Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 406-413.
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961

Karl Marx

[Die orientalische Frage -
Die Revolution in Spanien -
Die Madrider Presse]

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 4172 vom 1. September 1854]

<406> London, Dienstag, 15. August 1854.

In der "Kölnischen Zeitung" wird berichtet, daß

"nach vieljährigen Verhandlungen die amerikanische Regierung erklärt hat, sie werde den bestehenden Vertrag mit Dänemark nur unter der Bedingung erneuern, daß der Artikel V durch einen neuen ersetzt werde, der die Aufhebung des Sundzolles für amerikanische Schiffe ausspräche. Sie hat zugleich jede Entschädigung verweigert. Dänemark hat sich, durch amerikanische Maßregeln bedroht, an die übrigen Mächte gewandt, und die preußische Regierung soll sich erboten haben, 20.000 Mann zur Beschützung des Sundes zu schicken."

Da die Sundzölle niemanden drückender belasten als die Preußen selbst, so würde die ihm zugeschriebene Maßnahme ausgezeichnet in den Geist der preußischen Politik passen. In einem Satz - si non è vero, è ben trovato <Wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden>.

Der Frankfurter Bundestag hat das neue Preß- und Vereinsgesetz verkündet, das seit langem Gegenstand seiner Beratungen gewesen ist. Das Gesetz über öffentliche Vereine verbietet einfach jede Art politischer Versammlungen oder Gesellschaften, und das Preßgesetz verlangt hohe Kautionsummen, macht die Herausgabe jeder Publikation von der Erlaubnis der Regierung abhängig und entzieht Preßvergehen der Rechtsprechung des Geschworenengerichts.

Die seit langem schwebende Angelegenheit der Berliner Verschwörung der Revolutionäre wurde von der preußischen Regierung aufgehoben, da der Hauptzeuge gegen die angeklagten Parteien, Herr Hentze, von dem Staatsanwalt als "verdächtig" erklärt wurde. Dieser Hentze ist dieselbe <407> Person, auf deren Aussage hin 1852 im Kölner Prozeß eine Reihe meiner Freunde zu Gefängnishaft verurteilt wurde. Doch wir leben nicht mehr im Jahre 1852, und vielleicht wollte die preußische Regierung nicht das Risiko eingehen, ihre sämtlichen Polizeiagenten ein zweites Mal gebrandmarkt zu sehen und die souvenirs <Erinnerungen> Kölns gerade in der Hauptstadt und zu einer Zeit aufzufrischen, da der terreur <Schrecken> der Konterrevolution auf die Bevölkerung keinen Eindruck mehr macht.

Am 1. August sandte die serbische Regierung einen Kurier nach Brestovac, wo Fürst Alexander eine Badekur macht, mit dem Vorschlag der Antwort auf die Forderungen der Hoben Pforte. Die Antwort wurde vom Fürsten unterzeichnet und sofort nach Konstantinopel gesandt. Darin wird dargelegt, daß eine Abrüstung wegen der vielen Gefahren, die Serbien umgeben, unmöglich sei, daß jedoch mit Rücksicht auf die Wünsche Österreichs und die Befehle der Pforte die militärischen Übungen ausgesetzt worden sind. Izzet Pascha, der Gouverneur von Belgrad, wurde auf eigenen Wunsch abberufen. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

Es heißt, daß zehntausend Türken Bukarest besetzen: doch zur gleichen Zeit lesen wir im heutigen "Moniteur", daß Österreich nur die Antwort Omer Paschas auf die letzte Mitteilung Oberst Kaliks abwartet, um den Einmarsch österreichischer Truppen in die Fürstentümer zu befehlen. Als Graf Buol von Fürst Gortschakow die Mitteilung vom Abzug der Russen aus den Fürstentümern erhielt, antwortete er, daß "die österreichischen Truppen die Fürstentümer besetzen würden, daß jedoch in dieser Besetzung nichts Feindliches gegen Rußland liege".

Durch die Vertagung des Parlaments im Jahre 1854 wird die orientalische Frage in den Stand zurückversetzt, den sie bei der Vertagung des Parlaments im Jahre 1853 gehabt hat. Wieder einmal soll sich die Wiener Konferenz ans Werk machen, um aktive Unternehmungen zu lähmen, die öffentliche Meinung zu verwirren und Sir James Graham bei der Wiedereröffnung des Parlaments eine neue Gelegenheit zu geben, zu sagen, ein großmütiger Geist entschließe sich nur schwer zum Argwohn. Es ist bemerkenswert, daß der Trick dieses Mal nicht in Österreich seinen Ursprung hat, sondern in England selbst, wie man aus der Wiener Korrespondenz der "Times" ersehen kann:

"Der englische und der französische Gesandte haben Graf Buol benachrichtigt, daß sie von ihren Regierungen die Anweisung erhalten haben, eine Zusammenkunft <408> der Wiener Konferenz vorzuschlagen. Es heißt, die Antwort habe gelautet, dem kaiserlichen Hof wäre nichts angenehmer als dies."

Die Grundlage der neuen Beratungen der Konferenz ist eine Art überarbeitete Wiener Note, dargeboten in der Antwort des Herrn Drouyn de Lhuys auf die letzte Mitteilung des Herrn von Nesselrode, deren Hauptpunkte nur wenig von dem abweichen, was ich erwartet habe, entsprechend der Analyse, die ich Ihnen in meinem letzten Artikel über die von der "Times" genannten Bedingungen gegeben habe. Sie enthält kein Wort über Entschädigungen an die Türken oder gar an die Alliierten. Das usurpierte russische Protektorat über die Moldau, die Walachei und Serbien soll in eine europäische Usurpation umgewandelt werden, dasselbe soll mit dem "Protektorat" über die Christen in der Türkei geschehen; die Früchte der türkischen Siege sollen sich auf eine freie Schiffahrt auf der Donau nach Österreich beschränken und auf eine Veränderung des Vertrags von 1841 nicht zugunsten der Pforte, sondern der Großmächte.

Die Rede Lord Clarendons am Donnerstag, über deren Hauptpunkte ich bereits berichtet habe, enthält eine höchst wichtige Enthüllung über die vom englischen Ministerium in der orientalischen Frage betriebene Politik. Er erklärte in klaren Worten:

"Ich möchte Sie daran erinnern, daß am 29. März - vor etwas mehr als vier Monaten - der Krieg erklärt wurde; damals wurde allgemein angenommen - und wenn ich allgemein angenommen sage, spreche ich nicht von der Regierung Ihrer Majestät, sondern von den fähigsten und erfahrensten Offizieren sowohl Englands als auch Frankreichs -, daß Rußland zu jener Zeit beabsichtigte, den Krieg mit weiteren Aggressionen fortzusetzen. Niemand glaubte, daß es bei den großen Streitkräften, die es im Norden der Donau konzentriert, bei all den Anstrengungen, die es unternommen und bei all den gewaltigen Vorräten, die es gesammelt hatte. nicht die Absicht habe, südwärts zu marschieren -, im Gegenteil, man glaubte fest daran. Obwohl wir an der bekannten Tapferkeit der Türken nicht zweifelten, konnten wir uns doch nicht zu dem Glauben durchringen, daß sie in der Lage wären, den gutdisziplinierten und zahlenmäßig überlegenen russischen Truppen, die unter den erfahrensten Generalen kämpften, Widerstand zu leisten, während der einzige türkische General, den wir gerade dem Namen nach kannten, Omer Pascha war, der damals noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, die er seitdem so ausgezeichnet nutzte, sich selbst dauernden Ruhm und Anerkennung zu erringen. Die französische Regierung und wir waren so sehr davon überzeugt, daß man Sir J. Burgoyne und einen erfahrenen französischen Offizier des Geniewesens nach Konstantinopel sandte, um Mittel ausfindig zu machen, jene Hauptstadt und die Dardanellen zu verteidigen; ihrer Mission wurde soviel Bedeutung beigemessen, und man glaubte den ganzen Feldzugsplan so eng damit verbunden, daß Lord Raglan und Marschall Saint-Arnaud aufgehalten wurden, damit sie persönliche Fühlung <409> mit den für diesen Dienst bestimmten Offizieren nehmen könnten. Die vereinigten Armeen der Alliierten zogen dann nach Gallipoli, wo große Werke errichtet wurden. Sie zogen nach Konstantinopel, immer die Notwendigkeit im Auge, die Dardanellen verteidigen zu müssen."

Der gesamte Plan der alliierten Mächte sah also vor, daß Rußland in die Provinzen vorrücken und sie besetzen solle, die alliierten Streitkräfte dagegen die Hauptstadt des Ottomanischen Reichs und die Dardanellen. Deshalb die Verzögerungen und all die mißverstandenen Bewegungen der englisch-französischen Streitkräfte. Die Tapferkeit der türkischen Truppen, welche diese russisch-englisch-französischen Ränke durchkreuzte, war natürlich "unerwartet".

Einige Monate vor dem Ausbruch der jetzigen spanischen Revolution teilte ich Ihren Lesern mit, daß russische Einflüsse am Werke seien, einen Aufruhr der Halbinsel zu entfachen. Dafür brauchte Rußland keine direkten Agenten. Da gab es die "Times", Fürsprecher und Freund König Bombas <Ferdinand II.>, der "jungen Hoffnung" Österreichs <Franz Joseph I.>, Nikolaus' und Georgs IV., die plötzlich über die große Unmoral der Königin Isabella und des spanischen Hofes entrüstet war. Außerdem gab es die diplomatischen Vertreter der englischen Regierung, die der "russische" Minister Palmerston ohne Schwierigkeiten mit der Aussicht auf ein peninsulares Coburger Königreich beschwindeln konnte. Man hat jetzt festgestellt, daß es der britische Gesandte war, der O'Donnell in seinem Palast verborgen hielt und den Bankier Collado, den gegenwärtigen Finanzminister, überredete, das von O'Donnell und Dulce benötigte Geld vorzuschießen, damit sie ihr Pronunziamiento beginnen können. Sollte jemand daran zweifeln, daß Rußland seine Hand wirklich in den Halbinsel-Angelegenheiten im Spiel hatte, dann will ich ihn an die Sache auf der Isla de León erinnern. Beträchtliche Truppeneinheiten wurden 1820 bei Cadiz zusammengezogen, die für die südamerikanischen Kolonien bestimmt waren. Ganz plötzlich erklärte sich die auf der Insel stationierte Armee für die Verfassung von 1812, und die Truppen an anderen Orten folgten ihrem Beispiel. Nun wissen wir doch von Chateaubriand, dem französischen Gesandten auf dem Kongreß von Verona, daß Rußland Spanien anstiftete, den Feldzug nach Südamerika zu unternehmen, und Frankreich zwang, den Feldzug nach Spanien zu führen. Andrerseits wissen wir aus der Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten, daß Rußland ihm versprochen hat, die Expedition gegen Südamerika zu verhindern. Deshalb bedarf es keines großen Urteilsvermögens, um auf die Urheberschaft des Aufruhrs auf <410> der Isla de León zu schließen. Doch ich will Ihnen ein anderes Beispiel für das sorgsame Interesse Rußlands an den Geschehnissen auf der spanischen Halbinsel geben. In seiner "Historia politica de la España moderna", Barcelona 1849, gibt Señor de Marliani folgende Erklärung, um zu beweisen, daß Rußland keinen Grund hatte, die Verfassungsbewegung Spaniens zu bekämpfen:

"Es wurden an der Newa spanische Soldaten beobachtet, die auf die Verfassung (von 1812) schwörten und aus kaiserlichen Händen ihre Fahnen erhielten. Bei seinem ungewöhnlichen Feldzug gegen Rußland bildete Napoleon aus den spanischen Gefangenen in Frankreich eine Sonderlegion, die nach der Niederlage der französischen Streitkräfte ins russische Lager desertierte. Alexander empfing sie mit betonter Leutseligkeit und quartierte sie in Peterhof ein, wo sie die Kaiserin häufig besuchte. Eines Tages befahl ihnen Alexander, sich auf der gefrorenen Newa zu versammeln, ließ sie den Eid auf die spanische Verfassung schwören und verlieh ihnen gleichzeitig Banner, die von der Kaiserin selbst gestickt worden waren. Dieses Korps, das von da an den Namen 'Kaiser Alexander' trug, schiffte sich in Kronstadt ein und wurde in Cadiz gelandet. Es bewies seine Treue zu dem auf der Newa geleisteten Schwur, indem es sich im Jahre 1821 bei Ocaña für die Wiedereinführung der Verfassung erhob."

Während Rußland jetzt mittels England auf der Halbinsel intrigiert, denunziert es zugleich England an Frankreich. So lesen wir in der "Neuen Preußischen Zeitung", daß England die spanische Revolution hinter dem Rücken Frankreichs gemacht habe.

Welches Interesse hat Rußland an der Anstiftung zum Aufruhr in Spanien? Eine Ablenkung im Westen zu bewirken, Zwietracht zwischen Frankreich und England hervorzurufen und schließlich Frankreich zu einer Intervention zu verleiten. Schon wird uns von englischen russenfreundlichen Zeitungen gemeldet, daß die Barrikaden in Madrid von französischen Juni-Aufständischen errichtet worden seien. Das gleiche wurde Karl X. auf dem Kongreß von Verona gesagt.

"Das von der spanischen Armee geschaffene Beispiel fand Nachahmung in Portugal, breitete sich nach Neapel aus, griff nach Piemont über und zeigte überall das gefährliche Beispiel von Armeen, die sich in Reformmaßnahmen mischen und durch Waffengewalt ihrem Land Gesetze diktieren. Sofort, nachdem in Piemont die Erhebung stattgefunden hatte, entstanden in Frankreich, in Lyon und an anderen Stellen, Bewegungen mit dem gleichen Ziel. Da gab es Bertons Verschwörung in Rochelle, an der 25 Soldaten des 45. Regiments beteiligt waren. Das revolutionäre Spanien übertrug seine gräßlichen Elemente der Zwietracht wiederum auf Frankreich, und beide vereinten ihre demokratischen Fraktionen gegen das monarchische System."

Sagen wir also, daß die spanische Revolution das Werk der Anglo-Russen ist? Keineswegs! Rußland unterstützt Aufstandsbewegungen nur dann, wenn <411> es revolutionäre Krisen auf der Tagesordnung weiß. Die wirkliche Volksbewegung jedoch, die dann beginnt, stellt sich den Intrigen Rußlands immer ebenso feindlich entgegen wie den despotischen Handlungen der Regierung. So war es 1848 in der Walachei - so ist es 1854 in Spanien.

Das treulose Verhalten Englands wird in seiner ganzen Größe durch das Verhalten des Gesandten zu Madrid, Lord Howden, offenbar. Bevor er sich von England zur Rückkehr auf seinen Posten aufmachte, versammelte er die Inhaber spanischer Schuldverschreibungen und rief sie auf, von der Regierung die Bezahlung ihrer Forderungen zu verlangen und im Falle der Ablehnung zu erklären, daß sie spanischen Kaufleuten jeden Kredit verweigern würden. So bereitete er Schwierigkeiten für die neue Regierung vor. Sobald er in Madrid eintraf, zeichnete er für die auf den Barrikaden gefallenen Opfer. So ruft er Ovationen des spanischen Volkes hervor.

Die "Times" beschuldigt Herrn Soulé, den Madrider Aufruhr im Interesse der gegenwärtigen amerikanischen Regierung hervorgerufen zu haben. Auf keinen Fall hat Herr Soulé die Artikel der "Times" gegen Isabella II. geschrieben, noch hat die zu einer Annexion Kubas neigende Partei aus der Revolution irgendwelchen Nutzen gezogen. Im Hinblick darauf ist die Ernennung Generals de la Concha zum Generalkapitän der Insel Kuba charakteristisch; er war einer der Sekundanten des Herzogs Alba in seinem Duell mit dem Sohne des Herrn Soulé. Es wäre falsch, anzunehmen, daß die spanischen Liberalen irgendwie die Ansichten des englischen Liberalen Herrn Cobden in betreff der Aufgabe der Kolonien teilen. Ein großes Ziel der Verfassung von 1812 war die Wiedererlangung der Herrschaft über die spanischen Kolonien durch die Einführung eines einheitlichen Vertretungssystems in das neue Gesetzwerk. 1811 rüsteten die Spanier sogar eine große Kriegsmacht aus, die aus mehreren Regimentern aus Galicien bestand, der einzigen Provinz Spaniens, die damals nicht von den Franzosen besetzt war, um ihre Südamerika-Politik mit Zwang zu verbinden. Es war geradezu das Hauptprinzip jener Verfassung, keine der Kolonien aufzugeben, die zu Spanien gehören, und die heutigen Revolutionäre teilen dieselbe Anschauung.

Keine Revolution hat je ein skandalöseres Schauspiel vom Betragen ihrer Staatsmänner gezeigt als diese im Interesse der "Sittlichkeit" unternommene Die Koalition der alten Parteien, die die gegenwärtige Regierung Spaniens bilden (die Anhänger Esparteros und die von Narváez), hat sich mit nichts so sehr beschäftigt wie mit der Teilung der Beute an Ämtern, Posten, Gehältern, Titeln und Auszeichnungen. Dulce und Echagüe sind in Madrid eingetroffen, und Serrano hat gebeten, kommen zu dürfen, um sich einen Anteil an der <412> Beute zu sichern. Zwischen den Moderados und den Progressisten herrscht großer Streit, wobei die ersteren beschuldigt werden, alle Generale ernannt, und die letzteren, alle Staatsstellen besetzt zu haben. Um das Mißtrauen des "Pöbels" zu beschwichtigen, wurde der Toreador Pucheta vom Direktor der Schlachthäuser zum Polizeidirektor erhoben. Selbst der "Clamor Público" ein sehr gemäßigtes Blatt, macht seinen Gefühlen der Enttäuschung Luft:

"Das Verhalten der Generale und Führer wäre würdiger gewesen, wenn sie die Beförderung abgelehnt und damit ein edles Beispiel der Selbstlosigkeit gegeben und sich selbst an die von der Revolution verkündeten Grundsätze der Sittlichkeit gehalten hätten."

Das Schamlose der Beuteaufteilung wird auch in der Verteilung der Gesandtenposten offenbar. Ich spreche weder von der Ernennung Señor Olozagas für Paris, obgleich er, als er 1843 Gesandter Esparteros an demselben Hof war, mit Louis-Philippe, Christina und Narváez konspirierte; noch von der Ernennung Alejandro Mons für Wien, den Finanzminister Narváez' im Jahre 1844; noch von der Rios y Rosas' für Lissabon und Pastor Diaz' für Turin, beide Moderados mit sehr mittelmäßigen Fähigkeiten. Ich spreche von der Ernennung Gonzales Bravos für die Gesandtschaft in Konstantinopel. Er ist die Verkörperung der spanischen Korruption. 1840 gab er "El Guirigay" (das Kauderwelsch) heraus, eine Art Madrider "Punch", in dem er die wütendsten Angriffe gegen Christina vorbrachte. Drei Jahre später verwandelte ihn seine Gier nach Ämtern in einen stürmischen Moderado. Narváez, der ein passendes Werkzeug brauchte, benutzte Bravo als Ministerpräsidenten Spaniens und warf ihn dann hinaus, sobald er ihn entbehren konnte. Bravo ernannte während dieser Zeit einen Carrasco zum Finanzminister, der den spanischen Staatsschatz direkt plünderte. Er ernannte seinen Vater, einen Mann, der aus seiner Stelle als Subalternbeamter im Finanzministerium wegen seiner Veruntreuungen hinausgeworfen worden war, zum Unterstaatssekretär des Schatzamtes, und seinen Schwager, einen Herumlungerer beim Principe-Theater, zu einem Kammerherrn der Königin. Als ihm seine Abtrünnigkeit und seine Korruption vorgehalten wurden, antwortete er: "Ist es nicht lächerlich, immer der Gleiche zu sein!" Dieser Mann ist der erwählte Gesandte der Revolution der Sittlichkeit.

Im Gegensatz zu den offiziellen Schändlichkeiten, die die spanische Bewegung in Verruf bringen, ist es erfreulich, zu hören, daß das Volk diese Kerle wenigstens gezwungen hat, Christina den Cortes auszuliefern und der Einberufung einer verfassunggebenden Nationalversammlung ohne einen Senat und demzufolge weder nach dem Wahlgesetz von 1837 noch nach dem <413> von 1846 zuzustimmen. Die Regierung hat noch nicht gewagt, ein eigenes Wahlgesetz zu erlassen, während das Volk einmütig für allgemeines Stimmrecht ist. Bei den Wahlen zur Nationalgarde in Madrid wurden ausschließlich Exaltados gewählt.

In den Provinzen herrscht völlige Anarchie, überall werden Juntas konstituiert und sind tätig, und jede Junta gibt Dekrete im Interesse ihrer Ortschaft heraus - eine hebt das Tabakmonopol auf, die andere die Salzsteuer. Schmuggler sind in enormer Zahl am Werke, und dies um so wirksamer, als die einzigen niemals desorganisierten Kräfte Spaniens sind. In Barcelona befinden sich die Soldaten im Widerstreit, einmal untereinander und einmal mit den Arbeitern. Dieser anarchische Zustand der Provinzen ist für die Sache der Revolution von großem Vorteil, da er verhindert, daß sie in der Hauptstadt kassiert wird.

Augenblicklich besteht die Madrider Presse aus den folgenden Zeitungen: "España", "Novedades", "Nación", "Época", "Clamor Público", "Diario español", "Tribuno", "Esperanza", "Iberia", "Catolico", "Miliciano", Independencia", "Guardia Nacional", "Esparterista", "Union", "Europa", "Espectador", "Liberal", "Eco de la revolución". Die "Heraldo", "Boletin del pueblo" und der "Mensanjero" bestehen nicht mehr.

Karl Marx