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Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 18, 5. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 3-51.

1. Korrektur.
Erstellt am 04.03.1999

Karl Marx/Friedrich Engels

Die angeblichen Spaltungen in der Internationale

Vertrauliches Zirkular des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation

Geschrieben Mitte Januar bis Anfang März 1872.
Nach der Broschüre " "Les préten dues scissions dans l'Internationale", Genf 1872.

Aus dem Französischen.

Inhalt:
I
II
III
IV
V
VI
VII


|7| Bis heute hat sich der Generalrat absolute Zurückhaltung gegenüber den inneren Kämpfen der Internationale auferlegt und niemals öffentlich auf die öffentlichen Angriffe geantwortet, die seit mehr als zwei Jahren Mitglieder der Assoziation gegen ihn gerichtet haben.

Aber wenn die Beharrlichkeit einiger Intriganten, mit Vorbedacht Verwirrung zu stiften zwischen der Internationale und einer Gesellschaft, die seit ihrer Entstehung der Internationale feindlich gegenübersteht, noch erlauben könnte, weiterhin Stillschweigen zu wahren, so ist jedoch der Generalrat verpflichtet, offen die historische Wahrheit aller dieser Intrigen darzulegen angesichts der Unterstützung, die die europäische Reaktion durch die Skandale erfährt, die diese Gesellschaft in einem Augenblick provoziert, wo die Internationale die schwerste Krise seit ihrer Gründung durchmacht.

I

Nach dem Fall der Pariser Kommune war die erste Tat des Generalrats, sein Manifest über den "Bürgerkrieg in Frankreich" zu veröffentlichen, in welchem er sich mit allen Handlungen der Kommune solidarisch erklärte, die gerade in diesem Augenblick der Bourgeoisie, der Presse und den Regierungen Europas dazu dienten, die Besiegten von Paris mit niederträchtigsten Verleumdungen zu überschütten. Selbst ein Teil der Arbeiterklasse hatte noch nicht verstanden, daß es ihr Banner war, das soeben unterlag. Der Generalrat erhielt dafür unter anderem eine Bestätigung durch den Rücktritt zweier seiner Mitglieder, der Bürger Odger und Lucraft, die jede Solidarität mit diesem Manifest ablehnten. Man kann sagen, daß von seiner |8| Veröffentlichung in allen zivilisierten Ländern die einheitliche Auffassung der Arbeiterklasse über die Pariser Ereignisse herrührt.

Andererseits fand die Internationale eins der mächtigsten Propagandamittel in der bürgerlichen Presse und besonders in der großen englischen Presse; das Manifest zwang sie, sich in eine Polemik einzulassen, die durch die Erwiderungen des Generalrats in Gang gehalten wurde.

Die Ankunft zahlreicher Flüchtlinge der Kommune in London verpflichtete den Generalrat, sich als Hilfskomitee zu konstituieren und mehr als 8 Monate hindurch diese völlig außerhalb seiner regulären Befugnisse liegende Funktion auszuüben. Man braucht nicht zu sagen, daß die Besiegten und Verbannten der Kommune nichts von der Bourgeoisie zu erhoffen hatten. Was die Arbeiterklasse anbelangt, so kamen die Bitten um Hilfe in einem schwierigen Augenblick. Die Schweiz und Belgien hatten schon ihr Kontingent an Flüchtlingen erhalten, die sie zu unterstützen oder denen sie die Überfahrt nach London zu ermöglichen hatten. Die in Deutschland, Österreich und Spanien gesammelten Summen wurden in die Schweiz geschickt. In England hatte der große Kampf für den Neunstundentag, dessen entscheidende Schlacht in Newcastle geliefert wurde, sowohl die persönlichen Beiträge der Arbeiter als auch die von den Trade-Unions organisierten Fonds verschlungen, Fonds, die übrigens nach den Statuten selbst nur für gewerkschaftliche Kämpfe verwandt werden dürfen. Indessen konnte der Generalrat durch unablässige Bemühungen und Korrespondenzen das Geld, das er jede Woche verteilte, in kleinen Beträgen zusammenbringen. Die amerikanischen Arbeiter haben auf seinen Appell großzügiger geantwortet. Wenn doch der Generalrat nur über die Millionen hätte verfügen können, die die erschreckte Einbildungskraft der Bourgeoisie so großmütig im Geldschrank der Internationale deponiert!

Nach dem Mai 1871 wurde eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen der Kommune in den Generalrat berufen, um das französische Element zu ersetzen, das infolge des Krieges nicht mehr in ihm vertreten war. Unter den so kooptierten Mitgliedern gab es alte Mitglieder der Internationale und eine Minderheit von Männern, die für ihre revolutionäre Energie bekannt waren und deren Wahl eine Huldigung der Pariser Kommune darstellte.

Mitten in diesen Sorgen mußte der Generalrat die Vorbereitungen für die Delegiertenkonferenz treffen, die er gerade einberufen hatte.

Die Gewaltmaßnahmen, die die bonapartistische Regierung gegen die Internationale ergriffen hatte, hatten die Durchführung des Kongresses in Paris, wie es vom Baseler Kongreß vorgesehen war, verhindert. Der |9| Generalrat machte von dem in Artikel 4 der Statuten verliehenen Recht Gebrauch und berief in seinem Zirkular vom 12. Juli 1870 den Kongreß nach Mainz ein. In den gleichzeitig an die verschiedenen Föderationen gerichteten Briefen schlug er ihnen vor, den Sitz des Generalrats von England in ein anderes Land zu verlegen, und forderte sie auf, die Delegierten mit imperativen Mandaten zu dieser Frage zu versehen. Die Föderationen sprachen sich einmütig für die Beibehaltung des Sitzes in London aus. Der wenige Tage darauf ausbrechende Deutsch-Französische Krieg machte jeden Kongreß unmöglich. Erst dann gaben uns die Föderationen, die wir befragt hatten, die Vollmacht, den Termin des nächsten Kongresses den Ereignissen entsprechend festzulegen.

Sobald es die politische Situation zu erlauben schien, berief der Generalrat eine interne Konferenz ein, wobei er sich auf die Präzedenzfälle der Konferenz von 1865 und der internen administrativen Sitzungen jedes Kongresses stützte. Ein öffentlicher Kongreß war unmöglich und hätte die Delegierten des Kontinents nur der Denunziation ausgesetzt in einem Augenblick, da die europäische Reaktion ihre Orgien feierte, da Jules Favre von allen Regierungen, selbst von der Regierung Englands, die Auslieferung der Flüchtlinge als gemeine Verbrecher forderte; da Dufaure der Krautjunker-Versammlung ein Gesetz unterbreitete, das die Internationale außerhalb des Gesetzes stellte und von dem später Malou den Belgiern eine scheinheilige Nachahmung lieferte; da in der Schweiz in Erwartung des Entscheids der Bundesregierung über die Auslieferungsforderung ein Flüchtling der Kommune bereits vorbeugend verhaftet wurde; da die Jagd auf die Mitglieder der Internationale die offensichtliche Grundlage eines Bündnisses zwischen Beust und Bismarck war, dessen gegen die Internationale gerichtete Klausel Viktor Emanuel eifrigst übernommen hat; da die spanische Regierung, die sich ganz den Versailler Henkern zur Verfügung stellte, den Madrider Föderalrat zwang, in Portugal Zuflucht zu suchen; in dem Augenblick schließlich, da es die erste Pflicht der Internationale war, sich straffer zu organisieren und den von den Regierungen hingeworfenen Fehdehandschuh aufzunehmen.

Alle mit dem Generalrat in regelmäßiger Verbindung stehenden Sektionen wurden in angemessener Zeit zur Konferenz eingeladen, die, obwohl sie kein öffentlicher Kongreß war, auf ernste Schwierigkeiten stieß. Selbstverständlich konnte Frankreich in dem Zustand, in dem es sich befand, keine Delegierten wählen. In Italien war die einzige damals organisierte Sektion die von Neapel - im Augenblick der Ernennung eines Delegierten wurde sie durch die bewaffnete Macht aufgelöst. In Österreich und |10| Ungarn waren die aktivsten Mitglieder eingekerkert. In Deutschland wurden einige der bekanntesten Mitglieder wegen Hochverrats verfolgt, andere saßen im Gefängnis, und die finanziellen Mittel der Partei waren für die Hilfe, die ihren Familien gewahrt werden mußte, aufgebraucht. Die Amerikaner richteten an die Konferenz ein detailliertes Memorandum über die Situation der Internationale in ihrem Lande und verwandten die Delegationskosten zur Unterstützung der Flüchtlinge. Übrigens erkannten alle Föderationen die Notwendigkeit an, eine interne Konferenz statt eines öffentlichen Kongresses abzuhalten.

Nachdem die Konferenz vom 17. bis 23. September 1871 in London getagt hatte, war es die Sorge des Generalrats, ihre Resolutionen zu veröffentlichen, die Verwaltungsverordnungen zusammenzufassen und sie mit den revidierten und korrigierten Allgemeinen Statuten in drei Sprachen zu veröffentlichen; den Beschluß über die Einführung von Beitragsmarken an Stelle von Mitgliedskarten durchzuführen; die Internationale in England zu reorganisieren und schließlich die für diese verschiedenen Arbeiten erheischten Ausgaben zu bestreiten.

Gleich nach der Veröffentlichung der Materialien der Konferenz verkündete die reaktionäre Presse von Paris bis Moskau, von London bis New York, daß die Resolution über die Politik der Arbeiterklasse so gefährliche Absichten in sich schließe - die "Times" beschuldigte sie "einer kaltblütig berechnenden Verwegenheit" -, daß es dringend notwendig wäre, die Internationale außerhalb des Gesetzes zu stellen. Andererseits diente die Resolution, die mit den eingeschmuggelten sektiererischen Sektionen abrechnete, als Vorwand für die auf der Lauer liegende internationale Polizei, sich lautstark für die autonome Freiheit der Arbeiter, ihrer Schützlinge, gegen den entwürdigenden Despotismus des Generalrats und der Konferenz einzusetzen. Die Arbeiterklasse fühlte sich so "schwer unterdrückt", daß der Generalrat aus Europa, Amerika, Australien und selbst aus Ostindien Beitrittserklärungen und Mitteilungen über die Bildung neuer Sektionen erhielt.

II

Die Verunglimpfungen durch die bürgerliche Presse wie die Klagelieder der internationalen Polizei fanden selbst in unserer Assoziation ein offenes Ohr. Intrigen, die dem Anschein nach gegen den Generalrat, in Wirklichkeit aber gegen die Assoziation gerichtet waren, wurden in ihrem Schöße gesponnen. Hinter diesen Intrigen steht die unvermeidliche Inter- |11| nationale Allianz der sozialistischen Demokratie, die von dem Russen Michail Bakunin gezeugt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Sibirien predigte er in Herzens "Kolokol" als Ergebnis seiner langen Erfahrung den Panslawismus und den Rassenkrieg. Später, während seines Aufenthalts in der Schweiz, wurde er in das leitende Komitee der Friedens- und Freiheitsliga berufen, die in Opposition zur Internationale gegründet worden war. Da die Sachen dieser bürgerlichen Gesellschaft schlecht standen und immer schlechter wurden, schlug ihr Präsident Herr G. Vogt auf Anraten Bakunins dem in Brüssel im September 1868 tagenden Kongreß der Internationale ein Bündnis vor. Der Kongreß erklärte einstimmig, daß nur eines von zwei Dingen möglich wäre: entweder verfolge die Liga dasselbe Ziel wie die Internationale, und in diesem Falle gäbe es für sie keinerlei Existenzberechtigung, oder ihr Ziel sei ein anderes, und dann wäre ein Bündnis unmöglich. Auf dem einige Tage später in Bern abgehaltenen Kongreß der Liga führte Bakunin seine Kehrtwendung durch. Er schlug dort ein Gelegenheitsprogramm vor, dessen wissenschaftlicher Wert nach dieser einzigen Wendung beurteilt werden kann: ökonomische und soziale Gleichmachung der Klassen. Von einer winzigen Minderheit unterstützt brach er mit der Liga, um in die Internationale einzutreten, entschlossen, sein von der Liga abgelehntes Gelegenheitsprogramm an die Stelle der Allgemeinen Statuten der Internationale und seine persönliche Diktatur an die Stelle des Generalrats zu setzen. Zu diesem Zweck schuf er sich ein spezielles Instrument, die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie, die dazu bestimmt war, eine Internationale in der Internationale zu werden.

Die notwendigen Elemente zur Bildung dieser Gesellschaft fand Bakunin durch die Beziehungen, die er während seines Aufenthalts in Italien geknüpft hatte, und in einem Kreis russischer Verbannter, die ihm als Emissäre und Werber unter den Mitgliedern der Internationale in der Schweiz, in Frankreich und in Spanien dienten. Aber erst nach den wiederholten Weigerungen des Belgischen und des Pariser Föderalrats, die "Allianz" anzuerkennen, entschloß er sich, dem Generalrat die Statuten seiner neuen Gesellschaft zur Billigung vorzulegen, die nur die getreue Wiedergabe des "unverstandenen" Berner Programms waren. Der Generalrat antwortete mit folgendem Zirkular vom 22. Dezember 1868.

Der Generalrat an die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie

|12| Vor ungefähr einem Monat haben sich in Genf einige Bürger als Zentrales Initiativkomitee einer neuen internationalen Gesellschaft konstituiert, genannt die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie, die sich als "spezielle Mission das Studium politischer und philosophischer Fragen auf der Grundlage dieses großen Prinzips der Gleichheit etc." gestellt hat.

Das von diesem Initiativkomitee gedruckte Programm und Reglement ist dem Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation erst am 15. Dezember 1868 mitgeteilt worden. Nach diesen Dokumenten ist die genannte Allianz "völlig in der Internationale aufgegangen" und zugleich völlig außerhalb dieser Assoziation gegründet. Neben dem von den aufeinanderfolgenden Kongressen zu Genf, Lausanne und Brüssel gewählten Generalrat der Internationale soll nach dem Reglement des Initiativkomitees ein weiterer, ein selbsternannter Generalrat in Genf bestehen. Neben den lokalen Gruppen der Internationale sollen die lokalen Gruppen der Allianz bestehen, die durch ihre nationalen Büros, welche außerhalb der nationalen Büros der Internationale tätig sind, "beim Zentralbüro der Allianz ihre Aufnahme in die Internationale beantragen werden"; das Zentralkomitee der Allianz maßt sich somit das Recht der Aufnahme in die Internationale an. Schließlich soll auch der allgemeine Kongreß der Internationalen Arbeiterassoziation noch sein Doppelstück im allgemeinen Kongreß der Allianz finden, denn das Reglement des Initiativkomitees besagt, daß beim alljährlichen Arbeiterkongreß die Delegation der Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie als Zweig der Internationalen Arbeiterassoziation "ihre öffentlichen Sitzungen an einem getrennten Ort abhalten wird".

In Erwägung,

daß das Vorhandensein einer zweiten internationalen Organisation, die innerhalb und außerhalb der Internationalen Arbeiterassoziation tätig ist, das unfehlbarste Mittel wäre, diese zu desorganisieren;

daß jede andere Gruppe von Personen an beliebigem Ort das Recht hätte, die Initiativgruppe von Genf nachzuahmen und unter mehr oder weniger plausiblen Vorwänden der Internationalen Arbeiterassoziation andere internationale Assoziationen mit anderen speziellen Missionen aufzupfropfen;

daß die Internationale Arbeiterassoziation auf diese Weise bald zum Spielball der Intriganten aller Nationalitäten und Parteien würde;

|13| daß zudem die Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation in ihrem Rahmen nur lokale und nationale Zweiggesellschaften zulassen (siehe Art. I und VI der Statuten);

daß es den Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation verboten ist, sich Statuten und Verwaltungsverordnungen zu geben, die den Allgemeinen Statuten und Verwaltungsverordnungen der Internationalen Arbeiterassoziation zuwiderlaufen (siehe Art. XII der Verwaltungsverordnungen);

daß die Statuten und Verwaltungsverordnungen der Internationalen Arbeiterassoziation nur von einem allgemeinen Kongreß revidiert werden können, auf dem zwei Drittel der anwesenden Delegierten für eine solche Revision stimmen (siehe Art. XIII der Verwaltungsverordnungen);

daß die Frage durch die auf dem allgemeinen Kongreß zu Brüssel einstimmig angenommenen Resolutionen gegen die Friedensliga präjudiziert ist;

daß der Kongreß in diesen Resolutionen erklärt, die Friedensliga habe keinerlei Existenzberechtigung, da nach ihren jüngsten Erklärungen ihr Ziel und ihre Prinzipien mit denen der Internationalen Arbeiterassoziation identisch seien;

daß mehrere Mitglieder der Initiativgruppe der Allianz in ihrer Eigenschaft als Delegierte des Brüsseler Kongresses für diese Resolutionen gestimmt haben;

hat der Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation in seiner Sitzung vom 22. Dezember 1868 einstimmig beschlossen:

1. Alle Artikel des Reglements der Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie, die ihre Beziehungen zur Internationalen Arbeiterassoziation bestimmen, sind für null und nichtig erklärt;

2. die Internationale Allianz der sozialistischen Demokratie wird nicht als Zweig der Internationalen Arbeiterassoziation zugelassen.

Odger, Vorsitzender der Sitzung
R. Shaw, Generalsekretär

London, den 22. Dezember 1868

Einige Monate später wandte sich die Allianz von neuem an den Generalrat und fragte ihn, ob er ihre Prinzipien billige, ja oder nein? Im Falle einer Zustimmung erklärte sich die Allianz bereit, sich in den Sektionen der Internationale aufzulösen. Sie erhielt als Antwort das folgende Zirkular vom 9. März 1869.

Der Generalrat an das Zentralkomitee der Internationalen Allianz der sozialistischen Demokratie

|14| Nach Artikel 1 unserer Statuten läßt die Assoziation alle Arbeitergesellschaften zu, die dasselbe Ziel verfolgen, nämlich: den gegenseitigen Beistand, den Fortschritt und die vollständige Emanzipation der Arbeiterklasse.

Da die Entwicklungsbedingungen für die Sektionen der Arbeiterklasse in den verschiedenen Ländern verschieden sind, so folgt daraus notwendigerweise, daß ihre theoretischen Ansichten, die die reelle Bewegung widerspiegeln, ebenso verschieden sind.

Die Gemeinsamkeit der Aktion, welche durch die Internationale Arbeiterassoziation hergestellt wird, der Ideenaustausch, der erleichtert wird durch die Veröffentlichungen der Organe der verschiedenen nationalen Sektionen, und schließlich die unmittelbare Debatte auf den allgemeinen Kongressen werden indes nicht verfehlen, nach und nach ein gemeinsames theoretisches Programm zu schaffen.

Es gehört daher nicht zu den Funktionen des Generalrats, das Programm der Allianz kritisch zu prüfen. Wir haben nicht zu untersuchen, ob es ein adäquater Ausdruck der proletarischen Bewegung ist oder nicht. Für uns ist nur wichtig, zu wissen, ob es nichts enthält, was der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation, das heißt, der vollständigen Emanzipation der Arbeiterklasse, zuwiderläuft. Es gibt eine Phrase in eurem Programm, die dieser Forderung nicht genügt. In Artikel 2 liest man:

"Sie" (die Allianz) "will vor allem die politische, ökonomische und soziale Gleichmachung der Klassen."

Die Gleichmachung der Klassen, wörtlich genommen, läuft auf die Harmonie von Kapital und Arbeit hinaus, die die Bourgeoissozialisten so aufdringlich predigen. Nicht die Gleichmachung der Klassen - ein logischer Widersinn, unmöglich zu realisieren -, sondern vielmehr die Abschaffung der Klassen, dieses wahre Geheimnis der proletarischen Bewegung, bildet das große Ziel der Internationalen Arbeiterassoziation. Betrachtet man jedoch den Zusammenhang, worin sich diese Phrase - Gleichmachung der Klassen - findet, so erscheint sie wie ein einfacher Schreibfehler, der sich dort eingeschlichen hat. Der Generalrat zweifelt nicht daran, daß ihr gern eine Phrase, die zu so bedauerlichen Mißverständnissen führen kann, aus eurem Programm entfernen werdet. Mit Ausnahme der Fälle, in denen der allgemeinen Tendenz unserer Assoziation widersprochen würde, entspricht |15| es ihren Prinzipien, jeder Sektion zu überlassen, ihr theoretisches Programm frei zu formulieren.

Es steht also nichts der Verwandlung der Sektionen der Allianz in Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation entgegen.

Wenn die Auflösung der Allianz und der Eintritt der Sektionen in die Internationale endgültig beschlossen sein sollte, so würde es nach unseren Verwaltungsverordnungen notwendig werden, den Generalrat von dem Ort und der zahlenmäßigen Stärke jeder neuen Sektion zu unterrichten.

Sitzung des Generalrats vom 9. März 1869

Nachdem die Allianz diese Bedingungen akzeptiert hatte, wurde sie vom Generalrat in die Internationale aufgenommen. Durch einige Unterschriften unter dem Programm Bakunins irregeführt, nahm er an, daß die Allianz vom Romanischen Föderalkomitee in Genf anerkannt sei, das sie im Gegenteil nach wie vor von sich fernhielt. Nunmehr hatte die Allianz ihr unmittelbares Ziel erreicht: beim Baseler Kongreß vertreten zu sein. Trotz der unloyalen Mittel, deren sich ihre Parteigänger bedienten, Mittel, die nur bei dieser Gelegenheit und sonst nie auf einem Kongreß der Internationale angewandt worden sind, wurde Bakunin in seiner Erwartung enttäuscht, daß der Kongreß den Sitz des Generalrats nach Genf verlegen und öffentlich die alte Saint-Simonsche Schrulle, nämlich die sofortige Abschaffung des Erbrechts, sanktionieren würde, die Bakunin zum praktischen Ausgangspunkt des Sozialismus gemacht hatte. Das war das Signal zum offenen und unaufhörlichen Kriege, den die Allianz nicht nur gegen den Generalrat, sondern auch gegen alle Sektionen der Internationale führte, die sich weigerten, das Programm dieser sektiererischen Koterie und besonders die Doktrin von der absoluten Abstention auf politischem Gebiete zu übernehmen.

Bereits vor dem Baseler Kongreß, als Netschajew in Genf angekommen war, trat Bakunin in Beziehungen zu ihm und gründete in Rußland eine Geheimgesellschaft unter den Studenten. Während er seine eigene Person stets hinter dem Namen verschiedener "revolutionärer Komitees" verbarg, nahm er für sich autokratische Befugnisse in Anspruch, geimpft mit all den Schwindeleien und Mystifikationen der Cagliostro-Zeit. Das große Propagandamittel dieser Gesellschaft bestand darin, unschuldige Personen der russischen Polizei gegenüber zu kompromittieren, indem man ihnen von Genf aus Mitteilungen in gelben Briefumschlägen schickte, die auf der Außenseite in russischer Sprache den Stempel des "geheimen revolutio- |16| nären Komitees" trugen. Die offiziellen Berichte des Netschajew-Prozesses beweisen, daß ein schändlicher Mißbrauch mit dem Namen der Internationale getrieben worden ist.(1)

Die Allianz begann in dieser Zeit eine öffentliche Polemik gegen den Generalrat, zunächst im "Progrès" von Locle, dann in der Genfer "Égalité", der offiziellen Zeitung der Romanischen Föderation, wo sich im Gefolge Bakunins einige Mitglieder der Allianz eingeschlichen hatten. Der Generalrat, der die Angriffe des "Progrès", des persönlichen Organs von Bakunin, nicht beachtet hatte, konnte die der "Égalité" nicht ignorieren, weil er annehmen mußte, daß sie durch das Romanische Föderalkomitee gebilligt waren. Er veröffentlichte daher das Zirkular vom 1. Januar 1870, worin gesagt wird:

"Wir lesen in der 'Égalité' vom 11. Dezember 1869:

'Es ist sicher, daß der Generalrat äußerst wichtige Dinge vernachlässigt. Wir erinnern ihn an seine Pflichten durch den Artikel 1 des Reglements: Der Generalrat ist verpflichtet, die Kongreßbeschlüsse auszuführen, etc. ... Wir hätten genug Fragen an den Generalrat, so daß seine Antworten ein ziemlich langes Dokument ergäben. Sie werden später kommen ... in der Erwartung etc. ...'

Der Generalrat kennt weder in den Statuten noch in dem Reglement einen Artikel, der ihn verpflichtete, sich in eine Korrespondenz oder eine Polemik mit der 'Égalité' einzulassen oder 'Fragen' irgendeiner Zeitung zu 'beantworten'. Allein das Föderalkomitee von Genf vertritt die Zweiggesellschaften der romanischen Schweiz vor dem Generalrat. Wenn das Romanische Föderalkomitee Anfragen oder Vorwürfe auf dem einzig legitimen Wege, das heißt durch seinen Sekretär, an uns richtet, wird der Generalrat immer bereit sein, darauf zu antworten. Aber das Romanische Föderalkomitee hat weder das Recht, seine Funktionen an die Redakteure der 'Égalité' und des 'Progrès' abzutreten, noch seine Funktionen von diesen Zeitungen usurpieren zu lassen. Allgemein gesprochen: die administrative Korrespondenz des Generalrats mit den nationalen und lokalen Komitees könnte nicht veröffentlicht werden, ohne den allgemeinen Interessen der Assoziation großen Schaden zuzufügen. Wenn also die anderen Organe der Internationale dem 'Progrès' und der 'Égalité' nachahmen würden, sähe sich der Generalrat vor die Alternative gestellt, sich ent- |17| weder durch sein Schweigen vor der Öffentlichkeit zu diskreditieren oder seine Pflichten durch eine öffentliche Antwort zu verletzen. Die 'Égalité' hat sich dem 'Progrès' beigesellt, um den 'Travail' (Pariser Zeitung) aufzufordern, seinerseits den Generalrat anzugreifen. Das ist beinahe eine Liga für das öffentliche Wohl!"

Indessen hatte das Romanische Föderalkomitee, noch ehe es von diesem Zirkular Kenntnis erhielt, die Parteigänger der Allianz aus der Redaktion der "Égalité" entfernt.

Das Zirkular vom 1. Januar 1870 sowie das vom 22. Dezember 1868 und das vom 9. März 1869 wurden von allen Sektionen der Internationale gebilligt.

Selbstverständlich ist keine der von der Allianz angenommenen Bedingungen jemals erfüllt worden. Ihre angeblichen Sektionen blieben für den Generalrat ein Mysterium. Bakunin versuchte einige in Spanien und Italien zerstreute Gruppen und die Sektion von Neapel, die er von der Internationale losgerissen hatte, unter seiner persönlichen Leitung zu behalten. In den anderen italienischen Städten korrespondierte er mit kleinen Gruppen, die sich nicht aus Arbeitern zusammensetzten, sondern aus Advokaten, Journalisten und anderen doktrinären Bourgeois. In Barcelona hielten einige Freunde seinen Einfluß aufrecht. In einigen Städten Südfrankreichs bemühte sich die Allianz, separatistische Sektionen unter der Leitung von Albert Richard und Gaspard Blanc aus Lyon zu gründen, auf die wir noch zurückkommen müssen. Mit einem Wort, die internationale Gesellschaft in der Internationale fuhr fort, sich geschäftig zu regen.

Der große Schlag der Allianz, der Versuch, sich der Leitung der romanischen Schweiz zu bemächtigen, sollte auf dem am 4. April 1870 eröffneten Kongreß in La Chaux-de-Fonds erfolgen.

Der Kampf entbrannte über das Recht der Delegierten der Allianz auf Zulassung, ein Recht, das von den Delegierten der Genfer Föderation und der Sektionen von La Chaux-de-Fonds bestritten wurde.

Obwohl die Parteigänger der Allianz nach ihrer eigenen Zählung nur ein Fünftel der Mitglieder der Föderation vertraten, gelang es ihnen dank der Wiederholung der Manöver von Basel, sich eine fiktive Mehrheit von ein oder zwei Stimmen zu verschaffen, eine Mehrheit, die, um ihr eigenes Organ zu zitieren (siehe die "Solidarité" vom 7. Mai 1870), nur fünfzehn Sektionen repräsentierte, während allein Genf derer dreißig hatte! Über diese Abstimmung teilte sich der romanische Kongreß in zwei Teile, die ihre Sitzungen getrennt fortsetzten. Die Parteigänger der Allianz, die sich als die legalen Vertreter der ganzen Föderation betrachteten, verlegten den Sitz des Romanischen Föderalkomitees nach La Chaux-de-Fonds und |18| gründeten in Neuchâtel ihr offizielles Organ, die von dem Bürger Guillaume redigierte "Solidarité". Dieser junge Schriftsteller hatte die spezielle Mission, "die Arbeiter der Fabrik" von Genf, diese scheußlichen "Bourgeois", zu verschreien; die "Égalité", das Blatt der Romanischen Föderation, zu bekämpfen und absolute Abstention auf politischem Gebiete zu predigen. Die bezeichnendsten Artikel über diesen letzten Gegenstand hatten in Marseille Bastelica und in Lyon die beiden Hauptsäulen der Allianz, Albert Richard und Gaspard Blanc, zu Verfassern.

Nach ihrer Rückkehr riefen die Genfer Delegierten ihre Sektionen zu einer Generalversammlung zusammen, die ihre Handlungen auf dem Kongreß von La Chaux-de-Fonds billigte, trotz der Opposition von Bakunin und seinen Freunden. Einige Zeit danach wurden Bakunin und seine aktivsten Helfershelfer aus der alten Romanischen Föderation ausgeschlossen.

Kaum war der romanische Kongreß geschlossen, als das neue Komitee zu La Chaux-de-Fonds in einem Brief um die Intervention des Generalrats ersuchte. Der Brief war unterzeichnet von F. Robert, Sekretär, und Henri Chevalley, Präsident, der zwei Monate später durch das Organ des Komitees, die "Solidarité" vom 9. Juli, als Dieb angeprangert wurde. Nachdem der Generalrat die Beweisstücke der beiden Parteien geprüft hatte, beschloß er am 28. Juni 1870, das Genfer Föderalkomitee in seinen bisherigen Funktionen zu belassen und das neue Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds aufzufordern, einen lokalen Namen anzunehmen. Angesichts dieser Entscheidung, die seine Wünsche enttäuschte, bezichtigte das Komitee von La Chaux-de-Fonds den Generalrat des Autoritarismus, wobei es vergaß, daß es zuerst selbst seine Intervention verlangt hatte. Die Verwirrung, die in der Schweizer Föderation durch seine hartnäckige Usurpation des Namens Romanisches Föderalkomitee hervorgerufen wurde, nötigte den Generalrat, alle offiziellen Beziehungen zu diesem Komitee abzubrechen.

Louis Bonaparte hatte soeben seine Armee in Sedan übergeben. Von allen Seiten erhoben sich die Proteste der Internationalen gegen die Fortsetzung des Krieges. Der Generalrat wies in seinem Manifest vom 9. September, in dem er die Eroberungspläne Preußens entlarvte, auf die Gefahr des preußischen Sieges für die Sache des Proletariats hin und sagte den deutschen Arbeitern voraus, daß sie dessen erste Opfer sein würden. Er veranlaßte in England Meetings, die den preußischen Tendenzen des Hofes entgegenwirkten. In Deutschland veranstalteten die der Internationale angehörenden Arbeiter Demonstrationen, auf denen sie die Anerkennung der Republik und "einen ehrenvollen Frieden für Frankreich ..." forderten.

Die kriegerische Natur des hitzigen Guillaume (von Neuchâtel) flößte |19| ihm indes die glänzende Idee eines anonymen Manifests ein, das als Beilage und unter dem Deckmantel der offiziellen Zeitung "Solidarité" veröffentlicht wurde und die Formierung schweizerischer Freikorps forderte, um gegen die Preußen zu kämpfen, woran er selber zweifellos immer durch seine abstentionistischen Ansichten gehindert wurde.

Der Lyoner Aufstand war ausgebrochen. Bakunin eilte herbei und richtete sich, unterstützt von Albert Richard, Gaspard Blanc und Bastelica, am 28. September im Rathaus ein, dessen Zugänge zu schützen er sich als eines politischen Akts enthielt. Er wurde daraus durch einige Nationalgarden in dem Augenblick jämmerlich vertrieben, als sein Dekret über die Abschaffung des Staates nach einer mühseligen Geburt endlich das Licht der Welt erblickt hatte.

Im Oktober 1870 kooptierte der Generalrat in Abwesenheit seiner französischen Mitglieder den Bürger Paul Robin, einen Flüchtling aus Brest. Er war einer der bekanntesten Parteigänger der Allianz und überdies der Verfasser der in die "Égalité" lancierten Angriffe gegen den Generalrat, in dem er von diesem Augenblicke an ununterbrochen als offiziöser Korrespondent des Komitees von La Chaux-de-Fonds fungierte. Am 14. März 1871 schlug er die Einberufung einer internen Konferenz der Internationale zur Erledigung des Schweizer Streites vor. Der Generalrat lehnte kurzweg ab, da er voraussah, daß sich große Ereignisse in Paris vorbereiteten. Robin kam auf die Sache wiederholt zurück und machte sogar den Vorschlag, der Generalrat solle eine endgültige Entscheidung über den Streitfall treffen. Am 25. Juli entschied der Generalrat, daß diese Angelegenheit eine der Fragen sei, die der für September 1871 einzuberufenden Konferenz unterbreitet werden sollten.

Die Allianz war nicht sehr begierig darauf, ihre Umtriebe von einer Konferenz untersucht zu sehen, und erklärte am 10. August, daß sie seit dem 6. desselben Monats aufgelöst sei. Aber am 15. September erscheint sie wieder und fordert vom Generalrat ihre Zulassung unter dem Namen "Sektion der sozialistischen Atheisten". Nach dem Verwaltungsbeschluß Nr. V des Baseler Kongresses hätte sie der Rat nicht zulassen können, ohne das Genfer Föderalkomitee, das des zweijährigen Kampfes mit den sektiererischen Sektionen müde geworden war, vorher befragt zu haben. Im übrigen hatte der Generalrat schon den englischen christlichen Arbeitergesellschaften (Young men's Christian Association |CVJM|) erklärt, daß die Internationale theologische Sektionen nicht anerkenne.

|20| Am 6. August, dem Datum der Auflösung der Allianz, erneuert das Föderalkomitee von La Chaux-de-Fonds seinen Antrag um Aufnahme offizieller Beziehungen zum Generalrat und erklärt ihm, daß es den Beschluß vom 28. Juni auch weiterhin ignorieren und gegenüber Genf als Romanisches Föderalkomitee auftreten werde, und "daß es dem allgemeinen Kongreß zukomme, diese Angelegenheit zu entscheiden". Am 4. September schickte dasselbe Komitee einen Protest gegen die Zuständigkeit der Konferenz, deren Einberufung es indessen als erster gefordert hatte. Die Konferenz hätte ihrerseits fragen können, welcher Art denn die Kompetenz des Pariser Föderalrats sei, den dieses Komitee vor der Belagerung ersucht hatte, über den Schweizer Streitfall zu entscheiden? Sie begnügte sich, die Entscheidung des Generalrats vom 28. Juni 1870 zu bestätigen. (Siehe die Beweggründe in der Genfer "Égalité" vom 21. Oktober 1871.)

III

Die Anwesenheit einiger verbannter Franzosen in der Schweiz, die dort Asyl gefunden hatten, gab der Allianz wieder einen Schimmer von Leben.

Die Internationalen von Genf taten für die Verbannten alles, was in ihrer Macht stand. Sie sicherten ihnen vom ersten Augenblicke an Hilfe und hinderten die Schweizer Behörden durch eine mächtige Agitation daran, der von der Versailler Regierung geforderten Auslieferung der Flüchtlinge stattzugeben. Mehrere setzten sich ernsten Gefahren aus, indem sie nach Frankreich gingen, um den Flüchtlingen zu helfen, die Grenze zu erreichen. Wie groß war daher das Erstaunen der Genfer Arbeiter, als sie sahen, daß einige Anführer, wie B. Malon (2), sich alsbald mit den Männern |21| der Allianz in Verbindung setzten und mit Hilfe von N. Shukowski, dem Exsekretär der Allianz, versuchten, in Genf außerhalb der Romanischen Föderation die neue Sektion der revolutionären sozialistischen Propaganda und Aktion zu gründen! Im ersten Artikel ihrer Statuten "erklärt" sie, daß sie

"den Allgemeinen Statuten der Internationalen .Arbeiterassoziation beipflichte, wobei sie sich alle Freiheit der Aktion und der Initiative vorbehalte, die ihr als logische Konsequenz des Prinzips der Autonomie und der Föderation zustünde, eines Prinzips, das durch die Statuten und die Kongresse der Assoziation anerkannt sei".

Mit anderen Worten behielt sie sich jede Freiheit vor, das Werk der Allianz fortzusetzen.

In einem Briefe Malons vom 20. Oktober 1871 richtete diese neue Sektion zum dritten Male an den Generalrat die Bitte um Zulassung zur Internationale. Gemäß der Resolution V des Baseler Kongresses befragte der Generalrat das Genfer Föderalkomitee, das heftig gegen die Anerkennung dieses neuen "Herdes von Intrigen und Zwistigkeiten" durch den Generalrat protestierte. Der Generalrat war in der Tat "autoritär" genug, um nicht einer ganzen Föderation den Willen B. Malons und N. Shukowskis, des Exsekretärs der Allianz, aufzuzwingen.

Nachdem die "Solidarité" aufgehört hatte zu existieren, gründeten die neuen Anhänger der Allianz die "Révolution Sociale" unter der obersten Leitung von Madame Andre Léo, die dem Friedenskongreß in Lausanne soeben erklärt hatte, daß

"Raoul Rigault und Ferré die beiden unheilvollen Gestalten der Kommune wären, die bis dahin" (bis zur Hinrichtung der Geiseln) "nie aufgehört hatten, immer vergeblich, blutige Maßnahmen zu fordern").

Von ihrer ersten Nummer an beeilte sich diese Zeitung, sich auf das Niveau des "Figaro", des "Gaulois", des "Paris-Journal" und anderer Schmutzblätter zu stellen, deren dreckige Ausfälle gegen den Generalrat sie neu auflegte. Der Augenblick schien ihr günstig, innerhalb der Internationale selbst die Flamme des Nationalhasses zu entzünden. Ihr zufolge |22| war dar Generalrat ein deutsches Komitee, geleitet von einem bismarckschen Gehirn.(3)

Nachdem die "Révolution Sociale" sehr wohl festgestellt hatte, daß gewisse Mitglieder des Generalrats nicht damit groß tun konnten, "Gallier über alles" zu sein, wußte sie nichts Besseres, als die zweite Parole, die die europäische Polizei in Umlauf brachte, aufzugreifen und den Rat des "Autoritarismus" zu verdächtigen.

Was waren es nun für Tatsachen, auf die sich dieses kindische Geschrei stützte? Der Generalrat hatte die Allianz eines natürlichen Todes sterben lassen und in Übereinstimmung mit dem Genfer Föderalkomitee ihre Auferstehung verhindert. Außerdem hatte er das Komitee von La Chaux-de-Fonds aufgefordert, einen Namen anzunehmen, der ihm erlauben würde, mit der großen Mehrheit der romanischen Internationalen in Frieden zu leben.

Welchen Gebrauch hatte nun der Generalrat, von diesen "autoritären" Handlungen abgesehen, seit Oktober 1869 bis Oktober 1871 von den ziemlich weitreichenden Vollmachten gemacht, die ihm der Baseler Kongreß übertragen hatte?

1. Am 8. Februar 1870 bat die Gesellschaft der positivistischen Proletarier in Paris den Generalrat um ihre Zulassung. Der Rat antwortete, daß die in den besonderen Statuten der Gesellschaft dargelegten positivistischen Prinzipien in bezug auf das Kapital in flagrantem Widerspruch zu den Erwägungen der Allgemeinen Statuten stünden; daß man diese Prinzipien daher streichen und in die Internationale nicht als "Positivist", sondern als "Proletarier" eintreten müsse, wobei es ihnen freistünde, ihre theoretischen Ansichten mit den allgemeinen Prinzipien der Assoziation in Einklang zu bringen. Die Sektion erkannte die Richtigkeit dieser Entscheidung an und trat in die Internationale ein.

2. In Lyon hatte es einen Zwiespalt zwischen der Sektion von 1865 und einer jüngst gebildeten Sektion gegeben, in der inmitten ehrlicher Arbeiter die Allianz durch Albert Richard und Gaspard Blanc vertreten war. Das Urteil eines in der Schweiz gebildeten Schiedsgerichts, wie es in solchen Fällen üblich ist, wurde nicht anerkannt. Am 15. Februar 1870 verlangte die jüngst gebildete Sektion vom Generalrat nicht nur, über diesen Streitfall kraft der Resolution VII des Baseler Kongresses zu entscheiden, sondern sie schickte ihm ein bereits fertiges Urteil, das die Mitglieder der |23| Sektion von 1865 ausschloß und der Niederträchtigkeit bezichtigte, ein Urteil, das er unterzeichnen und postwendend zurückschicken sollte. Der Generalrat verurteilte dieses unerhörte Vorgehen und forderte die Beweisstücke an. Auf die gleiche Forderung antwortete die Sektion von 1865, daß die Belastungsstücke gegen Albert Richard dem Schiedsgericht unterbreitet worden waren, daß sich Bakunin ihrer bemächtigt hätte, der sich weigere, sie herauszugeben, und daß die Sektion infolgedessen den Wünschen des Generalrats nicht voll und ganz entsprechen könne. Die Entscheidung des Generalrats vom 8. März in dieser Sache rief keine Einwände hervor, weder von der einen noch von der anderen Seite.

3. Die französische Sektion in London hatte Elemente von mehr als zweifelhaftem Charakter zugelassen und sich nach und nach in eine Kommanditgesellschaft des Herrn Felix Pyat verwandelt. Sie diente ihm dazu, kompromittierende Demonstrationen für die Ermordung L. Bonapartes etc. zu organisieren und in Frankreich unter dem Deckmantel der Internationale seine lächerlichen Manifeste zu propagieren. Der Generalrat beschränkte sich darauf, in den Organen der Assoziation zu erklären, daß Herr Pyat nicht Mitglied der Internationale sei und daß sie daher für sein Tun und Treiben keine Verantwortung tragen könne. Die französische Sektion erklärte daraufhin, daß sie weder den Generalrat noch die Kongresse anerkenne; sie ließ an den Mauern von London Plakate anbringen, daß die Internationale, die Sektion ausgenommen, eine antirevolutionäre Gesellschaft sei. Die Verhaftung der französischen Internationalen am Vorabend des Plebiszits unter dem Vorwand einer Verschwörung, die in Wirklichkeit von der Polizei angezettelt worden war und der die Manifeste der Pyatisten einen Schimmer der Wahrscheinlichkeit gaben, zwang den Generalrat, in der "Marseillaise" und im "Réveil" seine Resolution vom 10. Mai 1870 zu veröffentlichen, worin erklärt wird, daß die sogenannte französische Sektion seit mehr als zwei Jahren nicht mehr der Internationale angehöre und daß ihre Aktionen das Werk von Polizeiagenten seien. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme ist durch die Erklärung des Pariser Föderalkomitees in denselben Zeitungen und durch die Erklärung der Pariser Internationalen während ihres Prozesses bewiesen worden, wobei beide Erklärungen sich auf die Resolution des Generalrats stützten. Die französische Sektion verschwand bei Anfang des Krieges, aber sie sollte, wie die Allianz in der Schweiz, mit neuen Verbündeten und unter anderen Namen in London wieder auftauchen.

In den letzten Tagen der Konferenz bildete sich in London unter den Verbannten der Kommune eine Section française de 1871, die etwa 35 Mit- |24| glieder zählte. Der erste "autoritäre" Akt des Generalrats war, den Sekretär dieser Sektion, Gustave Durand, öffentlich als Spitzel der französischen Polizei zu entlarven. Die Dokumente, die wir besitzen, beweisen die Absicht der Polizei, Durand zunächst an der Konferenz teilnehmen zu lassen und ihn später in den Generalrat selbst hineinzubringen. Da die Statuten der neuen Sektion ihren Mitgliedern ausdrücklich befahlen, "keine andere Delegierung in den Generalrat anzunehmen, als die ihrer Sektion", zogen sich die Bürger Theisz und Bastelica vom Generalrat zurück.

Am 17. Oktober delegierte die Sektion zwei ihrer Mitglieder, die mit imperativen Mandaten versehen waren, zum Generalrat, von denen der eine kein anderer war als Herr Chautard, Exmitglied des Artilleriekomitees. Der Generalrat lehnte es ab, ihn zuzulassen, ehe er nicht die Statuten der Section de 1871 geprüft hatte.(4) Es wird genügen, hier an die Hauptpunkte der Debatte zu erinnern, zu der diese Statuten Anlaß gegeben haben. Artikel 2 der Statuten lautet:

"Um Mitglied der Sektion zu werden, muß man den Nachweis über seine Existenzmittel führen, Garantien der Moralität vorlegen etc."

In seiner Resolution vom 17. Oktober 1871 schlug der Generalrat vor, die Worte "den Nachweis über seine Existenzmittel führen" zu streichen. "In Zweifelsfällen", sagte der Generalrat, "kann eine Sektion wohl Informationen einholen über die Existenzmittel als Garantie der Moralität, während in anderen Fällen, wie zum Beispiel bei Flüchtlingen, bei streikenden Arbeitern etc., der Mangel an Existenzmitteln gerade eine Garantie der Moralität sein kann. Es wäre jedoch eine bürgerliche Neuerung, die dem Buchstaben und dem Geist der Allgemeinen Statuten widerspräche, von den Kandidaten einen Nachweis über ihre Existenzmittel als allgemeine Bedingung für die Aufnahme in die Internationale zu verlangen." Die Sektion antwortete,

"daß die Allgemeinen Statuten die Sektionen für die Moral ihrer Mitglieder verantwortlich machen und ihnen demzufolge das Recht gewähren, ihre Bürgschaften zu verlangen, wie sie es für nötig halten".

Darauf erwiderte der Generalrat am 7. November: "Wollte man die Dinge so sehen, dann könnte eine von den teetotalers (einem Mäßigkeitsverein) gegründete internationale Sektion in ihre besonderen Statuten |25| folgenden Punkt einfügen: 'Um als Mitglied in die Sektion aufgenommen zu werden, muß man schwören, sich jedes alkoholischen Getränkes zu enthalten.' Mit einem Wort, durch die besonderen Statuten der Sektionen könnten die absurdesten und unzusammenhängendsten Aufnahmebedingungen in die Internationale gestellt werden, immer unter dem Vorwand, daß sie es für nötig halten, auf diese Weise sich der Moral ihrer Mitglieder zu vergewissern ... 'Die Existenzmittel der Streikenden', fügt die Section française de 1871 hinzu, 'sind die Streikkassen'. Man kann auf diese Phrase vorerst erwidern, daß diese Kasse oft fiktiv ist ... Übrigens haben die offiziellen englischen Untersuchungen erwiesen, daß die Mehrheit der englischen Arbeiter ... gezwungen ist - sei es durch Streiks oder Arbeitslosigkeit, sei es durch ungenügende Löhne oder infolge von Zahlungsterminen oder aus anderen Ursachen -, unaufhörlich zur Pfandleihe und zu Schulden Zuflucht zu nehmen. Existenzmittel, deren Nachweis man nicht fordern könnte, ohne sich in unzulässiger Weise in das Privatleben der Bürger einzumischen. Also eins von beiden: Entweder sucht die Sektion in den Existenzmitteln bloß Garantien der Moralität, und dann erfüllt der ... Vorschlag des Generalrats diesen Zweck ... oder die Sektion hat in Artikel 2 ihrer Statuten absichtlich außer den Garantien der Moralität ... von dem Nachweis der Existenzmittel als Aufnahmebedingung gesprochen; und in diesem Fall bekräftigt der Generalrat, daß dies eine bürgerliche Neuerung ist, die dem Buchstaben und dem Geist der Allgemeinen Statuten widerspricht."

In Artikel 11 ihrer Statuten heißt es:

"Ein Delegierter oder mehrere Delegierte werden in den Generalrat entsandt."

Der Generalrat verlangte, daß dieser Artikel gestrichen werde, "weil die Allgemeinen Statuten der Internationale den Sektionen keinerlei Recht zugestehen, Delegierte in den Generalrat zu entsenden". "Die Allgemeinen Statuten", fügte er hinzu, "erkennen nur zwei Arten der Wahl für die Mitglieder des Generalrats an: entweder ihre Wahl durch den Kongreß oder ihre Beifügung durch den Generalrat ... Es stimmt, daß die verschiedenen in London existierenden Sektionen aufgefordert worden waren, Delegierte in den Generalrat zu entsenden, der, um die Allgemeinen Statuten nicht zu verletzen, stets auf folgende Weise vorgegangen ist: Er hat zunächst die Zahl der von jeder Sektion zu entsendenden Delegierten festgelegt und sich dabei das Recht vorbehalten, sie zu akzeptieren oder abzulehnen, je nachdem, ob er sie für die allgemeinen Funktionen, die sie ausüben müssen, für geeignet hielt. Diese Delegierten wurden Mitglieder des General- |26| rats nicht kraft der Delegierung durch ihre Sektionen, sondern durch das Recht, das die Allgemeinen Statuten dem Generalrat geben, sich neue Mitglieder beizufügen. Da der Londoner Rat bis zu der von der letzten Konferenz getroffenen Entscheidung sowohl als Generalrat der Internationalen Assoziation als auch als Zentralrat für England funktioniert hatte, hielt er es für angebracht, außer den Mitgliedern, die er sich direkt beigefügt hatte, Mitglieder zuzulassen, die in erster Linie von ihren respektiven Sektionen delegiert worden waren. Man würde sich gewaltig irren, wenn man den Wahlmodus des Generalrats dem des Pariser Föderalrats angleichen wollte, der nicht einmal ein von einem nationalen Kongreß ernannter nationaler Rat war, wie zum Beispiel der Föderalrat von Brüssel oder der von Madrid. Der Pariser Föderalrat war nur eine Delegation der Pariser Sektionen ... Der Wahlmodus des Generalrats wird von den Allgemeinen Statuten bestimmt, und seine Mitglieder könnten kein anderes imperatives Mandat annehmen als das der Allgemeinen Statuten und Verwaltungsverordnungen ... Wenn man den Paragraphen betrachtet, der ihm vorangeht, so hat Artikel 11 keinen anderen Sinn als den, die Zusammensetzung des Generalrats völlig zu verändern und ihn entgegen Artikel 3 der Allgemeinen Statuten zu einer Delegation der Londoner Sektionen zu machen, worin der Einfluß der lokalen Gruppen den Einfluß der ganzen Internationalen Arbeiterassoziation verdrängen würde." Schließlich sagt der Generalrat, dessen erste Pflicht in der Ausführung der Kongreßbeschlüsse besteht (siehe Artikel 1 der Verwaltungsverordnungen des Genfer Kongresses), daß "nach seiner Ansicht die von der Section française de 1871 geäußerten Ideen über eine radikale Veränderung, die in den Artikeln der Allgemeinen Statuten bezüglich seiner Zusammensetzung vorzunehmen wäre, überhaupt nichts mit der Frage zu tun haben ..."

Im übrigen erklärte der Generalrat, daß er zwei Delegierte der Sektion unter den gleichen Bedingungen zulassen würde, wie sie für die anderen Londoner Sektionen gelten.

Die Section de 1871, weit davon entfernt, durch diese Antwort zufriedengestellt zu sein, veröffentlichte am 14. Dezember eine "Deklaration", die von allen ihren Mitgliedern unterzeichnet wurde, deren neuer Sekretär kurz danach als unwürdig aus der Gesellschaft der Flüchtlinge ausgestoßen wurde. Laut dieser Erklärung machte sich der Generalrat, weil er es ablehnte, sich legislative Befugnisse anzumaßen, "einer ganz naturalistischen Abkehr von der sozialen Idee" schuldig.

Hier nun einige Proben der Gewissenhaftigkeit, die bei der Ausarbeitung dieses Dokuments geherrscht hat.

|27| Die Londoner Konferenz hatte das Verhalten der deutschen Arbeitet während des Krieges gebilligt. Es war offensichtlich, daß diese von einem Schweizer Delegierten |Nikolai Utin| vorgeschlagene, von einem belgischen Delegierten unterstützte und einstimmig angenommene Resolution nur die deutschen Internationalen betraf, die ihre antichauvinistische Haltung während des Krieges im Gefängnis gebüßt haben und noch büßen. Überdies hatte der Sekretär des Generalrats für Frankreich |Auguste Serrailler|, um jeder böswilligen Auslegung vorzubeugen, in einem durch den "Qui Vive!", die "Constitution", den "Radical", die "Emancipacion", die "Europe" etc. veröffentlichten Brief den wahren Sinn der Resolution gerade zuvor erklärt. Nichtsdestoweniger brachten acht Tage später, am 20. November 1871, fünfzehn Mitglieder der Section française de 1871 in "Qui Vive!" eine "Protesterklärung", die voller Beleidigungen gegen die deutschen Arbeiter war, und bezeichneten die Resolution der Konferenz als den unwiderlegbaren Beweis der "pangermanischen Idee", die den Generalrat beherrsche. Die ganze feudale, liberale und Polizeipresse Deutschlands bemächtigte sich ihrerseits gierig dieses Vorfalls, um den deutschen Arbeitern die Nichtigkeit ihrer internationalen Träume klarzumachen. Nach alledem wurde die Protesterklärung vom 20. November durch die ganze Section de 1871 in ihrer Deklaration vom 14. Dezember gebilligt.

Um "die schiefe Ebene des Autoritarismus, auf die der Generalrat abgleitet", zu beweisen, zitiert sie "eine durch diesen selben Generalrat veröffentlichte offizielle Ausgabe der von ihm selbst revidierten Allgemeinen Statuten". Man braucht nur einen Blick auf die neue Ausgabe der Statuten zu werfen, um festzustellen, daß sich im Anhang zu jedem Absatz der Nachweis seiner authentischen Quellen findet! Was die Worte "offizielle Ausgabe" anlangt, so hatte der erste Kongreß der Internationale beschlossen, daß "der offizielle und verbindliche Text der Allgemeinen Statuten und Satzungen vom Generalrat veröffentlicht würde" (siehe "Congrès ouvrier de l'Association Internationale des Travailleurs, tenu à Genève du 3 au 8 septembre 1866", S. 27, Anmerkung).

Selbstverständlich stand die Section de 1871 in fortgesetzten Beziehungen zu den Abtrünnigen von Genf und Neuchâtel. Eines ihrer Mitglieder, das mehr Energie zum Angriff auf den Generalrat entfaltet hatte als jemals zur Verteidigung der Kommune, Chalain, sah sich plötzlich von B. Malon rehabilitiert, der noch unlängst gegen ihn in einem Brief an ein Mitglied des Rats sehr schwerwiegende Anklagen vorgebracht hatte. Übrigens hatte die |28| Section française de 1871 ihre Deklaration kaum vom Stapel gelassen, als der Bürgerkrieg in ihren Reihen ausbrach. Zunächst zogen sich Theisz, Avrial und Camélinat zurück. Seitdem zerfiel sie in mehrere kleine Gruppen, von denen eine von Herrn Pierre Vésinier geleitet wird, der wegen seiner Verleumdungen gegen Varlin und andere aus dem Generalrat ausgeschlossen und dann von der belgischen Kommission, die der Brüsseler Kongreß 1868 ernannt hatte, aus der Internationale gejagt wurde. Eine andere dieser Gruppen ist durch B. Landeck gegründet, den die unvorhergesehene Flucht des Polizeipräfekten Piétri am 4. September von seiner "peinlich eingehaltenen" Verpflichtung befreit hat,

"sich weder mit politischen Dingen noch mit Dingen der Internationale in Frankreich zu befassen!" (Siehe "Troisième procés de l'Association Internationale des Travailleurs à Paris", 1870, S.4.)

Andererseits hat die Masse der französischen Flüchtlinge in London eine Sektion gebildet, die in völliger Harmonie mit dem Generalrat lebt.

IV

Die Männer der Allianz, die sich hinter dem Föderalkomitee von Neuchâtel verbargen und einen neuen Versuch auf einem größeren Feld machen wollten, um die Internationale zu desorganisieren, beriefen für den 12. November 1871 einen Kongreß ihrer Sektionen nach Sonvillier ein. Schon im Juli drohte Meister Guillaume in zwei Briefen an seinen Freund Robin dem Generalrat mit einer solchen Kampagne, falls er nicht einwilligen werde, ihnen "gegen die Räuber von Genf" recht zu geben.

Der Kongreß von Sonvillier setzte sich aus sechzehn Delegierten zusammen, die im ganzen neun Sektionen zu vertreten vorgaben, darunter die neue Sektion der revolutionären sozialistischen Propaganda und Aktion in Genf.

Die Sechzehn begannen ihren ersten Auftritt mit dem anarchistischen Dekret, in dem die Romanische Föderation für aufgelöst erklärt wurde, die sich ihrerseits beeilte, den Angehörigen der Allianz ihre "Autonomie" zurückzugeben, indem sie sie aus allen Sektionen hinausjagte. Übrigens muß der Generalrat anerkennen, daß ein Blitz gesunden Menschenverstandes sie den Namen Jurassische Föderation annehmen ließ, den ihnen die Londoner Konferenz gegeben hatte.

Alsdann schritt der Kongreß der Sechzehn zur "Reorganisation der Internationale", indem er gegen die Konferenz und den Generalrat ein |29| "Zirkular an alle Föderationen der Internationalen Arbeiterassoziation" vom Stapel ließ.

Die Verfasser des Zirkulars beschuldigen den Generalrat zunächst, daß er 1871 eine Konferenz einberufen habe statt eines Kongresses. Aus den vorher gegebenen Erläuterungen ergibt sich, daß diese Angriffe direkt gegen die ganze Internationale gerichtet sind, die in ihrer Gesamtheit die Einberufung einer Konferenz akzeptiert hatte, bei der übrigens die Allianz durch die Bürger Robin und Bastelica angemessen vertreten war.

Bei jedem Kongreß hat der Generalrat seine Delegierten gehabt; beim Baseler Kongreß zum Beispiel waren ihrer sechs. Die Sechzehn behaupten, daß

"die Mehrheit der Konferenz von vornherein durch die Zulassung von sechs Delegierten des Generalrats mit beschließender Stimme gefälscht worden sei".

In Wirklichkeit waren unter den Delegierten des Generalrats auf der Konferenz die französischen Verbannten keine anderen als die Vertreter der Pariser Kommune, während seine englischen und Schweizer Mitglieder nur ausnahmsweise an den Sitzungen teilnehmen konnten, wie es die Protokolle beweisen, die dem nächsten Kongreß vorgelegt werden. Ein Delegierter des Rats hatte ein Mandat von einer nationalen Föderation. Laut eines an die Konferenz gerichteten Briefes wurde das Mandat eines anderen zurückbehalten, weil die Zeitungen seinen Tod angezeigt hatten |Karl Marx|. Bleibt ein Delegierter übrig, so daß im Verhältnis zum Rat die Belgier allein wie 6 : 1 vertreten waren.

Die internationale Polizei, die in der Person Gustave Durands ferngehalten wurde, hatte sich bitter über die Verletzung der Allgemeinen Statuten durch die Einberufung einer "geheimen" Konferenz beklagt. Sie war über unsere Verwaltungsverordnungen noch nicht genügend auf dem laufenden, um zu wissen, daß die administrativen Sitzungen der Kongresse obligatorisch intern sind.

Nichtsdestoweniger fanden ihre Klagen ein mitfühlendes Echo bei den Sechzehn von Sonvillier, die sofort schrien:

"Und um das Ganze zu krönen, besagt eine Entscheidung dieser Konferenz, daß der Generalrat selber den Termin und den Ort des nächsten Kongresses oder der Konferenz, die ihn ersetzen wird, bestimmen wird; auf diese Weise sind wir von der Unterdrückung der allgemeinen Kongresse bedroht, dieser großen öffentlichen Zusammenkünfte der Internationale."

|30| Die Sechzehn wollten nicht sehen, daß diese Entscheidung nichts weiter besagt, als daß die Internationale gegenüber den Regierungen ihre unerschütterliche Entschlossenheit bekräftigt, allen Repressalien zum Trotz ihre allgemeinen Versammlungen auf die eine oder andere Weise abzuhalten.

In der Generalversammlung der Genfer Sektionen vom 2. Dezember 1871, die den Bürgern Malon und Lefrançais einen schlechten Empfang bereitete, brachten letztere einen Vorschlag ein, der darauf abzielte, die von den Sechzehn von Sonvillier erlassenen Dekrete zu bestätigen, dem Generalrat eine Rüge zu erteilen und die Konferenz nicht anzuerkennen. Die Konferenz hatte beschlossen, daß "die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Beschlüsse der Konferenz ... den Föderalräten der verschiedenen Länder durch die korrespondierenden Sekretäre des Generalrats mitgeteilt werden". - Dieser den Allgemeinen Statuten und den Verwaltungsverordnungen völlig entsprechende Beschluß wurde durch B. Malon und seine Freunde auf folgende Weise verfälscht;

"Ein Teil der Beschlüsse der Konferenz wird nur den Foderalräten und den korrespondierenden Sekretären mitgeteilt werden."

Sie beschuldigen außerdem den Generalrat, daß er "es an dem Prinzip der Aufrichtigkeit habe fehlen lassen", indem er sich weigerte, der Polizei durch "die Öffentlichkeit" Beschlüsse auszuliefern, die als ausschließlichen Zweck die Reorganisation der Internationale in den Ländern haben, wo sie verfolgt wird.

Die Bürger Malon und Lefrançais beklagen sich ferner, daß

"die Konferenz sich an der Freiheit des Gedankens und seiner Äußerung vergriffen habe ..., da sie dem Generalrat das Recht gab, jedes öffentliche Organ der Sektionen und Föderationen anzuklagen und zu verleugnen, das entweder die Prinzipien, auf denen die Assoziation beruht, oder die jeweiligen Interessen der Sektionen und Föderationen, oder schließlich die allgemeinen Interessen der gesamten Assoziation erörtert (siehe die 'Égalité' vom 21 .Oktober)".

Und was steht in der "Égalité" vom 21. Oktober? Ein Beschluß der Konferenz, worin sie ankündigt, "daß von nun an der Generalrat gehalten sein wird, öffentlich anzuklagen und zu verleugnen alle angeblichen Organe der Internationalen, welche, nach dem Vorgang des "Progrès" und der "Solidarité", in ihren Spalten vor dem Bourgeoispublikum Fragen besprechen sollten, die nur zur Debatte in den lokalen und föderalen Komitees, im Generalrat oder in den geschlossenen Verwaltungssitzungen der föderalen oder allgemeinen Kongresse geeignet sind".

|31| Um das sauersüße Wehklagen B. Malons richtig einzuschätzen, muß man in Betracht ziehen, daß dieser Beschluß ein für allemal den Versuchen einiger Journalisten ein Ende macht, die sich an die Stelle der verantwortlichen Komitees der Internationale zu setzen und in ihrer Mitte dieselbe Rolle zu spielen trachten wie die Journalisten-Boheme in der bürgerlichen Welt. Als Folge eines solchen Versuchs hatte das Genfer Föderalkomitee erlebt, daß Mitglieder der Allianz das offizielle Organ der Romanischen Föderation, die "Égalité", in einem ihr gegenüber völlig feindlichen Sinne redigierten.

Übrigens bedurfte der Generalrat nicht der Londoner Konferenz, um den Mißbrauch des Journalismus "öffentlich anzuklagen und zu verleugnen", denn der Baseler Kongreß hat (Beschluß II) entschieden, daß "alle Zeitungen, die Angriffe gegen die Assoziation enthalten, dem Generalrat sofort durch die Sektion zugeschickt werden müssen".

"Es ist offensichtlich", sagt das Romanische Föderalkomitee in seiner Erklärung vom 20. Dezember 1871 ("Égalité" vom 24. Dezember), "daß dieser Artikel nicht in der Absicht angenommen worden ist, damit der Generalrat in seinen Archiven die Zeitungen, die die Assoziation angreifen, aufbewahrt, sondern um zu antworten und nötigenfalls die verderbliche Wirkung von Verleumdungen und böswilligen Anschwärzungen zu beseitigen. Es ist auch offensichtlich, daß sich dieser Artikel im allgemeinen auf alle Zeitungen bezieht, und wenn wir nicht ohne weiteres die Angriffe der bürgerlichen Zeitungen dulden wollen, so müssen wir mit um so größerem Recht durch unsere zentrale Vertretung, durch den Generalrat, jene Zeitungen desavouieren, deren Angriffe gegen uns mit dem Namen unserer Assoziation gedeckt werden."

Nebenbei sei bemerkt, daß die "Times", dieser Leviathan der kapitalistischen Presse, der "Progrès" (von Lyon), die Zeitung der liberalen Bourgeoisie, und das "Journal de Genève", eine ultrareaktionäre Zeitung, die Konferenz mit denselben Vorwürfen überhäuften und sich fast derselben Ausdrücke bedienten wie die Bürger Malon und Lefrançais.

Nachdem das Zirkular der Sechzehn gegen die Einberufung der Konferenz, dann gegen ihre Zusammensetzung und ihren sogenannten geheimen Charakter Stellung genommen hatte, greift es die Beschlüsse selbst an.

Indem es zunächst feststellt, daß der Baseler Kongreß auf seine Befugnisse verzichtet hätte,

"da er dem Generalrat das Recht gibt, Sektionen der Internationale abzulehnen, zuzulassen oder zu suspendieren",

legt es weiter der Konferenz folgende Sünde zur Last:

"Diese Konferenz hat ... Beschlüsse gefaßt ..., die danach streben, aus der Internationalen, der freien Föderation autonomer Sektionen, eine hierarchische und |32| autoritäre Organisation disziplinierter Sektionen zu machen, vollständig in der Hand des Generalrats, der ganz nach Belieben ihre Zulassung verweigern oder ihre Tätigkeit suspendieren könne!!"

Später kommt das Zirkular auf den Baseler Kongreß zurück, der "die Befugnisse des Generalrats entstellt" hätte.

Alle diese Widersprüche des Zirkulars der Sechzehn laufen auf folgendes hinaus: Die Konferenz von 1871 ist für die Beschlüsse des Baseler Kongresses von 1869 verantwortlich, und der Generalrat ist schuldig, die Statuten eingehalten zu haben, die ihm die Durchführung der Kongreßbeschlüsse auferlegen.

In Wirklichkeit ist der wahre Beweggrund aller dieser Angriffe gegen die Konferenz intimerer Natur. Mit ihren Resolutionen hatte sie zunächst die praktischen Intrigen der Allianzleute in der Schweiz durchkreuzt. Überdies hatten die Anführer der Allianz in Italien, in Spanien, in einem Teil der Schweiz und Belgiens mit einer bewundernswerten Hartnäckigkeit eine vorsätzliche Verwirrung zwischen dem Gelegenheitsprogramm Bakunins und dem Programm der Internationalen Arbeiterassoziation geschaffen und aufrechterhalten.

Die Konferenz hat mit ihren beiden Resolutionen über die proletarische Politik und über die sektiererischen Sektionen dieses vorsätzliche Mißverständnis klar umrissen. Die erste Resolution, die mit der in Bakunins Programm gepredigten politischen Abstention abrechnet, ist durch ihre auf die Allgemeinen Statuten, auf den Beschluß des Lausanner Kongresses und andere Präzedenzfälle gestützten Erwägungen vollauf gerechtfertigt.(5)

Gehen wir jetzt zu den sektiererischen Sektionen über:

Die erste Phase in dem Kampfe des Proletariats gegen die Bourgeoisie ist durch die Sektenbewegung bezeichnet. Diese ist berechtigt zu einer Zeit, |33| in der das Proletariat sich noch nicht hinreichend entwickelt hat, um als Klasse zu handeln. Vereinzelte Denker unterwerfen die sozialen Gegensätze einer Kritik und geben zugleich eine phantastische Lösung derselben, welche die Masse der Arbeiter nur anzunehmen, zu verbreiten und praktisch ins Werk zu setzen braucht. Es liegt schon in der Natur dieser durch die Initiative einzelner gebildeten Sekten, daß sie sich jeder wirklichen Tätigkeit, der Politik, den Streiks, Gewerksgenossenschaften, mit einem Worte jeder Gesamtbewegung gegenüber fremd und abgeschlossen verhalten. Die Masse des Proletariats bleibt stets ihrer Propaganda gegenüber gleichgültig, ja selbst feindlich. Die Arbeiter von Paris und Lyon wollten ebensowenig von den Saint-Simonisten, Fourieristen, Ikariern wissen, wie die englischen Chartisten und Trade-Unionisten von den Owenisten. Die Sekten, im Anfange |34| Hebel der Bewegung, werden ein Hindernis, sowie diese sie überholt; sie werden dann reaktionär; Beweis dafür sind die Sekten in Frankreich und England und letzthin die Lassalleaner in Deutschland, welche, nachdem sie jahrelang die Organisation des Proletariats gehemmt, schließlich einfache Polizeiwerkzeuge geworden sind. Kurz, sie stellen die Kindheit der Proletarierbewegung dar, wie die Astrologie und Alchimie die Kindheit der Wissenschaft. Damit die Gründung der Internationalen zur Möglichkeit wurde, mußte das Proletariat diese Entwicklungsstufe überschritten haben.

Gegenüber den phantastischen und antagonistischen Sektenorganisationen ist die Internationale die wirkliche und streitende Organisation der Proletarierklasse in allen Ländern, verbunden unter sich in ihrem Kampfe gegen die Kapitalisten, die Grundeigentümer und ihre im Staate organisierte Klassenmacht. Daher kennen die Statuten der Internationale nur einfache "Arbeiter"-Gesellschaften, die sämtlich den gleichen Zweck verfolgen und dasselbe Programm annehmen, das sich darauf beschränkt, nur die großen Hauptzüge des Ganges der Arbeiterbewegung zu zeichnen, und ihre theoretische Ausarbeitung dem durch die Bedürfnisse des praktischen Kampfes gegebenen Anstoß und dem Gedankenaustausch innerhalb der Sektionen überläßt, wie denn die Internationale ohne Unterschied jede sozialistische Überzeugung in ihren Organen und auf ihren Kongressen zuläßt.

Wie in jeder neuen historischen Phase die alten Irrtümer für einen Augenblick von neuem auftauchen, um bald danach wieder zu verschwinden, so hat auch die Internationale in ihrem Schöße sektiererische Sektionen entstehen sehen, wenn auch in einer kaum ausgeprägten Form.

Die Allianz, die die Auferstehung der Sekten durchweg als einen ungeheuren Fortschritt ansieht, ist ein schlagender Beweis dafür, daß deren Zeit vorüber ist. Denn, während sie in ihren Ursprüngen Elemente des Fortschritts darstellten, stellt das Programm der am Gängelband eines "Mohammeds ohne Koran" trippelnden Allianz nur eine Anhäufung längst überwundener Ideen dar, die, in tönende Phrasen verhüllt, nur bürgerliche Idioten erschrecken oder den bonapartistischen oder anderen Staatsanwälten als Beweisstücke gegen die Internationalen dienen können.(6)

|35| Die Konferenz, auf der Sozialisten aller Schattierungen vertreten waren, begrüßte einstimmig den Beschluß gegen die sektiererischen Sektionen in der Überzeugung, daß dieser Beschluß die Internationale auf den ihr gebührenden Platz zurückführt und eine neue Phase auf ihrem Wege bedeuten wird. Die Parteigänger der Allianz, die sich durch diese Resolution zu Tode getroffen fühlten, sahen darin nur einen Sieg des Generalrats über die Internationale, durch den, wie es ihr Zirkular sagt, das "spezielle Programm" einiger seiner Mitglieder zur "Herrschaft" gebracht wurde, "ihre persönliche Doktrin", "die orthodoxe Doktrin", "die offizielle Theorie, die in der Assoziation allein Bürgerrecht hat". Übrigens war das nicht Schuld dieser wenigen Mitglieder, sondern die notwendige Folge, "die verderbliche Wirkung" der Tatsache, daß sie Teil des Generalrats waren, denn

"es ist absolut unmöglich, daß ein Mensch, der über seinesgleichen Macht (!) hat, ein moralischer Mensch bleibt. Der Generalrat wird zu einem Herd von Intrigen."

Nach Meinung der Sechzehn konnte man den Allgemeinen Statuten schon dafür einen ernsten Vorwurf machen, daß sie dem Generalrat das Recht gegeben haben, sich durch neue Mitglieder zu ergänzen. Mit dieser Macht versehen, sagen sie,

"könnte der Generalrat sich nachträglich durch einen ganzen Personenkreis ergänzen, der seine Majorität und seine Zielrichtung vollständig verändert hätte".

Es scheint, daß für sie die bloße Tatsache der Zugehörigkeit eines Menschen zum Generalrat genügt, um nicht nur seine Moral zu zersetzen, sondern auch seinen gesunden Menschenverstand zu zerstören. Wie sollte man sonst annehmen, daß sich eine Mehrheit von selber durch freiwillige Kooptierungen in eine Minderheit verwandelt?

Übrigens scheinen die Sechzehn selbst nicht recht davon überzeugt zu sein, denn etwas weiter beklagen sie sich, daß der Generalrat

"sich fünf Jahre hintereinander aus denselben, stets wiedergewählten Leuten zusammengesetzt"

habe, und unmittelbar darauf wiederholen sie:

"Die Mehrzahl unter ihnen sind nicht unsere ordentlichen Bevollmächtigten, da sie nicht von einem Kongreß gewählt worden sind."

|36| Tatsache ist, daß die Zusammensetzung des Generalrats ständig gewechselt hat, obgleich einige seiner Gründer daringeblieben sind, wie in den Belgischen, Romanischen u.a. Föderalräten.

Der Generalrat ist bei der Ausübung seines Auftrags drei wesentlichen Bedingungen unterworfen. Erstens braucht er einen ziemlich großen Personenkreis, um seine Arbeit in all ihrer Mannigfaltigkeit durchführen zu können; dann muß er sich "aus Arbeitern der verschiedenen, in der Internationalen Assoziation vertretenen Länder" zusammensetzen, und schließlich muß das proletarische Element überwiegen. Wie könnte denn der Generalrat, wo die für den Proletarier existierenden Erfordernisse der Arbeit eine ständige Ursache von Veränderungen in der personellen Zusammensetzung des Generalrats sind, diese unentbehrlichen Bedingungen erfüllen, ohne das Kooptionsrecht zu besitzen? Nichtsdestoweniger scheint dem Generalrat eine genauere Definition dieses Rechts notwendig, wie er ja auch den Wunsch danach auf der letzten Konferenz geäußert hat.

Die Wiederwahl des Generalrats in seiner bisherigen Zusammensetzung durch die aufeinanderfolgenden Kongresse, auf denen England kaum vertreten war, dürfte beweisen, daß er seine Pflicht in den Grenzen seiner Möglichkeiten getan hat. Die Sechzehn hingegen sehen darin nur den Beweis des "blinden Vertrauens der Kongresse", eines Vertrauens, daß sich in Basel

"bis zu einer Art freiwilliger Abdankung zugunsten des Generalrats"

gesteigert hätte.

Nach ihnen soll "die normale Rolle" des Generalrats "die eines einfachen Büros für Korrespondenz und Statistik" sein. Sie belegen diese Definition mit mehreren aus einer falschen Übersetzung der Statuten entnommenen Artikel.

Im Gegensatz zu den Statuten aller bürgerlichen Gesellschaften berühren die Allgemeinen Statuten der Internationale kaum ihre administrative Organisation. Deren Entwicklung überlassen sie der Praxis und ihre Regelung den künftigen Kongressen. Nichtsdestoweniger befassen sich die Statuten mehr mit dem Generalrat als mit anderen Teilen der Organisation, da nur die Einheit und die Gemeinsamkeit der Aktion den Sektionen in den verschiedenen Ländern einen klaren Charakter der Internationalität verleihen können.

Der Artikel 5 der ursprünglichen Statuten lautet:

"Der Generalrat wird als internationaler Vermittler zwischen den verschiedenen nationalen und lokalen Gruppen fungieren"

|37| und gibt dann einige Beispiele, in welcher Weise er vorgehen soll. Unter diesen Beispielen findet sich die Instruktion für den Rat, derart vorzugehen, "daß alle Gruppen der Assoziation, falls unmittelbares Handeln erforderlich wird, wie im Falle internationaler Konflikte, gleichzeitig und einheitlich handeln können".

Der Artikel fährt fort:

"Je nachdem er es für angebracht hält, wird der Generalrat die Initiative ergreifen und allen lokalen und nationalen Gesellschaften Vorschläge unterbreiten."

Außerdem bestimmen die Statuten die Rolle des Rats bei der Einberufung und Vorbereitung der Kongresse und beauftragen ihn mit gewissen Arbeiten, die er diesen vorlegen muß. Die ursprünglichen Statuten stellen die spontane Aktion der Gruppen so wenig der Einheit der Aktion der Assoziation entgegen, daß Artikel 6 sagt: "Da die Arbeiterbewegung in jedem Lande nur durch die Kraft gesichert werden kann, die aus der Einigung und Verbindung erwächst; da andrerseits die Tätigkeit des Generalrats wirksamer sein wird..., müssen die Mitglieder der Internationale alles in ihren Kräften stehende tun, um die in ihren jeweiligen Ländern noch isolierten Arbeitergesellschaften in nationalen Assoziationen zu vereinigen, die durch Zentralorgane vertreten werden."

Der erste Verwaltungsbeschluß des Genfer Kongresses (Art. 1) lautet:

"Der Generalrat ist gehalten, die Kongreßbeschlüsse auszuführen."

Dieser Beschluß legalisierte die vom Generalrat von seinem Bestehen an eingenommene Position: die eines exekutiven Organs der Assoziation. Es dürfte schwierig sein, Aufträge ohne moralische "Autorität" auszuführen, wenn jede andere "freiwillig zuerkannte Autorität" fehlt. Der Genfer Kongreß beauftragte den Generalrat gleichzeitig, "den offiziellen und verbindlichen Text der Statuten" zu veröffentlichen.

Derselbe Kongreß beschloß (Genfer Verwaltungsbeschluß, Art. 14):

"Jede Sektion hat das Recht, sich ihr Reglement und ihre besonderen Statuten je nach den Lokalumständen und Landesgesetzen zu geben. Dieselben dürfen jedoch nichts den Allgemeinen Statuten und dem Allgemeinen Reglement Widersprechendes enthalten."

Stellen wir zunächst fest, daß es hier weder die geringste Anspielung auf besondere Prinzipiendeklarationen gibt noch auf spezielle Missionen, die diese oder jene Sektion außerhalb des von allen Gruppen der Internationale verfolgten gemeinsamen Ziels auf sich nehmen könnte. Es handelt sich ganz |38| einfach um das Recht der Sektionen, die Allgemeinen Statuten und das Allgemeine Reglement "den Lokalumständen und Landesgesetzen" anzupassen.

Zweitens, durch wen müßte die Übereinstimmung der besonderen Statuten mit den Allgemeinen Statuten festgestellt werden? Offensichtlich wäre der Beschluß, wenn es keine mit diesen Funktionen beauftragte "Autorität" gäbe, null und nichtig. Nicht genug damit, daß sich feindliche und Polizeisektionen bilden könnten, könnte auch das Eindringen deklassierter Sektierer und bürgerlicher Philanthropen in die Assoziation deren Charakter entstellen, auf den Kongressen durch ihre Anzahl die Arbeiter erdrücken.

Von Anfang an nahmen sich die nationalen und lokalen Föderationen das Recht, in ihren jeweiligen Ländern neue Sektionen zuzulassen oder abzulehnen, je nachdem, ob deren Statuten mit den Allgemeinen Statuten übereinstimmten oder nicht. Die Ausübung der gleichen Funktion durch den Generalrat ist durch Artikel 6 der Allgemeinen Statuten vorgesehen, der den loyalen unabhängigen Gesellschaften, das heißt den Gesellschaften, die sich außerhalb der föderalen Verbindungen ihrer Länder konstituieren, das Recht läßt, sich mit ihm in direkte Verbindung zu setzen. Die Allianz verschmähte es nicht, von diesem Recht Gebrauch zu machen, um nach den bestehenden Bedingungen Vertreter zum Baseler Kongreß entsenden zu können.

Artikel 6 der Statuten berücksichtigt auch die gesetzlichen Hindernisse, die sich der Bildung nationaler Föderationen in gewissen Ländern entgegenstellen, wo infolgedessen der Generalrat berufen ist, als Föderalrat zu fungieren. (Siehe "Procès-verbaux du Congrès, etc., de Lausanne, 1867", p. 13.)

Seit dem Fall der Kommune sind diese gesetzlichen Hindernisse in verschiedenen Ländern nur noch gewachsen und machen die Tätigkeit des Generalrats noch unerläßlicher, um verdächtige Elemente aus der Assoziation herauszuhalten. So haben kürzlich Komitees in Frankreich den Generalrat um sein Eingreifen gebeten, um sich der Polizeispitzel zu entledigen, und in einem anderen großen Lande |Österreich| haben die Internationalen gefordert, keine Sektion anzuerkennen, die nicht von ihren direkten Bevollmächtigten oder von ihnen selbst gegründet worden ist. Sie begründeten ihre Bitte mit der Notwendigkeit, auf diese Weise Agents provocateurs zu entfernen, deren glühender Eifer sich in der raschen Bildung von Sektionen kundtat, deren Radikalismus ohnegleichen war. Andererseits zögern sogenannte antiautoritäre Sektionen nicht, an den Generalrat zu appellieren, |39| sobald ein Streitfall in ihren Reihen auftaucht, um von ihm sogar noch zu fordern, daß er aus Leibeskräften auf ihre Gegner dreinschlage, wie das bei dem Lyoner Streitfall geschah. Erst vor kurzem, nach der Konferenz, entschloß sich die Arbeiterföderation von Turin, sich zur Sektion der Internationale zu erklären. Infolge einer Spaltung gründete die Minderheit die Gesellschaft Befreiung des Proletariers. Sie schloß sich der Internationale an und begann mit einer Resolution zugunsten der Jurassier. Ihre Zeitung "Il Proletario" wimmelt von zornschnaubenden Phrasen gegen jeden Autoritarismus. Bei der Übersendung der Beiträge der Gesellschaft warnt ihr Sekretär |Carlo Terzaghi| den Generalrat, daß die alte Föderation wahrscheinlich auch ihre Beiträge schicken werde. Und er fährt dann fort:

"Wie Sie wahrscheinlich im 'Proletario' gelesen haben, hat die Gesellschaft Befreiung des Proletariers ... erklärt, ... jede Solidarität mit der Bourgeoisie abzulehnen, die unter der Maske von Arbeitern die Arbeiterföderation bildet",

und sie bittet den Generalrat,

"diesen Beschluß allen Sektionen mitzuteilen und die 10-Centimes-Beiträge zurückzuweisen, falls sie ihm geschickt würden"(7).

Ebenso wie alle Gruppen der Internationale hat der Generalrat die Pflicht, Propaganda zu treiben. Er hat sie durch seine Manifeste und durch seine Bevollmächtigten erfüllt, die die ersten Bausteine der Internationale in Nordamerika, in Deutschland und in vielen Städten Frankreichs gesetzt haben.

Eine andere Funktion des Generalrats besteht darin, die Streiks zu unterstützen, indem er ihnen die Hilfe der ganzen Internationale sichert (siehe die Berichte des Generalrats an die verschiedenen Kongresse). Unter anderem beweist die folgende Tatsache, von welchem Gewicht sein Eingreifen in den Streiks gewesen ist. Die Widerstandsgesellschaft der englischen Eisengießer ist an und für sich eine internationale Trade-Union, die in |40| anderen Ländern Zweigorganisationen besitzt, namentlich auch in den Vereinigten Staaten. Nichtsdestoweniger hielten die amerikanischen Gießer bei einem Streik es für notwendig, die Fürsprache des Generalrats anzurufen, um zu verhindern, daß englische Gießer in ihr Land geholt wurden.

Die Entwicklung der Internationale hat dem Generalrat wie auch den Föderalräten die Funktion eines Schiedsrichters auferlegt.

Der Brüsseler Kongreß beschloß:

"Die Föderalräte sind verpflichtet, dem Generalrat alle drei Monate einen Bericht über die Verwaltung und den finanziellen Stand ihres Gebiets zu schicken" (Verwaltungsbeschluß Nr. 3).

Schließlich tat der Baseler Kongreß, der die gallige Wut der Sechzehn erregt, nichts anderes, als die administrativen Verbindungen, die sich aus der Entwicklung der Assoziation ergaben, in Regeln zusammenzufassen. Wenn er die Grenzen der Befugnisse des Generalrats übermäßig ausdehnte, wer hat daran schuld, wenn nicht Bakunin, Schwitzguébel, F. Robert, Guillaume und andere Delegierte der Allianz, die es mit großem Geschrei gefordert haben? Sollten sie sich vielleicht wegen "blinden Vertrauens" in dem Londoner Generalrat anklagen?

Hier sind zwei der Resolutionen des Baseler Kongresses:

"IV. Jede neue Sektion oder Gesellschaft, die sich bildet und der Internationale beitreten will, muß sofort ihren Beitritt dem Generalrat anzeigen" und

"V. Der Generalrat hat das Recht, jede neue Gesellschaft oder Gruppe aufzunehmen oder abzulehnen, vorbehaltlich der Berufung beim nächsten Kongreß."

Was unabhängige lokale Gesellschaften angeht, die sich außerhalb der föderalen Verbindungen bilden, so bestätigen diese Artikel nur die von Anfang an von der Internationale geübte Praxis, deren Beibehaltung für die Assoziation eine Frage von Leben oder Tod ist. Aber man ginge zu weit, wenn man die Praxis verallgemeinerte und unterschiedslos auf jede in Bildung begriffene Sektion oder Gesellschaft anwendete. Diese Artikel geben dem Generalrat tatsächlich das Recht, sich in das innere Leben der Föderationen einzumischen; aber in diesem Sinne sind sie vom Generalrat noch niemals angewandt worden. Er fordert die Sechzehn heraus, ihm einen einzigen Fall zu nennen, in dem er sich in die Angelegenheiten neuer Sektionen, die sich bestehenden Gruppen oder Föderationen anschließen wollten, eingemischt hätte.

Die soeben von uns angeführten Resolutionen betreffen Sektionen, die sich gerade bilden; die folgenden Resolutionen betreffen schon anerkannte Sektionen:

|41| "VI. Der Generalrat hat ebenfalls das Recht, eine Sektion der Internationale bis zum nächsten Kongreß zu suspendieren."

"VII. Wenn zwischen Gesellschaften oder Zweiggesellschaften einer nationalen Gruppe oder zwischen Gruppen verschiedener Nationalitäten Zwistigkeiten entstehen sollten, wird der Generalrat das Recht haben, über den Streitfall zu entscheiden, vorbehaltlich der Berufung beim nächsten Kongreß, der endgültig entscheidet."

Diese beiden Artikel sind für extreme Fälle notwendig, wenn auch der Generalrat bisher niemals auf sie zurückgegriffen hat. Der weiter oben angeführte geschichtliche Abriß beweist, daß der Generalrat keine Sektion suspendiert und in Streitfällen nur als ein von beiden Parteien herbeigerufener Schiedsrichter fungiert hat.

Wir kommen schließlich zu einer Funktion, die dem Generalrat die Erfordernisse des Kampfes auferlegt haben. Wie schmerzlich es auch für die Parteigänger der Allianz sein mag, so sieht sich der Generalrat schon allein durch die Hartnäckigkeit der Angriffe, denen er seitens aller Feinde der proletarischen Bewegung ausgesetzt ist, an die Spitze der Verteidiger der Internationalen Arbeiterassoziation gestellt.

V

Nachdem sie über die Internationale, so wie sie ist, ein Strafgericht gehalten haben, sagen uns die Sechzehn jetzt, wie sie sein müßte.

Zunächst müßte der Generalrat nominell ein einfaches Büro für Korrespondenz und Statistik werden. Indem seine administrativen Funktionen aufhören, würde sich seine Korrespondenz notwendigerweise auf die Wiedergabe der in den Zeitungen der Assoziation bereits veröffentlichten Informationen beschränken. Das Korrespondenzbüro wäre damit überflüssig. Was die Statistik angeht, so ist das eine undurchführbare Arbeit, falls eine mächtige Organisation und besonders, wie es die ursprünglichen Statuten ausdrücklich sagen, eine gemeinsame Leitung fehlt. Oder, da dies alles stark nach "Autoritarismus" riecht, es würde vielleicht ein Büro geben, aber gewiß keine Statistik. Mit einem Wort, der Generalrat verschwindet. Dieselbe Logik erschlägt die Föderalräte, die lokalen Komitees und andere "autoritäre" Zentren. Bleiben allein die autonomen Sektionen.

Welche Mission werden dann diese "autonomen Sektionen" haben, frei föderiert und glücklicherweise von jeder höherstehenden Macht befreit, "auch wenn diese höherstehende Macht von Arbeitern gewählt und konstituiert worden ist"?

|42| Hier wird es notwendig, das Zirkular durch den Bericht des Jurassischen Föderalkomitees zu ergänzen, der dem Kongreß der Sechzehn vorgelegt worden ist.

"Um aus der Arbeiterklasse die wahre Vertreterin der neuen Interessen der Menschheit zu machen", muß ihre Organisation "von der Idee geleitet werden, die triumphieren soll. Diese Idee aus den Bedürfnissen unserer Epoche, den innersten Bestrebungen der Menschheit durch ein fortgesetztes Studium der Erscheinungen des sozialen Lebens herauslösen, diese Idee alsdann in das Innere unserer Arbeiterorganisationen eindringen lassen, das muß das Ziel sein", etc. Endlich muß man "inmitten unserer Arbeiterbevölkerung eine wahre sozialistische revolutionäre Schule gründen".

So verwandeln sich die autonomen Arbeitersektionen mit einem Male in Schulen, deren Lehrer die Herren der Allianz sein werden. Sie lösen die Idee heraus durch "fortgesetzte Studien", die nicht die geringste Spur hinterlassen. Sie "lassen sie dann in das Innere unserer Arbeiterorganisationen eindringen". Für sie ist die Arbeiterklasse eine rohe Materie, ein Chaos, das, um Gestalt anzunehmen, die Eingebung ihres Heiligen Geistes nötig hat.

All das ist nur eine Umschreibung des alten Programms der Allianz, das mit den Worten begann:

"Nachdem sich die sozialistische Minderheit der Friedens- und Freiheitsliga von dieser Liga getrennt hat", beabsichtigt sie, "eine neue Allianz der sozialistischen Demokratie ..." zu gründen, "die sich als spezielle Mission das Studium der politischen und philosophischen Fragen ... gestellt hat."

Da haben wir die Idee, die sich daraus "herauslöst"!

"Ein solches Unternehmen ... wird den aufrichtigen sozialistischen Demokraten Europas und Amerikas das Mittel geben, sich zu verständigen und ihre Ideen zu bekräftigen."(8)

|43| Nach ihrem eigenen Eingeständnis hat sich also die Minderheit einer bürgerlichen Gesellschaft einige Zeit vor dem Baseler Kongreß nur deshalb in die Internationale eingeschlichen, um sich ihrer als Mittel zu bedienen, den Arbeitermassen gegenüber als Priester einer Geheimwissenschaft, einer Vier-Phrasen-Wissenschaft, aufzutreten, deren Gipfelpunkt "die ökonomische und soziale Gleichheit der Klassen" ist.

Außer dieser "theoretischen Mission" hat die neue der Internationale vorgeschlagene Organisation auch ihre praktische Seite.

"Die künftige Gesellschaft", sagt das Zirkular der Sechzehn, "soll nichts anderes sein als die Verallgemeinerung der Organisation, die sich die Internationale wird geben sollen. Wir müssen daher dafür Sorge tragen, diese Organisation soweit wie möglich unserem Ideal anzunähern."

"Wie will man es erreichen, daß eine gleiche und freie Gesellschaft aus einer autoritären Organisation hervorgeht? Das ist unmöglich. Die Internationale, Keim der künftigen menschlichen Gesellschaft, muß von jetzt an das getreue Ebenbild unserer Prinzipien von Freiheit und Föderation werden."

Mit anderen Worten, wie die Klöster des Mittelalters das Ebenbild des himmlischen Lebens repräsentierten, soll die Internationale das Ebenbild des neuen Jerusalems werden, dessen "Keim" die Allianz in ihrem Schöße trägt. Die Pariser Föderierten hätten keine Niederlage erlitten, wenn sie begriffen hätten, daß die Kommune "der Keim der künftigen menschlichen Gesellschaft" war, und sich jeder Disziplin und aller Waffen entledigt hätten, Dinge, die verschwinden müssen, sobald es keine Kriege mehr gibt.

Aber um es ganz klarzumachen, daß nicht die Sechzehn trotz ihrer "fortgesetzten Studien" dieses hübsche Projekt der Desorganisation und Entwaffnung der Internationale in einem Augenblick ausgeheckt haben, wo sie um ihre Existenz kämpft, hat Bakunin soeben den Originaltext in seiner Denkschrift über die Organisation der Internationale veröffentlicht (siehe "Almanach du Peuple pour 1872", Genève).

VI

Lesen Sie jetzt den vom Jurassischen Komitee dem Kongreß der Sechzehn vorgelegten Bericht.

"Diese Lektüre", sagt ihre offizielle Zeitung, die "Révolution Sociale" (16. November), "wird den genauen Maßstab dessen geben, was man an Ergebenheit und praktischem Intellekt von den Anhängern der Jurassischen Föderation erwarten kann."

|44| Der Vortrag beginnt damit, daß er "diesen schrecklichen Ereignissen" - dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Bürgerkrieg in Frankreich - einen "teilweise demoralisierenden Einfluß ... auf die Lage der Sektionen der Internationale" zuschreibt.

Wenn der Deutsch-Französische Krieg tatsächlich zur Desorganisation der Sektionen führen mußte, da durch ihn eine große Anzahl von Arbeitern in die beiden Armeen gepreßt wurde, so ist es nicht weniger wahr, daß der Sturz des Kaiserreichs und die offene Verkündung des Eroberungskrieges durch Bismarck einen leidenschaftlichen Kampf in Deutschland und England hervorriefen zwischen der Bourgeoisie, die für die Preußen Partei ergriff, und dem Proletariat, das mehr denn je seine internationalen Gefühle bekräftigte. Schon allein dadurch mußte die Internationale in diesen beiden Ländern an Boden gewinnen. In Amerika erzeugte dieselbe Tatsache eine Spaltung in der ungeheuer großen deutschen proletarischen Emigration, der internationalistische Teil trennte sich entschieden von dem chauvinistischen Teil.

Andererseits hat die Errichtung der Pariser Kommune der äußeren Entwicklung der Internationale und der mutigen Verteidigung ihrer Prinzipien durch die Sektionen aller Nationalitäten einen bisher noch nie dagewesenen Aufschwung gegeben - ausgenommen indessen die Jurassier, deren Bericht wie folgt fortfährt: seit "dem Beginn des gigantischen Kampfes ... drängt sich die Überlegung auf ... die einen machen sich davon, um ihre Schwäche zu verbergen ... Für viele ist diese Situation" (in ihren Reihen) "ein Zeichen des Verfalls", aber "es ist im Gegenteil ... eine Situation, die geeignet ist, die Internationale vollständig umzuwandeln", nach ihrem Ebenbild. Man wird nach einer gründlicheren Prüfung einer so günstigen Situation diesen frommen Wunsch verstehen.

Wenn wir die aufgelöste und seitdem durch die Sektion Malon ersetzte Allianz beiseite lassen, hatte das Komitee die Lage von zwanzig Sektionen zu beurteilen. Sieben von ihnen haben ihr ganz offen den Rücken zugewandt; hierüber sagt der Bericht folgendes:

"Die Sektion der Uhrgehäusemacher und diejenige der Graveure und Guillocheure von Biel haben niemals auf irgendeine der Mitteilungen, die wir an sie gerichtet hatten, geantwortet."

"Die Gewerksektionen von Neuchâtel, ob es sich um Tischler, Uhrgehäusemacher oder Graveure und Guillocheure handelt, haben auf die Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."

"Wir konnten keine Nachricht von der Sektion von Val de Ruz erhalten."

|45| "Die Sektion der Graveure und Guillocheure von Locle hat auf die Mitteilungen des Föderalkomitees keine Antwort gegeben."

Das nennt sich freier Verkehr autonomer Sektionen mit ihrem Föderalkomitee.

Eine andere Sektion, die

"der Graveure und Guillocheure des Distrikts von Courtelary ... konstituiert sich ... nach drei Jahren beharrlicher Ausdauer ... in diesem Augenblick ... als Widerstandsgesellschaft"

außerhalb der Internationale, was sie keineswegs daran hindert, sich durch zwei Delegierte auf dem Kongreß der Sechzehn vertreten zu lassen. Es kommen jetzt vier tote Sektionen:

"Die Zentralsektion von Biel ist augenblicklich zerfallen; eines ihrer ergebenen Mitglieder schrieb uns indessen kürzlich, daß nicht alle Hoffnung verloren wäre, die Internationale in Biel wiederauferstehen zu sehen."

"Die Sektion von Saint-Blaise ist zerfallen."

"Die Sektion von Catébat mußte nach einer glänzenden Existenz den Intrigen weichen, die von den Herren (!) dieser Ortschaft zwecks Auflösung dieser tapferen (!) Sektion angezettelt wurden."

"Schließlich wurde auch die Sektion von Corgémont das Opfer herrschaftlicher Intrigen."

Es folgt dann die Zentralsektion des Distrikts Courtelary, die

"eine weise Maßnahme ergriff: sie suspendierte ihre Tätigkeit",

was sie nicht daran hinderte, zwei Delegierte zum Kongreß der Sechzehn zu entsenden.

Jetzt folgen vier Sektionen von mehr als problematischer Existenz.

"Die Sektion von Grange ist auf einen kleinen Kern sozialistischer Arbeiter reduziert ... Ihre lokale Tätigkeit ist durch ihre beschränkte Mitgliederzahl gelähmt."

"Die Zentralsektion von Neuchâtel hatte beträchtlich unter den Ereignissen zu leiden, und wäre nicht die Ergebenheit und die Aktivität einiger ihrer Mitglieder, so wäre ihr Zusammenbruch gewiß gewesen."

"Die Zentralsektion von Locle, seit einigen Monaten zwischen Leben und Tod schwebend, hat sich schließlich aufgelöst. Vor kurzem hat sie sich neu konstituiert",

augenscheinlich zu dem einzigen Zweck, zwei Delegierte zu dem Kongreß der Sechzehn zu entsenden.

|46| "Die Sektion sozialistischer Propaganda von La Chaux-de-Fonds befindet sich in einer kritischen Situation ... Ihre Lage, weit davon entfernt, sich zu verbessern, neigt eher dazu, sich zu verschlechtern."

Es folgen zwei Sektionen, die Studienzirkel von Saint-Imier und von Sonvillier, die nur nebenbei erwähnt sind und über deren Zustand kein einziges Wort gesagt wird.

Es bleibt die Mustersektion, die, ihrem Namen Zentralsektion nach zu urteilen, selbst nur der Überrest anderer, verschwundener Sektionen ist.

"Die Zentralsektion von Moutier ist sicherlich diejenige, die am wenigsten gelitten hat ... Ihr Komitee hat in dauernder Verbindung mit dem Föderalkomitee gestanden ... Sektionen sind noch nicht gegründet worden ..."

Das wird so erklärt:

"Die Tätigkeit der Sektion von Moutier ist ganz besonders begünstigt durch die ausgezeichnete Neigung der Arbeiterbevölkerung ... zu den Volkssitten; wir würden es gern sehen, wenn sich die Arbeiterklasse dieser Gegend noch unabhängiger von politischen Elementen machte."

Tatsächlich, man sieht, daß dieser Bericht

"den genauen Maßstab dessen gibt, was man an Ergebenheit und praktischem Intellekt von den Anhängern der Jurassischen Föderation erwarten kann".

Sie hätten der Vollständigkeit halber hinzufügen können, daß die Arbeiter von La Chaux-de-Fonds, dem ursprünglichen Sitz ihres Komitees, stets jede Beziehung zu ihnen verschmäht haben. Erst kürzlich, in der Generalversammlung vom 18. Januar 1872, haben sie auf das Zirkular der Sechzehn durch einmütige Abstimmung geantwortet, indem sie die Beschlüsse der Londoner Konferenz und den Beschluß des romanischen Kongresses vom Mai 1871 bestätigten:

"die Bakunin, Guillaume und ihre Adepten für immer aus der Internationale auszuschließen".

Muß man auch nur ein einziges Wort über den Wert dieses angeblichen Kongresses von Sonvillier hinzufügen, der es nach seinen eigenen Worten "zum Ausbruch des Krieges, des offenen Krieges im Schoße der Internationale" gebracht hat?

Gewiß haben diese Leute, die um so mehr Lärm machen, je nichtiger sie sind, einen unbestreitbaren Erfolg gehabt. Die ganze liberale und Polizeipresse hat offen ihre Partei ergriffen; sie sind in ihren persönlichen Schmähungen gegen den Generalrat und in ihren kraftlosen Angriffen gegen die Internationale von den angeblichen Weltverbesserern aller Länder unterstützt worden - in England von den Bourgeois-Republikanern, deren |47| Intrigen der Generalrat vereitelte, in Italien von den dogmatischen Freidenkern, die unter der Fahne Stefanonis soeben eine Allgemeine Gesellschaft der Rationalisten mit ihrem obligatorischen Sitz in Rom gegründet haben, eine "autoritäre" und "hierarchische" Organisation mit atheistischen Mönchs- und Nonnenklöstern, in deren Statuten jedem bürgerlichen Stifter von zehntausend Franken eine im Kongreßsaal aufzustellende Marmorbüste zugesichert wird; endlich in Deutschland von den bismarckschen Sozialisten, welche außerhalb ihres Polizeiblatts, des "Neuen Social-Demokraten", die weißen Blusen des preußisch-deutschen Kaiserreichs darstellen.

Das Konklave von Sonvillier fordert in einem pathetischen Appell von allen Sektionen der Internationale, auf der Dringlichkeit eines sofortigen Kongresses zu bestehen, "um", wie die Bürger Malon und Lefrançais sagen, "den fortgesetzten Amtsüberschreitungen des Londoner Rats ein Ende zu bereiten" - in Wirklichkeit, um die Allianz an die Stelle der Internationale zu setzen. Dieser Appell hat ein so ermutigendes Echo gefunden, daß sie sofort daran gehen mußten, eine Abstimmung des letzten belgischen Kongresses zu fälschen. Sie sagen in ihrem offiziellen Organ ("Révolution Sociale" vom 4. Januar 1872):

"Schließlich, was noch wichtiger ist, haben sich die belgischen Sektionen auf dem Brüsseler Kongreß am 24. und 25. Dezember versammelt und einmütig einer Resolution zugestimmt, die mit jener des Kongresses von Sonvillier identisch ist, nämlich der über die Dringlichkeit der Einberufung eines allgemeinen Kongresses."

Es ist wichtig festzustellen, daß der belgische Kongreß genau für das Gegenteil gestimmt hat. Er hat den nächsten belgischen Kongreß, der erst im Juni stattfinden wird, beauftragt, einen Entwurf der neuen Allgemeinen Statuten auszuarbeiten, um ihn dem nächsten Kongreß der Internationale vorzulegen.

In Übereinstimmung mit der ungeheuren Mehrheit der Internationale wird der Generalrat den Jahreskongreß erst für September 1872 einberufen.

VII

Einige Wochen nach der Konferenz kamen die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc, die einflußreichsten und glühendsten Mitglieder der Allianz nach London mit dem Auftrag, unter den französischen Flüchtlingen Bundesgenossen zu werben, die bereit wären, für die Restauration des Kaiserreichs zu wirken, dem nach ihrer Ansicht einzigen Mittel, sich Thiers' |48| zu entledigen und nicht mit leerem Beutel dazustehen. Der Generalrat unterrichtete die daran Interessierten, darunter auch den Brüsseler Föderalrat, von ihren bonapartistischen Umtrieben.

Im Januar 1872 warfen sie die Maske ab und veröffentlichten die Broschüre: ğL'Émpire et la France nouvelle. Appel du peuple et de la jeunesse à la conscience française" |"Das Kaiserreich und das neue Frankreich. Appell des Volkes und der Jugend an des französische Gewissen"|, von Albert Richard und Gaspard Blanc, Brüssel 1872.

Mit der gewöhnlichen Bescheidenheit der Scharlatane der Allianz preisen sie sich folgendermaßen an:

"Wir, die wir die große Armee des französischen Proletariats gebildet hatten, ... wir, die einflußreichsten Führer der Internationalen in Frankreich (9) ,... wir sind glücklicherweise nicht erschossen worden, und wir sind da, um angesichts jener (der ehrgeizigen Parlamentsredner, der vollwanstigen Republikaner, der angeblichen Demokraten jeder Gattung) die Fahne aufzupflanzen, in deren Schatten wir kämpfen, und um dem erstaunten Europa trotz der Verleumdungen, trotz der Drohungen, trotz der Angriffe |49| jeder Art, die uns erwarten, jenen Ruf entgegenzuschleudern, der aus der Tiefe unseres Gewissens kommt und bald in den Herzen aller Franzosen widerhallen wird:

'VIVE L'EMPEREUR!'

Napoleon III., verhöhnt und angespien, muß glänzend rehabilitiert werden",

und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc, die aus den Geheimfonds der III. Invasion bezahlt werden, sind besonders mit dieser Rehabilitierung beauftragt.

Übrigens gestehen sie:

"Es ist die logische Weiterentwicklung unserer Ideen, die uns zu Anhängern des Kaiserreichs gemacht hat."

Das ist ein Geständnis, das ihre Glaubensgenossen von der Allianz angenehm berühren muß. Wie in den schönen Tagen der "Solidarité" leiern A. Richard und G. Blanc ihre alten Phrasen von der "politischen Abstention" her, die nach Angaben ihrer "logischen Weiterentwicklung" nur unter dem absolutesten Despotismus Wirklichkeit werden kann, wenn sich die Arbeiter ebenso jeder Einmischung in die Politik enthalten, wie sich der Gefangene jedes Spaziergangs bei Sonnenschein enthält.

"Die Zeit der Revolutionäre", sagen sie, "ist vorüber ... der Kommunismus ist nach Deutschland und nach England, besonders aber nach Deutschland, verbannt. Dort übrigens ist er schon seit langem ernsthaft ausgearbeitet worden, um sich dann in der ganzen Internationale auszubreiten, und dieses beunruhigende Fortschreiten des deutschen Einflusses in der Assoziation hat nicht wenig dazu beigetragen, deren Entwicklung aufzuhalten, oder vielmehr, ihr einen neuen Kurs in den Sektionen im Zentrum und Süden Frankreichs zu geben, die niemals von irgendeinem Deutschen eine Parole übernommen haben."

Glaubt man nicht, den obersten Hierophanten |Michail Bakunin| selbst zu hören, der von der Gründung der Allianz an in seiner Eigenschaft als Russe sich die spezielle Mission zuschrieb, die lateinischen Rassen zu vertreten; oder gar "die wahren Missionare" der "Révolution Sociale" (2. November 1871), die "den Rückwärtsgang" anprangern, "den die deutschen und bismarckschen Gehirne der Internationale aufzuzwingen sich bemühen"?

Aber glücklicherweise ist die wahre Tradition nicht verlorengegangen und die Herren Albert Richard und Gaspard Blanc sind nicht erschossen worden! Auch ihre "Arbeit" besteht nach ihnen darin, daß sie der Internationale im Zentrum und Süden Frankreichs "einen neuen Kurs geben", indem sie versuchen, bonapartistische Sektionen zu gründen, die schon allein dadurch dem Wesen nach "autonom" sind.

|50| Was die von der Londoner Konferenz empfohlene Konstituierung des Proletariats als politische Partei anbelangt, "so werden wir" - Richard und Blanc -

"nach der Restauration des Kaiserreichs damit rasch fertig, nicht nur mit den sozialistischen Theorien, sondern auch mit dem Beginn der Verwirklichung, die sie durch die revolutionäre Organisation der Massen erfahren".

Mit einem Wort, unter Ausnutzung des großen "Prinzips der Autonomie der Sektionen", das "die wahre Macht der Internationale ausmacht ... besonders in den Ländern lateinischer Rasse" ("Révolution Sociale" vom 4. Januar), spekulieren diese Herren auf die Anarchie in der Internationale.

Die Anarchie, das ist das große Paradepferd ihres Meisters Bakunin, der von allen sozialistischen Systemen nur die Aufschriften genommen hat. Alle Sozialisten verstehen unter Anarchie dieses: Ist einmal das Ziel der proletarischen Bewegung, die Abschaffung der Klassen erreicht, so verschwindet die Gewalt des Staates, welche dazu dient, die große produzierende Mehrheit unter dem Joche einer wenig zahlreichen ausbeutenden Minderheit zu halten, und die Regierungsfunktionen verwandeln sich in einfache Verwaltungsfunktionen. Die Allianz greift die Sache am umgekehrten Ende an. Sie proklamiert die Anarchie in den Reihen der Proletarier als das unfehlbarste Mittel, die gewaltigen, in den Händen der Ausbeuter konzentrierten gesellschaftlichen und politischen Machtmittel zu brechen. Unter diesem Vorwande verlangt sie von der Internationalen in demselben Augenblick, wo die alte Welt sie zu vernichten sucht, daß sie ihre Organisation durch die Anarchie ersetze. Die internationale Polizei verlangt auch nichts weiter, um die Republik Thiers' zu verewigen, indem sie sie mit dem Kaisermantel bedeckt.(10)

Der Generalrat:

R. Applegarth, Antoine Arnaud, M. J. Boon, F. Bradnick, G. H. Buttery, F. Cournet, Delahaye, Eugène Dupont, W. Hales, Hurliman, Jules Johannard, Harriet Law, F. Leßner, Lochner, Marguerite, Constant Martin, Z. Maurice, Henry Mayo, George Milner, Charles Murray, Pfänder, Vitale Regis, J. Rozwadowski, John Roach, Rühl, G. Ranvier, Sadler, Cowell Stepney, Alf. TayIor, W. Townshend, Ed. Vaillant, John Westen, F. J. Yarrow

Korrespondierende Sekretäre:

Karl Marx, Deutschland und Rußland; Leo Frankel, Österreich und Ungarn; A. Herman, Belgien; Th. Mottershead, Dänemark; J. G. Eccarius, Vereinigte Staaten; Le Moussu, französische Sektionen der Vereinigten Staaten; Aug. Serraillier, Frankreich; Charles Rochat, Holland; J. P. Mac Donnel, Irland; Fried. Engels, Italien und Spanien; Walery Wróblewsly, Polen; H. Jung, Schweiz

Charles Longuet, Präsident der Sitzung
Hermann Jung, Schatzmeister
John Hales, Generalsekretär

33, Rathbone Place,
W. London, den 5. März 1872


Fußnoten von Marx und Engels

(1) Ein Auszug aus dem Netschajew-Prozeß wird demnächst veröffentlicht. Der Leser wird darin eine Probe der dummen und gleichzeitig niederträchtigen Maximen finden, wofür Bakunins Freunde die Verantwortung auf die Internationale abgewälzt haben. <=

(2) Wissen die Freunde B. Malons, die ihn in einer stereotypen Reklame seit drei Monaten den Gründer der Internationale nennen, die sein Buch als die einzige unabhängige Arbeit über die Kommune ankündigen, welche Haltung der Amtsgehilfe des Bürgermeisters von Batignolles |Stadtteil von Paris| am Vorabend der Februarwahlen eingenommen hat? In dieser Zeit griff B. Malon, der die Kommune noch nicht voraussah und nur den Erfolg seiner Wahl zur Nationalversammlung vor Augen hatte, zu Intrigen, um als Mitglied der Internationale auf die Liste der vier Komitees gesetzt zu werden. Zu diesem Zweck leugnete er frech die Existenz des Pariser Föderalrats und unterbreitete den Komitees die Liste einer von ihm in Batignolles gegründeten Sektion, als rühre sie ganz und gar von der Assoziation her. - Später, am 19. März, beschimpfte er in einem öffentlichen Dokument die Führer der am Vorabend vollbrachten großen Revolution. - Heute druckt dieser mit allen Wassern gewaschene Anarchist, oder er läßt drucken, was er schon vor einem Jahre den vier Komitees gesagt hat: Die Internationale bin ich! B. Malon hat das Mittel gefunden, zugleich Ludwig XIV. und den Schokoladenfabrikanten Perron zu parodieren. Sagte dieser nicht, daß seine Schokolade die einzige ... eßbare sei! <=

(3) Hier ist die Zusammensetzung dieses Rats nach Nationalitäten: 20 Engländer, 15 Franzosen, 7 Deutsche (von denen fünf Gründer der Internationale sind), zwei Schweizer, zwei Ungarn, ein Pole, ein Belgier, ein Ire, ein Däne und ein Italiener. <=

(4) Wenige Zeit später wurde dieser Chautard, den man dem Generalrat hatte aufdrängen wollen, von seiner Sektion als Polizeiagent Thiers' ausgestoßen. Er wurde von denselben Leuten angeklagt, die ihn von allen für den würdigsten gehalten hatten, um sie im Generalrat zu vertreten. <=

(5) Hier folgt die Resolution der Konferenz über die "Politische Wirksamkeit der Arbeiterklasse":

"In Erwägung,

daß es im Eingang der Statuten heißt: 'Die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse ist der große Endzweck, dem jede politische Bewegung unterzuordnen ist als Mittel';

daß die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassoziation (1864) besagt:

'Die Herren des Grund und Bodens und die Herren des Kapitals werden ihre politischen Vorrechte stets ausbeuten zur Verteidigung und Verewigung ihrer ökonomischen Monopole. So weit davon entfernt, die politische Emanzipation der Arbeiter zu (ordern, werden sie fortfahren, ihr jedes mögliche Hindernis in den Weg zu legen ... Die Eroberung der politischen Macht ist daher zur großen Pflicht der Arbeiterklasse geworden';

daß der Kongreß von Lausanne (1867) erklärt hat: 'Die soziale Emanzipation der Arbeiter ist untrennbar von ihrer politischen Emanzipation';

daß die Erklärung des Generalrats über das angebliche Komplott der französischen Internationalen am Vorabend des Plebiszits (1870) folgende Stelle enthält: 'Nach dem Wortlaut unsrer Statuten haben alle unsre Zweige in England, auf dem Kontinent und in Amerika unzweifelhaft die ausdrückliche Aufgabe, nicht nur Mittelpunkte für die streitbare Organisation der Arbeiterklasse zu bilden, sondern in ihren bezüglichen Ländern ebenfalls jede politische Bewegung zu unterstützen, die zur Erreichung unsers Endziels dient, - der ökonomischen Emanzipation der Arbeiterklasse';

daß falsche Übersetzungen der Originalstatuten Mißdeutungen veranlaßt haben, die der Entwicklung und der Wirksamkeit der Internationalen Arbeiterassoziation schädlich waren;

in Anbetracht ferner,

daß die Internationale einer zügellosen Reaktion gegenübersteht, welche jedes Emanzipationsstreben der Arbeiter schamlos niederdrückt und durch rohe Gewalt den Klassenunterschied und die darauf gegründete politische Herrschaft der besitzenden Klassen zu verewigen sucht;

daß die Arbeiterklasse gegen diese Gesamtgewalt der besitzenden Klassen nur als Klasse handeln kann, indem sie sich selbst als besondere politische Partei konstituiert, im Gegensatz zu allen alten Parteibildungen der besitzenden Klassen;

daß diese Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei unerläßlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres Endziels - Abschaffung der Klassen;

daß die Vereinigung der Einzelkräfte, welche die Arbeiterklasse bis zu einem gewissen Punkt bereits durch ihre ökonomischen Kämpfe hergestellt hat, auch als Hebel für ihren Kampf gegen die politische Gewalt ihrer Ausbeuter zu dienen hat, -

aus diesen Gründen erinnert die Konferenz alle Mitglieder der Internationalen:

daß in dem strebenden Stand der Arbeiterklasse ihre ökonomische Bewegung und ihre politische Betätigung untrennbar verbunden sind."<=

(6) Die Arbeiten der Polizei, die in der letzten Zelt über die Internationale veröffentlicht worden sind, das Rundschreiben von Jules Favre an die auswärtigen Mächte und der Bericht des Krautjunkers Sacaze über das Projekt von Dufaure nicht ausgenommen, wimmeln von Zitaten, die den pompösen Manifesten der Allianz entnommen sind. Die Phraseologie dieser Sektierer, deren ganzer Radikalismus in den Worten liegt, dient aufs beste den Wünschen der Reaktion. <=

(7) Solcherart waren zu dieser Zeit die scheinbaren Meinungen der Gesellschaft Befreiung des Proletariers, die von ihrem korrespondierenden Sekretär, einem Freund Bakunins, vertreten wurde. In Wirklichkeit waren die Tendenzen dieser Sektion ganz andere. Nachdem sie diesen zweifach ungetreuen Vertreter wegen Unterschlagung von Geldmitteln und wegen seiner freundschaftlichen Beziehungen zum Polizeichef von Turin ausgeschlossen hatte, gab diese Gesellschaft Aufklärungen, die jedes Mißverständnis zwischen ihr und dem Generalrat verschwinden ließen. <=

(8) Die Männer der Allianz, die nicht davon ablassen, dem Generalrat die Einberufung einer internen Konferenz in einem Augenblick vorzuwerfen, in dem die Veranstaltung eines öffentlichen Kongresses der Gipfel des Verrats oder der Dummheit gewesen wäre; diese bedingungslosen Parteigänger des Skandals und der Öffentlichkeit um jeden Preis haben unter Mißachtung unserer Statuten im Schoße der Internationale eine richtiggehende Geheimgesellschaft organisiert, die gegen die Internationale selbst gerichtet ist mit dem Ziele, ihre Sektionen ohne deren Vorwissen unter die Hohepriesterschaft Bakunins zu stellen.

Der Generalrat beabsichtigt, vom nächsten Kongreß eine Untersuchung über diese Geheimorganisation und ihre Anstifter in gewissen Ländern, zum Beispiel in Spanien, zu fordern. <=

(9) Unter der Überschrift "An den Pranger!" sagt die (Genfer) "Égalité" vom 15. Februar 1872 folgendes:

"Der Tag ist noch nicht gekommen, um die Geschichte der Niederlage der Kommune-Bewegung in Südfrankreich zu schreiben; aber schon heute können wir, die wir größtenteils Zeugen der bedauerlichen Niederlage des Aufstands vom 30. April in Lyon waren, erklären, daß dieser Aufstand zu einem Teil infolge der Feigheit, des Verrats und der Diebstähle von G. Blanc scheiterte, der sich überall einschlich und die Befehle des sich im Schatten haltenden A. Richards ausführte.

Durch ihre vorsätzlichen Manöver war es diesen Elenden gelungen, mehrere Personen aus der Zahl jener zu kompromittieren, die an den Vorbereitungsarbeiten des Aufstandskomitees teilgenommen hatten.

Überdies war es den Verrätern geglückt, die Internationale in Lyon in solchem Maße zu diskreditieren, daß im Augenblick der Pariser Revolution die Internationale den Lyoner Arbeitern das größte Mißtrauen einflößte. Daher jegliches Fehlen einer Organisation; daher die Niederlage des Aufstands, eine Niederlage, die notwendigerweise den Fall der Kommune, die in ihrer Isolierung den eigenen Kräften überlassen blieb, nach sich ziehen mußte! Erst nach dieser blutigen Lektion vermochte es unsere Propaganda, die Arbeiter Lyons wieder um die Fahne der Internationale zu scharen.

Albert Richard ist das Lieblingskind des Propheten Bakunin und Konsorten gewesen." <=

(10) In dem Bericht über das Gesetz von Dufaure rückt der Krautjunker Sacaze vor allem der "Organisation" der Internationale zu Leibe. Diese Organisation ist für ihn das rote Tuch. Nachdem er "die aufsteigende Bewegung dieser furchtbaren Organisation" festgestellt hat, fährt er fort: "Diese Assoziation weist ... die dunklen Praktiken der Sekten, die ihr vorangegangen sind, zurück. Ihre Organisation entstand und veränderte sich am lichten Tage. Dank der Kraft dieser Organisation ... hat sie allmählich ihre Aktions- und Einflußsphäre ausgedehnt. Sie erschließt sich alle Territorien." Dann beschreibt er "die Organisation insgesamt" und schließt: "Derart ist, in ihrer weisen Einheitlichkeit ... der Plan dieser umfassenden Organisation. Ihre Kraft liegt in dieser Konzeption selbst. Sie beruht auch auf der Masse ihrer Anhänger, die an eine gleichzeitige Aktion gebunden sind und schließlich in dem unbesiegbaren Trieb, der sie in Bewegung setzen kann." <=


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