Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 342-348
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Karl Marx

[Die Wiener Konferenz -
Die österreichische Anleihe -
Die Proklamationen Dulces und O'Donnells -
Die Ministerkrise in England]

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 4147 vom 3. August 1854]

<342> London, Dienstag, 18. Juli 1854.

Am 13. Juli fand in Wien eine Konferenz statt, die sich in ihrer Zusammensetzung erheblich von den letzten berühmten Konferenzen unterschied. Graf Buol, der österreichische Ministerpräsident, gab an diesem Tage ein Essen zu Ehren des Fürsten Gortschakow, des russischen Gesandten, dessen Aufgabe es ist, die Stellung des Fürsten Gortschakow, des Oberkommandierenden in den Fürstentümern, zu decken. Außer dem personnel <Personal> der russischen Gesandtschaft waren anwesend: Graf Flemming, der Vertreter Preußens während der Abwesenheit des Grafen Arnim, General Mansbach, der Gesandte Schwedens, Graf Bille-Brahe, Gesandter Dänemarks, de Heeckeren, Gesandter Hollands, de Wendland, der vertriebene Sekretär des Königs von Griechenland, und schließlich Graf O'Sullivan de Grass, Minister von Belgien und Doyen des corps diplomatique <Rang- oder Dienstältester des diplomatischen Korps>. Das ist eine vollständige Liste der Personen, die sich offen zu Rußland bekennen. Bamberg war natürlich auch stark vertreten, aber die Namen seiner großen Männer wurden nicht genannt.

Die offizielle englische Presse kann ein Gefühl des Mißbehagens nicht unterdrücken über den österreichischen Befehl zum Aufschub von Graf Coroninis Einmarsch in die Walachei und über die an Paris und London geschickten Depeschen, in denen Rußland vorschlägt, den Bedingungen des Protokolls vom 9. April als Grundlage von Friedensverhandlungen unter Vorbehalt zuzustimmen. Die halbamtliche "Oesterreichische Correspondenz" vertritt die Meinung, daß die russischen Vorschläge, obwohl sie durchaus nicht befriedigend sind, tatsächlich einiges enthalten, das von den westlichen <343> Mächten beachtet zu werden verdient. Die "Times", der "Morning Chronicle" und der "Observer" versuchen, uns damit zu trösten, daß sie Preußen allein die Schuld geben. Wenn noch etwas fehlte, um den Eindruck, den dieses Essen hervorgerufen hat, zu verstärken, so wäre die veränderte Stellung der russischen Truppen Beweis genug, wie sehr sich Rußland auf die Absichten Österreichs verläßt. So lesen wir in der "Neuen Preußischen Zeitung", dem russischen "Moniteur" in Berlin, hinsichtlich der letzten russischen Truppenbewegungen in den Fürstentümern:

"Heute hat sich durch einen vom Fürsten Gortschakow eingetroffenen Befehl alles geändert, was gestern noch bestimmt war. Der Rückzug der Besatzung (von Bukarest), die Räumung der Spitäler Bukarests war anbefohlen, und General Dannenberg sollte in wenigen Tagen mit der Gensd'armerie die Stadt verlassen und mit der Arrieregarde sein Hauptquartier in Fokschani nehmen. Jetzt soll nach der neuen Ordre die Linie Oltenitza, Bukarest, Buseo und Fokschani besetzt werden."

Aus anderen Quellen erfahren wir, daß die russische Kavallerie wieder auf Slatina auf dem linken Ufer der Aluta vorstößt. Wie ernst die Absicht war, Bukarest zu räumen, geht aus den strengen Maßnahmen hervor, die getroffen wurden, um die Archive aus der Stadt abzutransportieren, die für den Hof von Peterhof äußerst kompromittierende Dokumente enthalten sollen.

Alle diese augenscheinlich seltsamen und sich widersprechenden Bewegungen der Russen erklären sich aus dem ungelegen kommenden Eingreifen der türkischen Armee in die diplomatischen Abmachungen. Wie die aufeinanderfolgenden Abkommen der Diplomaten in Wien durch die türkischen Erfolge bei Oltenitza, Cetate und Silistria über den Haufen geworfen wurden, so wurden auch ihre letzten Täuschungsmanöver durch den allgemeinen Vormarsch der Armee Omer Paschas zunichte gemacht.

"Die Staatsweisheit dieser ränkevollen, hochbeteuernden Schurken - des alten abgestandenen, mauszerfreßnen, dürren Käse Nestor und des Schelmenfuchses Ulysses ist nun, wie sich's ausweist, keine Heidelbeere wert; worauf die Griechen anfangen, es mit der Barbarei zu halten, und die Staatsweisheit in Verruf kommt". <Shakespeare, "Troilus und Cressida", fünfter Aufzug, vierte Szene>

Wenn man am Sonnabend durch die Straßen von London gegangen wäre, hätte man überall die Zeitungsverkäufer ausrufen hören können: "Großer englisch-türkisch-französischer Sieg über die Russen bei Giurgewo und Einnahme Bukarests durch die alliierten Truppen." Die Ursache für diese prahlerischen Ankündigungen werden Sie nach und nach kennenlernen, wenn ich auf die neue Ministerkrise zu sprechen komme. Über die Mitwirkung der englisch-französischen Truppen in der Schlacht von Giurgewo wissen wir durch die reguläre Post aus Varna bis zum 4. d.M., daß in den Lagern "keine Bewegung" stattgefunden hat. Nach den neuesten Wiener Meldungen vom <344> 13. Juli waren die Hilfstruppen in flottem Marsch auf Rustschuk über Schumla, am 8. war eine Division französischer Truppen in Rustschuk eingetroffen, und am 9. traf dort nur eine Division der englischen Truppen ein. Die Schlacht von Giurgewo endete jedoch am 8. um 4 Uhr morgens, nachdem sie am 7. früh begonnen hatte und nach einer Unterbrechung von einigen Stunden mittags wieder aufgenommen und bis zum Morgen des 8. fortgesetzt wurde. Es ist deshalb unmöglich, daß französische oder englische Truppen daran teilgenommen haben. Die Türken fanden acht vernagelte russische Kanonen vor und warfen sogleich Verschanzungen um Giurgewo auf. Die Stadt litt keinen Schaden trotz einiger Granaten, die die Türken von Rustschuk und den Inseln aus abgefeuert haben. Nach dem Rückzug der Russen erließ Omer Pascha eine Proklamation, die die Einwohner aufforderte, sich ruhig zu verhalten, da ihrer Stadt keine weitere Gefahr drohe. Giurgewo wurde nur durch ein kleines Detachement regulärer Truppen besetzt, während die Hauptkräfte der Türken in der Umgebung der Stadt und auf den drei Donauinseln untergebracht wurden. Omer Pascha blieb in Giurgewo, Said Pascha in Rustschuk. Die Türken beherrschten die Straße, die Giurgewo und Oltenitza auf dem linken Donauufer verbindet.

Eine zweite Schlacht, die die Einnahme Bukarests zur Folge gehabt haben soll, bezeichnet selbst der französische "Moniteur" nur als eine kleine Niederlage, die die Türken der russischen Nachhut bei Frateschti auf der Straße von Giurgewo nach Bukarest bereiteten. Der "Moniteur" fügt hinzu, daß ein englisch-französisches Korps von 25.000 Mann zu den Türken gestoßen ist, daß sich die zusammengezogenen Kräfte der Alliierten auf etwa 60.000 Mann belaufen, daß Fürst Gortschakow eine etwa gleichgroße Streitmacht befehligt und man eine große Schlacht erwarten könne, die über das Schicksal von Bukarest entscheiden würde. Frateschti ist ein kleiner befestigter Ort, ungefähr zwölf Meilen von Giurgewo und dreißig Meilen von Bukarest entfernt. Dem "Moniteur" zufolge wurde die Schlacht dort am 11. geschlagen, nach dem "Journal des Débats" hingegen am 14. d.M. Die Russen sollen dabei 700 Verwundete gehabt haben, darunter zwei Generale.

Der letzte Marseiller Dampfer aus Konstantinopel berichtet von der Einnahme der Sulinamündung der Donau durch den englischen Dampfer "Terrible". Er soll in die Reede eingefahren sein, die russischen Festungen zerstört, die Garnison in die Flucht geschlagen und ihren Kommandanten gefangengenommen haben. Diese Nachricht scheint mir jedoch eine positivere Bestätigung zu erfordern.

Ein Gerücht, das von englischen Zeitungen verbreitet, aber von keinem französischen Blatt aufgenommen wird, behauptet, daß Admiral Lyons vor <345> Anapa kreuzt, um eine Operation Admiral Bruats zu unterstützen, der 7.000 Mann für eine Landung an Bord haben soll.

Briefe aus Konstantinopel besagen, daß die Pforte auf Grund der Vorstellungen des englischen und des französischen Gesandten geneigt sei, sofort mit Griechenland Handelsbeziehungen unter folgenden Bedingungen aufzunehmen: 1. daß Griechenland sich verpflichtet, zu angemessenen Bedingungen die Kriegsausgaben und einen Schadenersatz für die von den Aufständischen in der letzten Zeit organisierte Plünderung zu bezahlen, und 2. daß es innerhalb von zwei Monaten den bis dahin abgelehnten Handelsvertrag unterzeichnet. Dieser Vertrag erkennt die gegenwärtigen Grenzen der türkischen und griechischen Territorien an.

Von der Ostsee nichts Neues. Der "Hamburger Correspondent" schreibt über das Ergebnis der englischen Raubexpedition an der finnischen Küste und deren Wirkung auf die Finnen folgendes:

"Es steht fest, daß die russische Regierung, die sich seit den Bränden von Brahestad und Uleaborg über die Gefühle der finnischen Bevölkerung längs der zwei Golfe im klaren ist, befohlen hat, unter den tauglichen Männern Waffen zu verteilen, um sie zum Widerstand gegen jeden neuen Landungsversuch der englischen Geschwader zu befähigen. Man hat die sofortige Aufstellung von zwei Bataillonen finnischer Schützen zu je 1.000 Mann genehmigt; die Rekrutierung soll in den Bezirken von Abo, Vasa und Uleaborg erfolgen. Eine größere Anzahl dieser Bataillone soll nach und nach in den anderen Provinzen gebildet werden."

Die österreichische Anleihe entwickelt sich zu einer Zwangskontribution, wie ich es vorausgesagt habe. Das Ganze soll nun auf die verschiedenen Kronländer des Kaiserreichs verteilt werden; so muß zum Beispiel Oberösterreich 115.000.000 Gulden auf sich nehmen, Niederösterreich 15.000.000, Wien 2.500.000, Ungarn 70.000.000 usw. Wenn der Kaiser von Rußland auch nichts für sich selbst erreicht hat, so hat er doch wenigstens dafür gesorgt, daß die anderen Regierungen wegen der Finanzfragen mit ihren Untertanen in ernste Auseinandersetzungen geraten werden. Die Preußen werden am 1. August eine erhöhte Einkommensteuer zahlen müssen. Auch Bonaparte soll eine weitere Anleihe von 500.000.000 frs. planen, deren Wirkung auf Frankreich durch die gegenwärtigen Aussichten der Wein- und Getreideernte und die Stagnation des Handels, besonders in Lyon seit dem Aufruhr in Spanien, keineswegs gemildert wird. Ein Appell an die englischen Taschen wird auch vom Koalitionsministerium erwogen und für nächste Woche erwartet.

Der spanische Aufstand scheint in eine neue Phase einzutreten, wie aus den Proklamationen von Dulce und O'Donnell hervorgeht. Der erstere ist <346> ein Parteigänger Esparteros, der letztere war ein treuer Anhänger Narváez' und insgeheim wahrscheinlich Königin Christinas. O'Donnell, der sich überzeugt hat, daß die spanischen Städte diesmal nicht von einer bloßen Palastrevolution in Bewegung gesetzt werden können, trägt ganz plötzlich liberale Prinzipien zur Schau. Seine Proklamation ist aus Manzanares datiert, einem Flecken der Mancha, nicht weit von Ciudad Real. Sie besagt, daß sein Ziel ist, den Thron zu erhalten, aber die Kamarilla zu beseitigen; die strenge Befolgung der Grundgesetze; die Verbesserung der Wahl- und Preßgesetze; die Herabsetzung der Steuern; die Beförderung im Zivildienst nach Verdienst; die Dezentralisierung und Aufstellung einer Nationalmiliz auf breiter Basis. Sie schlägt Provinzialjuntas und eine Generalversammlung der Cortes in Madrid vor, die nach der Revision der Gesetze abgelöst werden soll. Die Proklamation General Dulces ist noch energischer. Er sagt:

"Es gibt keine Progressisten und Moderados mehr; wir sind alle Spanier und Nachfolger der Männer vom 7. Juli 1822. Rückkehr zur Verfassung von 1837, Unterstützung Isabellas II., ständiges Exil der Königinmutter, Entlassung des gegenwärtigen Ministeriums, Wiederherstellung des Friedens in unserem Lande, das ist das Ziel, das wir mit allen Mitteln anstreben, wie wir es auf dem Felde der Ehre den Verrätern zeigen werden, die wir für ihren verbrecherischen Wahnsinn strafen werden."

Wie das "Journal des Débats" berichtet, sind in Madrid Papiere und Korrespondenzen abgefangen worden, die angeblich einwandfrei beweisen, daß es das geheime Ziel der Aufständischen sei, den Thron für vakant zu erklären, die Iberische Halbinsel zu einem Staat zu vereinigen und die Krone Dom Pedro V., Prinz von Sachsen-Goburg-Gotha, anzubieten. Das besorgte Interesse, das die "Times" dem spanischen Aufstand widmet, und die gleichzeitige Gegenwart des besagten Dom Pedro in England scheinen tatsächlich zu zeigen, daß die Coburger neue Ränke schmieden. Der Hof fühlt sich offensichtlich nicht ganz wohl dabei, da alle nur möglichen Kombinationen der Minister versucht worden sind; man wandte sich vergebens an Isturiz und Martinez de la Rosa. Der "Messager de Bayonne" bestätigt, daß der Graf von Montemolin Neapel verließ, sobald er Nachricht von dem Aufstand erhielt.

O'Donnell ist in Andalusien eingedrungen, nachdem er die Sierra Morena in drei Marschsäulen, eine bei Carolina, eine bei Pozoblanco und die dritta bei Despeñaperros überquert hatte. Die "Gaceta" gibt zu, daß es Oberst Buceta gelang, Cuenca überraschend zu nehmen, durch dessen Besitz die Aufständischen ihre Verbindung mit Valencia gesichert haben. In der letztgenannten Provinz umfaßt der Aufstand jetzt ungefähr vier oder fünf Städte, <347> abgesehen von Alcira, wo die Regierungstruppen eine ernste Schlappe erlitten.

Es wird gleichfalls berichtet, daß in Reus in Katalonien eine Bewegung ausgebrochen ist, und der "Messager de Bayonne" fügt hinzu, daß in Aragon Unruhen stattgefunden haben.

Aimes-tu le front sévère,
Du sa(i)ge Napoléon?
Aimes-tu que l'Angleterre,
T'oppose Lord Palmerston?
<Gefällt dir die strenge Stirn
des weisen Napoleon?
Gefällt dir, daß England dir
Lord Palmerston entgegenstellt?>

Mit diesem apostrophischen Gesang erfolgte die Einschiffung der französischen Truppen in Calais. Um aber Lord Palmerston wirklich dem Zaren entgegenzustellen, erschütterten machtvolle Bewegungen von Sonnabend bis Montag die Stadt mit dem Ziel, ihn an die Stelle des Herzogs von Newcastle zu setzen. Große Aufregung gab es noch einmal im ministeriellen Lager wie auch im Lager der Opposition. Es wurde bekannt, daß das Budget für das neue Kriegsministerium am Montag abend dem Haus vorgelegt werden sollte, und diese Gelegenheit ergriff man beim Schopfe, um einen mörderischen Angriff auf die Koalition zu machen und den unverwüstlichen Palmerston in das Kriegsministerium zu befördern.

"Am Sonnabend wurde für zwei Uhr der Kabinettsrat einberufen. Die Minister waren erst um drei Uhr versammelt. Sie waren dann alle mit Ausnahme des Ministers des Auswärtigen zugegen, der durch eine Audienz bei der Königin abgehalten wurde. Um vier Uhr traf Lord Clarendon ein. Ihre Beratungen dauerten dann bis einhalb sieben Uhr, und unmittelbar nach dem Abbruch der Sitzung begab sich Lord Aberdeen zum Palast Ihrer Majestät."

Aus dieser erregten Darstellung des "Morning Herald" kann man ersehen, wie sehr die Hoffnungen der Tories durch diese "wichtigen" Ereignisse Auftrieb erhielten. Lord John Russell beorderte seine Anhänger für Montag nach Whitehall, und Disraeli versammelte seinerseits die Mitglieder der Opposition. Einhundertneunundsiebzig Herren kamen in Whitehall in fast hysterischer Erwartung der Enthüllungen zusammen, die Russell für sie bereithielt. Sie wurden von dem "Squeers" des Parlaments ganz erbärmlich getäuscht, der ihnen trocken mitteilte, daß die Verabschiedung der Kriegsausgaben so gut wie sicher sei und daß er von ihnen Ruhe und Fassung erwarte:

<348> "Das Kabinett brauche bald noch mehr Geld für die Weiterführung des Krieges, und deshalb werde die Frage, ob Vertrauen oder kein Vertrauen zur Koalition in der nächsten Wache akut, wenn eine derartige Geldbewilligung dem Hause präsentiert werde."

Da er nicht in die Geheimnisse Lord Clarendons eingeweiht war, konnte er ihnen keinerlei Mitteilung über den Stand der Außenpolitik machen. Nun, das Ergebnis bestand darin, daß Russell die ganze Koalition für diese Session gerettet hat; denn, wenn das Vertrauensvotum in Zusammenhang mit dem Budget des Kriegsministeriums gestellt worden wäre, hätte eine Niederlage einen Sieg Palmerstons über Newcastle bedeutet, während ein Votum gegen die Regierung wegen des allgemeinen Kriegsbudgets einem Sieg der Tories über die vereinigten Whigs und Peeliten gleichgekommen wäre - eine Möglichkeit allerdings, die nicht in Frage kommt.

So wurden also die Geldbewilligungen für das Kriegsministerium gestern abend in einem sehr ruhigen Hause abgestimmt, und nichts ereignete sich als ein Vortrag von Russell und Pakington mit all den abgestandenen Gemeinplätzen über die gegenwärtige Militäradministration.

Man muß es bedauern, daß der hartnäckige Widerstand der Königin Lord Palmerston den Weg ins Kriegsministerium versperrt, denn durch dessen Beförderung in dieses Ministerium würde der letzte Vorwand, mit dem die Radikalen noch die Außenpolitik Englands verteidigen, hinfällig werden.

Auf die Ankündigung von Herrn Otway in der letzten Freitagsitzung des Unterhauses, daß er den Fall Dr. Peithmann vorbringen würde, erhob sich Lord Palmerston und erklärte, daß er bereit wäre, jegliche Erklärung abzugeben, und daß alles "in Ordnung" befunden werden würde. Inzwischen hat Dr. Peithmann einen Brief im "Morning Advertiser" veröffentlicht, der beweist, daß er, wenn auch nie in anderer Hinsicht geistesgestört, doch weiterhin an die Hochherzigkeit Königin Victorias und Prinz Alberts glaubt, die er flehentlich bittet, ihn doch nach Deutschland zurückkehren zu lassen -gerade das, was sie wollen.

Die klägliche Servilität der sogenannten radikalen Presse kommt in dem vollkommenen Schweigen über diesen beispiellosen Fall zum Ausdruck, wo ein lettre de cachet <geheimer Haftbefehl> einen Mann achtzehn Jahre lang lebendig begraben hat, nur weil er das Unglück hatte, etwas über die königlichen und aristokratischen Beziehungen zum deutschen weiblichen Dienstpersonal zu wissen.

Karl Marx