigen kapitalistischen Land bei der Gruppierung der Wirtschaften nach ihrer Bodenfläche (und diese Gruppierung ist nicht nur die übliche, sondern fast die einzig gebräuchliche) ein völlig analoges Bild ergeben dürfte, da sich überall die gleiche Abnahme der Merkmale intensiver Landwirtschaft in der Richtung von den unteren zu den oberen Gruppen nachweisen läßt, so werden eben diese Schluß- |58| folgerungen ständig, auf Schritt und Tritt, in der gesamten bürgerlichen und kleinbürgerlichen (opportunistisch-"marxistischen" und volkstümlerischen) Literatur gezogen. Man denke z.B. an die bekannte Schrift des bekannten Eduard David "Sozialismus und Landwirtschaft", diese Sammlung bürgerlicher Vorurteile und bürgerlicher Lügen unter dem Deckmantel "auch-sozialistischer" Wörtchen. Dort wird gerade auf Grund ähnlicher Angaben versucht, die "Überlegenheit", die "Lebensfähigkeit" usw. des "Klein"betriebs zu beweisen.

Derartige Schlüsse werden durch einen Umstand besonders begünstigt: Angaben, analog den angeführten, findet man gewöhnlich über den Viehbestand, während über die Lohnarbeit, besonders in einer so verallgemeinerten Form, wie es die Summe der Ausgaben für Lohnarbeit ist, fast nirgends Daten gesammelt werden. Indessen beweisen gerade die Angaben über die Lohnarbeit die Unrichtigkeit aller derartigen Schlüsse. In der Tat, wenn z.B. die Steigerung des Viehwertes (oder, was dasselbe ist, des Viehbestands) pro Flächeneinheit in dem Maße, wie sich der Umfang der Wirtschaft verringert, von einer "Überlegenheit" des landwirtschaftlichen "Kleinbetriebs" zeugen soll, so steht doch diese "Überlegenheit" in Verbindung mit der Steigerung der Ausgaben für Lohnarbeit in dem Maße, wie sich der Umfang der Wirtschaft verringert. Eine solche Steigerung der Ausgaben für Lohnarbeit - wohlgemerkt, es ist hier die ganze Zeit von Zahlen die Rede, die sich auf eine Flächeneinheit, auf 1 Acre, 1 Hektar oder 1 Desjatine beziehen - bedeutet aber eine Verstärkung des kapitalistischen Charakters der Wirtschaft! Der kapitalistische Charakter der Wirtschaft steht jedoch in Widerspruch zu dem üblichen, meistverbreiteten Begriff des "Klein"betriebs, denn unter Kleinbetrieb versteht man einen Betrieb, der nicht auf Lohnarbeit beruht.

Es scheint, als gerate man in einen Knäuel von Widersprüchen, Die allgemeinen Angaben über die Wirtschaftsgruppen nach der Bodenfläche zeigen, daß die "Klein"betriebe nichtkapitalistisch und daß die Großbetriebe kapitalistisch sind. Und dieselben Angaben zeugen davon, daß der Betrieb, je "kleiner" er ist, nicht nur eine desto höhere Intensität aufweist, sondern auch desto größere Ausgaben für Lohnarbeit pro Einheit der Bodenfläche!

Um Licht in die Sache zu bringen, wollen wir uns der zweiten Art der Gruppierung zuwenden.

11. Ein genauer Vergleich der landwirtschaftlichen Klein- und Großbetriebe

|59|Wie wir schon festgestellt haben, nimmt die amerikanische Statistik hier die Summe des Produktenwerts der Wirtschaft unter Abzug der verfütterten Produkte. Einzeln genommen sind derartige Angaben, die es wohl nur in der amerikanischen Statistik gibt, natürlich weniger genau als die Angaben über Bodenfläche, Viehbestand usw. Aber im ganzen genommen, auf einige Millionen Wirtschaften bezogen und besonders zur Bestimmung der Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Wirtschaftsgruppen des ganzen Landes angewandt, sind diese Angaben zweifellos als ebenso brauchbar zu betrachten wie die übrigen. Auf jeden Fall zeugen diese Angaben von dem Umfang der Produktion - und besonders der Warenproduktion, d.h. von der Summe der Produkte, die zum Verkauf gelangen - viel unmittelbarer als alle anderen. Und bei allen Untersuchungen über die Entwicklung der Landwirtschaft und ihre Gesetze ist ja gerade von der Klein- und Großproduktion die Rede.

Aber nicht nur das. In solchen Fällen ist immer von der Entwicklung der Landwirtschaft im Kapitalismus oder in Verbindung mit dem Kapitalismus, unter seiner Einwirkung usw. die Rede. Will man sich über diese Einwirkung Rechenschaft ablegen, so muß man vor allem und am meisten darauf bedacht sein, die Naturalwirtschaft in der Agrikultur von der Warenwirtschaft zu trennen. Es ist allgemein bekannt, daß die Naturalwirtschaft, d.h. die Produktion nicht für den Markt, sondern für den eigenen Verbrauch der wirtschaftenden Familie, gerade in der Agrikultur eine verhältnismäßig sehr große Rolle spielt und der warenproduzierenden Landwirtschaft besonders langsam Platz macht. Und will man die von der politischen Ökonomie aufgestellten theoretischen Lehrsätze nicht schablonenhaft, nicht mechanisch, sondern mit Sinn und Verstand anwenden, so darf man z.B. das Gesetz von der Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb nur für die warenproduzierende Landwirtschaft gelten lassen. Diese These wird kaum jemand theoretisch bestreiten wollen. Und doch richten die Ökonomen und Statistiker höchst selten ihr Augenmerk bewußt darauf, gerade die Merkmale, die den |60| Übergang der Agrikultur von der Naturalwirtschaft zur Warenwirtschaft bezeugen, besonders hervorzuheben, sie zu verfolgen und nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Die Gruppierung der Wirtschaften nach dem Geldwert der Produkte, die nicht als Viehfutter Verwendung finden, kommt dieser äußerst wichtigen theoretischen Forderung einen großen Schritt entgegen.

Es sei bemerkt, daß man, wenn von der zweifellosen Tatsache der Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb in der Industrie die Rede ist, die Industriebetriebe stets nach der Menge der Produktion oder der Zahl der Lohnarbeiter gruppiert. Infolge der technischen Besonderheiten der Industrie ist die Sache hier viel einfacher. In der Landwirtschaft mit ihren unvergleichlich komplizierteren und verwickelteren Verhältnissen ist es dagegen weit schwieriger, den Umfang der Produktion und den Geldwert der Produkte sowie das Ausmaß der Verwendung von Lohnarbeit zu bestimmen. Im letzteren Fall muß die gesamte Lohnarbeit in einem Jahr, nicht aber die für den Stichtag errechnete berücksichtigt werden, denn die Landwirtschaft trägt ganz besonders den Charakter eines "Saison"betriebs; ferner müssen nicht nur die ständigen Lohnarbeiter, sondern auch die Tagelöhner berücksichtigt werden, die in der Landwirtschaft eine höchst wichtige Rolle spielen. Aber was schwierig ist, ist nicht unmöglich. Die Anwendung rationeller, den technischen Besonderheiten der Landwirtschaft angepaßter Untersuchungsmethoden, darunter die Gruppierung nach dem Umfang der Produktion, nach dem gesamten Geldwert der Produkte und nach der Häufigkeit und dem Ausmaß der Verwendung von Lohnarbeit, wird noch wachsen und sich durch das Gestrüpp bürgerlicher und kleinbürgerlicher Vorurteile und Bestrebungen, die bürgerliche Wirklichkeit zu beschönigen, ihren Weg bahnen müssen. Und man kann sich ohne weiteres dafür verbürgen, daß jeder Schritt vorwärts in der Anwendung rationeller Untersuchungsmethoden auch ein Schritt vorwärts in der Bestätigung der Wahrheit sein wird, daß in der kapitalistischen Gesellschaft nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Landwirtschaft der Kleinbetrieb durch den Großbetrieb verdrängt wird.

Hier die Angaben über die Gruppen der landwirtschaftlichen Betriebe Amerikas im Jahre 1900, eingeteilt nach der Höhe des gesamten Produktenwerts:

|61|

Durchschnittlich entfallen auf 1 Farm:

Farmgruppen nach dem Produktenwert
in Dollar

Zahl der Farmen

Gesamte Bodenfläche

Anbaufläche in Acres

Ausgaben für Lohnarbeit
(in Dollar)

Wert der Geräte und Maschinen

(in % der Gesamtzahl)

0

0,9

1,8

33,4

24

54

       1-     50 Dollar

2,9

1,2

18,2

4

24

     50-   100 Dollar

5,3

2,1

20,0

4

28

   100-   250 Dollar

21,8

10,1

29,2

7

42

   250-   500 Dollar

27,9

18,1

48,2

18

78

   500-1.000 Dollar

24,0

23,6

84,0

52

154

1.000-2.500 Dollar

14,5

32,2

150,5

158

283

2.500 und mehr Dollar

2,7

19,9

322,3

786

781

Insgesamt

100,0

100,0

72,3

-

133

Zu den einkommenlosen Farmen, deren Produktenwert Null ist, dürften hauptsächlich eben erst übernommene Homesteads gehören, deren Besitzer noch nicht zur Errichtung von Gebäuden, Anschaffung von Vieh, zur Aussaat und Ernteeinbringung gekommen sind. In einem Lande mit so starker Kolonisation wie in Amerika hat die Frage, wie lange ein Landwirt seine Farm besitzt, besonders große Bedeutung.

Lassen wir die einkommenlosen Farmen beiseite, so ergibt sich das gleiche Bild, das uns die oben vorgenommene Gruppierung derselben Angaben nach der gesamten Bodenfläche der Farmen gezeigt hat. In dem Maße, wie der Produktenwert einer Farm steigt, steigen auch die durchschnittliche Größe der Anbaufläche, die durchschnittliche Höhe der Ausgaben für Lohnarbeit und der durchschnittliche Wert der Geräte und Maschinen. Im großen und ganzen zeigt sich, daß die Farmen mit größerem Einkommen - wobei wir das Brutteeinkommen, d.h. den gesamten Produktenwert im Auge haben - auch die größere Bodenfläche besitzen. Augenscheinlich ergibt die neue Einteilung absolut nichts Neues.

Doch nehmen wir jetzt die Durchschnittsgrößen (des Wertes von Vieh und Geräten, der Ausgaben für Lohnarbeit und Düngung) nicht pro Farm, sondern auf 1 Acre der Bodenfläche:

|62|

Es entfallen auf 1 Acre der Gesamtbodenfläche in Dollar

Farmgruppen nach dem Produktenwert
in Dollar

Ausgaben für Lohnarbeit

Ausgaben für Düngung

Wert des Viehbestandes

Wert der Geräte und Maschinen

0

0,08

0,01

2,97

0,19

       1-     50 Dollar

0,06

0,01

1,78

0,38

     50-   100 Dollar

0,08

0,03

2,01

0,48

   100-   250 Dollar

0,11

0,05

2,46

0,62

   250-   500 Dollar

0,19

0,07

3,00

0,82

   500-1.000 Dollar

0,36

0,07

3,75

1,07

1.000-2.500 Dollar

0,67

0,08

4,63

1,21

2.500 und mehr Dollar

0,72

0,06

3,98

0,72

Eine Ausnahme bilden in gewisser Hinsicht die einkommenlosen Farmen, die überhaupt eine ausgesprochene Sonderstellung einnehmen, und die Farmen mit den höchsten Einkommen, die in bezug auf drei von den vier angeführten Merkmalen eine geringere Intensität aufweisen als die Nachbargruppe. Doch im allgemeinen beobachten wir eine regelmäßige Steigerung der Intensität der Landwirtschaft in dem Maße, wie sich der Wert der von den Farmen erzeugten Produkte erhöht.

Wir sehen hier das gerade Gegenteil des Bildes, das uns die Gruppierung der Wirtschaften nach der Bodenfläche gezeigt hat.

Ein und dasselbe Material führt bei verschiedenen Gruppierungsmethoden zu diametral entgegengesetzten Schlußfolgerungen.

Beurteilt man den Umfang der Wirtschaft nach der Größe der Bodenfläche, so sinkt die Intensität der Landwirtschaft mit dem zunehmenden Umfang der Wirtschaft; beurteilt man ihn dagegen nach dem Produktenwert, so steigt die Intensität mit dem zunehmenden Umfang der Wirtschaft.

Welche dieser beiden Schlußfolgerungen ist nun richtig?

Klar ist, daß die Menge des Grund und Bodens keinerlei Vorstellung vom Umfang der Wirtschaft gibt, wenn der Boden nicht bearbeitet wird (vergessen wir nicht, daß in Amerika als Grundlage der Gruppierung nicht allein die bearbeitete, sondern die gesamte Bodenfläche genommen wird und daß in diesem Lande der Prozentsatz des bearbeiteten Bodens bei den einzelnen Wirtschaftsgruppen zwischen 19 und 91%, bei den einzelnen Gebieten zwischen 27 und 75% schwankt). Sie gibt keinerlei richtige Vorstellung davon, wenn überdies in zahlreichen Fällen zwi- |63| schen den einzelnen Wirtschaften wesentliche Unterschiede bestehen in den Methoden der Bodenbearbeitung, in der Intensität der Landwirtschaft, im System des Feldbaus, im Ausmaß der Düngung, in der Anwendung von Maschinen, im Charakter der Viehzucht usw.

Gerade das trifft nachweislich auf alle kapitalistischen Länder zu und sogar auf alle diejenigen, in deren Landwirtschaft der Kapitalismus eben erst eingedrungen ist.

Wir sehen nun eine der tiefsten und allgemeinsten Ursachen, warum sich die irrtümlichen Auffassungen von der "Überlegenheit" des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs so hartnäckig erhalten und warum sich die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Vorurteile dieser Art neben dem großen Fortschritt der sozialen und insbesondere der landwirtschaftlichen Statistik der letzten Jahrzehnte so leicht behaupten können. Daß sich diese Fehler und Vorurteile so beharrlich behaupten, dazu tragen natürlich auch die Interessen der Bourgeoisie bei, die bestrebt ist, die tiefen Klassengegensätze der modernen bürgerlichen Gesellschaft zu vertuschen, und wo Interessen im Spiele sind, da beginnt man bekanntlich, selbst die unumstößlichsten Wahrheiten zu bestreiten.

Doch wir beschränken uns hier darauf, die theoretischen Ursachen der irrtümlichen Auffassung von der "Überlegenheit" des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs zu untersuchen. Und es kann keinen Zweifel geben, daß die unkritische, schablonenhafte Einstellung zu den längst überholten Methoden, die Wirtschaften nur nach der Menge ihres gesamten oder bearbeiteten Bodens zu vergleichen, unter diesen Ursachen mit an erster Stelle steht.

Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden unter allen kapitalistischen Ländern insofern eine Ausnahme, als es hier noch massenhaft herrenlose, freie Ländereien gibt, die ohne Entgelt zugeteilt werden. Hier kann sich die Landwirtschaft noch durch Aneignung herrenlosen, durch Urbarmachung jungfräulichen Bodens entwickeln, und sie tut das wirklich - in der Form der primitivsten und extensivsten Viehzucht und Agrikultur. In den alten, zivilisierten Ländern des kapitalistischen Europas gibt es nichts Ähnliches. Hier entwickelt sich die Landwirtschaft hauptsächlich intensiv, nicht durch quantitative Vergrößerung der Anbaufläche, sondern durch qualitative Verbesserung der Bodenbearbeitung mittels größerer Kapitalinvestitionen in der alten Bodenfläche. Und ge- |64| rade diese Hauptentwicklungslinie der kapitalistischen Landwirtschaft, die auch in Amerika allmählich vorherrschend wird, übersehen diejenigen, die sich darauf beschränken, die Wirtschaften nur nach der Menge des Grund und Bodens zu vergleichen.

Die Hauptentwicklungslinie der kapitalistischen Landwirtschaft besteht eben darin, daß der landwirtschaftliche Kleinbetrieb, der nach der Bodenfläche Kleinbetrieb bleibt, sich nach dem Umfang der Produktion, der Entwicklung der Viehzucht, dem Verbrauch von Düngemitteln, der Anwendung von Maschinen usw. in einen Großbetrieb verwandelt.

Darum ist es unbedingt falsch, ausgehend von dem Vergleich verschiedener Wirtschaftsgruppen nach der Größe der Bodenfläche zu schlußfolgern, daß mit der Zunahme der Wirtschaft die Intensität der Landwirtschaft sinkt. Einzig und allein richtig ist es vielmehr, ausgehend von dem Vergleich verschiedener Wirtschaften nach der Höhe des Produktenwerts zu schlußfolgern, daß mit dem zunehmenden Umfang der Wirtschaft die Intensität der Landwirtschaft steigt.

Denn vom Umfang der Wirtschaft legt die Bodenfläche nur indirekt Zeugnis ab, und dies "Zeugnis" ist um so weniger glaubwürdig, je umfassender und rascher die Intensivierung der Landwirtschaft vor sich geht. Der Produktenwert dagegen legt kein indirektes, sondern ein direktes, und zwar in allen Fällen gültiges Zeugnis über den Umfang der Wirtschaft ab. Spricht man vom landwirtschaftlichen Kleinbetrieb, so denkt man immer an einen Betrieb, der nicht auf Lohnarbeit beruht. Der Übergang zur Ausbeutung von Lohnarbeitern ist aber nicht nur durch die Erweiterung der Betriebsfläche unter Beibehaltung der alten technischen Grundlage bedingt - das ist nur bei extensiver, primitiver Wirtschaft der Fall -, sondern auch durch die Vervollkommnung der vorhandenen Technik, durch die Umwandlung der alten Technik in neue, durch die Investition von zusätzlichem Kapital in derselben Bodenfläche, z.B. in Gestalt von neuen Maschinen, von künstlichen Düngemitteln oder von Vergrößerung und Verbesserung des Viehbestands usw.

Die Gruppierung nach dem Produktenwert der Farm faßt Wirtschaften zusammen, die sich tatsächlich durch den gleichen Umfang der Produktion, unabhängig von der Größe ihrer Bodenfläche, auszeichnen. Die sehr intensiv betriebene Wirtschaft auf kleinem Grundstück steht dabei in einer Gruppe mit der relativ extensiven Wirtschaft auf großer Boden- |65| fläche; und beide Wirtschaften werden sowohl nach dem Produktionsumfang als auch nach dem Grad der Verwendung von Lohnarbeit wirklich Großbetriebe sein.

Dagegen faßt die Gruppierung nach der Bodenfläche landwirtschaftliche Groß- und Kleinbetriebe zusammen, wenn sie sich nur in der Größe ihres Bodenbesitzes gleichen. Sie faßt Wirtschaften mit völlig verschiedenem Produktionsumfang zusammen, sie wirft solche, in denen die Arbeit von Familienangehörigen überwiegt, mit solchen, in denen die Lohnarbeit vorherrscht, in einen Topf. Hieraus ergibt sich das grundfalsche, die wirkliche Sachlage völlig entstehende, aber der Bourgeoisie sehr gefällige Bild einer Abstumpfung der Klassengegensätze im Kapitalismus. Hieraus ergibt sich eine nicht minder falsche und der Bourgeoisie nicht minder gefällige Beschönigung der Lage der kleinen Landwirte und eine Apologie des Kapitalismus.

In der Tat, die Grund- und Haupttendenz des Kapitalismus besteht in der Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft. Doch diese Verdrängung ist keinesfalls nur im Sinne sofortiger Expropriation zu verstehen. Verdrängung ist auch die Ruinierung der kleinen Landwirte, die sich jahre- und jahrzehntelang hinziehen kann, die Verschlechterung der Bedingungen, unter denen sie wirtschaften. Diese Verschlechterung zeigt sich sowohl in übermäßiger Arbeit oder in schlechterer Ernährung des kleinen Landwirts als auch in seiner zunehmenden Schuldenlast, in der Verschlechterung der Viehfütterung und überhaupt der Viehhaltung, in der Verschlechterung der Bedingungen der Bearbeitung des Bodens, seiner Bestellung, Düngung usw., ferner in der technischen Stagnation der Wirtschaft usw. Will sich der wissenschaftliche Forscher frei halten von dem Vorwurf, daß er, bewußt oder unbewußt, der Bourgeoisie zu Gefallen die Lage der kleinen Landwirte beschönigt, die ruiniert und erdrückt werden, so muß er seine Aufgabe vor allem und am meisten darin sehen, die Merkmale der Ruinierung, die gar nicht so einfach und gleichartig sind, genau zu bestimmen, sodann diese Merkmale aufzudecken, zu verfolgen und den Grad ihrer Verbreitung sowie ihre zeitlichen Veränderungen möglichst zu berücksichtigen. Diese besonders wichtige Seite der Sache pflegen die Ökonomen und Statistiker unserer Zeit am allerwenigsten zu beachten.

|66| Man stelle sich vor, daß der Statistiker zu 90 kleinen Landwirten, die kein Kapital zur Verbesserung ihrer Wirtschaft besitzen, die hinter der Zeit zurückbleiben und allmählich dem Ruin entgegengehen, 10 Landwirte hinzufügt, die über genügend Kapital verfügen und auf ebenso kleinen Grundstücken einen Betrieb einrichten, der nach seinem Produktionsumfang zu den Großbetrieben gehört und auf Lohnarbeit beruht. Insgesamt und im Durchschnitt wird das ein schöngefärbtes Bild der Lage aller dieser hundert kleinen Landwirte ergeben.

Gerade ein solches schöngefärbtes - und dabei objektiv zugunsten der Bourgeoisie schöngefärbtes - Bild zeigt uns die amerikanische Zählung von 1910, und zwar vor allem deshalb, weil sie den im Jahre 1900 gezogenen Vergleich der Gruppierung nach der Bodenfläche mit der Gruppierung nach dem Produktenwert unterlassen hat. Wir erfahren z.B. nur, daß die Ausgaben für Düngung sehr stark - um 115%, d.h. auf mehr als das Doppelte - gestiegen sind, während die Ausgaben für Lohnarbeit nur um 82% stiegen und der Gesamtwert der Ernte um 83% stieg. Ein gewaltiger Fortschritt. Ein Fortschritt der nationalen Landwirtschaft. Und am Ende wird irgendein Ökonom daraus - wenn das nicht schon geschehen ist - den Schluß ziehen; ein Fortschritt des "auf eigener Arbeit beruhenden" landwirtschaftlichen Kleinbetriebs; denn die Angaben über die nach der Bodenfläche gruppierten Wirtschaften zeigen im allgemeinen, daß die Aufwendungen für Düngung pro Acre der Bodenfläche im landwirtschaftlichen "Kleinbetrieb" weit höher sind.

Aber wir wissen jetzt, daß dies ein Fehlschluß wäre, denn gerade bei der Gruppierung der Wirtschaften nach der Bodenfläche werden die dem Ruin entgegengehenden oder zumindest von der Not erdrückten kleinen Landwirte, die keine Möglichkeit haben, Düngemittel käuflich zu erwerben, mit Kapitalisten - wenn auch kleinen, aber dennoch Kapitalisten - zusammengeworfen, die auf einem kleinen Grundstück eine verbesserte, intensive Großwirtschaft mit Lohnarbeitern betreiben.

Wenn der landwirtschaftliche Kleinbetrieb überhaupt vom Großbetrieb verdrängt wird, wie die Angaben über den Wert des gesamten Farmbesitzes von 1900 und 1910 zeigen; wenn sich in dieser Zeit, wie wir sogleich sehen werden, die hochkapitalistischen Kulturen auf kleinen Grundstücken besonders schnell entwickelt haben; wenn nach den allgemeinen Angaben über kleine und große Wirtschaften, ausgehend von |67| der Höhe des Produktenwerts, die Aufwendungen für Düngung in dem Maße steigen, wie sich der Umfang der Wirtschaft vergrößert - so ergibt sich daraus zwangsläufig der Schluß, daß der "Fortschritt" im Verbrauch von Düngemitteln von 1900 bis 1910 das Übergewicht der kapitalistischen Landwirtschaft über den Kleinbetrieb noch mehr verstärkt und diesen noch weiter zurückgedrängt und erdrückt hat.

12. Die verschiedenen Betriebssystemtypen in der Landwirtschaft

Was wir oben über die intensiven, großen, kapitalistischen Wirtschaften auf kleinen Grundstücken gesagt haben, wirft folgende Frage auf: Besteht Grund anzunehmen, daß die Intensivierung der Landwirtschaft zur Verringerung der Bodenfläche einer Wirtschaft führen muß? Mit anderen Worten: Schafft die Technik der modernen Landwirtschaft von selbst Bedingungen, die erheischen, die Größe der Bodenfläche einer Wirtschaft zu verringern, damit die Intensität der Landwirtschaft erhöht werden kann?

Auf diese Frage können weder allgemeine theoretische Erwägungen noch einzelne Beispiele eine Antwort geben. Es handelt sich um den konkreten Stand der Technik unter den gegebenen landwirtschaftlichen Verhältnissen und um die konkrete Höhe des Kapitals, das für ein bestimmtes Betriebssystem erforderlich ist. Theoretisch ist eine beliebige Anlage von Kapital in beliebiger Höhe auf einem beliebig großen Grundstück denkbar, aber selbstverständlich "hängt das ab" von den jeweiligen ökonomischen, technischen, kulturellen usw. Bedingungen. Alles kommt eben darauf an, welche Bedingungen in einem bestimmten Land zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden sind. Beispiele besagen hier nichts, weil man auf einem Gebiet mit so komplizierten, verschiedenartigen, verwickelten und widerspruchsvollen Tendenzen, wie es die Ökonomik der modernen Landwirtschaft ist, jederzeit Beispiele für die Erhärtung gegensätzlicher Auffassungen finden kann. Hier muß in erster Linie und mehr als sonst irgendwo der Prozeß als Ganzes dargestellt, müssen alle Tendenzen berücksichtigt und ihre Resultante oder ihre Summe, ihr Ergebnis ermittelt werden.

|68| Das dritte Gruppierungssystem, das die amerikanischen Statistiker 1900 angewandt haben, hilft die gestellte Frage beantworten. Es ist dies die Gruppierung nach der Haupteinkommenquelle. Alle Farmen sind nach diesem Kennzeichen in die folgenden Kategorien eingeteilt: 1. Heu und Getreide als Haupteinkommenquellen; 2. gemischte Einkommenquellen; 3. Viehzucht; 4. Baumwolle; 5. Gemüse; 6. Obst; 7. Molkereiprodukte; 8. Tabak; 9. Reis; 10. Zucker; 11. Blumen; 12. Treibhauskulturen; 13. Taro; 14. Kaffee. In die letzten sieben Kategorien (8-14) fallen insgesamt nur 2,2% aller Farmen, also ein so verschwindend geringer Teil, daß wir sie nicht getrennt behandeln werden, Nach ihrem wirtschaftlichen Charakter und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sind diese Kategorien (8-14) ganz von der gleichen Art wie die drei vorhergehenden (5-7) und bilden mit ihnen zusammen einen Typus.

Die folgenden Angaben charakterisieren die Farmen von verschiedenem Typus:

Farmgruppen nach der Haupteinkommen-
quelle

Prozentu-
aler An-
teil an der Gesamt-
zahl der Farmen

Durchschnittliche Bodenfläche einer Farm

Es entfallen im Durchschnitt auf 1 Acre d. Gesamtfläche (in Dollar)

Gesamt-
fläche

Anbau-
fläche

Ausga-
ben für Lohnar-
beit

Ausga-
ben für Düngung

Wert der Geräte und Ma-
schinen

Wert des Viehbe-
standes

Heu und Getreide

23,0

159,3

111,1

0,47

0,04

1,04

3,17

Gemischte Einkommenquellen

18,5

106,8

46,5

0,35

0,08

0,94

2,73

Viehzucht

27,3

226,9

86,1

0,29

0,02

0,66

4,45

Baumwolle

18,7

83,6

42,5

0,30

0,14

0,53

2,11

Gemüse

2,7

65,1

33,8

1,62

0,59

2,12

3,74

Obst

1,4

74,8

41,6

2,46

0,30

2,34

3,35

Molkereiprodukte

6,2

121,9

63,2

0,86

0,09

1,66

5,58

Alle Farmen insgesamt

100,0

146,6

72,3

0,43

0,07

0,90

3,66

Wir sehen, daß die ersten beiden Kategorien (Heu und Getreide; gemischte) als mittlere Kategorien bezeichnet werden können, und zwar sowohl nach dem Entwicklungsgrad des kapitalistischen Charakters der |69| Wirtschaft (mit 0,35 und 0,47 Dollar Ausgaben für Lohnarbeit kommen sie dem Gesamtdurchschnitt der Vereinigten Staaten, der 0,43 Dollar beträgt, am nächsten) als auch nach der Intensität der Landwirtschaft. Hinsichtlich aller Merkmale intensiver Wirtschaft - Ausgaben für Düngung, Wert der Maschinen und des Viehbestands auf 1 Acre Bodenfläche - stehen diese Gruppen dem Gesamtdurchschnitt der Vereinigten Staaten am nächsten.

Zweifellos sind diese beiden Gruppen für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe überhaupt besonders typisch. Heu und Getreide sowie verschiedene landwirtschaftliche Produkte zusammengefaßt ("gemischte" Einkommenquellen) - das sind die Haupttypen der landwirtschaftlichen Betriebe in allen Ländern. Es wäre äußerst interessant, detailliertere Angaben über diese Gruppen zu haben, z.B. sie in mehr oder minder warenproduzierende Betriebe zu unterteilen usw. Doch die amerikanische Statistik hat zwar, wie wir sahen, einen Schritt in dieser Richtung gemacht, ist dann aber nicht vorwärts, sondern zurück gegangen.

Die beiden folgenden Kategorien, Viehzucht und Baumwolle, zeigen uns das Muster der Farmen mit schwächster kapitalistischer Entwicklung (die Ausgaben für Lohnarbeit betragen 0,29 und 0,30 Dollar bei einem Durchschnitt von 0,43) und am wenigsten intensiver Landwirtschaft. Der Wert der Geräte und Maschinen ist hier am niedrigsten und liegt beträchtlich unter dem Durchschnitt (0,66 und 0,53 gegen 0,90). Die Farmen, deren Haupteinkommen aus der Viehzucht stammt, weisen selbstverständlich einen größeren, über den Durchschnitt der Vereinigten Staaten hinausgehenden Viehbestand pro Acre auf (4,45 gegen 3,66), aber diese Viehzucht wird offensichtlich extensiv betrieben: Die Ausgaben für Düngemittel sind minimal, die durchschnittliche Bodenfläche ist am größten (226,9 Acres), der Anteil der Anbaufläche (86,1 von 226,9 Acres) am geringsten. Die Baumwollfarmen weisen einen überdurchschnittlichen Verbrauch von Düngemitteln auf, die übrigen Merkmale intensiver Landwirtschaft (Wert des Viehbestands und der Maschinen auf 1 Acre Land) sind hier jedoch minimal.

Die letzten drei Kategorien schließlich - Gemüse, Obst, Molkereiprodukte - sind Farmen erstens mit der kleinsten Bodenfläche (33 bis 63 Acres Anbaufläche gegen 42-86, 46-111 in den anderen Kategorien); |70| zweitens mit der stärksten kapitalistischen Entwicklung; die Ausgaben für Lohnarbeit sind am höchsten, 2-6mal so hoch wie der Durchschnitt; drittens mit der größten Intensität. Fast alle Merkmale einer intensiv betriebenen Landwirtschaft überragen hier den Durchschnitt: sowohl die Ausgaben für Düngemittel als auch der Wert der Maschinen und des Viehbestands (eine kleine Ausnahme bilden die Obstfarmen, die in dieser Beziehung hinter dem Durchschnitt zurückbleiben, aber immer noch über den Farmen stehen, deren Haupteinkommenquellen Heu und Getreide sind).

Wir werden jetzt zu der Frage übergehen, welchen Anteil diese kapitalistisch hochentwickelten Farmen an der Gesamtwirtschaft des Landes haben. Vorher müssen wir uns jedoch etwas eingehender mit der ihnen eigenen höheren Intensität beschäftigen.

Nehmen wir die Farmen, deren Haupteinkommen aus dem Gemüsebau fließt. Bekanntlich ruft in allen kapitalistischen Ländern die Entwicklung der Städte, Fabriken, Industriesiedlungen, Eisenbahnstationen, Häfen usw. eine verstärkte Nachfrage nach Produkten dieser Art hervor, steigert ihren Preis und vergrößert die Zahl der landwirtschaftlichen Unternehmungen, die sie für den Verkauf erzeugen. Nach der Menge des bearbeiteten Bodens beträgt die Größe einer durchschnittlichen "Gemüse"farm weniger als ein Drittel der Größe einer "gewöhnlichen" Farm, deren Haupteinkommenquelle Heu und Getreide sind: die erste hat 33,8 Acres, die zweite 111,1. Der gegebene Stand der Technik bei der gegebenen Akkumulation des Kapitals in der Landwirtschaft erfordert also einen geringeren Umfang der "Gemüse"farm. Mit anderen Worten: Will man in der Landwirtschaft Kapital investieren und einen Profit erzielen, der nicht unter dem Durchschnittsprofit liegt, so muß man bei dem heutigen Stand der Technik die Wirtschaft für die Gemüseproduktion auf einer kleineren Bodenfläche organisieren als für die Heu- und Getreideproduktion.

Mehr noch. Das Wachstum des Kapitalismus in der Landwirtschaft besteht vor allem in ihrem Übergang von der Naturalwirtschaft zur Warenwirtschaft. Das wird ständig vergessen, und deshalb muß man es immer wieder nachdrücklich betonen. Die warenproduzierende Landwirtschaft aber entwickelt sich ganz und gar nicht auf so "einfachen" Bahnen, wie es sich die bürgerlichen Ökonomen ausmalen oder wie sie |71| annehmen - durch Steigerung der Erzeugung ein und derselben Produkte. Nein. Die Entwicklung der warenproduzierenden Landwirtschaft erfolgt sehr häufig durch den Übergang von einer Art der Produkte zu einer anderen. Der Übergang von der Heu- und Getreideproduktion zur Gemüseproduktion ist gerade einer dieser üblichen Übergänge. Welche Bedeutung hat nun ein solcher Übergang für die uns hier interessierende Frage der Größe der bewirtschafteten Bodenfläche und des Wachstums des Kapitalismus in der Landwirtschaft?

Dieser Übergang bedeutet die Zerstückelung einer "großen" Farm mit 111,1 Acres in mehr als drei "kleine" Farmen mit je 33,8 Acres. Die Produktion der alten Farm hatte einen Wert von 760 Dollar - das ist der nach Abzug des Viehfutters verbleibende durchschnittliche Produktenwert der Farm, deren Haupteinkommenquelle Heu und Getreide sind. Die Produktion jeder neuen Farm hat einen Wert von 665 Dollar, insgesamt also 665 × 3 = 1.995 Dollar, d.h. mehr als doppelt soviel wie früher.

Der Kleinbetrieb wird durch den Großbetrieb bei gleichzeitiger Abnahme der Betriebsfläche verdrängt.

Die durchschnittlichen Ausgaben für Lohnarbeit belaufen sich in der alten Farm auf 76 Dollar, in der neuen auf 106 Dollar, sind also fast anderthalbmal so hoch, wahrend sich die Bodenfläche auf ein Drittel und weniger verringert hat. Die Ausgaben für Düngemittel steigen von 0,04 Dollar pro Acre auf 0,59 Dollar, also fast auf das Fünfzehnfache; der Wert der Geräte und Maschinen steigt auf das Doppelte, von 1,04 auf 2,12 Dollar, usw.

Man wird uns, wie man es gewöhnlich tut, entgegnen, daß die Zahl dieser hochkapitalistischen Farmen mit ihren speziellen "Handels"kulturen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Farmen verschwindend klein sei. Darauf antworten wir, daß erstens die Zahl und die Rolle solcher Farmen, ihre wirtschaftliche Rolle, erheblich größer sind, als gemeinhin angenommen wird, und daß zweitens - das ist der Hauptpunkt - gerade solche Kulturen in den kapitalistischen Ländern schneller zunehmen als die übrigen. Gerade deshalb bedeutet die Abnahme der Betriebsfläche bei gleichzeitiger Intensivierung der Landwirtschaft sehr häufig eine Zunahme, nicht aber eine Abnahme des Produktionsumfangs, eine Zunahme, nicht aber eine Abnahme der Ausbeutung von Lohnarbeit.

|72| Hierüber bringt die amerikanische Statistik genaue, das ganze Land insgesamt umfassende Angaben. Wir nehmen alle Spezial- oder "Handels"kulturen, die oben unter den Punkten 5-14 aufgezählt sind: Gemüse, Obst, Molkereiprodukte, Tabak, Reis, Zucker, Blumen, Treibhauskulturen, Taro und Kaffee. Die Zahl der Farmen in den Vereinigten Staaten, deren Haupteinkommenquelle diese Produkte bildeten, betrug 1900 insgesamt 12,5% aller Farmen. Also eine kleine Minderheit, ein Achtel. Ihre Bodenfläche machte 8,6% oder ein ganzes Zwölftel der gesamten Bodenfläche aus. Doch gehen wir weiter. Nehmen wir den gesamten Produktenwert der gesamten amerikanischen Landwirtschaft abzüglich des Viehfutters. Von diesem Wert entfallen auf die genannten Farmen schon 16,0%, d.h. ein Anteil, der fast das Doppelte ihres Anteils am Boden beträgt.

Die Produktivität der Arbeit und des Bodens ist also auf diesen Farmen fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt.

Nehmen wir die Summe aller Lohnausgaben in der amerikanischen Landwirtschaft. Von dieser Summe entfallen auf die genannten Farmen 26,6%. d.h. mehr als ein Viertel; dieser Anteil ist mehr als dreimal so hoch wie ihr Anteil am Boden und beträgt mehr als das Dreifache des Durchschnitts. Der kapitalistische Charakter dieser Farmen überragt also bei weitem den Durchschnitt.

Ihr Anteil am Gesamtwert der Geräte und Maschinen beläuft sich auf 20,1 % und an den Gesamtaufwendungen für Düngemittel auf 31,7%, d.h., er macht etwas weniger als ein Drittel der Gesamtsumme aus und liegt um etwas weniger als das Vierfache über dem Durchschnitt.

Ziehen wir das Fazit, so ergibt sich also die unzweifelhafte und für das ganze Land insgesamt festgestellte Tatsache, daß sich die besonders intensiv betriebenen Farmen durch eine besonders kleine Bodenfläche, eine besonders starke Verwendung von Lohnarbeit und eine besonders hohe Arbeitsproduktivität auszeichnen und daß die wirtschaftliche Bedeutung dieser Farmen in der gesamten Landwirtschaft des Landes ihren Anteil an der Gesamtzahl der Farmen - von der Gesamtbodenfläche gar nicht zu reden - um das Zweifache, ja Dreifache und noch mehr übertrifft.

Steigt oder sinkt nun mit der Zeit die Bedeutung dieser hochkapita- |73| listischen und hochintensiven Kulturen und Farmen gegenüber den anderen Kulturen und Farmen in der Landwirtschaft?

Ein Vergleich der beiden letzten Zählungen ergibt unzweifelhaft, daß diese Bedeutung steigt. Nehmen wir die Bodenfläche bei den verschiedenen Kulturen. Von 1900 bis 1910 stieg in den Vereinigten Staaten die Anbaufläche bei Getreide aller Arten nur um 3,5%; bei Bohnen, Erbsen usw. um 26,6%; bei Heu und Futterpflanzen um 17,2%; bei Baumwolle um 32,0%; bei Gemüse um 25,5%; bei Zuckerrüben, Zuckerrohr usw. um 62,6%.

Nehmen wir die Angaben über die Erträgnisse landwirtschaftlicher Produkte. Die Ernteerträge aller Arten von Getreide stiegen von 1900 bis 1910 nur um 1,7; von Bohnen um 122,2%; von Heu und Futterpflanzen um 23,0%; von Zuckerrüben um 395,7%; von Zuckerrohr um 48,5%; von Kartoffeln um 42,4%; von Weintrauben um 97,6% Der Mißernte von Beeren, Äpfeln u.a. im Jahre 1910 steht z.B. eine Verdreifachung der Ernte von Apfelsinen, Zitronen gegenüber, usw.

Somit ist in bezug auf die ganze amerikanische Landwirtschaft der Beweis erbracht für die scheinbar paradoxe und nichtsdestoweniger zweifelsfreie Tatsache, daß nicht nur, allgemein gesprochen, eine Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb stattfindet, sondern daß diese Verdrängung auch in der folgenden Form vor sich geht:

Der Kleinbetrieb wird vom Großbetrieb in der Weise verdrängt, daß die an Bodenfläche "größeren", aber weniger produktiven, weniger intensiven und weniger kapitalistischen Farmen durch an Bodenfläche "kleinere", aber produktivere, intensivere und kapitalistisch entwickeltere Farmen verdrängt werden.

13. Wie die Verdrängung des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bagatellisiert wird

Man könnte einwenden: Wenn die Verdrängung der Kleinproduktion "auch" in Form der Intensivierung (und "Kapitalisierung") der Wirtschaft kleinerer Farmen vor sich geht, hat dann die Gruppierung nach der Bodenfläche überhaupt noch einen Sinn? Ergibt sich da nicht das |74| Vorhandensein zweier entgegengesetzter Tendenzen und die Unmöglichkeit irgendeiner allgemeinen Schlußfolgerung?

Um diesen Einwand zu beantworten, müssen wir uns das Gesamtbild der amerikanischen Landwirtschaft und ihrer Entwicklung vor Augen führen. Zu diesem Zweck müssen wir versuchen, alle drei Gruppierungen, die sozusagen das Maximum dessen darstellen, was die Sozialstatistik auf dem Gebiet der Landwirtschaft in den letzten Jahren geleistet hat, zu vergleichen und einander gegenüberzustellen.

Eine solche Vergleichung und Gegenüberstellung ist möglich. Dazu bedarf es lediglich der Zusammenstellung einer Tabelle, die vielleicht auf den ersten Blick übermäßig abstrakt und kompliziert erscheinen und deshalb den Leser "abschrecken" mag. Aber bei einiger Aufmerksamkeit wird das "Lesen", Verstehen und Analysieren dieser Tabelle keinerlei Schwierigkeit bereiten.

Zum Vergleich der drei verschiedenen Gruppierungen müssen ausschließlich die Prozentverhältnisse zwischen den verschiedenen Gruppen herangezogen werden. Die entsprechenden Berechnungen sind in der amerikanischen Zählung von 1900 alle durchgeführt. Jede Gruppierung reduzieren wir auf drei Hauptgruppen. Für die Einteilung nach der Bodenfläche nehmen wir: 1. kleine Farmen (bis zu 100 Acres), 2. mittlere Farmen (100-175 Acres) und 3. große Farmen (175 und mehr Acres). Für die Einteilung nach dem Produktenwert nehmen wir: 1. nichtkapitalistische Farmen (bis zu 500 Dollar), 2. mittlere Farmen (500-1.000 Dollar) und 3. kapitalistische Farmen (1.000 Dollar und mehr). Für die Einteilung nach der Haupteinkommenquelle nehmen wir: 1. kapitalistisch schwachentwickelte Farmen (Viehzucht; Baumwolle). 2. mittlere Farmen (Heu und Getreide; gemischte) und 3. kapitalistisch hochentwickelte Farmen (Spezial- oder "Handels"kulturen, die im Abschnitt 12 unter den Punkten 5-14 aufgezählt sind).

Für jede Gruppe nehmen wir zunächst den Prozentsatz der Farmen, d.h. das Prozentverhältnis der Zahl der zu ihr gehörigen Farmen zur Gesamtzahl aller Farmen in den Vereinigten Staaten. Dann den Prozentsatz der gesamten Bodenfläche, d.h. das Prozentverhältnis der Gesamtmenge des Grund und Bodens dieser Gruppe zur Gesamtmenge des Grund und Bodens aller Farmen in den Vereinigten Staaten. Auf Grund der Bodenfläche kann man über den extensiven Umfang der Wirtschaft |75| urteilen (leider unterrichtet uns das verfügbare Material nur über die gesamte Bodenfläche und nicht über die bloße Anbaufläche, was genauer wäre). Ist der prozentuale Anteil an der gesamten Bodenfläche höher als der prozentuale Anteil an der Zahl der Farmen, entfallen z.B. auf 17,2% der Farmen 43,1% des Bodens, so bedeutet das, daß wir es mit großen Farmen zu tun haben, mit Farmen, deren Größe über dem Durchschnitt liegt, ja mehr als das Doppelte des Durchschnitts beträgt. Ist der Prozentsatz des Bodens niedriger als der Prozentsatz der Farmen, so ist der entgegengesetzte Schluß zu ziehen.

Ferner werden als Kennzeichen für die Intensität der Wirtschaft der Wert der Geräte und Maschinen sowie die Gesamtsumme der Ausgaben für Düngung herangezogen. Auch hier wird der auf die betreffende Gruppe entfallende Prozentsatz vom Gesamtwert bzw. von den Gesamtausgaben im ganzen Land festgestellt. Und auch hier läßt sich, wenn dieser Prozentsatz höher ist als der des Bodens, der Schluß ziehen, daß die Intensität über dem Durchschnitt liegt usw.

Schließlich wird nach derselben Methode die Gesamtsumme der Lohnausgaben herangezogen, um den kapitalistischen Charakter der Wirtschaft genau zu bestimmen und die Gesamthöhe des Produktenwerts der Landwirtschaft des ganzen Landes, um den Produktionsumfang zu bestimmen,

Auf diese Art ist die folgende Tabelle zusammengestellt worden, zu deren Erläuterung und Analyse wir nun übergehen. (Tabelle siehe S. 76.)

Nehmen wir die erste Gruppierung: nach der Haupteinkommenquelle. Die Farmen sind hier sozusagen nach der landwirtschaftlichen Spezialität eingeteilt, bis zu einem gewissen Grade analog der Einteilung der Industriebetriebe nach Industriezweigen. Nur sind die Verhältnisse in der Landwirtschaft unvergleichlich komplizierter.

Die erste Spalte zeigt uns die Gruppe der schwachkapitalistischen Farmen. Diese Gruppe umfaßt beinahe die Hälfte aller Farmen - 46,0%. An Boden entfallen auf sie 52,9%, d.h., die Wirtschaften sind überdurchschnittlich groß (hier sind die besonders großen, extensiv betriebenen Viehwirtschaften und die dem Flächenumfang nach unter dem Durchschnitt liegenden Baumwollfarmen zusammengefaßt). Der prozentuale Anteil am Wert der Maschinen (37,2%) und an den Ausgaben für |76| Düngemittel (36,5%) ist niedriger als der prozentuale Anteil am Boden: die Intensität liegt hier also unter dem Durchschnitt. Ebenso der kapitalistische Charakter der Wirtschaften (35,2%) und der Produktenwert (45,0%=. Die Arbeitsproduktivität bleibt unter dem Durchschnitt.

Die zweite Spalte umfaßt die mittleren Farmen. Eben weil in diese mittlere Gruppe nach allen drei Gruppierungen die in jeder Beziehung "mittleren" Wirtschaften fallen, beobachten wir hier die größte Ausgegli- |77| chenheit aller Prozentverhältnisse. Die Schwankungen sind verhältnismäßig geringfügig.

Die dritte Spalte zeigt uns die hochkapitalistischen Farmen. Wir haben die Bedeutung dieser Zahlen schon vorher eingehend analysiert. Es sei bemerkt, daß wir nur über diesen Farmtypus genaue und vergleichbare Angaben aus den Jahren 1900 und 1910 besitzen; die Angaben zeugen davon, daß diese hochkapitalistischen Kulturen überdurchschnittlich rasch zunehmen.

Wie widerspiegelt sich nun diese raschere Zunahme bei der in den meisten Ländern gebräuchlichen Gruppierung? Das zeigt die folgende Spalte: die Gruppe der kleinen Farmen in der Gruppierung nach der Bodenfläche.

Nach der Zahl der Farmen ist diese Gruppe sehr stark (57,5% der Gesamtzahl). An Boden entfallen auf sie nur 17,5% der Gesamtfläche, d.h. weniger als ein Drittel des Durchschnitts. Demnach wäre diese Gruppe also die "landärmste" und "bedürftigste". Im folgenden sehen wir aber, daß hier sowohl die Intensität der Landwirtschaft (Wert der Maschinen und Ausgaben für Düngung) als auch ihr kapitalistischer Charakter (Ausgaben für Lohnarbeit) und die Arbeitsproduktivität (Produktenwert) über dem Durchschnitt liegen: 22,3-41,9% bei 17,5% der Bodenfläche.

Woran liegt das? Ganz klar: daran, daß besonders viele hochkapitalistische Farmen - siehe die vorhergehende vertikale Spalte - gerade in diese Gruppe der an Bodenfläche "kleinen" Farmen fallen. Zu einer Mehrzahl wirklich kleiner Landwirte, die sowohl wenig Land als auch wenig Kapital besitzen, kommt hier eine Minderheit reicher, kapitalkräftiger Landwirte, die auf kleinen Grundstücken dem Produktionsumfang nach große und ihrem Charakter nach kapitalistische Wirtschaften organisiert haben. Solcher Landwirte gibt es in ganz Amerika nicht mehr als 12,5% (= der Prozentsatz der hochkapitalistischen Farmen). Auch wenn alle diese Farmen ausschließlich zur Gruppe der nach der Bodenfläche kleinen Farmen gehören würden, blieben mithin in dieser Gruppe immer noch (57,5-12,5=) 45% Landwirte, die nicht genügend Land und kein Kapital besitzen. Selbstverständlich gehört aber in Wirklichkeit ein wenn auch kleiner Teil der hochkapitalistischen Farmen zu den nach der Bodenfläche mittleren und großen Farmen, so daß die wirkliche Zahl der |78| kapitallosen und landarmen Farmer mit diesen 45% noch zu niedrig angesetzt ist.

Man ersieht daraus unschwer, in welchem Grade die Lage dieser fünfundvierzig Prozent - minimum 45% - sowohl an Land als auch an Kapital ärmster Farmer beschönigt ist, weil sie eben in einer Gruppe zusammengefaßt werden mit 12, 10 usw. Prozent solcher Landwirte, die in einem überdurchschnittlichen Ausmaß mit Kapital, Geräten, Maschinen, Geldmitteln für den Kauf von Düngemitteln, für die Düngung von Lohnarbeitern usw. versehen sind.

Wir werden uns im einzelnen weder bei den mittleren noch bei den großen Farmen dieser Gruppierung aufhalten. Es wäre dies, in ein klein wenig geänderten Ausdrücken, nur eine Wiederholung dessen, was über die kleinen Farmen gesagt worden ist. Wenn z.B. die Angaben über die nach der Bodenfläche kleinen Farmen die Notlage des Kleinbetriebs beschönigen, so bagatellisieren die Angaben über die nach demselben Merkmal großen Farmen ganz offensichtlich die tatsächliche Konzentration der Landwirtschaft durch den Großbetrieb. Wir werden gleich einen genauen statistischen Ausdruck für diese Bagatellisierung der Konzentration sehen.

Es ergibt sich die folgende allgemeine These, die man als ein hinsichtlich der Gruppierung der Wirtschaften nach ihrer Bodenfläche für jedes kapitalistische Land gültiges Gesetz formulieren kann:

Je umfassender und schneller sich die Intensivierung der Landwirtschaft entwickelt, um so mehr wird durch die Gruppierung nach der Bodenfläche die Notlage des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs, des kleinen Landwirts, der sowohl an Boden als auch an Kapital arm ist, beschönigt; um so mehr wird die wirkliche Schärfe des Klassengegensatzes zwischen dem florierenden Großbetrieb und dem dem Ruin entgegengehenden Kleinbetrieb abgestumpft, um so mehr wird die Konzentration des Kapitals im Großbetrieb und die Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bagatellisiert.

Diese These wird durch die dritte und letzte Gruppierung - nach dem Produktenwert - sinnfällig bestätigt. Der Prozentsatz der nichtkapitalistischen (oder ertragsarmen, wenn man das Bruttoeinkommen nimmt) Wirtschaften ist gleich 58,8% d.h. sogar etwas höher als der Prozentsatz der "kleinen" Wirtschaften (57,5%). An Land entfällt auf sie bedeutend mehr: 33,3% (gegen 17,5% in der Gruppe der "kleinen" Far- |79| mer). Ihr Anteil am gesamten Produktenwert beträgt aber nur zwei Drittel davon: 22,1% gegen 33,5%!

Woran liegt das? Eben daran, daß in dieser Gruppe die hochkapitalistischen Wirtschaften auf kleinen Grundstücken fehlen, durch deren Einbeziehung in die erste Gruppe der Kapitalanteil der kleinen Landwirte - in Gestalt von Maschinen, Düngemitteln usw. - künstlich hochgetrieben und verfälscht worden ist.

Die Verelendung, die drückende Notlage - und folglich auch der Ruin - des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs ist demnach viel größer, als man nach den Angaben über die kleinen Farmen annehmen könnte.

Die Angaben über die nach der Bodenfläche kleinen und großen Farmen lassen die Rolle des Kapitals überhaupt unberücksichtigt. Es ist aber klar, daß die Nichtberücksichtigung einer solchen "Kleinigkeit" in der kapitalistischen Wirtschaft die Lage des Kleinbetriebs entstellt, verfälscht und beschönigt; denn sie "könnte" ganz leidlich sein, "wenn" es kein Kapital gäbe, d.h., wenn die Macht des Geldes und die Beziehungen zwischen Lohnarbeiter und Kapitalist, zwischen Farmer und Händler, usw. nicht wären!

Die Konzentration der Landwirtschaft durch die großen Farmen ist infolgedessen weit geringer als die Konzentration durch den Großbetrieb, d.h. durch den kapitalistischen Betrieb: 17,7% "große" Farmen konzentrieren 39,2% des Produktenwerts (etwas mehr als das Doppelte des Durchschnitts); dagegen konzentrieren 17,2% kapitalistische Farmen 52,3% des gesamten Produktenwerts, d.h. mehr als das Dreifache des Durchschnitts.

In einem Land, in dem es eine unentgeltliche Zuweisung gewaltiger Mengen freier Ländereien gibt und das die Manilow als Land der "Arbeits"wirtschaften bezeichnen, ist somit mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion in ungefähr einem Sechstel der Wirtschaften, in den kapitalistischen Betrieben konzentriert, deren Ausgaben für Lohnarbeit das Vierfache des Durchschnitts betragen, auf 1 durchschnittliche Farm dieser Gruppe bezogen (69,1% bei 17,2% der Farmen), und das Anderthalbfache des Durchschnitts, auf 1 Acre der gesamten Bodenfläche bezogen (69,1% Ausgaben für Lohnarbeit bei 43,1% der Gesamtfläche).

|80| Demgegenüber gehört mehr als die Hälfte, fast drei Fünftel (58,8%), aller Farmen zu den nichtkapitalistischen. Sie besitzen ein Drittel der gesamten Bodenfläche (33,3%), aber dieses Land ist unter dem Durchschnitt mit Maschinen versorgt (25,3% des Wertes der Maschinen), wird unter dem Durchschnitt gedüngt (29,1% der Ausgaben für Düngung), und seine Produktivität liegt daher ein Drittel unter dem Durchschnitt. Diese riesige Masse von Farmen, die am stärksten unter dem allgemeinen Druck des Kapitals leiden, besitzt zwar ein Drittel der Bodenfläche, liefert jedoch weniger als ein Viertel (22,1%) der Gesamtproduktion, des gesamten Produktenwerts. - - -

Demnach ergibt sich, was die Bedeutung der Gruppierung nach der Bodenfläche anbelangt, die allgemeine Schlußfolgerung, daß diese Gruppierung nicht als absolut unbrauchbar betrachtet werden darf. Man darf nur niemals vergessen, daß sie die Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bagatellisiert, und zwar um so mehr bagatellisiert, je umfassender und schneller sich die Intensivierung der Landwirtschaft entwickelt und je beträchtlicher die Unterschiede zwischen den Wirtschaften hinsichtlich der Höhe des in ein und derselben Flächeneinheit investierten Kapitals werden. Bei den heutigen Untersuchungsmethoden, die ein sehr gutes, sehr reichhaltiges Material über jede einzelne Wirtschaft liefern, würde es z B. genügen, zwei Gruppierungsmethoden zu kombinieren. Man könnte, sagen wir, jede der fünf nach der Gesamtbodenfläche gegliederten Gruppen in drei oder zwei Untergruppen nach dem Ausmaß der Verwendung von Lohnarbeit teilen. Wenn das nicht geschieht, so hauptsächlich deshalb, weil man sich fürchtet, die Wirklichkeit allzu unverhüllt zu zeigen und ein allzu grelles Bild von der Bedrückung, Armut, Ruinierung und Expropriation der Masse der kleinen Landwirte zu gehen, deren Lage so "zweckdienlich" und "unauffällig" durch die Einbeziehung der kapitalistischen "Muster"wirtschaften beschönigt wird, die an Bodenfläche ebenfalls "klein" sind und unter der Masse der notleidenden Wirtschaften eine verschwindende Minderheit bilden. Vom wissenschaftlichen Standpunkt wird niemand zu bestreiten wagen, daß in der modernen Landwirtschaft nicht nur der Boden, sondern auch das Kapital eine Rolle spielt. Vom Standpunkt der statistischen Technik oder der zu leistenden statistischen Arbeit ist eine Gesamtzahl von 10 bis 15 Gruppen überhaupt nicht übermäßig viel, z.B. |81| im Vergleich zu den 18 + 7 Bodenflächengruppen der deutschen Statistik von 1907. Diese Statistik, die ein höchst reichhaltiges Material über 5.736.082 landwirtschaftliche Betriebe in eine solche Menge von Größenklassen nach der Bodenfläche gliedert, ist ein Musterbeispiel bürokratischer Schablone, wissenschaftlicher Kleinkrämerei und sinnloser Zahlenspielerei, denn es gibt nicht die Spur vernünftiger, rationeller, durch die Wissenschaft und das Leben gerechtfertigter Gründe, eine solche Menge derartiger Gruppen als typisch anzuerkennen.

14. Die Expropriation der kleinen Landwirte

Die Frage der Expropriation der kleinen Landwirte ist für das Verständnis und die Beurteilung des Kapitalismus in der Landwirtschaft überhaupt von größter Wichtigkeit. Und es ist für die heutige, völlig von bürgerlichen Auffassungen und Vorurteilen durchdrungene politische Ökonomie und Statistik äußerst charakteristisch, daß gerade diese Frage fast gar nicht oder am wenigsten sorgfältig behandelt wird.

Die allgemeinen Daten zeigen in allen kapitalistischen Ländern ein Anwachsen der städtischen Bevölkerung auf Kosten der ländlichen infolge der Landflucht. In den Vereinigten Staaten schreitet dieser Prozeß unaufhaltsam vorwärts. Der Prozentsatz der städtischen Bevölkerung stieg von 29,5% im Jahre 1880 auf 36,1% im Jahre 1890, auf 40,5% im Jahre 1900 und auf 46,3% im Jahre 1910. In allen Gebieten des Landes nimmt die städtische Bevölkerung schneller zu als die ländliche: von 1900 bis 1910 wuchs die Landbevölkerung im industriellen Norden um 3,9%, die Stadtbevölkerung dagegen um 29,8%; im ehemals sklavenhaltenden Süden wuchs erstere um 14,8%, letztere um 41,4%; im Kolonisationsgebiet des Westens erstere um 49,7%, letztere um 89,6%.

Man sollte meinen, ein so allgemeiner Prozeß müßte auch bei der Durchführung der landwirtschaftlichen Betriebszählungen unbedingt untersucht werden. Ganz von selbst taucht die in wissenschaftlicher Hinsicht höchst wichtige Frage auf, aus welchen Kategorien, Schichten oder Gruppen der Landbevölkerung und unter welchen Bedingungen diese Flüchtlinge vom Lande kommen. Da ohnehin alle zehn Jahre höchst detailliertes Material über jeden landwirtschaftlichen Betrieb, über jedes |82| Stück Vieh darin, gesammelt wird, wäre es ein leichtes, die Frage zu stellen, wie viele und was für Farmen wegen Übersiedlung in die Stadt verkauft oder verpachtet worden sind, wie viele Familienangehörige die Landwirtschaft vorübergehend oder für immer aufgeben und aus welchen Gründen sie das tun. Doch werden derartige Fragen nicht gestellt. Über bürokratisch-schablonenhafte Zahlen: "Die Landbevölkerung sank von 1900 bis 1910 von 59,5% auf 53,7%" geht die Untersuchung nicht hinaus. Es ist, als hatten die Statistiker nicht die leiseste Ahnung, wieviel Not, Bedrückung und Ruin hinter diesen schablonenhaften Zahlen stecken. Fast durch die Bank wollen die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ökonomen den offensichtlichen Zusammenhang zwischen der Landflucht und dem Ruin der Kleinproduzenten überhaupt nicht bemerken.

Es bleibt uns weiter nichts übrig, als zu versuchen, das relativ äußerst dürftige und ganz mangelhaft bearbeitete Material über die Expropriation der kleinen Landwirte, das sich in der Zählung von 1910 findet, zusammenzustellen.

Wir besitzen Angaben über die Formen des Farmbesitzes: über die Zahl der Eigentümer, untergeteilt in Volleigentümer einer Farm und in Teileigentümer einer Farm; ferner über die Zahl der Pächter, und zwar solcher, die in Teilpacht, und solcher, die in Geldpacht stehen. Diese Angaben sind nach Gebieten gegliedert, nicht aber nach Wirtschaftsgruppen.

Nehmen wir die Gesamtzahlen für 1900 und 1910, so ergibt sich vor allem folgendes Bild:

die gesamte Landbevölkerung wuchs

um 11,2%

die Gesamtzahl der Farmen wuchs

um 10,9%

die Gesamtzahl der Eigentümer wuchs

um   8,1%

die Gesamtzahl der Volleigentümer einer Farm wuchs

um   4,8%

Es ist klar, daß dieses Bild eine steigende Expropriation des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs zeigt. Die Landbevölkerung wächst langsamer als die Stadtbevölkerung; die Zahl der Farmer langsamer als die der Landbevölkerung; die Zahl der Eigentümer langsamer als die der Farmer; die Zahl der Volleigentümer einer Farm langsamer als die der Eigentümer überhaupt.

Der Prozentsatz der Eigentümer, bezogen auf die Gesamtzahl der Farmer, nimmt schon seit Jahrzehnten fortwährend ab. Er betrug:

|83| 1880

74,0%

1890

71,6%

1900

64,7%

1910

63,0%

Dementsprechend nimmt der Prozentsatz der Pächter zu, wobei die Zahl der Teilpächter rascher wächst als die der Geldpächter. Der Prozentsatz der Teilpächter betrug 1880 17,5%, dann 18,4% und 22,2%, 1910 aber bereits 24,0%.

Daß die Abnahme des Anteils der Eigentümer und die Zunahme des Anteils der Pächter im großen und ganzen die Ruinierung und Verdrängung der kleinen Landwirte bedeutet, ist aus den folgenden Angaben ersichtlich

Prozentsatz der Farmen mit

Haustieren

Pferden

Farmkategorien

1900

1910

±

1900

1910

±

Eigentümer

96,7

96,1

- 0,6

85,0

81,5

- 3,5

Pächter

94,2

92,9

- 1,3

67,9

60,7

- 7,2

Die Eigentümer sind nach allen Angaben für beide Jahre ökonomisch bessergestellt. Die Lage der Pächter verschlechtert sich in stärkerem Maße als die der Eigentümer.

Betrachten wir die Angaben für die einzelnen Gebiete.

Die Zahl der Pächter ist, wie wir schon früher festgestellt haben, am höchsten im Süden, wo sie auch am schnellsten steigt - von 47,0% im Jahre 1900 auf 49,6% im Jahre 1910. Das Kapital hat vor einem halben Jahrhundert die Sklaverei zerschlagen, um sie jetzt in erneuerter Form, nämlich in Form der Teilpacht, wiederherzustellen.

Im Norden ist die Zahl der Pächter erheblich niedriger und nimmt auch weit langsamer zu: insgesamt von 26,2% im Jahre 1900 auf 26,5% im Jahre 1910. Im Westen ist die Zahl der Pächter am niedrigsten, und nur in diesem Gebiet nimmt sie nicht zu, sondern ab: von 16,6% im Jahre 1900 sank sie auf 14,0% im Jahre 1910. "Ein sehr niedriger Prozentsatz von Pächterfarmen", lesen wir im Resümee der Zählung von 1910, "ist im Gebirgs- und im Pazifischen Gebiet zu beobachten" (diese beiden Gebiete bilden zusammen den "Westen"), "was zwei- |84| fellos hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß diese beiden Gebiete erst unlängst besiedelt wurden und daß viele Farmer hier Homesteaders sind" (d.h. Farmer, denen freies, bisher unbesiedeltes Land entweder unentgeltlich oder gegen minimale Bezahlung zugewiesen worden ist), "die ihr Land von der Regierung erhalten haben" (Bd. V, S. 104).

Wir sehen hier außerordentlich anschaulich eine von uns schon mehrfach hervorgehobene Eigentümlichkeit der Vereinigten Staaten, die in dem Vorhandensein noch nicht in Besitz genommener, freier Ländereien besteht. Diese Eigentümlichkeit erklärt einerseits die außerordentlich breite und rasche Entwicklung des Kapitalismus in Amerika. Das Fehlen von Privateigentum an Grund und Boden in bestimmten Gebieten eines riesigen Landes beseitigt den Kapitalismus nicht - dies unseren Volkstümlern ins Stammbuch! -, sondern verbreitert im Gegenteil seine Basis und beschleunigt seine Entwicklung. Anderseits dient diese Eigentümlichkeit, die den alten längst besiedelten kapitalistischen Ländern Europas gänzlich unbekannt ist, in Amerika als Deckmantel für den Prozeß der Expropriation der kleinen Landwirte, der sich in den bereits besiedelten und industriell fortgeschrittensten Landesteilen vollzieht.

Nehmen wir den Norden. Hier bietet sich uns das folgende Bild:

1900

1910

Zu- oder Abnahme

Gesamte Landbevölkerung (in Mill.)

22,2

23,1

+ 3,9%

Gesamtzahl der Farmen (in 1.000)

2.874   

2.891   

+ 0,6%

Gesamtzahl der Eigentümer (in 1.000)

2.088   

2.091   

+ 0,1%

Gesamtzahl der Volleigentümer einer Farm (in 1.000)

1.794   

1.746   

- 2,5%

Wir sehen hier nicht nur eine relative Abnahme der Zahl der Eigentümer, nicht nur ihre Zurückdrängung gegenüber der Gesamtzahl der Farmer usw., sondern auch schon direkt eine absolute Abnahme der Zahl der Eigentümer bei gleichzeitiger Zunahme der Produktion im Hauptteil der Vereinigten Staaten, der 60% der gesamten Anbaufläche des Landes umfaßt!

Und dabei darf man nicht vergessen, daß in einem der vier Gebiete, die den "Norden" bilden, nämlich im Nordwestlichen Zentralgebiet, bis heute die Zuweisung von Homesteads erfolgt, die in dem Jahrzehnt von |85| 1900 bis 1910 insgesamt eine Bodenfläche von 54 Millionen Acres umfaßte.

Die Tendenz des Kapitalismus, den landwirtschaftlichen Kleinbetrieb zu expropriieren, wirkt mit solcher Kraft, daß im "Norden" Amerikas die Zahl der Grundeigentümer eine absolute Abnahme aufweist, obwohl Dutzende von Millionen Acres noch nicht in Besitz genommener, freier Ländereien zugewiesen worden sind.

Nur zwei Umstände sind es, die diese Tendenz in den Vereinigten Staaten noch paralysieren: 1 das Vorhandensein noch nicht zerstückelter Plantagen von Sklavenhaltern im Süden, wo es eine niedergehaltene und geknechtete Negerbevölkerung gibt, und 2. die schwache Besiedlung des Westens. Es ist klar, daß diese beiden Umstände zusammen dahin wirken, die künftige Basis des Kapitalismus zu verbreitern und die Bedingungen für seine noch raschere und noch umfassendere Entwicklung vorzubereiten. Die Verschärfung der Gegensätze und die Verdrängung des Kleinbetriebs werden nicht aus der Welt geschafft, sondern auf einen größeren Schauplatz verlegt. Der kapitalistische Feuerbrand scheint "langsamer" um sich zu greifen, aber um den Preis der Anhäufung von neuem, gewaltigem, noch leichter entzündlichem Material.

Weiter. Hinsichtlich der Expropriation des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs stehen uns die Angaben über die Zahl der Vieh haltenden Farmen zur Verfügung. Hier die Gesamtzahlen für die Vereinigten Staaten

Prozentsatz der Farmen

1900

1910

Zu- oder Abnahme

mit Vieh überhaupt

95,8

94,9

- 0,9

mit Milchkühen

78,7

80,8

+ 2,1

mit Pferden

79,0

73,8

- 5,2

Im großen und ganzen zeigen diese Zahlen einen Rückgang der Zahl der Besitzer von Vieh im Vergleich zur Gesamtzahl der Farmer. Der Prozentsatz der Besitzer von Milchkühen hat zugenommen, aber in geringerem Grade, als der Prozentsatz der Besitzer von Pferden abgenommen hat.

Betrachten wir nun die Angaben über die Wirtschaftsgruppen nach den beiden Hauptarten der Viehhaltung.

|86| Farmgruppen

Prozentsatz der Farmen mit Milchkühen

Zu- oder Abnahme

1900

1910

Bis zu 20 Acres

49,5

52,9

+ 3,4

von   20 bis   49 Acres

65,9

71,2

+ 5,3

von   50 bis   99 Acres

84,1

87,1

+ 3,0

von 100 bis 174 Acres

88,9

89,8

+ 0,9

von 175 bis 499 Acres

92,6

93,5

+ 0,9

von 500 bis 999 Acres

90,3

89,6

- 0,7

1.000 und mehr Acres

82,9

86,0

+ 3,1

Vereinigte Staaten insgesamt

78,7

80,8

+ 2,1

Wir sehen, daß die Zunahme bei den kleinen Farmen, die Milchkühe halten, am stärksten ist, dann folgen die Latifundien und danach die mittleren Farmen. Eine prozentuale Verringerung der Farmen mit Milchkühen zeigt sich bei den großen Farmen mit 500-999 Acres Boden.

Im ganzen hat hier scheinbar der landwirtschaftliche Kleinbetrieb gewonnen. Wir erinnern jedoch daran, daß der Besitz von Milchvieh in der Landwirtschaft doppelte Bedeutung hat: Einerseits kann er bedeuten, daß der allgemeine Wohlstand steigt und sich die Ernährungsverhältnisse bessern. Anderseits - und das ist häufiger der Fall - bedeutet er, daß sich ein Zweig der kommerziellen Agrikultur und Viehzucht entwickelt: die Produktion von Milch für den Verkauf in den Städten und Industriezentren. Wir haben bereits gesehen, daß Farmen dieser Art, die "Milch"farmen, von den amerikanischen Statistikern nach der Haupteinkommenquelle zu einer besonderen Gruppe zusammengefaßt worden sind. Diese Gruppe bleibt hinsichtlich der bearbeiteten und gesamten Bodenfläche unter dem Durchschnitt, bei einem Produktionsumfang, der über dem Durchschnitt liegt, und bei Verwendung von Lohnarbeit, die, auf 1 Acre Bodenfläche umgerechnet, das Doppelte des Durchschnitts beträgt. Es kann sehr wohl sein, und ist sicher auch so, daß die größere Rolle der kleinen Farmen in der Molkereiwirtschaft auf Konto des Wachstums der auf kleinen Grundstücken betriebenen kapitalistischen Milchfarmen von dem oben beschriebenen Typus zu setzen ist. Wir bringen hier als Parallele die Angaben über die Konzentration des Milchviehs in Amerika:

|87| Gebiete

Es entfallen an Milchkühen durchschnittlich auf 1 Farm

Zunahme

1900

1910

Norden

4,8

5,3

+ 0,5

Süden

2,3

2,4

+ 0,1

Westen

5,0

5,2

+ 0,2

Insgesamt

3,8

4,0

+ 0,2

Wir sehen, daß der an Milchkühen reichste Norden seinen Reichtum am meisten vermehrt hat. Die Zunahme verteilte sich auf die verschiedenen Gruppen wie folgt:

Norden

Zu- oder Abnahme der Milchkühe von 1900 bis 1910

Farmgruppen

Bis zu 20 Acres

-   4% (+ 10,0% Zunahme der Farmen)

von   20 bis   49 Acres

-   3% ( - 12,6% Zunahme der Farmen)

von   50 bis   99 Acres

+   9% ( -   7,3% Zunahme der Farmen)

von 100 bis 174 Acres

+ 14% (+   2,2% Zunahme der Farmen)

von 175 bis 499 Acres

+ 18% (+ 12,7% Zunahme der Farmen)

von 500 bis 999 Acres

+ 29% (+ 40,4% Zunahme der Farmen)

1.000 und mehr Acres

+ 18% (+ 16,4% Zunahme der Farmen)

Insgesamt

+ 14% (+   0,6% Zunahme der Farmen)

Die schnellere Zunahme der Zahl der kleinen Farmen mit Milchvieh war kein Hindernis für die schnellere Konzentration des Milchviehs in den Großbetrieben.

Betrachten wir jetzt die Angaben über die Zahl der Pferde haltenden Farmen. Hier haben wir es mit Angaben über Zugvieh zu tun, die kennzeichnend sind für die allgemeine Struktur des Betriebs und nicht für einen besonderen Zweig der warenproduzierenden Landwirtschaft.

Farmgruppen

Prozentsatz der Wirt-
schaften mit Pferden

Abnahme

1900

1910

Bis zu 20 Acres

52,4

48,9

- 3,5

von   20 bis   49 Acres

66,3

57,4

- 8,9

von   50 bis   99 Acres

82,2

77,6

- 4,6

von 100 bis 174 Acres

88,6

86,5

- 2,1

von 175 bis 499 Acres

92,0

91,0

- 1,0

von 500 bis 999 Acres

93,7

93,2

- 0,5

1.000 und mehr Acres

94,2

94,1

- 0,1

Vereinigte Staaten insgesamt

79,0

73,8

- 5,2

|88| Hier sehen wir. daß der Prozentsatz der pferdelosen Wirtschaften um so mehr steigt, je kleiner die Wirtschaften sind. Abgesehen von den kleinsten Wirtschaften (bis zu 20 Acres), unter denen sich, wie wir wissen, verhältnismäßig mehr kapitalistische Farmen befinden als bei den Nachbargruppen, beobachten wir mit zunehmender Farmgröße eine stark verringerte Pferdelosigkeit und eine weit schwächere Zunahme derselben. Möglich, daß bei den reichen Farmen die Verwendung von Dampfpflügen und sonstigen Kraftmaschinen die Abnahme des Zugviehs teilweise wettmacht; für die Masse der armen Wirtschaften entfällt diese Annahme jedoch.

Schließlich ist die steigende Expropriation auch aus den Angaben über die Zahl der hypothekarisch belasteten Farmen zu ersehen:

Gebiete

Prozentsatz der hypothekarisch belasteten Farmen

1890

1900

1910

Norden

40,3

40,9

41,9

Süden

5,7

17,2

23,5

Westen

23,1

21,7

28,6

Vereinigte Staaten insgesamt

28,2

31,0

33,6

Der Prozentsatz der hypothekarisch belasteten Farmen steigt in allen Gebieten des Landes ununterbrochen und ist am höchsten im Norden, der die größte Bevölkerungsdichte, die stärkste Industrialisierung und die höchste kapitalistische Entwicklung aufweist. Die amerikanischen Statistiker bemerken (Bd. V, S.159), daß sich im Süden die Zunahme der hypothekarisch belasteten Farmen wahrscheinlich durch die "Zerstückelung" von Plantagen in Parzellen erklärt, die an Neger und weiße Farmer verkauft werden, wobei nur ein Teil der Kaufsumme bar bezahlt und der andere Teil in eine Hypothek umgewandelt wird. Im sklavenhaltenden Süden hat sich also ein spezifisches Verfahren der Ablösung herausgebildet. Es sei bemerkt, daß in den Vereinigten Staaten 1910 insgesamt 920.883 Farmen, d.h. 14,5% der Gesamtzahl, Negern gehörten, wobei von 1900 bis 1910 die Zahl der von Weißen bewirtschafteten Farmen um 9,5%, die Zahl der von Negern bewirtschafteten Farmen dagegen um 19,6%, also doppelt so rasch stieg. Obwohl schon ein halbes Jahrhundert seit dem "Sieg" über die Sklavenhalter vergangen ist, zeich- |89| net sich das Streben der Neger nach Befreiung von den "Plantagenbesitzern" immer noch durch besondere Energie aus.

Im allgemeinen sei die hypothekarische Belastung von Farmen nicht immer ein Zeichen von Not, schreiben die amerikanischen Statistiker an derselben Stelle, sie diene zuweilen auch der Beschaffung von Kapital für Meliorationszwecke usw. Das ist unbestreitbar. Aber diese unbestreitbare Feststellung darf nicht, wie es bei den bürgerlichen Ökonomen nur allzu häufig der Fall ist, die Tatsache verschleiern, daß lediglich eine Minderheit wohlhabender Landwirte imstande ist, sich auf diese Weise Kapital für Meliorationen usw. zu beschaffen und es produktiv anzulegen, während die Mehrheit noch mehr ruiniert wird, weil sie dadurch in die Klauen des Finanzkapitals gerät, das hier in dieser Form auftritt.

Die Abhängigkeit der Farmer vom Finanzkapital könnte und müßte bei den Statistikern unvergleichlich größere Beachtung finden. Aber diese Seite des Problems ist trotz ihrer ungeheuren Wichtigkeit, unbeleuchtet geblieben.

Die Zunahme der hypothekarisch belasteten Farmen bedeutet in jedem Fall, daß die Verfügungsgewalt über die Farmen faktisch in die Hände des Kapitals übergeht. Selbstverständlich gibt es neben den Farmen, auf die offiziell und notariell Hypotheken eingetragen sind, eine nicht unbeträchtliche Zahl von Farmen, die in die Netze privater, nicht so streng fixiertet oder von der Zählung nicht erfaßter Verschuldung verstrickt sind.

15. Vergleichende Darstellung der Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft

Das Material, das die amerikanische Statistik liefert, unterscheidet sich trotz aller Mängel durch seine Vollständigkeit und durch die Einheitlichkeit der Methoden seiner Zusammenstellung vorteilhaft von dem Material, das für die anderen Länder vorliegt. Dank diesem Umstand ergibt sich die Möglichkeit, die Daten von 1900 und 1910 über die Industrie und die Landwirtschaft miteinander zu vergleichen und ein allgemeines Bild von der ökonomischen Struktur beider Teile der Volkswirtschaft sowie der Entwicklung dieser Struktur zu geben. Die land- |90| läufigste Idee der bürgerlichen Ökonomie - eine Idee, die nebenbei bemerkt, auch von Herrn Himmer wiederholt wird - besteht darin, Industrie und Landwirtschaft einander entgegenzustellen. Untersuchen wir nun auf Grund exakter Massendaten, inwieweit diese Entgegenstellung der Wirklichkeit entspricht.

Beginnen wir mit der Zahl der Betriebe in Industrie und Landwirtschaft.

Zahl der Betriebe in 1.000

Zunahme in %

Zunahme der Bevölkerung (städt. u. ländl.) in %

1900

1910

Industrie

207,5

268,5

+ 29,4%

+ 34,8%

Landwirtschaft

5.737   

6.361   

+ 10,9%

+ 11,2%

In der Landwirtschaft sind die Betriebe viel zahlreicher und kleiner. Darin kommt die Rückständigkeit, Zerstückelung und Zersplitterung der Landwirtschaft zum Ausdruck.

Das Anwachsen der Gesamtzahl der Betriebe vollzieht sich in der Landwirtschaft erheblich langsamer als in der Industrie. In den Vereinigten Staaten gibt es zwei in den anderen fortgeschrittenen Ländern nicht vorhandene Faktoren, die das Anwachsen der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe außerordentlich verstärken und beschleunigen. Das ist erstens die noch heute vor sich gehende Zerstückelung dar Latifundien der Sklavenhalter im Süden und die "Ablösung" kleiner Parzellen von den "Plantagenbesitzern" durch Neger, aber auch durch weiße Farmer; zweitens das Vorhandensein riesiger nicht in Besitz genommener, freier Ländereien, die durch die Regierung jedem Bewerber zugewiesen werden. Und nichtsdestoweniger wächst die Zahl der Betriebe in der Landwirtschaft weit langsamer als in der Industrie.

Das hat eine doppelte Ursache. Einerseits hat die Landwirtschaft noch in ziemlich starkem Maße ihren naturalwirtschaftlichen Charakter beibehalten, und von der Agrikultur spalten sich weiterhin verschiedene Arbeitsprozesse ab, die - wie die Herstellung und Reparatur von verschiedenen Werkzeugen, Geräten usw. - früher von der bäuerlichen Familie selbst ausgeführt wurden, heute aber besondere Industriezweige bilden. Anderseits ist der Landwirtschaft ein Monopol eigen, das die Industrie nicht kennt und das unter dem Kapitalismus nicht abgeschafft werden kann: das Monopol des Grundeigentums. Selbst wenn ein Pri- |91| vateigentum an Grund und Boden nicht besteht, wie es in sehr ausgedehnten Gebieten der Vereinigten Staaten faktisch bis heute der Fall ist, so schafft doch schon der bloße Besitz von Boden, seine Aneignung durch einzelne private Landwirte, ein solches Monopol. In den Hauptgebieten des Landes ist die gesamte Bodenfläche bereits in Besitz genommen; hier kann die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nur durch Zerstückelung der schon bestehenden Betriebe vergrößert werden; die freie Gründung neuer Betriebe neben den alten ist unmöglich. Das Monopol des Grundeigentums hemmt die Entwicklung der Landwirtschaft und hält, zum Unterschied von der Industrie, die kapitalistische Entwicklung in der Landwirtschaft auf.

Die Höhe des Kapitals, das in industriellen und in landwirtschaftlichen Betrieben investiert ist, können wir nicht genau vergleichen, da im Bodenwert auch die Grundrente steckt. Vergleichen muß man daher das in der Industrie investierte Kapital und den Preis der Industrieerzeugnisse mit dem Gesamtwert des ganzen Farmeigentums und dem Preis des landwirtschaftlichen Hauptprodukts. Voll vergleichbar sind dabei nur die Prozentverhältnisse, aus denen man die Zunahme der einen wie der anderen Wertsumme ersieht:

Millionen Dollar

Zunahme

1900

1910

in %

Industrie

{

Kapital aller Betriebe

8.975

18.428

+ 105,3%

Preis ihrer Erzeugnisse

11.406

20.671

+   81,2%

Landwirtschaft

{

Preis des gesamten Farmeigentums

20.440

40.991

+ 100,5%

Preis des Gesamtertrags der Getreideernte

1.483

2.665

+   79,8%

Gesamtertrag in Mill. Bushels

4.439

4.513

+     1,7%

Wir sehen in dem Jahrzehnt von 1900 bis 1910 eine Verdopplung des Wertes sowohl des in der Industrie investierten Kapitals als auch des gesamten Farmeigentums. Der gewaltige und grundlegende Unterschied besteht darin, daß die Erzeugung des landwirtschaftlichen Hauptprodukts. des Getreides, nur um einen verschwindend kleinen Prozentsatz, um 1,7%, gestiegen ist - und das bei einer Zunahme der Gesamtbevölkerung um 21,0%.

|92| Die Landwirtschaft bleibt in ihrer Entwicklung hinter der Industrie zurück - eine Erscheinung, die allen kapitalistischen Ländern eigen ist und die eine der tiefsten Ursachen dafür ist, daß die Proportionalität zwischen den einzelnen Zweigen der Volkswirtschaft gestört wird, daß Krisen und Teuerung auftreten.

Das Kapital befreite die Landwirtschaft vom Feudalismus, zog sie in den Handelsverkehr und damit zugleich in die weltwirtschaftliche Entwicklung hinein, entriß sie dem Stillstand und der Verknöcherung mittelalterlicher und patriarchalischer Verhältnisse. Das Kapital hat jedoch die Unterdrückung, die Ausbeutung und das Elend der Massen keineswegs beseitigt, im Gegenteil, es erzeugt diese Nöte und Leiden in neuer Form und reproduziert ihre alten Formen auf "moderner" Grundlage. Der Gegensatz zwischen Industrie und Landwirtschaft wird durch den Kapitalismus keineswegs beseitigt, sondern im Gegenteil immer mehr vertieft und verschärft. Immer schwerer und schwerer legt sich auf die Landwirtschaft der Druck des Kapitals, das sich hauptsächlich in der Sphäre von Handel und Industrie bildet.

Die geringfügige Zunahme der Menge der landwirtschaftlichen Produkte (+ 1,7%) und die gewaltige Zunahme ihres Preises (+ 79,8%) zeigen uns auf der einen Seite anschaulich die Rolle der Grundrente, dieses Tributs, den die Grundbesitzer von der Gesellschaft erheben. Die Rückständigkeit der Landwirtschaft, die mit der Entwicklung der Industrie nicht Schritt hält, wird von den Grundbesitzern dank ihrer Monopolstellung dazu benutzt, sich Millionen und Milliarden in die Tasche zu stecken. Das gesamte Farmeigentum nahm in einem Jahrzehnt um 201/2 Milliarden Dollar zu. Von dieser Summe entfällt auf den Preiszuwachs der Gebäude, des toten und lebenden Inventars nur ein Betrag von 5 Milliarden. Um 15 Milliarden (+ 118,1%) ist in einem Jahrzehnt der Preis des Bodens, die kapitalisierte Grundrente, gestiegen.

Auf der anderen Seite sehen wir hier besonders deutlich den Unterschied in der Klassenlage der kleinen Landwirte und der Lohnarbeiter. Natürlich "arbeiten" die einen wie die anderen; natürlich werden die einen wie die anderen durch das Kapital ausgebeutet, wenn auch in völlig verschiedenen Formen. Aber nur bürgerliche Vulgärdemokraten können auf Grund dessen diese verschiedenen Klassen in einen Topf werfen und von einem "auf eigener Arbeit beruhenden" landwirtschaftlichen |93| Kleinbetrieb sprechen Da heißt ja gerade die soziale Struktur der Wirtschaft, ihren Charakter verschleiern und vertuschen und ein Merkmal in den Vordergrund schieben, das allen früheren Gesellschaftsordnungen eigen war: die Notwendigkeit der Arbeit, der persönlichen Arbeit, der körperlichen Arbeit für die Existenz des kleinen Landwirts.

Unter dem Kapitalismus wird der kleine Landwirt - ob er will oder nicht, ob er es merkt oder nicht - zum Warenproduzenten. In dieser Veränderung liegt der ganz Kern der Sache. Diese Veränderung allein macht aus dem kleinen Landwirt, selbst wenn er noch keine Lohnarbeiter ausbeutet, einen Antagonisten des Proletariats, einen kleinen Bourgeois. Er verkauft sein Produkt, der Proletarier verkauft seine Arbeitskraft. Als Klasse können die kleinen Landwirte nicht umhin, eine Preissteigerung für landwirtschaftlichen Produkte anzustreben, und das ist gleichbedeutend damit, daß sie sich mit den Großgrundbesitzern in die Grundrente teilen und sich mit ihnen gegen die übrige Gesellschaft solidarisieren. Der klein Landwirt wird mit der Entwicklung der Warenproduktion seiner Klassenlage nach unvermeidlich zum Kleinagrarier.

Auch unter den Lohnarbeitern kommt es vor, daß sich ein kleiner Teil von ihnen mit ihren Unternehmern gegen die gesamte Klasse der Lohnarbeiter zusammenschließt. Aber das ist eben der Zusammenschluß eines kleinen Teils der Klasse mit ihrem Gegner gegen die gesamte Klasse. Man kann sich nicht eine Verbesserung der Lage der Lohnarbeiter als Klasse vorstellen ohne Steigerung des Wohlstands der Masse und ohne Verschärfung ihres Antagonismus zu dem in der modernen Gesellschaft herrschenden Kapital, zur gesamten Klasse der Kapitalisten. Umgekehrt kann man sich durchaus eine solche Erscheinung vorstellen, und sie ist sogar typisch für den Kapitalismus, wo die Verbesserung der Lage der kleinen Landwirte als Klasse das Ergebnis ihres Zusammenschlusses mit den Gutsbesitzern, ihrer Beteiligung an der Erhebung einer höheren Grundrente von der ganzen Gesellschaft und ihres Antagonismus zur Masse der Proletarier und Halbproletarier ist, die vollständig oder hauptsächlich vom Verkauf ihrer Arbeitskraft abhängen.

Hier eine vergleichsweise Aufstellung der amerikanischen statistischen Angaben über die Lage und die Zahl der Lohnarbeiter einerseits und der kleinen Landwirte anderseits:

1900

1910

Zunahme in %

|94| Industrie

{

Zahl der Lohnarbeiter (in 1.000)

4.713

6.615

+ 40,4%

Ihr Arbeitslohn (in Mill. Dollar

2.008

3.427

+ 70,6%

Landwirtschaft

{

Zahl der Lohnarbeiter

?

? ca.

+ 47,1%

Ihr Arbeitslohn

357

652

+ 82,3%

Zahl der Farmer (in 1.000)

5.737

6.361

+ 10,9%

Preis ihres Hauptprodukts, des Getreides (in Mill. Dollar)

1.483

2.665

+ 79,8%

Die Industriearbeiter haben verloren, denn ihr Arbeitslohn ist nur um 70,6% gestiegen ("nur", denn die fast gleichgebliebene, nämlich auf 101,7% gestiegene Getreidemenge kostet jetzt 179,8% des früheren Preises!!), während die Zahl der Arbeiter um ganze 40% zugenommen hat.

Die kleinen Landwirte haben, als Kleinagrarier, auf Kosten des Proletariats gewonnen. Die Zahl der kleinen Landwirte ist um ganze 10,9% gestiegen (auch wenn wir die kleineren Farmer allein nehmen, beträgt die Zunahme dennoch nur 11,9%), die Menge ihrer Produkte ist fast unverändert geblieben (+ 1,7%), der Preis ihrer Produkte aber ist um 79,8% gestiegen.

Natürlich haben das Handels- und Finanzkapital den Löwenanteil von dieser Grundrente für sich genommen; trotzdem entspricht das Klassenverhältnis der kleinen Landwirte zu den Lohnarbeitern voll und ganz dem von kleinen Bourgeois und von Proletariern.

Die Zunahme der Lohnarbeiter überflügelt die Zunahme der Bevölkerung (+ 40% gegen + 21%). Es wächst die Expropriation der Kleinproduzenten und der kleinen Landwirte. Es wächst die Proletarisierung der Bevölkerung.(5)

Die Zunahme der Zahl der Farmer - und noch mehr, wie wir wissen, der Eigentümer unter ihnen - bleibt zurück hinter der Zunahme der Bevölkerung (10,9% gegen 24%). Die kleinen Landwirte werden immer mehr zu Monopolisten, zu Kleinagrariern.

|95| Betrachten wir jetzt das gegenseitige Verhältnis von Klein- und Großproduktion in Industrie und Landwirtschaft. Die Angaben für die Industrie beziehen sich nicht auf 1900 und 1910, sondern auf 1904 und 1910.

Die Industriebetriebe teilen wir nach dem Umfang der Produktion in drei Hauptgruppen: Kleinbetriebe mit einer Produktionssumme bis zu 20.000 Dollar, Mittelbetriebe mit 20.000-100.000 Dollar, Großbetriebe mit 100.000 Dollar und mehr. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben fehlt uns die Möglichkeit einer anderen Gruppierung als nach der Bodenfläche. Farmen bis zu 100 Acres rechnen wir zu den Kleinbetrieben, von 100 bis 175 Acres zu den Mittelbetrieben und von 175 Acres und darüber zu den Großbetrieben.

Zahl der Betriebe (in 1.000)

Betriebsgruppen

1900

%

1910

%

Zunahme in %

Industrie

{

Kleinbetriebe

144

66,6

180

67,2

+ 25,0%

Mittelbetriebe

48

22,2

57

21,3

+ 18,7%

Großbetriebe

24

11,2

31

11,5

+ 29,1%

Insgesamt

216

100,0

268

100,0

+ 24,2%

Landwirtschaft

{

Kleinbetriebe

3.297

57,5

3.691

58,0

+ 11,9%

Mittelbetriebe

1.422

24,8

1.516

23,8

+   6,6%

Großbetriebe

1.018

17,7

1.154

18,2

+ 13,3%

Insgesamt

5.737

100,0

6.361

100,0

+ 10,9%

Hier zeigt sich eine bemerkenswerte Gleichartigkeit der Entwicklung.

Sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft verringert sich der Anteil gerade der Mittelbetriebe, deren Zahl langsamer zunimmt als die der Klein- und Großbetriebe.

Sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft nimmt die Zahl der Kleinbetriebe langsamer zu als die der Großbetriebe.

Welcher Art sind die Veränderungen der wirtschaftlichen Stärke oder der wirtschaftlichen Rolle der verschiedenen Betriebstypen? Für die Industriebetriebe besitzen wir Angaben über den Preis der Produkte, für die landwirtschaftlichen Betriebe über den Preis des gesamten Farmeigentums:

|96|

In Millionen Dollar

Betriebsgruppen

1900

%

1910

%

Zunahme in %

Industrie

{

Kleinbetriebe

927

6,3

1.127

5,5

+   21,5%

Mittelbetriebe

2.129

14,4

2.544

12,3

+   19,5%

Großbetriebe

11.737

79,3

17.000

82,2

+   44,8%

Insgesamt

14.793

100,0

20.671

100,0

+   39,7%

Landwirtschaft

{

Kleinbetriebe

5.790

28,4

10.499

25,6

+   81,3%

Mittelbetriebe

5.721

28,0

11.089

27,1

+   93,8%

Großbetriebe

8.929

43,6

19.403

47,3

+ 117,3%

Insgesamt

20.440

100,0

40.991

100,0

+ 100,5%

Auch hier eine auffallende Gleichartigkeit der Entwicklung.

Sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft sinkt der Anteil der Klein- wie der Mittelbetriebe und steigt nur der Anteil der Großbetriebe.

Anders ausgedrückt, sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft geht eine Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb vor sich.

Der Unterschied zwischen Industrie und Landwirtschaft besteht diesmal darin, daß in der Industrie der Anteil der Kleinbetriebe ein wenig stärker gestiegen ist als der Anteil der Mittelbetriebe (+ 21.5% gegen

+ 19,5%), während es in der Landwirtschaft umgekehrt ist. Dieser Unterschied ist natürlich unerheblich, und man kann daraus keinerlei verallgemeinernde Schlüsse ziehen. Aber die Tatsache bleibt immerhin bestehen, daß sich im fortgeschrittensten kapitalistischen Land der Welt während des letzten Jahrzehnts in der Industrie der Kleinbetrieb stärker entwickelt hat als der Mittelbetrieb, während es in der Landwirtschaft umgekehrt war. Diese Tatsache zeigt, wie unernst die landläufigen Behauptungen der bürgerlichen Ökonomen sind, daß die Industrie unbedingt und ausnahmslos das Gesetz von der Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bestätige, die Landwirtschaft es dagegen widerlege.

In der Landwirtschaft der Vereinigten Staaten erfolgt nicht nur eine Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb, sie geht hier auch mit größerer Gesetzmäßigkeit oder Regelmäßigkeit vor sich als in der Industrie.

|97| Dabei darf der von uns weiter oben bewiesene Umstand nicht vergessen werden, daß durch die Gruppierung der landwirtschaftlichen Betriebe nach der Bodenfläche der Prozeß der Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb bagatellisiert wird.

Was den bereits erreichten Grad der Konzentration betrifft, so ist die Landwirtschaft in dieser Hinsicht sehr stark zurückgeblieben. In der Industrie vereinigen 11% Großbetriebe mehr als acht Zehntel der Gesamtproduktion auf sich. Die Rolle der Kleinbetriebe ist verschwindend gering: 5,5% der Produktion bei zwei Dritteln der Gesamtzahl der Betriebe! Im Vergleich damit herrscht in der Landwirtschaft noch Zersplitterung: auf 58% Kleinbetriebe entfällt ein Viertel des Gesamtwertes des Farmeigentums: auf 48% Großbetriebe weniger als die Hälfte (47%). Die Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe beträgt mehr als das Zwanzigfache der Zahl der Industriebetriebe.

Dadurch wird der schon längst gezogene Schluß bestätigt, daß sich der Kapitalismus in der Landwirtschaft, im Vergleich zu seiner Entwicklung in der Industrie, in einem Stadium befindet, das der Manufaktur näher steht als der maschinellen Großindustrie. Die Handarbeit überwiegt in der Landwirtschaft noch, und die Anwendung von Maschinen ist verhältnismäßig äußerst schwach. Aber die angeführten Zahlen beweisen durchaus nicht, daß es unmöglich wäre, die landwirtschaftliche Produktion auch auf ihrer gegenwärtigen Entwicklungsstufe zu vergesellschaften. Wer die Banken hat, der hat unmittelbar ein Drittel aller amerikanischen Farmen in der Hand und beherrscht mittelbar ihre gesamte Masse. Die Organisation der Produktion nach einem einheitlichen Plan für die Million Wirtschaften, die mehr als die Hälfte der gesamten Produktion liefern, ist eine Sache, die bei der heutigen Entwicklung von Vereinigungen jeder Art, sowie der Technik des Verkehrs und des Transports zweifellos verwirklicht werden kann.

16. Ergebnisse und Schlußfolgerungen

Die landwirtschaftlichen Betriebszählungen der Vereinigten Staaten von 1900 und 1910 sind das letzte Wort der sozialen Statistik auf diesem Gebiet der Volkswirtschaft. Dieses Material ist das beste, das die |98| fortgeschrittenen Länder bieten, es erfaßt Millionen Betriebe und erlaubt, gestützt auf Tatsachen, über die Entwicklung der Landwirtschaft unter dem Kapitalismus exakte Schlußfolgerungen zu ziehen. Für das Studium der Gesetze dieser Entwicklung eignet sich dieses Material um so mehr, als die Vereinigten Staaten von Amerika ein Land von größter Ausdehnung, mit den mannigfaltigsten Verhältnissen und mit den reichsten Nuancen und Formen der kapitalistischen Landwirtschaft sind.

Wir beobachten hier einerseits den Übergang vom sklavenhaltenden - oder, was hier dasselbe ist, feudalen - System der Landwirtschaft zum warenproduzierenden und kapitalistischen System. Anderseits sehen wir eine besonders breite und rasche Entwicklung des Kapitalismus in dem freiesten, fortgeschrittensten bürgerlichen Land und zugleich eine Kolonisation von beachtlichem Ausmaß, die in demokratisch-kapitalistischen Bahnen verläuft.

Wir sehen hier sowohl längst besiedelte, stark industrielle Gebiete mit hoher Intensität, analog den meisten Gebieten im zivilisierten, altkapitalistischen Westeuropa, als auch Gebiete mit primitiver, extensiver Landwirtschaft und Viehzucht, von der Art mancher Randgebiete Rußlands oder Landstriche Sibiriens. Wir sehen hier sowohl große als auch kleine Farmen vom verschiedensten Typus: große Latifundien, Plantagen des ehemals sklavenhaltenden Südens und des in Kolonisation befindlichen Westens sowie der kapitalistisch hochentwickelten Nordküste des Atlantischen Ozeans; kleine Farmen von Negern, die Teilpächter sind, und kleine kapitalistische Farmen, die im industriellen Norden Milch oder Gemüse oder an der Küste des Stillen Ozeans Obst für den Markt erzeugen; "Weizenfabriken" mit Lohnarbeitern und Homesteads "selbständiger" kleiner Landwirte, die noch voll naiver Illusionen über ein Leben "durch ihrer Hände Arbeit" sind.

Eine bemerkenswerte Mannigfaltigkeit der Verhältnisse, die Vergangenheit wie Zukunft, Europa wie Rußland umfaßt. Besonders lehrreich ist ein Vergleich mit Rußland, unter anderem in der Frage, wie es sich auswirken würde, wenn der gesamte Grund und Boden ohne Ablösung an die Bauern überginge, was ein fortschrittlicher, aber zweifellos kapitalistischer Übergang wäre.

Die allgemeinen Entwicklungsgesetze des Kapitalismus in der Landwirtschaft und die Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen dieser Ge- |99| setze kann man am besten am Beispiel der Vereinigten Staaten studieren. Aus diesem Studium ergeben sich Schlußfolgerungen, die man in den folgenden kurzen Thesen zusammenfassen kann.

Im Vergleich zur Industrie überwiegt in der Landwirtschaft unvergleichlich stärker die Handarbeit gegenüber der Anwendung von Maschinen. Aber die Maschine schreitet unaufhaltsam vorwärts, hebt die Technik der Wirtschaft, macht den Betrieb größer und kapitalistischer.

In der modernen Landwirtschaft haben wir eine kapitalistische Anwendung der Maschinen.

Das Hauptmerkmal und der Maßstab des Kapitalismus in der Landwirtschaft ist die Lohnarbeit. Ausbreitung der Lohnarbeit und zunehmende Anwendung von Maschinen sehen wir in allen Gebieten des Landes, in allen Zweigen der Landwirtschaft. Die Zahl der Lohnarbeiter nimmt rascher zu als die ländliche und die gesamte Bevölkerung des Landes. Die Zahl der Farmer nimmt langsamer zu als die ländliche Bevölkerung. Die Klassengegensätze vertiefen und verschärfen sich.

Die Verdrängung des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs durch den Großbetrieb schreitet voran. Der Vergleich der Angaben über das Gesamteigentum der Farmen für 1900 und 1910 beweist das vollauf.

Aber diese Verdrängung wird bagatellisiert und die Lage der kleinen Landwirte beschönigt, weil sich die Statistiker in Amerika 1910 auf die Klassifizierung der Wirtschaften nach der Bodenfläche beschränkten, wie man es fast überall in Europa tut. Je umfassender und schneller die Intensivierung der Landwirtschaft vor sich geht, desto stärker wird die erwähnte Bagatellisierung und Beschönigung.

Der Kapitalismus wächst nicht nur in der Weise, daß er die Entwicklung der an Bodenfläche großen Wirtschaften in den extensiven Gebieten beschleunigt, sondern auch dadurch, daß er in den intensiven Gebieten Betriebe hervorbringt, die auf kleineren Grundstücken einen größeren Produktionsumfang haben und ausgeprägteren kapitalistischen Charakter tragen.

Demnach ist die Konzentration der Produktion in den Großbetrieben in Wirklichkeit stärker, greift die Verdrängung des Kleinbetriebs in Wirklichkeit weiter und tiefer, als durch die üblichen Angaben über die Größenklassen der Farmen auf Grund ihrer Bodenfläche dargestellt wird. Das Material der Zählung von 1900, das exakter, detaillierter, wissen- |100| schaftlicher bearbeitet ist, läßt in dieser Hinsicht nicht die Spur eines Zweifels zu.

Die Expropriation des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs schreitet voran. Ununterbrochen sinkt in den letzten Jahrzehnten der Prozentsatz der Eigentümer im Verhältnis zur Gesamtzahl der Farmer, deren Zunahme wiederum hinter der Bevölkerungszunahme zurückbleibt. Im Norden, dem wichtigsten Gebiet, das die Hauptmasse der landwirtschaftlichen Produkte liefert und das weder Überreste der Sklaverei noch eine starke Kolonisation kennt, verringert sich die absolute Zahl der Farmer, die Volleigentümer ihrer Farm sind. Im letzten Jahrzehnt ist der Prozentsatz der Farmer gesunken, die überhaupt Vieh besitzen; und ist auch der Prozentsatz der Farmer gestiegen, die Milchvieh halten, so steht dem eine weit größere Zunahme des Prozentsatzes der pferdelosen Farmer, namentlich unter den kleinen Farmern gegenüber.

Im großen und ganzen zeigt uns die Gegenüberstellung gleichartiger Angaben über die Industrie und die Landwirtschaft, die sich auf ein und dieselbe Zeit beziehen, ungeachtet der unvergleichlich größeren Rückständigkeit der Landwirtschaft eine bemerkenswerte Übereinstimmung der Entwicklungsgesetze, eine Verdrängung des Kleinbetriebs hier wie dort.


Fußnoten von Wladimir Iljitsch Lenin

(1) Census Reports. Twelfth Census 1900. Vol. V. Agriculture. Wash. 1902. - Thirteenth Census of the United States, taken in the year 1910. Vol. V. Agriculture. Wash. 1913. <=

(2) "Für das Jahr 1900 besitzen wir Angaben über die Zahl der Farmen mit hohen Einkünften, d h. mit einem Produktenwert von mehr als 2.500 Dollar jährlich, geordnet nach Gruppen der Wirtschaften auf Grund der Größe ihrer Bodenfläche. Hier diese Angaben: Der Prozentsatz der Farmen mit hohen Einkünften betrug unter den Farmen bis zu 3 Acres 5,2%; von 3 bis 10 Acres 0,6%; von 10 bis 20 Acres 0,4%; von 20 bis 50 Acres 0,3%; von 50 bis 100 Acres 0,6%; von 100 bis 175 Acres 1,4%; von 175 bis 260 Acres 5,2%; von 260 bis 500 Acres 12,7%, von 500 bis 1.000 Acres 24,3 %; von 1.000 Acres und mehr 39,5%. Wie wir sehen, ist in allen Farmgruppen bis zu 20 Acres der Prozentsatz der Farmen mit hohen Einkünften höher als in der Gruppe mit 20-50 Acres. <=

(3) In den Produktenwert sind die Produkte, die als Viehfutter dienen, nicht eingerechnet. <=

(4) Weniger als 0,1 Prozent. <=

(5) Die Zahl der Lohnarbeiter in der Landwirtschaft, genauer ausgedrückt, ihre Zunahme wird bestimmt durch die Proportion: 82,3 : 70,6 = x : 40,4 oder x = 47,1. <=

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