Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 418-430

II. Das Archiv Dietz | Inhalt | IV. Das Originalprotokollbuch

III

Das Komplott Cherval

<418> Stieber wußte indes mit dem gestohlenen Schatz zu wuchern. Die ihm am 5. August 1851 zugekommenen Papiere führten zur Entdeckung des sogenannten "deutsch-französischen Komplotts zu Paris". Sie enthielten sechs Berichte des von Willich-Schapper abgesandten Emissärs Adolph Majer d.d. Paris und fünf Berichte des leitenden Kreises Paris an die Zentralbehörde Willich-Schapper. (Zeugenaussage Stiebers in der Sitzung vom 18. Oktober.) Stieber unternimmt eine diplomatische Lustreise nach Paris und macht dort die persönliche Bekanntschaft des großen Carlier, der soeben in der berüchtigten Affäre der Goldbarrenlotterie den Beweis geliefert hatte, daß er zwar ein großer Feind der Kommunisten, aber ein noch größerer Freund von fremdem Privateigentum sei.

"Demgemäß reiste ich im September 1851 nach Paris ab. Ich fand in dem damaligen dortigen Polizeipräfekt Carlier die bereitwilligste Unterstützung ... Durch französische Polizeiagenten wurden die in den Londoner Briefen enthüllten Fäden schnell und sicher aufgefunden; es gelang, die Wohnungen der einzelnen Chefs der Verschwörung zu ermitteln und alle ihre Bewegungen, namentlich alle ihre Versammlungen und Korrespondenzen, zu beobachten. Man ermittelte dort sehr arge Dinge ... Ich mußte den Anforderungen des Präfekten Carlier nachgeben, und es wurde in der Nacht vom 4. zum 5. September 1851 eingeschritten." (Aussage Stiebers vom 18. Oktober.)

Im September reiste Stieber von Berlin ab. Nehmen wir an den 1. September. Abends den 2. September traf er im besten Falle zu Paris ein. In der Nacht vom 4. wird eingeschritten. Bleiben also für die Besprechung mit Carlier und die Ergreifung der nötigen Maßregeln 36 Stunden. In diesen 36 Stunden werden nicht nur die Wohnungen der einzelnen Chefs "ermittelt" alle ihre Bewegungen, alle ihre Versammlungen, alle ihre Korrespondenzen werden "beobachtet", natürlich erst, nachdem ihre "Wohnungen ermittelt" <419> sind. Stiebers Ankunft bewirkt nicht nur eine wundertätige "Schnelligkeit und Sicherheit der französischen Polizeiagenten", sie macht auch die konspirierenden Chefs "bereitwillig", in 24 Stunden so viel Bewegungen, Versammlungen und Korrespondenzen zu begehen, daß schon am andern Abend gegen sie eingeschritten werden kann.

Aber nicht genug, daß am 3. die Wohnungen der einzelnen Chefs ermittelt, alle ihre Bewegungen, Versammlungen und Korrespondenzen beobachtet sind:

"Französische Polizeiagenten", schwört Stieber, "finden Gelegenheit, den Sitzungen der Verschworenen beizuwohnen und die Beschlüsse derselben über das Verfahren bei der nächsten Revolution mit anzuhören."

Kaum haben also die Polizeiagenten die Versammlungen beobachtet, so finden sie durch die Beobachtung Gelegenheit beizuwohnen, und kaum wohnen sie einer Sitzung bei, so werden es mehrere Sitzungen, und kaum sind es ein paar Sitzungen, so kommt es auch schon zu Beschlüssen über das Verfahren bei der nächsten Revolution - und alles an demselben Tage. An demselben Tage, wo Stieber den Carlier, lernt Carliers Polizeipersonal die Wohnungen der einzelnen Chefs, lernen die einzelnen Chefs das Polizeipersonal Carliers kennen, laden es denselben Tag in ihre Sitzungen ein, halten ihnen zu Gefallen denselben Tag eine ganze Reihe von Sitzungen und können sich nicht von ihnen trennen, ohne noch eiligst Beschlüsse über das Verfahren bei der nächsten Revolution zu fassen.

So bereitwillig Carlier sein mochte - und niemand wird an seiner Bereitwilligkeit zweifeln, drei Monate vor dem Staatsstreich ein kommunistisches Komplott zu entdecken -, Stieber mutet ihm mehr zu, als er leisten konnte. Stieber verlangt Polizeiwunder, er verlangt sie nicht nur, er glaubt sie auch; er glaubt sie nicht nur, er beschwört sie.

"Beim Beginne des Unternehmens, nämlich des Einschreitens, verhaftete ich zuerst persönlich mit einem französischen Kommissär den gefährlichen Cherval, den Hauptchef der französischen Kommunisten. Er widersetzte sich heftig, und es entstand ein hartnäckiger Kampf mit ihm."

So Stiebers Aussage vom 18. Oktober.

"Cherval verübte in Paris ein Attentat auf mich, und zwar in meiner eigenen Wohnung, in welche er sich während der Nacht eingeschlichen, und wobei meine Frau, die mir bei dem dadurch veranlaßten Kampfe zu Hülfe kam, verwundet wurde."

So Stiebers andere Aussage vom 27. Oktober.

In der Nacht vom 4. auf den 5, schreitet Stieber bei Cherval ein, und es entsteht ein Faustkampf, worin Cherval sich widersetzt. In der Nacht vom <420> 3. auf den 4. schreitet Cherval bei Stieber ein, und es entsteht ein Faustkampf, worin Stieber sich widersetzt. Aber am 3. herrschte ja gerade die entente cordiale <das herzliche Einvernehmen> zwischen Verschwörern und Polizeiagenten, wodurch so Großes an einem Tage geleistet ward. Jetzt soll nicht nur Stieber am 3. hinter die Verschwörer, sondern die Verschwörer sollen am 3. auch hinter den Stieber gekommen sein. Während Carliers Polizeiagenten die Wohnungen der Verschwörer, entdeckten die Verschwörer die Wohnung Stiebers. Während er ihnen gegenüber eine "beobachtende", spielen sie ihm gegenüber eine tätige Rolle. Während er von ihrem Komplott gegen die Regierung träumt, sind sie mit einem Attentat auf seine Person beschäftigt.

Stieber fährt in seiner Aussage vom 18. Oktober fort:

"Bei diesem Kampfe" (wo Stieber in der Offensive) "bemerkte ich, daß Cherval bemüht war, ein Papier in den Mund zu stecken und es hinunterzuschlucken. Es gelang nur mit Mühe, die Hälfte des Papiers zu retten, die andere Hälfte war schon verzehrt."

Das Papier befand sich also im Munde, zwischen den Zähnen des Cherval, denn nur die eine Hälfte ward gerettet, die andere war schon verzehrt. Stieber und sein Helfershelfer, Polizeikommissär oder wer sonst, konnten die andere Hälfte nur retten, indem sie ihre Hände in den Rachen des "gefährlichen Cherval" steckten. Die nächste Art, wie Cherval sich gegen einen solchen Angriff verteidigen konnte, war die des Beißens, und wirklich meldeten die Pariser Blätter, Cherval habe die Frau Stieber gebissen, aber in dieser Szene wohnte dem Stieber nicht die Frau bei, sondern der Polizeikommissär. Dagegen erklärt Stieber, bei dem Attentat, das Cherval in seiner eigenen Wohnung verübt, sei Frau Stieber, die ihm zu Hülfe gekommen, verwundet worden. Stellt man die Aussagen Stiebers und die Aussage der Pariser Journale zusammen, so scheint es, daß Cherval in der Nacht vom 3. auf den 4. Frau Stieber biß, um die Papiere zu retten, die Herr Stieber ihm in der Nacht vom 4. auf den 5. aus den Zähnen riß. Stieber wird uns antworten, daß Paris eine Wunderstadt ist und daß schon Larochefoucauld erklärt hat, in Frankreich sei alles möglich.

Lassen wir einen Augenblick den Wunderglauben, so scheint es, daß die ersten Wunder entstanden sind, indem Stieber eine Reihe von Handlungen, die der Zeit nach weit auseinanderliegen, in einen Tag zusammendrängt, auf den 3. September - und die letzten Wunder, indem er verschiedene Tatsachen, die an einem Abende und an einem Orte vorfielen, an zwei verschiedene Nächte und zwei verschiedene Orte verteilt. Wir stellen seiner Erzählung <421> von "Tausendundeiner Nacht" den wirklichen Tatbestand gegenüber. Vorher noch ein verwunderliches Faktum, wenn auch kein Wunder. Stieber entriß eine Hälfte des von Cherval verschluckten Papiers. Was enthielt die gerettete Hälfte? Das Ganze, was Stieber suchte.

"Dieses Papier", schwört er, "enthielt eine höchst wichtige Instruktion für den Emissär Gipperich in Straßburg mit dessen vollständiger Adresse."

Jetzt zum Tatbestand.

Am 5. August 1851, wissen wir von Stieber, erhielt er das in starke Wachsleinwand verpackte Archiv Dietz. Am 8. oder 9. August 1851 fand sich zu Paris ein gewisser Schmidt ein. Schmidt scheint der unvermeidliche Name für die inkognito reisenden preußischen Polizeiagenten. Stieber reist 1843-1846 als Schmidt im schlesischen Gebirge, sein Londoner Agent Fleury reist 1851 als Schmidt nach Paris. Er sucht hier die einzelnen Chefs der Willich-Schapperschen Verschwörung und findet zunächst Cherval. Er gibt vor, aus Köln entflohen zu sein und von dort die Bundeskasse mit 500 Talern gerettet zu haben. Er beglaubigt sich durch Mandate von Dresden und verschiedenen anderen Orten, spricht von Reorganisation des Bundes, Vereinigungen der verschiedenen Parteien, da die Spaltungen auf rein persönlichen Differenzen beruhten - die Polizei predigte schon damals Einigkeit und Einigung -, und versprach, die 500 Taler zu verwenden, um den Bund wieder in Flor zu bringen. Nach und nach lernt Schmidt die einzelnen Chefs der Schapper-Willichschen Bundesgemeinden in Paris kennen. Er erfährt nicht nur ihre Adressen, er besucht sie, er spioniert ihre Korrespondenzen aus, er beobachtet ihre Bewegungen, er dringt in ihre Sitzungen, er treibt sie voran als agent provocateur <Lockspitzel>, Cherval speziell renommiert um so mehr, je bewundernder Schmidt ihn als den großen Unbekannten des Bundes rühmt, als den "Hauptchef", der bisher nur seine eigene Wichtigkeit ignoriert, was schon manchem großen Manne passiert ist. Eines Abends, als Schmidt sich mit Cherval in die Bundessitzung begibt, verliest Cherval seinen berühmten Brief an Gipperich, vor dessen Abschickung. So erfuhr Schmidt die Existenz des Gipperich. "Sobald Gipperich nach Straßburg zurückgekehrt ist", bemerkte Schmidt, "wollen wir ihm gleich eine Anweisung auf die 500 Taler geben, die zu Straßburg liegen. Hier haben Sie die Adresse des Mannes, der das Geld verwahrt, geben Sie mir dagegen die Adresse des Gipperich, um sie dem Manne, dem er sich vorstellen wird, als Legitimation zuzuschicken." So erhielt Schmidt die Adresse des Gipperich. Denselben Abend, wo Cherval den Brief an Gipperich abschickte, wurde eine Viertelstunde später ver- <422> mittelst des elektrischen Telegraphen Gipperich verhaftet, Haussuchung bei ihm gehalten, der berühmte Brief aufgefangen. Gipperich wurde vor Cherval verhaftet.

Kurze Zeit nachher teilte Schmidt dem Cherval mit, ein preußischer Polizeikerl, namens Stieber, sei in Paris angekommen. Er habe nicht nur dessen Wohnung entdeckt, sondern auch von dem garçon <Kellner> eines gegenüberliegenden Cafés gehört, Stieber habe unterhandelt, um ihn, Schmidt, arretieren zu lassen. Cherval sei der Mann, um dem elenden preußischen Polizisten ein Andenken zu geben. "Er wird in die Seine geschmissen", antwortet Cherval. Beide verabredeten sich, den nächsten Tag in Stiebers Wohnung zu dringen, unter irgendeinem Vorwande seine Anwesenheit zu konstatieren und sich sein Personale zu merken. Den nächsten Abend unternahmen unsere beiden Helden wirklich die Expedition. Unterwegs meinte Schmidt, es sei besser, wenn Cherval sich in das Haus begebe, während er selbst vor dem Hause als Schutzwache patrouilliere. "Du fragst", fuhr er fort, "bei dem Portier nach Stieber und erklärst dem Stieber, wenn er dich vorläßt, du habest Herrn Sperling sprechen und bei ihm anfragen wollen, ob er den erwarteten Wechsel von Köln mitbringe. Apropos, noch eins. Dein weißer Hut fällt auf, er ist zu demokratisch. Da! Setz meinen schwarzen auf." Die Hüte werden gewechselt, Schmidt postiert sich als Schildwache, Cherval zieht die Klingel und befindet sich in der Wohnung des Stieber. Der Portier glaubte nicht, daß Stieber zu Hause sei, und schon wollte sich Cherval zurückziehen, als die Treppe hinunter eine Frauenstimme rief: "Ja, Stieber ist zu Hause." Cherval geht der Stimme nach, deren Spuren zu einem grün bebrillten Subjekt führen, das sich als Stieber zu erkennen gibt. Cherval bringt die verabredete Formel mit dem Wechsel und dem Sperling vor. "Das geht nicht so", fällt Stieber lebhaft ein, "Sie kommen hier ins Haus, fragen nach mir, werden hinaufgewiesen, ziehen dann zurück etc. Das ist mir höchst verdächtig." Cherval antwortet grob, Stieber zieht die Glocke, mehrere Kerls erscheinen augenblicklich, umringen den Cherval, Stieber greift ihm nach der Rocktasche, wo ein Brief hervorlugt. Es war dies zwar keine Instruktion Chervals an Gipperich, wohl aber ein Brief Gipperichs an Cherval. Cherval versucht den Brief zu essen, Stieber fährt ihm in den Mund. Cherval beißt und stößt und schlägt. Mann Stieber will die eine Hälfte, Ehehälfte Stieber will die andere Hälfte retten und wird für ihren Diensteifer verwundet. Der Lärm, den diese Szene verursacht, ruft die verschiedenen Mieter aus ihren Appartements. Unterdessen aber hat einer <423> von Stiebers Kerlen eine goldene Uhr über das Treppengeländer geworfen, und während Cherval: Mouchard! ruft, rufen Stieber und Kompanie: Au voleur! <Haltet den Dieb!> Der Portier bringt die goldene Uhr, und der Ruf: Au voleur! wird allgemein. Cherval wird verhaftet und findet an der Tür zwar nicht seinen Freund Schmidt, wohl aber 4 bis 5 Soldaten, die ihn in Empfang nehmen.

Vor dem Tatbestand verschwinden alle von Stieber beschworenen Wunder. Sein Agent Fleury hat über drei Wochen hindurch operiert, er hat nicht nur die Fäden des Komplotts entdeckt, er hat sie mit weben helfen. Stieber braucht nur noch von Berlin zu kommen und kann rufen: Veni, vidi, vici! <Ich kam, sah und siegte> Er kann dem Carlier ein fertiges Komplott zum Präsent machen, Carlier bedarf nur noch der "Bereitwilligkeit" zum Einschreiten. Frau Stieber braucht nicht am 3. von Cherval gebissen zu werden, weil Herr Stieber am 4. dem Cherval in den Mund greift. Die Adresse des Gipperich und die richtige Instruktion brauchen nicht, wie Jonas aus dem Bauche des Walfisches, aus dem Rachen des "gefährlichen Cherval" ganz herauszukommen, nachdem sie halb gegessen sind. Das einzige, was wunderbar bleibt, ist der Wunderglaube der Geschwornen, denen Stieber seine Lügenmärchen ernsthaft aufzutischen wagen darf. Vollblütige Träger des beschränkten Untertanenverstandes!

"Cherval", schwört Stieber (Sitzung vom 18. Oktober), "legte mir im Gefängnis, nachdem ich ihm zu seinem größten Erstaunen alle seine Originalberichte, welche er nach London geschickt. vorgelegt und nachdem er einsah, daß ich alles wußte, ein offenes Geständnis ab."

Was Stieber dem Cherval zunächst vorlegte, waren keineswegs dessen Originalberichte nach London. Diese ließ Stieber mit anderen Dokumenten des Archivs Dietz erst später aus Berlin kommen. Was er ihm zunächst vorlegte, war ein von Oswald Dietz gezeichnetes Rundschreiben, das Cherval eben erst erhalten hatte, und einige der jüngsten Briefe von Willich. Wie gelangte Stieber in ihren Besitz?. Während sich Cherval mit Stieber und Ehehälfte biß und schlug, stürzte der brave Schmidt-Fleury zu Madame Cherval, einer Engländerin - Fleury, als Deutschlondoner Kaufmann, spricht natürlich englisch -, und sagt ihr, ihr Mann sei arretiert, die Gefahr groß, sie möchte Chervals Papiere herausgeben, damit er nicht noch mehr kompromittiert werde, Cherval habe ihn beauftragt, sie einer dritten Person einzuhändigen. Zum Beweise, daß er ein echter Abgesandter, zeigt er den weißen Hut, den er dem Cherval abnahm, weil er zu demokratisch aussah. <424> Fleury erhielt die Briefe von Madame Cherval, und Stieber erhielt sie vom Fleury.

Jedenfalls stand er nun auf einer günstigeren Operationsbasis als vorher in London. Die Papiere des Dietz konnte er stehlen, aber die Aussagen des Cherval konnte er machen. Er läßt also seinen Cherval (Sitzung vom 18. Oktober) "sich über die Verbindungen mit Deutschland" dahin auslassen:

"Er habe sich längere Zeit in den Rheinlanden aufgehalten und sei namentlich 1848 in Köln gewesen. Dort sei er mit Marx bekannt und von diesem in den Bund aufgenommen worden, den er dann in Paris auf Grund der schon vorgefundenen Elemente eifrig verbreitet habe."

1846 wurde Cherval von Schapper und auf Antrag des Schapper in den Bund zu London aufgenommen, während sich Marx in Brüssel befand und noch nicht einmal Bundesmitglied war. Cherval konnte also nicht 1848 in denselben Bund von Marx zu Köln aufgenommen werden.

Cherval reiste nach Ausbruch der Märzrevolution auf einige Wochen nach Rheinpreußen, kehrte aber von da wieder nach London zurück, wo er sich vom Ende Frühling 1848 bis Sommer 1850 fortwährend aufhielt. Er kann also nicht gleichzeitig "den Bund eifrig zu Paris verbreitet haben", oder Stieber, der chronologische Wunder verrichtet, ist auch imstande, räumliche zu verrichten und sogar dritten Personen die Eigenschaft der Ubiquität mitzuteilen.

Marx lernte erst nach seiner Ausweisung aus Paris, September 1849, nachdem er zu London in den Arbeiterverein der Great Windmill Street eingetreten, unter hundert anderen Arbeitern auch den Cherval oberflächlich kennen. Er kann also nicht seine Bekanntschaft 1848 zu Köln gemacht haben.

Cherval erklärte anfänglich dem Stieber über alle diese Punkte die Wahrheit. Stieber suchte ihn zu falschen Aussagen zu zwingen. Erreichte er seinen Zweck? Nur Stiebers eigene Aussage spricht dafür, also ein Minus. Dem Stieber lag natürlich alles daran, Cherval in einen erlogenen Zusammenhang mit Marx zu bringen, um die Kölner Angeklagten in einen künstlichen Zusammenhang mit dem Pariser Komplott zu bringen.

Sobald sich Stieber gezwungen sieht, en détail auf die Verbindungen und Korrespondenzen von Cherval und Genossen mit Deutschland einzugehen, hütet er sich, Köln auch nur zu erwähnen, spricht dagegen mit selbstgefälliger Breite von Heck in Braunschweig, Laube in Berlin, Reininger in Mainz, Tietz in Hamburg etc. etc., kurz, von der Partei Willich-Schapper. Diese Partei, sagt Stieber, hatte "das Archiv des Bundes in Händen". - <425> Durch eine Verwechselung geriet es aus ihren Händen in seine. Er fand in diesem Archiv nicht eine Zeile, die Cherval vor der Spaltung der Londoner Zentralbehörde, vor dem 15. September 1850, nach London oder gar persönlich an Marx gerichtet hätte.

Durch Schmidt-Fleury ließ er der Frau Cherval die Papiere ihres Mannes abschwindeln. Er fand wieder keine Zeile, die Cherval von Marx erhalten hätte. Um diesem Mißstande abzuhelfen, diktiert er dem Cherval in die Feder:

"daß er mit Marx auf einen gespannten Fuß gekommen, weil derselbe, obgleich die Zentralbehörde in Köln gewesen, noch die Korrespondenzen mit ihm zu führen verlangt habe."

Wenn Stieber vor dem 15. September 1850 keine Korrespondenz von Marx mit Cherval findet, so rührt dies bloß daher, daß Cherval nach dem 15. September 1850 jede Korrespondenz mit Marx abbrach. Pends-toi, Figaro, tu n'aurais pas inventé cela! <Häng dich auf, Figaro, auf so was wärst du nicht gekommen! (Beaumarchais, "La folle journée")>

Die Akten, die die preußische Regierung während der 11/2jährigen Untersuchung zum Teil durch Stieber selbst gegen die Angeklagten zusammengeschleppt, widerlegten allen Zusammenhang der Angeklagten mit der Pariser Gemeinde und dem deutsch-französischen Komplott.

Die Ansprache der Londoner Zentralbehörde vom Juni 1850 bewies, daß vor der Spaltung der Zentralbehörde die Gemeinde in Paris aufgelöst war. Sechs im Archiv Dietz befindliche Briefe bewiesen, daß nach der Verlegung der Zentralbehörde nach Köln die Gemeinden zu Paris von dem Emissär der Willich-Schapperschen Partei, von A. Majer, neu gestiftet waren. Die in demselben Archiv befindlichen Briefe des leitenden Kreises Paris bewiesen, daß er in feindlichem Gegensatz zur Kölner Zentralbehörde stand. Der französische Anklageakt endlich bewies, daß alles, was gegen Cherval und Genossen inkriminiert wurde, erst im Jahre 1851 vorfiel. Saedt (Sitzung vom 8. November) sieht sich daher trotz der Stieberschen Enthüllungen auf die dünne Vermutung angewiesen, daß es doch möglich sei, daß die Partei Marx zu irgendeiner Zeit in irgendein Komplott zu Paris irgendwie einmal verwickelt gewesen, daß man aber von dieser Zeit und diesem Komplott weiter nichts wisse, als eben, daß Saedt in obrigkeitlichem Auftrag sie für möglich hält. Man urteile vom Stumpfsinn der deutschen Presse, die von Saedts Scharfsinn fabelt!

<426> De longue main <weit ausholend> suchte die preußische Polizei dem Publikum Marx und durch Marx die Kölner Angeklagten als in das deutsch-französische Komplott verwickelt darzustellen. Der Polizeispion Beckmann schickte während der Verhandlungen des Chervalschen Prozesses folgende Notiz d. d. Paris 25. Februar 1852 an die "Kölnische Zeitung":

"Mehrere Angeklagte sind flüchtig, darunter ein gewisser A. Majer, der als Agent von Marx u. Co. dargestellt wird."

Die "Kölnische Zeitung" brachte darauf eine Erklärung von Marx:, daß "A. Majer einer der intimsten Freunde des Herrn Schapper und des ehemaligen preußischen Leutnants Willich sei, ihm selbst aber gänzlich fernstehe". Jetzt in seiner Aussage vom 18. Oktober 1852 erklärt Stieber selbst:

"Die am 15. September 1850 in London von der Marxschen Partei ausgeschlossenen Mitglieder der Zentralbehörde sandten A. Majer nach Frankfurt etc.",

und teilt sogar die Korrespondenz des A. Majer mit Schapper-Willich mit. Ein Mitglied der Partei Marx, Konrad Schramm, wurde bei Gelegenheit der Fremdenverfolgungen zu Paris im Monat September 1851 nebst 50 bis 60 andern anwesenden Gästen in einem Kaffeehaus verhaftet und während beinahe zwei Monate unter der Anklage festgehalten, Teilnehmer des von dem Irländer Cherval geleiteten Komplotts zu sein. Am 16. Oktober erhielt er im Depot der Polizeipräfektur den Besuch eines Deutschen, der ihn folgendermaßen anredete:

"Ich bin preußischer Staatsbeamter, Sie wissen, daß in allen Teilen Deutschlands, namentlich in Köln, zahlreiche Verhaftungen infolge der Entdeckungen einer kommunistischen Gesellschaft vorgenommen worden sind. Eine Namenserwähnung in einem Briefe reicht hin, um die Verhaftung der betreffenden Person zu veranlassen. Die Regierung befindet sich einigermaßen in Verlegenheit durch die Menge von Verhafteten, von denen sie nicht weiß, ob sie etwas mit der Sache zu tun haben oder nicht. Wir wissen, daß Sie in dem complot franco-allemand <französich-deutschen Komplott> nicht beteiligt sind, dagegen mit Marx und Engels genau bekannt und ohne Zweifel über alle Einzelheiten der deutschen kommunistischen Verbindung unterrichtet sind. Sie würden uns sehr verbinden, wenn Sie uns die erforderliche Auskunft darüber geben könnten und die Personen näher bezeichnen wollten, die schuldig oder unschuldig sind. Sie können dadurch zur Befreiung einer großen Menge Leute beitragen. Wenn Sie wollen, so können wir über die Erklärung einen Akt aufnehmen. Sie haben durch eine solche Erklärung nichts zu furchten" etc. etc.

<427> Schramm wies natürlich diesem sanften preußischen Staatsbeamten die Türe, protestierte gegen dergleichen Besuche beim französischen Ministerium und wurde Ende Oktober aus Frankreich ausgewiesen.

Daß Schramm der "Partei Marx" angehörte, wußte die preußische Polizei aus der bei Dietz gefundenen Austrittserklärung. Daß die "Partei Marx" mit dem Komplott Cherval nicht zusammenhänge, räumte sie selber dem Schramm ein. War eine Verbindung der "Partei Marx" mit dem Komplott Cherval nachzuweisen, so konnte es nicht in Köln geschehen, sondern nur in Paris, wo gleichzeitig mit Cherval ein Mitglied dieser Partei gefangensaß. Aber die preußische Regierung fürchtete nichts mehr als eine Konfrontation zwischen Cherval und Schramm, die den ganzen Erfolg, den sie sich gegen die Kölner Angeklagten von dem Pariser Prozeß versprach, im voraus vereiteln mußte. In der Freilassung des Schramm fällte der französische Untersuchungsrichter das Urteil, daß der Kölner Prozeß mit dem Pariser Komplott in keinem Zusammenhang stehe.

Stieber macht einen letzten Versuch:

"In betreff des oben erwähnten Chefs der französischen Kommunisten, Cherval, hat man sich lange vergeblich bemüht, zu ermitteln, wer dieser Cherval eigentlich sei. Endlich hat sich durch eine vertrauliche Äußerung, die Marx selbst einem Polizeiagenten machte, ergeben, daß er ein Mensch war, der 1845 aus dem Gefängnis zu Aachen, wo er wegen Wechselfälschung saß, entwichen ist und den Marx 1848 während der damaligen Unruhen in den Bund aufgenommen hat, von wo er nach Paris als Emissär gegangen."

So wenig wie Marx dem spiritus familiaris <dienstbaren Geist>, dem Polizeiagenten Stiebers mitteilen konnte, er habe den Cherval 1848 in Köln in den Bund aufgenommen, wenn Schapper ihn schon 1846 zu London aufnahm, oder er habe ihn in London wohnen und zugleich in Paris Propaganda hausieren lassen, ebensowenig konnte er die Notiz, Cherval habe 1845 in Aachen gesessen und Wechsel gefälscht, die er eben erst durch die Aussage des Stieber erfuhr, dem alter ego <zweiten Ich> Stiebers, dem Polizeiagenten als solchem, schon vor der Aussage Stiebers mitgeteilt haben. Dergleichen hysteron proteron <Umkehrungen der Reihenfolge> sind bloß einem Stieber erlaubt. Die antike Welt hinterließ ihren sterbenden Fechter, der preußische Staat hinterläßt seinen schwörenden Stieber.

Also lange, lange hatte man sich vergeblich bemüht zu ermitteln, wer Cherval eigentlich sei? Abends, den 2. September kam Stieber nach Paris. Am Abend des 4. wurde Cherval verhaftet, am Abend des 5. wurde er aus seiner Zelle in einen spärlich erleuchteten Saal geführt. Stieber war da, aber neben Stieber war noch ein französischer Polizeibeamter da, ein Elsässer, <428> der das Deutsche gebrochen spricht, aber ganz versteht, ein Polizeigedächtnis besitzt und den anmaßlich servilen Berliner Polizeirat nicht eben angenehm fand. In Gegenwart also dieses französischen Beamten hatte folgendes Gespräch statt:

Stieber zu deutsch: "Hören Sie mal, Herr Cherval, mit dem französischen Namen und dem irländischen Paß wissen wir recht gut, was es zu bedeuten hat. Wir kennen Sie, Sie sind Rheinpreuße, Sie heißen K., und es kommt bloß auf Sie an, sich von den Folgen zu befreien, und zwar dadurch, daß Sie uns ein ganz offenes Geständnis machen" etc. etc. Cherval leugnete. Stieber: "Die und die Personen, die Wechsel gefälscht und aus preußischen Gefängnissen entsprungen sind, wurden von den französischen Behörden nach Preußen ausgeliefert, und ich sage Ihnen deswegen nochmals, besinnen Sie sich, es handelt sich hier um 12 Jahre Zellengefängnis."

Der französische Polizeibeamte: "Wir wollen dem Mann Zeit lassen, er soll sich in seiner Zelle bedenken."

Cherval wurde in seine Zelle zurückgeführt.

Stieber durfte natürlich nicht mit der Türe ins Haus fallen, er durfte dem Publikum nicht gestehen, daß er dem Cherval mit dem Gespenst der Auslieferung und des zwölfjährigen Zellengefängnisses falsche Aussagen zu erpressen suchte.

Stieber hat indes noch immer nicht ermittelt, wer Cherval eigentlich ist. Er nennt ihn vor den Geschwornen immer noch Cherval und nicht K. Noch mehr. Er weiß auch nicht, wo Cherval sich eigentlich aufhält. In der Sitzung vom 23. Oktober läßt er ihn noch in Paris sitzen. In der Sitzung vom 27. Oktober, gedrängt durch die Frage des Advokaten Schneider II: "Ob der mehrgenannte Cherval sich nicht gegenwärtig in London aufhalte?", antwortet Stieber: "Er könne darüber keine Auskunft geben und nur das Gerücht mitteilen, daß Cherval in Paris entsprungen sei."

Die preußische Regierung erlag ihrem gewöhnlichen Schicksal, düpiert zu werden. Die französische Regierung hatte ihr erlaubt, die Kastanien des deutsch-französischen Komplotts aus dem Feuer zu holen, man erlaubte ihr nicht, sie zu essen. Cherval hatte sich das Wohlwollen der französischen Regierung zu erwerben gewußt, und sie ließ ihn einige Tage nach Beendigung der Pariser Assisenverhandlungen mit Gipperich nach London entfliehen. Die preußische Regierung glaubte, sich ein Werkzeug für den Kölner Prozeß in Cherval erworben zu haben, sie hatte nur der französischen Regierung einen Agenten mehr geworben.

Einen Tag vor Chervals Scheinflucht erschien bei ihm ein preußischer faquin <Strolch> in schwarzem Frack, Manschetten, schwarzem, struppigem Schnurr- <429> bart, kurzgeschnittenen und dünnen gräulichen Haaren, mit einem Wort, ein ganz hübscher Junge, der ihm später als Polizeileutnant Greif bezeichnet wurde und sich hinterher auch als Greif präsentierte. Greif hatte Zutritt zu ihm erhalten durch eine Eintrittskarte, die er direkt vom Polizeiminister mit Umgehung des Polizeipräfekten empfing. Es kitzelte den Polizeiminister, die lieben Preußen anzuführen.

Greif: "Ich bin preußischer Beamter, hierher geschickt, um mit Ihnen in Unterhandlungen zu treten. Sie werden hier nie herauskommen, außer durch uns. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Verlangen Sie in einer Eingabe an die französische Regierung, deren Einwilligung im voraus zugesagt ist, nach Preußen ausgeliefert zu werden, denn wir brauchen Sie dort als Zeugen zu Köln. Nachdem Sie Ihre Schuldigkeit getan und die Sache vorbei ist, werden wir Sie auf Ehrenwort in Freiheit setzen."

Cherval: "Ich komme auch ohne Sie heraus."

Greif mit Bestimmtheit: "Das ist unmöglich!"

Greif ließ auch den Gipperich herunterkommen und machte ihm den Vorschlag, für fünf Tage als kommunistischer Emissär nach Hannover zu gehen. Auch ohne Erfolg. Den nächsten Tag waren Cherval und Gipperich entflohen. Die französischen Behörden schmunzelten, die Unglücksdepesche ging nach Berlin, und noch am 23. Oktober schwört Stieber, daß Cherval in Paris sitzt, und noch am 27. Oktober kann er keine Auskunft geben und weiß nur gerüchtweise, daß Cherval "in Paris" entsprungen ist. Unterdessen hatte der Polizeileutnant Greif den Cherval während der Kölner Verhandlungen dreimal in London besucht unter anderem, um die Adresse des Nette in Paris zu erfahren, von dem man eine Zeugenaussage gegen die Kölner erkaufen zu können glaubte. Der Coup mißlang.

Stieber hatte Gründe, sein Verhältnis mit Cherval im dunkeln zu lassen. K... blieb daher immer Cherval, der Preuße blieb Irländer, und Stieber weiß noch heute nicht, wo Cherval sich aufhält und "wer Cherval eigentlich ist" .(1)

<430> In der Korrespondenz des Cherval mit Gipperich besaß das Trifolium Seckendorf-Saedt-Stieber endlich, was es wünschte:

Schinderhannes, Karlo Moor
Nahm ich mir als Muster vor.
<Heinrich Heine, "Buch der Lieder", "Traumbilder">

Der Brief Chervals an Gipperich, damit er sich ja recht tief der trägen Hirnmaterie der 300 Meistbesteuerten, die das Geschwornengericht repräsentiert, einbleue, hatte die Ehre, dreimal verlesen zu werden. Jeder Kenner erkannte sofort hinter diesem harmlosen Zigeunerpathos den Schalksnarren, der sich und andern fürchterlich vorzukommen sucht.

Cherval und Genossen hatten ferner die allgemeinen Erwartungen der Demokratie von den Wunderwirkungen des 2. [Sonntags im Monat] Mai geteilt und beschlossen, am 2. [Sonntag im Monat] Mai mitzurevolutionieren. Schmidt-Fleury hatte beigetragen, dieser fixen Idee die Form eines Plans zu geben. So verfielen Cherval u. Co. der juristischen Kategorie des Komplotts. So war an ihnen der Beweis geliefert, daß das Komplott, welches die Kölner Angeklagten nicht gegen die preußische Regierung verübt hatten, doch jedenfalls von der Partei Cherval gegen Frankreich verübt worden sei.

Durch Schmidt-Fleurv hatte die preußische Regierung einen Scheinzusammenhang zwischen dem Pariser Komplott und den Kölner Angeklagten zu fabrizieren gesucht, den sie durch Stieber beschwören ließ. Stieber-Greif-Fleury, diese Dreieinigkeit, spielt die Hauptrolle im Komplott Cherval, wir werden sie später wieder am Werk finden.

Resümieren wir:

A ist Republikaner, B nennt sich auch Republikaner. A und B sind verfeindet. B baut im Auftrage der Polizei eine Höllenmaschine. A wird darauf vor Gericht gestellt. Wenn B die Höllenmaschine gebaut hat und nicht A, so liegt die Schuld daran, daß A mit B verfeindet ist. Um den A zu überführen, wird B als Zeuge gegen ihn aufgerufen. Das war der Humor des Komplotts Cherval.

Man begreift, daß diese Logik vor dem Publikum durchfiel. Die "tatsächlichen" Enthüllungen Stiebers verschwammen in übelriechendem Dunst, es blieb bei der Klage des Anklagesenats, daß "kein objektiver Tatbestand vorliege". Neue Polizeiwunder waren nötig geworden.


Fußnoten

">(1) Auch im "Schwarzen Buch" weiß Stieber noch immer nicht, wer der Cherval eigentlich ist. Es heißt da Teil II, S. 38, unter Nr. 111 Cherval: siehe Crämer; und unter Nr. 116 Crämer: "hat laut Nr. 111 unter dem Namen Cherval eine sehr große Tätigkeit für den Kommunistenbund entwickelt. Er führt auch den Bundesnamen Frank. Unter dem Namen Cherval wurde er vom Assisenhof zu Paris im Februar 1853" (soll heißen 1852) "zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, entsprang aber bald und begab sich nach London." So unwissend ist Stieber im zweiten Teil, der die Personalien der alphabetisch und nach Nummern geordneten Verdächtigen registriert. Er hat bereits vergessen, daß ihm Teil I, S. 81 das Geständnis entfahren: "Cherval ist nämlich der Sohn eines rheinischen Beamten namens Joseph Krämer, welcher" (jawohl welcher? Der Vater oder Sohn?) "sein Gewerbe als Lithograph zu Wechselfälschungen gemißbraucht hat, deswegen verhaftet worden, aber 1844 aus dem Gefängnis in Köln" (falsch, in Aachen!) "entsprungen und nach England und später nach Paris entflohen ist." - Man vergleiche hiermit die obigen Aussagen des Stieber vor den Geschwornen. Die Polizei kann nun einmal absolut nicht die Wahrheit sagen. [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1885] <=