Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen von Januar bis Dezember 1859

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 500-507.

1. Korrektur.
Erstellt am 04.08.1998

Karl Marx

Kossuth und Louis-Napoleon

Aus dem Englischen.


["New-York Daily Tribune" Nr. 5748 vom 24. September 1859]

<500> London, 5. September 1859

Sie werden sich erinnern, daß ich vor etwa einem Jahre in den Spalten der Tribune einige interessante Enthüllungen über einen gewissen Bangya machte, über seine Mission nach Tscherkessien und die Streitigkeiten, die hieraus zwischen der ungarischen und der polnischen Emigration in Konstantinopel entstanden. Obwohl die damals von mir mitgeteilten Tatsachen später ihren Weg in die europäische Presse fanden, ist niemals ein Versuch unternommen worden, ihre Richtigkeit zu bestreiten. Nun muß ich die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf ein anderes verborgenes Kapitel zeitgenössischer Geschichte lenken; ich meine damit die Verbindung zwischen Kossuth und Bonaparte. Es kann nicht länger geduldet werden, daß ein und dieselben Männer mit der einen Hand den Sold des Mörders der Französischen Republik empfangen und mit der anderen Hand das Banner der Freiheit hissen, daß sie zwei Rollen spielen, die der Märtyrer und die der Höflinge; daß sie, nachdem sie Werkzeuge eines grausamen Usurpators geworden sind, noch als die Vertreter einer unterdrückten Nation auftreten. Ich halte den gegenwärtigen Zeitpunkt für die Enthüllung mir schon lange bekannter Tatsachen besonders geeignet, da Bonaparte und seine Speichellecker ebenso wie Kossuth und seine Parteigänger emsig bemüht sind, einen Schleier über Transaktionen zu werfen, die unfehlbar den einen vor den Monarchen und den anderen vor den Völkern der Welt kompromittieren würden.

Selbst die voreingenommensten Bewunderer von Herrn Kossuth werden zugeben müssen, daß, was auch seine anderen Eigenschaften sein mögen, er einer Fähigkeit leider immer ermangelt hat - der Beständigkeit. Während <501> seines ganzen Lebens ist er dem Improvisator, der seine Eindrücke von seinem Publikum empfängt, ähnlicher gewesen als dem Autor, der seine Originalideen der Welt aufdrückt. Diese Unbeständigkeit der Gedanken mußte sich in zweideutigen Handlungen widerspiegeln. Einige Tatsachen mögen die Wahrheit dieser Behauptung illustrieren. In Kutahia trat Herr Kossuth in eine vertrauliche Liaison mit Herrn David Urquhart, übernahm sofort die Vorurteile dieses romantischen Hochländers und zögerte nicht, über Mazzini das Urteil zu fällen, er sei ein russischer Agent. Er gelobte förmlich, sich von Mazzini fernzuhalten. Aber kaum in London angekommen, bildete er ein Triumvirat mit Mazzini und Ledru-Rollin. Die unbestreitbaren Beweise seiner Doppelzüngigkeit wurden der britischen Öffentlichkeit in der zwischen L. Kossuth und David Urquhart geführten Korrespondenz dargelegt, die der letztere Gentleman in der Londoner "Free Press" veröffentlicht hat. In der ersten Rede, die Herr Kossuth nach der Landung an der englischen Küste hielt, nannte er Palmerston seinen Busenfreund. Palmerston gab Kossuth durch Vermittlung eines bekannten Parlamentsmitgliedes <Lord Dudley Stuart> seinen Wunsch zu verstehen, ihn in seinem Hause zu empfangen. Kossuth verlangte, von dem britischen Premierminister als Gouverneur von Ungarn empfangen zu werden, eine Forderung, die natürlich sofort verächtlich zurückgewiesen wurde. Herr Kossuth gab nun seinerseits der britischen Öffentlichkeit durch Herrn Urquhart und andere seiner Bekannten zu verstehen, daß er Palmerstons Einladung zurückgewiesen habe, weil er sich in Kutahia durch ein genaues Studium des Blaubuches über die ungarischen Angelegenheiten überzeugt habe, daß Palmerston, sein "Busenfreund", im geheimen Einvernehmen mit dem Hofe von St. Petersburg den Verräter an dem "teuren Ungarn" gespielt habe. Im Jahre 1853, als eine mazzinische Emeute in Mailand ausbrach, erschien an den Mauern jener Stadt eine Proklamation, die an die ungarischen Soldaten gerichtet war und sie aufforderte, sich auf die Seite der italienischen Aufständischen zu stellen: sie trug die Unterschrift von Ludwig Kossuth. Nachdem die émeute fehlgeschlagen war, beeilte sich Herr Kossuth, durch die Londoner Zeitungen die Proklamation für eine Fälschung zu erklären und bezichtigte so seinen Freund Mazzini in aller Öffentlichkeit der Lüge. Nichtsdestoweniger war die Proklamation echt. Mazzini hatte im Einverständnis mit Kossuth gehandelt.

In der festen Überzeugung, daß zum Sturz der österreichischen Tyrannei das vereinte Vorgehen Ungarns und Italiens unerläßlich sei, versuchte <502> Mazzini zunächst, Kossuth durch einen zuverlässigeren ungarischen Führer zu ersetzen, aber da seine Bemühungen an der Uneinigkeit in der ungarischen Emigration scheiterten, verzieh er großmütig seinem unsicheren Verbündeten und ersparte ihm eine Bloßstellung, die Kossuths Stellung in England ruiniert hätte.

Um näher an die Gegenwart heranzukommen, möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, daß Herr Kossuth im Herbst 1858 eine Reise durch Schottland unternahm, wobei er in verschiedenen Städten Vorträge hielt und die Briten ernstlich vor Louis Bonapartes verräterischen Absichten warnte. Nehmen Sie zum Beispiel den folgenden Auszug aus einem am 20. November 1858 in Glasgow gehaltenen Vortrag:

"Ich habe", sagte Herr Kossuth, "bereits in meinem anderen Vortrag auf die Suppe von nationalem Haß hingewiesen, die Louis Bonaparte zusammenbraut. Ich will damit nicht behaupten, daß er eine Invasion in dieses Land beabsichtigt; ohne Zweifel möchte er, aber wie der Fuchs in der Fabel liebt er saure Trauben nicht. Es ist noch nicht lange her, daß Louis Bonaparte die Diplomatie der ganzen Welt - mit Ausnahme vielleicht der Herren von St. Petersburg, die sehr wahrscheinlich das ganze Geheimnis kennen - an das Ende ihrer Weisheit brachte, indem er seine gigantischen Vorbereitungen in Cherbourg unter Opferung des letzten Schillings seiner geleerten Schatzkammer mit einer solchen Hast betrieb, als ob seine Existenz von einer gewonnenen Minute abhinge ... Cherbourg bleibt weiterhin ein Bauwerk, allein gegen England gerichtet ... Er erwägt einen neuen Konflikt im Osten im Verein mit Rußland. In diesem Konflikt will er die Bewegungsfreiheit der englischen Marine hemmen, indem er einen guten Teil davon an Ihre Küsten bindet, währenddessen er einen tödlichen Schlag gegen Ihre Lebensinteressen im Osten zu führen beabsichtigt ... Der Krimkrieg, wurde er den Interessen Großbritanniens und der Türkei entsprechend abgeschlossen? Die Walachei und Moldau erhielten eine Verfassung, die in den Höhlen der Geheimdiplomatie, diesem Fluch unseres Zeitalters, ausgebrütet wurde, eine Verfassung, von Bonaparte im Einvernehmen mit Rußland und Österreich ersonnen - fürwahr allesamt glühende Freunde der Völkerfreiheit! Sie ist in Wirklichkeit nicht mehr und nicht weniger als ein Freibrief für Rußland, der ihm die freie Verfügung über die Fürstentümer überläßt ... Mehr noch! Hat Bonaparte, der teure Verbündete, nicht seine Offiziere nach Montenegro entsandt, um den wilden Bergbewohnern die Handhabung des Gewehrs beizubringen? ... Sein Sinn steht nach einem neuen Frieden von Tilsit, falls er ihn nicht schon in der Tasche hat."

Das war Kossuths öffentliche Kritik an Bonaparte, seinem teuren Verbündeten, im Herbst 1858. Noch zu Beginn des Jahres 1859, als Bonapartes Pläne für seinen italienischen Freiheits-Kreuzzug Gestalt angenommen hatten, klagte derselbe Kossuth in glühender Sprache in Mazzinis "Pensiero ed Azione" den holländischen Schwindler an und warnte alle <503> wahren Republikaner, Italiener, Ungarn, selbst Deutsche, sich nicht als Katzenpfoten von dem imperialistischen Quasimodo gebrauchen zu lassen. Mit einem Wort, er gab nur Mazzinis Ansichten wieder, die letzterer erneut in seinem Manifest vom 16. Mai proklamierte, an denen er während des Kreuzzugs von Bonaparte festhielt und die er am Ende des Krieges in einem anderen Manifest, das die "Tribune" abdruckte, siegesbewußt wiederholte.

Kossuth durchschaute damals im Januar 1859, nicht nur den bonapartistischen Betrug, sondern tat alles in seiner Macht stehende, um ihn vor der Welt zu entlarven. Er drängte die "liberale Presse" in diese Richtung, über die nachher die Werkzeuge Bonapartes als "einem plötzlichen Ausbruch" von "antinapoleonischer Raserei" staunten und die sie als ein Symptom von krankhafter "Sympathie für Österreich" brandmarkten. Aber in der Zeit zwischen Januar 1859 und Mai 1859 erfolgte eine seltsame Revolution in den Gefühlen und Ideen des großen Improvisators. Er, der im Herbst 1858 eine Vortragsreise durch Schottland unternommen hatte, um die Briten vor Napoleons abscheulichen Absichten zu warnen, begab sich im Mai 1859 vom Londoner Mansion-House aus auf eine neue Vortragsreise bis zur Free-Trade-Hall in Manchester, um Vertrauen zu dem Dezembermann zu predigen und unter dem Vorwand, für Neutralität einzutreten, die Briten auf die Seite des kaiserlichen Gauners zu locken. Seine eigene Neutralität bewies er bald darauf in nicht mißzuverstehender Weise.

Nun, diese Erinnerungen, die ich nach Belieben fortsetzen könnte, sollten in den Gemütern von Kossuths ehrlichen Bewunderern einige Zweifel erwecken - in solchen Männern, die weder durch blinde Verehrung eines Namens noch durch schmutziges Interesse an den demokratischen Granden gebunden sind. Auf alle Fälle werden sie nicht leugnen, daß die Tatsachen, die ich jetzt berichten will, keinesfalls unvereinbar scheinen mit der Vergangenheit des vermeintlichen Helden der Freiheit. Es gab drei ungarische Führer in Paris, die dem erlauchten Plon-Plon, alias Prince Rouge <Roter Prinz>, den Hof machten, diesem Sprößling der bonapartistischen Familie, dem das Los zugefallen ist, in derselben Weise mit der Revolution zu kokettieren, wie sein größerer Cousin mit "Religion, Ordnung und Eigentum" schäkert. Diese drei Männer waren Oberst Kiss, Graf Teleki und General Klapka. Plon-Plon ist, das sei en passant gesagt, wollüstig wie Heliogabalus, feige wie Iwan III. und falsch wie ein echter Bonaparte, aber <504> bei alledem ein homme d'esprit <geistvoller Mensch>, wie die Franzosen sagen. Diese drei Herren überredeten Plon-Plon, dem das wahrscheinlich keineswegs überraschend kam, mit Kossuth in Verhandlungen einzutreten, ihn nach Paris einzuladen und ihm sogar zu versprechen, den Ex-Gouverneur von Ungarn dem hinterlistigen Herrscher der Tuilerien vorzustellen.

Daraufhin verließ Herr Kossuth, versehen mit einem englischen Paß, in dem er als Mr. Brown bezeichnet wurde, Anfang Mai London, um nach Paris zu gehen. In Paris hatte er zuerst eine lange Unterredung mit Plon-Plon, dem er seine Pläne darlegte, wie in Ungarn eine Insurrektion entfacht werden könne, wenn 40.000 Franzosen, unterstützt von einem Korps magyarischer Flüchtlinge, an der Küste von Fiume landeten; außerdem unterbreitete er ein Anliegen, das in seiner patriotischen Seele den ersten Platz einzunehmen schien, nämlich die Bildung, wenn auch nur des Ansehens wegen, einer provisorischen Regierung mit Herrn Kossuth an der Spitze. Am Abend des 3. Mai geleitete Plon-Plon in seinem eigenen Wagen Herrn Kossuth in die Tuilerien, um ihn dort dem Dezembermann vorzustellen. Während dieser Zusammenkunft mit Louis Bonaparte verzichtete Herr Kossuth darauf, sich seiner großen rhetorischen Fähigkeiten zu bedienen, und gestattete Plon-Plon, als sein Wortführer aufzutreten. Er spendete ihm später ein freundliches Kompliment für die fast wörtliche Genauigkeit, mit der der Prinz seine Ansichten wiedergegeben hatte.

Nachdem Louis Bonaparte der Darlegung seines Vetters aufmerksam zugehört hatte, erklärte er, der Annahme von Kossuths Vorschlägen durch ihn stehe ein großes Hindernis im Wege, nämlich dessen republikanische Prinzipien und republikanische Verbindungen. Da geschah es, daß Herr Kossuth höchst feierlich dem republikanischen Glauben abschwor und beteuerte, daß er weder jetzt Republikaner sei, noch es je gewesen, daß allein politische Notwendigkeit und eine sonderbare Verkettung von Umständen ihn gezwungen hätten, sich vorübergehend mit der republikanischen Partei der europäischen Emigration zu verbinden. Gleichzeitig bot er zum Beweis seiner antirepublikanischen Gesinnung im Namen seines Landes dem Prinzen Plon-Plon die ungarische Krone an. Zwar war die Krone, über die er so verfügte, noch gar nicht vakant geworden, und er besaß keinerlei Vollmacht, sie zu verschachern; aber wer Herrn Kossuths Auftreten im Ausland aufmerksam beobachtet hat, muß gewahr geworden sein, daß er seit langem daran gewöhnt ist, vom "teuren Ungarn" zu sprechen wie ein Krautjunker von seinem Landgut.

<505> Die Verleugnung des Republikanismus durch Herrn Kossuth halte ich für aufrichtig. Eine Zivilliste von 300.000 Gulden, die er in Pest für die Aufrechterhaltung des Glanzes der Exekutive beanspruchte, das Patronat über die Krankenhäuser, das von einer österreichischen Erzherzogin auf seine eigene Schwester übertragen wurde, der Versuch, einigen Regimentern seinen Namen zu geben; sein Streben, sich mit einer Kamarilla zu umgeben; die Hartnäckigkeit mit der er sich während seines Aufenthaltes im Ausland an den Gouverneurstitel klammerte obgleich er ihn in der Zeit der ungarischen Katastrophe niedergelegt hatte; sein ganzes Auftreten, viel mehr das eines Prätendenten als das eines Flüchtlings - alles dies deutet auf Tendenzen, die dem Republikanismus fremd sind. Wie dem auch sein mag, ich versichere ausdrücklich, daß Ludwig Kossuth vor dem französischen Usurpator dem Republikanismus abgeschworen und in Gegenwart des Dezembermannes die ungarische Krone Plon-Plon, dem bonapartistischen Sardanapal, angeboten hat. Einiges ziemlich leichtfertiges Geschwätz über die Tatsache seiner Unterredung mit Bonaparte in den Tuilerien mag Anlaß zu dem notorisch falschen Gerücht gegeben haben, daß Kossuth die geheimen Pläne seiner republikanischen Ex-Verbündeten verraten habe. Er war nicht aufgefordert worden, ihre vermutlichen Geheimnisse preiszugeben, noch würde er auf einen solchen schändlichen Vorschlag eingegangen sein. Nachdem es ihm gelungen war, Louis Napoleons Besorgnisse hinsichtlich seiner republikanischen Neigungen völlig zu zerstreuen, und nachdem er zugesichert hatte, sich für die dynastischen Interessen der Bonapartes einzusetzen, wurde ein Handel abgeschlossen, durch den Herrn Kossuth drei Millionen Francs zur Verfügung gestellt wurden. In dieser Abmachung lag an und für sich nichts verfängliches, denn zur militärischen Organisation der ungarischen Emigration waren Geldmittel nötig, und warum sollte Herr Kossuth von seinem neuen Verbündeten nicht mit demselben Recht Subsidien empfangen, mit dem alle despotischen Mächte Europas während des ganzen Verlaufs des Antijakobinerkrieges Subsidien von England empfingen? Ich kann jedoch die Tatsache nicht verschweigen, daß von den so zur Verfügung gestellten Millionen Herr Kossuth sofort für seine persönlichen Ausgaben die recht hübsche Summe von 75.000 Francs in Anspruch nahm und außerdem eine Jahrespension für sich festsetzte, falls der italienische Krieg enden sollte, ohne daß er zur Invasion in Ungarn geführt hat. Bevor Herr Kossuth die Tuilerien verließ, kam man überein, daß er den angeblich österreichischen Tendenzen des Derby-Ministeriums durch Eröffnung einer Neutralitätskampagne in England entgegenwirken sollte. Es ist allgemein bekannt, wie bei seiner Rückkehr in das perfide <506> Albion die spontane Unterstützung der Whigs und der Manchesterschule ihm die erfolgreiche Erfüllung dieses ersten Teils seiner Verpflichtung ermöglichte.

Seit 1851 hatte sich der größte Teil der ungarischen Emigranten von Bedeutung und politischem Ansehen von Herrn Kossuth getrennt, aber teils infolge der Aussicht auf eine Invasion in Ungarn mit Hilfe französischer Truppen, teils durch die logische Anziehungskraft der drei Millionen Francs - da die Welt, wie der echte Napoleon in einem seiner Anfälle von Zynismus sagte, von "le petit ventre" <"dem kleinen Bauch" (dem Magen)> regiert wird - scharte sich, von einigen wenigen ehrenvollen Ausnahmen abgesehen, die ganze ungarische Emigration in Europa um die bonapartistischen Banner, die von Ludwig Kossuth gehißt wurden. Daß die Transaktionen, in die er sich mit ihnen einließ, einen dezembristischen Beigeschmack von Korruption hatten, kann nicht geleugnet werden, da er, um seinen neugewonnenen Parteigängern eine größere Menge des französischen Geldes zuweisen zu können, sie zu höheren militärischen Rängen beförderte: Leutnante z.B. avancierten in den Majorsrang. Zunächst erhielt jeder von ihnen seine Reisekosten nach Piemont, dann eine prächtige Uniform (die Kosten einer Majorsuniform betrugen 150 Pfd.St.) und sechs Monate Sold im voraus, mit dem Versprechen, daß bei Friedensschluß ein Jahressold gezahlt werde. Der sogenannte Obergeneral erhielt ein Salär von 10.000 frs., die Generale jeder 6.000 frs., die Brigadekommandeure 5.000 frs., die Oberstleutnante 4.000 frs., die Majore 3.000 frs. usw.

Die Namen der prominenteren Persönlichkeiten, die sich mit Kossuth verbündeten und bonapartistisches Geld einsteckten, sind folgende: die Generale Klapka, Perczel, Vetter, Czecz; die Obersten Szabó, Emérich und Etienne, Kiss, Graf A. Teleki, Graf Bethlen, Mednyánszky, Ihász und einige Oberstleutnante und Majore. Unter den Zivilisten möchte ich erwähnen Graf L. Teleki, Puky, Pulszky, Irányi, Ludvigh, Simonyi, Henszelman, Veres und andere - in der Tat, alle ungarischen Flüchtlinge, die in England und auf dem Kontinent leben, mit der alleinigen Ausnahme von S. Vukovics (in London oder Axminster), Rónay (in London, ein ungarischer Gelehrter) und B. Szemere (in Paris, früher ungarischer Ministerpräsident).

Nun, es wäre ungerecht anzunehmen, daß alle diese Männer aus korrupten Motiven handelten. Die Mehrheit besteht wahrscheinlich aus einfachen Betrogenen - patriotischen Soldaten, von denen man nicht erwarten kann, <507> daß sie klare politische Prinzipien besitzen oder den Scharfsinn, die diplomatischen Ränke zu durchschauen. Einige, wie General Perczel, zogen sich sofort zurück, als die Ereignisse Licht in die bonapartistischen Betrügereien gebracht hatten. Ludwig Kossuth jedoch, der noch im Januar 1859 durch seine Artikel in Mazzinis "Pensiero ed Azione" sich als kompetenter Beurteiler der Pläne Bonapartes erwiesen hatte, kann keinesfalls in der gleichen Weise entschuldigt werden.