Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 9, S. 321-329
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960

Karl Marx

[Die Westmächte und die Türkei -
Die herannahende Wirtschaftskrise -
Eisenbahnbau in Indien]

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 3889 vom 4. Oktober 1853]

<321> London, Dienstag, 20. September 1853

In meinem Artikel vom 19. Juli sagte ich:

"Die Westmächte ermutigen am Anfang stets den Sultan, sich dem Zaren, dessen Übergriffe sie fürchten, zu widersetzen, um ihn am Ende zum Nachgeben zu zwingen, aus Furcht vor einem allgemeinen Kriege, der zu einer allgemeinen Revolution führen könnte."

Jetzt, in diesem Augenblick, ist die Kraft der vereinten Flotten zum Einsatz für Rußland gegen die Türkei bestimmt. Wenn die englisch-französische Flotte überhaupt in die Dardanellen einfährt, so nicht, um Sewastopol zu bombardieren, sondern um die Muselmanen, die den Sultan davon abhalten könnten, die Wiener Note bedingungslos anzunehmen, gefügig zu machen.

"Am 13. September", sagt D. Urquhart, "trafen sich die vier Außenminister in aller Stille in Downing Street und beschlossen, eine Anweisung nach Konstantinopel zu senden, die die Pforte dazu zwingt, die auf der europäischen Konferenz beschlossenen Modifikationen zurückzuziehen. Damit nicht genug, haben sie für den Fall, daß der Sultan nicht in der Lage sein sollte, der Erbitterung seines Volkes zu widerstehen, dem Geschwader den Befehl erteilt, in die Gewässer des Bosporus vorzurücken, um ihm gegen seine Untertanen beizustehen. Und damit noch nicht genug, haben sie auch Omer Pascha Befehle erteilt, die ihm verbieten, in dem Gebiet seines Herrschers von einer Provinz in die andere zu reisen. Also haben sie mit der Rebellion als Folge ihrer Depesche gerechnet und die Mittel bereitgestellt, sie niederzuwerfen. Diese Mittel sind das alliierte Geschwader."

Die Sonntagsausgabe des "Journal des Débats" war es, durch die die englische Öffentlichkeit mit diesen Nachrichten bekannt gemacht wurde. Das <322> "Journal des Débats" berichtet, daß Herr Reeve, der London am 13. d.M. mit Depeschen für Lord Stratford de Redcliffe verlassen hatte, am 14. morgens in Paris ankam, das er abends verließ, nachdem er der französischen Regierung den Tenor seiner Instruktionen übermittelt hatte; diesen Instruktionen gemäß soll der englische Botschafter die völlige Zustimmung der Pforte zu den Wiener Vorschlägen sowie die Zurücknahme ihrer Modifikationen vom 19. August verlangen. Er soll der Pforte mit dem Entzug der Unterstützung der vier Mächte drohen, wenn aus ihrer Weigerung, nachzugehen, ein Krieg entstehen sollte, und ihr die Unterstützung der französischen und englischen Flotte anbieten, um etwaige Aufstände, die als Antwort auf die Annahme der Wiener Note durch die Pforte in Konstantinopel ausbrechen könnten, niederzuschlagen und um gegen Omer Pascha vorzugehen, wenn er es wagen sollte, den Befehlen der Pforte zuwiderzuhandeln. Vor dem Eintreffen des "Journal des Débats" wurde uns berichtet, daß die Wiener Konferenz nach Erhalt der kaiserlichen Ablehnung dem Sultan vorgeschlagen hatte, seine Worte zurückzunehmen, die Note zu unterschreiben, deren Unterzeichnung er verweigert hatte, und sich mit der Versicherung zufriedenzugeben, daß die Konferenz die Note stets in einer auch dem Sultan genehmen Weise auslegen werde Die "Times" vermeidet es, von den kompromittierenden Enthüllungen des "Journal des Débats" zu sprechen. Ebenso verhalten sich der "Morning Chronicle", die "Morning Post" und die ganze regierungstreue Londoner Presse. Gleichzeitig klagt die "Morning Post" den Fanatismus des Mobs von Konstantinopel an. Der "Morning Chronicle" regt seine stumpfsinnigen Leser durch romantische Beschreibungen der wilden und undisziplinierten asiatischen Horden auf, welche die europäische Türkei überschwemmen und Omer Paschas Armee auffüllen; der brave "Globe" veröffentlicht Tag für Tag sorgfältig gewählte Auszüge aus der auf den Frieden spekulierenden Presse der Manchesterschule, und so werden die respektablen Klassen Englands zu gegebener Zeit darauf vorbereitet sein, "das Heidentum zu vernichten" und mit Fürst Gortschakow zu rufen: "Es lebe der Zar! Lang lebe der Gott der Russen!"

In ihrer heutigen Nummer entdeckt die "Times", daß "die türkische Frage zu einem bloßen Streit um Worte geworden sei". Der aus diesen Worten zu ziehende Schluß ist, daß der Sultan, der bloßer Worte wegen den Frieden der Welt gefährden will, mit Gewalt durch die nüchterner denkenden Palmerstons und Aberdeens zur Vernunft gebracht werden muß. Die "Times" erzählt uns, daß der Zar dem Sultan ungerechtfertigte Forderungen gestellt habe, die dieser ablehnte; daraufhin habe der Zar die Donaufürstentümer an sich gerissen, hätten England und Frankreich ihre Flotten in die Besikabai <323> geschickt und seien die Vertreter dieser Mächte in Wien mit Vertretern Österreichs und Preußens zusammengetroffen.

Warum trafen sie mit ihnen in Wien zusammen? Im Interesse der Türkei, sagt die "Times".

"Nicht nur, daß kein Wunsch bestehen konnte, die ottomanische Regierung zu zwingen, es gab auch keine Veranlassung für eine solche Handlungsweise."

Wenn nun jetzt auf seiten der vier Mächte der Wunsch besteht, die ottomanische Regierung zu zwingen, so einfach deshalb, weil "jetzt" eine Veranlassung für "eine derartige Handlungsweise besteht". Wäre es also falsch anzunehmen, daß das einzige und hauptsächliche Ziel der Wiener Konferenz und der Einmischung von Palmerston und Aberdeen das Herbeiführen einer derartigen Veranlassung gewesen sei, daß sie nur ein Schauspiel des Widerstandes gegen Rußland gegeben haben, um einen Vorwand zu erhalten, die Türkei zu zwingen, sich Rußland zu unterwerfen?

"Die Forderungen Rußlands", fährt die "Times" fort, "wurden von den anderen Großmächten als ungerechtfertigt angesehen, unvereinbar mit den souveränen Rechten des Sultans",

und deshalb verfaßten die Großmächte eine Note, die der Sultan dem Zaren überreichen sollte und in der alle Wünsche des Zaren und sogar noch etwas mehr sanktioniert werden sollten.

"Die Formulierungen dieses Dokuments", sagt die "Times", "könnten Anlaß zu Mißverständnissen geben, doch zwei Punkte waren unanfechtbar klar: erstens, daß die vier Mächte beabsichtigten, die territorialen und administrativen Rechte der Pforte zu wahren, und zweitens, daß sie im Falle einer Auseinandersetzung an diese Absichten gebunden gewesen wären."

Warum sollte der Sultan nicht eine Note unterzeichnen, die seinen souveränen Rechten abträglich ist, und das Protektorat über 12 Millionen seiner Untertanen der Kontrolle des russischen Autokraten ausliefern, wenn er sich durch die guten "Absichten" der vier Mächte und durch ihre Gebundenheit an diese verborgenen "guten Absichten" im Falle einer Auseinandersetzung unterstützt fühlt? Der Sultan hatte sich schon davon überzeugen können, daß die vier Mächte sich weder an das Völkerrecht noch an klare Verträge gebunden fühlen, um ihn, den Sultan, im Falle einer Auseinandersetzung mit Rußland, zu verteidigen; warum sollte er dann ihrem Mut nicht vertrauen, wenn eine Auseinandersetzung durch eine Note entstehen sollte, die Rußland offene Ansprüche und der Türkei "verborgene Absichten" zuspricht?

<324> "Nehmen wir", sagt die "Times", "den extremen Fall an, daß sich der Zar nach der pure et simple <vorbehaltlosen> Annahme der ursprünglichen Wiener Note jener Möglichkeiten bedient hätte, die sie ihm eigentlich bieten sollte."

Was dann?

"Der Sultan hätte protestiert, und dieser Fall wäre durch die Anwendung des Vergleichs vom Jahre 1853 eingetreten."

Als ob nicht ein solcher Fall schon durch die Anwendung des Vergleichs der Jahre 1840 und 1841 eingetreten wäre, durch den Vertrag von Balta-Liman und die Verletzung des Völkerrechtes, die selbst Lord Clarendon ein "Piratenstück" genannt hatte!

"Die Doppelsinnigkeit", sagt die "Times", "hatte lediglich den russischen Kaiser irregeführt."

Genauso wie ihn der Vertrag vom Jahre 1841 "irregeführt hatte", die vereinigten Flotten von den Dardanellen fernzuhalten, während er selber in die Fürstentümer eindrang.

Der Sultan ist jedoch hartnäckig. Er hat seine Zustimmung zu einer Note verweigert, die ihre guten Absichten gegenüber der Türkei nur dadurch ausdrücken konnte, daß sie das Land an Rußland auslieferte. Er schlug gewisse Modifikationen dieser Note vor und, so sagt die "Times",

"die vier Mächte zeigten durch ihre Zustimmung zu den türkischen Modifikationen, daß sie glaubten, sie würden mit ihren eigenen Vorschlägen übereinstimmen".

Doch da der russische Kaiser entgegengesetzter Meinung ist und da die "Times" es für unzweifelhaft richtig hält, daß des Zaren "Handlungsweise in diesem Streit keinerlei Überlegungen verdient", kommt die "Times" zu der Schlußfolgerung, wenn Rußland den vernünftigen Bedingungen der Türkei nicht nachgehen will, muß die Türkei den unvernünftigen Bedingungen Rußlands nachgeben, und daß

"ein Staat, der so impotent ist daß er bei jeder Gefahr einer Aggression von außen oder einer Erhebung von innen den Schutz Europas braucht, wenigstens soweit die Strafe für seine Schwäche erleiden muß, daß er die für seine Existenz unerläßliche Hilfe zu den für seine Helfer am wenigsten beschwerlichen Bedingungen erhält".

Die vier Mächte müssen sich natürlich Rußland gegen die Türkei anschließen, da man von der Türkei annimmt, daß sie deren Hilfe braucht, um gegen Rußland Widerstand leisten zu können. Die Türkei muß "die Strafe für ihre Schwäche erleiden", eine Schwäche, die darin bestand, bei den vier <325> Großmächten Zuflucht zu suchen, an die zu appellieren sie durch Verträge verpflichtet ist.

"Da gibt es keine Alternative. Entweder muß die volle Strenge der Gesetze Englands gegen die vier verräterischen Personen angewandt werden (gegen Aberdeen, Clarendon, Palmerston und Russell), oder der russische Zar beherrscht die Welt."

Derartige Deklamationen, wie sie im "Morning Advertiser" von D. Urquhart geäußert werden, taugen gar nichts. Wer soll die vier Verräter richten? Das Parlament. Wer bildet dieses Parlament? Die Vertreter der Bankiers, der Fabrikherren und der Aristokraten. Und welche Außenpolitik vertreten diese Vertreter? Die des paix partout et toujours <Friede überall und immer>. Und wer führt ihre außenpolitischen Programme durch? Eben die gleichen vier Männer, die sie, nach der Auffassung des beschränkten "Morning Advertiser", als Verräter verurteilen sollen. Eines müßte wenigstens klargeworden sein, daß es die Börsenjobber und die auf den Frieden spekulierenden Bourgeois sind, die in der Regierung von der Oligarchie vertreten werden, die Europa an Rußland ausliefern und daß wir, um den Übergriffen des Zaren Widerstand zu leisten, vor allem das schändliche Reich dieser gemeinen, kriecherischen und niederträchtigen Anbeter des veau d'or <goldenen Kalbs> stürzen müssen.

Sofort nach dem Eintreffen der Wiener Note in Konstantinopel rief die ottomanische Pforte 80.000 Mann der Redifs zu den Waffen. Einer telegraphischen Meldung vom 5. September aus Konstantinopel zufolge, hatte die türkische Regierung nach einer Konferenz im Hause des Großwesirs <Mustafa Pascha> beschlossen, ihre letzte Note auch auf die Gefahr des Krieges hin aufrechtzuerhalten. Die Begeisterung der muselmanischen Bevölkerung erreichte ihren Höhepunkt. Nachdem der Sultan die ägyptischen Truppen inspiziert hatte und mit ohrenbetäubendem Beifall empfangen worden war, wurde er von der Menge vom Pferde gehoben und im Triumph durch die Straßen Stambuls getragen. Er hat den Hospodaren der Moldau und der Walachei seinen Befehl, die Fürstentümer zu verlassen, mit Nachdruck wiederholt. Da die in Konstantinopel wohnenden russischen Untertanen der Intrige gegen die türkische Regierung überführt worden waren, gab Reschid Pascha ihretwegen eine Warnung an den russischen Konsul. Eine Zeitung in Konstantinopel berichtet, daß die Jüdische Gemeinde Konstantinopels dem Sultan eine Million Piaster angeboten habe, um zur Deckung der durch die militärischen Vorbereitungen des Reiches verursachten Ausgaben beizutragen. Man sagt, daß auch die Juden Smyrnas zu einem ähnlichen Entschluß <326> gekommen seien. Einem Brief aus der Wiener "Presse" entnehmen wir, daß in Galatz mehrere Bojaren verhaftet wurden, weil sie mit Omer Pascha in geheime Korrespondenz getreten seien und ihn in allen Einzelheiten über den Stand der russischen Armee in den Donaufürstentümern informiert hätten. Es wurde ein Schreiben Omer Paschas gefunden, der diese Bojaren dazu aufforderte, so viele Ausländer als möglich für den Militärdienst anzuwerben.

Von einem Sekretär begleitet, ist Fürst Menschikow am 13. September in Wien eingetroffen. Er überbringt ein neues Manifest des Kaisers Nikolaus an die europäischen Mächte, das seine Beweggründe für die Ablehnung der türkischen Modifikationen erläutert. Der Kaiser selbst wird am 21. September in Begleitung von Graf Nesselrode und Freiherr von Meyendorf in Olmütz eintreffen. Der preußische König, den er durch Baron Lieven zu der Olmützer Konferenz eingeladen hat, weigerte sich zu kommen mit der Begründung, daß ein solcher Schritt seinerseits unter den obwaltenden Verhältnissen zuviel Eklat erregen würde. Gegenwärtig ist ein russisches Armeekorps in Stärke von 30.000 Mann bei Krajowa an der bulgarischen Grenze stationiert. Bis jetzt hat es im Russischen Reich nur acht Armee-Intendanturen gegeben. Eine reguläre neunte Intendantur wurde jetzt in Bukarest gebildet - ein sicheres Zeichen dafür, daß die Russen nicht daran denken, die Donaufürstentümer zu räumen.

Am 15. September hat die Bank von England ihren Zinsfuß auf 41/2% erhöht. Der Finanzartikel der heutigen "Times" erzählt uns, daß "diese Maßnahme mit allgemeiner Befriedigung aufgenommen wurde". In demselben Artikel wird jedoch festgestellt, daß

"um ungefähr 2 Uhr nachmittags die Geschäfte an der Börse praktisch fast ganz zum Erliegen gekommen waren, und als kurz danach bekanntgegeben wurde, daß der Zinsfuß auf 4 1/2% gestiegen sei, fielen die Kurse auf 95% bei Barzahlung und auf 95 1/2 bis 95 1/4% bei Zahlungen bis zum 13. Oktober. Es herrscht allgemein die Meinung vor, daß durch ein Ansteigen auf 5% statt auf 4 1/2% die Wirkung auf den Markt möglicherweise weniger ungünstig gewesen wäre, weil die Öffentlichkeit dann angenommen hätte, daß keine weiteren Aktionen zu erwarten wären ... Der Handel mit Eisenbahnaktien zeigte nach Beendigung der Wochenversammlung der Bankdirektoren ein ernstes Absinken, und alle übrigen Aktien hatten eine äußerst unsichere Tendenz."

Der Schreiber dieses Artikels in der "Times" gratuliert den Bankdirektoren, daß sie der Politik des Peel Acts gefolgt sind.

"In dem Maße, wie sich die Zirkulation durch den Abfluß des Goldes verringerte, haben die Direktoren für Benutzung des übriggebliebenen einen höheren Preis verlangt und haben Sir Robert Peels Bank Charte Act jenen freien Lauf gegeben, durch den <327> allein seine Stärke demonstriert werden kann und der durch das törichte Vorgehen der Direktoren im Jahre 1847 verhindert wurde."

Nun habe ich in einem früheren Artikel gezeigt, daß die törichte Handlungsweise der Direktoren im Jahre 1847 gerade in ihrer genauen Befolgung des Peel Acts bestand, dessen "freier Lauf" durch die Regierung unterbrochen werden mußte, um das Bank-Department vor der Notwendigkeit der Zahlungseinstellung zu retten. Wir lesen im "Globe":

"Es ist höchst unwahrscheinlich, daß die Ursachen, die unsere gegenwärtige Prosperität hervorgerufen haben, ihre Wirkung in demselben Ausmaß fortsetzen werden. In Manchester sind bereits ungesunde Folgen aufgetreten; einige der größten Firmen waren gezwungen, ihren Produktionsumfang zu vermindern... Alle Abteilungen der Börse setzten ihre Tätigkeit unter starker Depression fort. Im Hinblick auf Eisenbahnaktien herrscht eine völlige Panikstimmung... Der Goldabfluß nach dem Kontinent geht weiter, und nahezu eine halbe Million geht in ein oder zwei Tagen mit dem Dampfboot nach St. Petersburg ... Wahrscheinlich ist eine der Ursachen, die sie (die Bank) zur Sparsamkeit mit ihren Metallgeldreserven veranlaßt, der Wunsch, den Schatzkanzler mit den 7 oder 8 Millionen zu unterstützen, die er benötigen wird, um die Besitzer von Südseeaktien und andere mit dem Umtauschverfahren nicht Einverstandene abzufinden."

Die "Morning Post" vom 13. September berichtet aus Manchester:

"Der Stoff- und Garnmarkt ist lustlos, und die Preise aller Arten von Manufakturwaren werden kaum gehalten. Die fehlende Nachfrage auf beinahe allen auswärtigen Märkten und die erwartete Geldklemme im Lande haben hauptsächlich zu dieser Lage beigetragen, die im Vergleich zu den allgemein üblichen Berichten über Prosperität höchst anomal ist."

Dasselbe Blatt vom 15. September schließt einen Leitartikel über die sich sammelnden Elemente der herannahenden Krise mit folgenden Worten:

"Wir machen die kommerzielle Welt darauf aufmerksam, daß wir uns in einer Phase befinden, in der Sorgfalt und ständige Achtsamkeit für die Konzeption und Führung von Unternehmen unbedingt notwendig sind. Außerdem ist unsere finanzielle Lage unserer Meinung nach voller Gefahren, die sogar noch ernster und noch schwerer zu vermeiden sind als die unserer kommerziellen Lage."

Aus den gemeinsamen Erklärungen des "Globe" und der "Morning Post" geht hervor, daß, während auf der einen Seite die Nachfrage abnimmt, das Angebot auf der anderen Seite übertrieben worden ist. Die Fabrikanten werden versuchen, ihren Rückzug dadurch zu bemänteln, daß sie auf den mit <328> ihren Arbeitern bestehenden Streit zurückgreifen. Der Handelsreporter des gestrigen "Morning Chronicle" schreibt aus Manchester:

"Die Fabrikanten werden gegenüber einzugehenden Verpflichtungen sehr gleichgültig, da sie überzeugt sind, daß erst ein ausgedehnter, wenn nicht sogar völliger Stillstand der Fabriken eintreten muß, bevor irgendeine Regelung in der Lohnfrage erfolgen kann. Über diesen Gegenstand haben die Fabrikanten in verschiedenen Teilen der Distrikte in den letzten Tagen Konferenzen abgehalten; und es ist offensichtlich, daß die übermäßigen Forderungen der Fabrikarbeiter sowie ihre wilden Versuche des Diktierens die Fabrikbesitzer zum allgemeinen Zusammenschluß für die Selbstverteidigung zwingen."

Wir lesen in dem Finanzartikel der "Times":

"Die Unternehmer bilden Selbstverteidigungsverbände in allen Distrikten. In den letzten paar Tagen haben beinahe hundert Firmen in Ashton, Stalybringe, Hyde und Glossop sich namentlich für einen Verband eingetragen. In Preston haben sich die Fabrikanten bei hohen Vertragsstrafen verpflichtet, ihre Fabriken für drei Monate zu schließen. um so den Arbeitern Widerstand zu leisten."

Eine telegraphische Nachricht aus Marseille berichtet, daß Weizen wieder um 2 frs. 25 cts. pro Hektoliter gestiegen ist. Die Erhöhung der Zinsen für Schatzscheine, im "Moniteur" angekündigt, rief an der Börse einen höchst ungünstigen Eindruck hervor, da diese Maßnahme allgemein als ein Zeichen dafür angesehen wird, daß die Regierung in Geldnöten ist. Es wurde von einer Anleihe gesprochen, die die Regierung gezwungen ist aufzulegen. Der Finanzminister <Jean-Martial Bineau> hat ein Rundschreiben an eine große Anzahl Grundbesitzer gesandt, in dem er sie bittet, als ein Zeichen der Dankbarkeit für die großen Wohltaten, die ihnen die gegenwärtige Regierung erwiesen habe und dafür, daß sie dem Grundbesitz zusätzlichen Wert verliehen habe, Steuern für sechs Monate im voraus zu bezahlen. "Das", bemerkt der "Observer", "ist der Anfang vom Ende."

Da ich mich in einem früheren Artikel mit der lebenswichtigen Bedeutung der Eisenbahnen für Indien befaßt habe, halte ich es für angebracht, jetzt die letzten Nachrichten zu übermitteln, die in bezug auf die Entwicklung und die Aussichten des vorgesehenen Eisenbahnnetzes veröffentlicht worden sind. Die erste indische Eisenbahnlinie führt von Bombay nach Thana. Eine andere Linie, von Kalkutta nach Radschmahal am Ganges, soll jetzt über eine Entfernung von 180 Meilen angelegt werden und sich weiter entlang dem rechten Ufer des Flusses nach Patna, Benares und Allahabad <329> erstrecken. Von Allahabad wird sie über Doab nach Agra und von dort nach Delhi geführt werden und auf diese Weise einen Raum von 1.100 Meilen umfassen. Es ist beabsichtigt, über die Flüsse Son und Tunona Dampffähren einzurichten und die Kalkutta-Linie schließlich von Delhi nach Lahore zu führen. In Madras soll sogleich mit dem Bau einer Eisenbahnlinie begonnen werden, die sich 70 Meilen westlich in zwei Arme teilen wird - eine Strecke folgt den Ghats und endet bei Kalikat, die andere führt über Bellary und Puna nach Bombay. Dieses Netz von Eisenbahnlinien wird von den Bombay-Baroda- und Zentral-Indien-Eisenbahngesellschaften vollendet werden. Die vorbereitenden Vermessungen werden bereits mit Genehmigung des Direktoriums vorgenommen. Diese Linie wird von Bombay über Baroda nach Agra laufen, wo sie die große Hauptlinie Kalkutta-Delhi berühren wird und dadurch Bombay - Hauptstadt Westindiens und bester Verbindungshafen ganz Hindustans mit Europa - einesteils mit Kalkutta und anderenteils mit dem Pandschab und den nordwestlichen Provinzen verbinden wird. Die Initiatoren dieses Planes beabsichtigen auch, Zweiglinien in die großen Baumwollbezirke im Inneren des Landes zu führen. Inzwischen sind Maßnahmen in Vorbereitung, um den elektrischen Telegraphen über ganz Vorderindien zu führen.

Karl Marx