MLWerke Marx/Engels - Werke Artikel und Korrespondenzen 1885

Seitenzahlen verweisen auf:    Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 21, 5. Auflage 1975, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 229-237.
Korrektur:    1
Erstellt:    20.03.1999

Friedrich Engels

Wie man Marx nicht übersetzen soll

Geschrieben Oktober 1885.
Nach: "The Commonweal". Vol. I, Nr. 10 vom November 1885.
Aus dem Englischen.


|229| Der erste Band des Marxschen "Kapitals" ist Allgemeinbesitz, soweit es Übersetzungen in andere Sprachen betrifft. Deshalb hätte, obwohl es in englischen sozialistischen Kreisen recht gut bekannt ist, daß eine Übersetzung vorbereitet und in Kürze unter der Verantwortlichkeit der literarischen Testamentsvollstrecker von Marx veröffentlicht werden wird, niemand ein Recht, etwas dagegen einzuwenden, wenn dieser Übersetzung eine andere vorausginge, solange der Text treu und ebenso gut wiedergegeben würde.

Die ersten Seiten solch einer Übersetzung von John Broadhouse sind in der Oktober-Nummer des "To-day" veröffentlicht. Ich sage ausdrücklich, daß sie sehr weit davon entfernt ist, eine treue Textwiedergabe zu sein, und dies deshalb, weil Herr Broadhouse keine der von einem Marx-Übersetzer geforderten Fähigkeiten besitzt.

Um solch ein Buch zu übersetzen, genügt nicht allein eine gute Kenntnis der deutschen Literatursprache. Marx gebraucht gern Alltagsausdrücke und mundartliche Redewendungen; er prägt neue Wörter, er nimmt seine Erläuterungen aus jedem Zweig der Wissenschaft, seine Anspielungen aus den Literaturen von einem Dutzend Sprachen; um ihn zu verstehen, muß einer tatsächlich ein Meister der deutschen Sprache in Wort und Schrift sein und muß auch etwas vom deutschen Leben kennen.

Hierzu ein Beispiel. Als einige Oxford-Studenten in einem Viererboot über die Straße von Dover ruderten, hieß es in den Zeitungsberichten, daß einer von ihnen "caught a crab". Der Londoner Korrespondent der "Kölnischen Zeitung" nahm das wörtlich und berichtete getreulich seinem Blatt, daß "ein Krebs mit dem Ruder eines der Studenten in Kollision gekommen |230| sei". Wenn ein Mann, der schon jahrelang mitten in London lebt, imstande ist, solch einen lächerlichen Schnitzer zu machen, sobald er auf Fachausdrücke eines ihm unbekannten Gebiets stößt, was kann man da von jemandem erwarten, der nur eine leidliche Kenntnis des Schriftdeutschen hat und es unternimmt, den am schwersten übersetzbaren deutschen Schriftsteller in eine andere Sprache zu übertragen? Und tatsächlich werden wir sehen, daß Herr Broadhouse außerordentlich geschickt im "Krebse fangen" ist.

Aber hierfür wird noch etwas mehr verlangt. Marx ist einer der kraftvollsten, sich am prägnantesten und bündigsten ausdrückenden Schriftsteller unserer Zeit. Um ihn richtig wiederzugeben, muß man ein Meister nicht nur der deutschen, sondern auch der englischen Sprache sein. Herr Broadhouse jedoch, obwohl offensichtlich ein Mann von beachtenswerten journalistischen Fähigkeiten, beherrscht nur soweit Englisch, als es sich im Rahmen der konventionellen literarischen Respektabilität hält. Hier bewegt er sich gewandt; aber diese Art Englisch ist nicht die Sprache, in die "Das Kapital" jemals übersetzt werden kann. Kraftvolles Deutsch verlangt zu seiner Wiedergabe kraftvolles Englisch; alle Ressourcen der Sprache müssen ausgeschöpft werden; neu geprägte deutsche Ausdrücke erfordern entsprechende neue Ausdrücke im Englischen. Aber sobald Herr Broadhouse einer solchen Schwierigkeit gegenübersteht, verlassen ihn nicht nur seine Ressourcen, sondern auch sein Mut. Die geringste Erweiterung seines begrenzten Wortschatzes, die geringste Neuerung im üblichen konventionellen Alltagsenglisch erschreckt ihn, und ehe er eine solche Ketzerei wagt, gibt er lieber das schwierige deutsche Wort durch einen mehr oder weniger unbestimmten Ausdruck wieder, der sein Ohr nicht beleidigt, der aber die Meinung des Verfassers verdunkelt; oder, was noch schlimmer ist, er übersetzt es, wenn es wiederholt vorkommt, durch eine ganze Reihe verschiedener Ausdrücke und vergißt dabei, daß ein Fachausdruck immer mit ein und demselben entsprechenden Wort wiedergegeben werden muß. So übersetzt er gleich in der Überschrift des ersten Abschnitts Wertgröße |Wertgröße: in "The Commonweal" deutsch| mit "extent of value", ohne zu beachten, daß Größe |Größe: in "The Commonweal" deutsch| ein genau bestimmter mathematischer Ausdruck ist, gleichwertig mit "magnitude" oder einer bestimmten Quantität, während "extent" noch vieles andere bedeuten kann. So ist selbst die einfache Neubildung "labour-time" für Arbeitszeit |Arbeitszeit: in "The Commonweal" deutsch| zuviel für ihn; er übersetzt es durch 1. "time-labour", das bedeutet, wenn überhaupt etwas, Arbeit, die nach Zeit bezahlt wird, oder Arbeit, die jemand ver- |231| richtet, der seine Strafzeit bei Zwangsarbeit "abdient"; 2. "time of labour"; 3. "labour-time" und 4. "period of labour" (Arbeitsperiode |Arbeitsperiode: in "The Commonweal" deutsch|), worunter Marx im zweiten Band etwas ganz anderes versteht. Nun ist aber, wie wohl bekannt, die "Kategorie" Arbeitszeit eine der fundamentalsten des ganzen Buches, und sie durch vier verschiedene Ausdrücke in weniger als zehn Seiten zu übersetzen, ist mehr als unverzeihlich.

Marx beginnt mit der Analyse der Ware. Der erste Gesichtspunkt, unter dem sich eine Ware darbietet, ist der eines Gebrauchsgegenstands; als solcher kann sie entweder in Hinblick auf ihre Qualität oder auf ihre Quantität betrachtet werden.

"Any such thing is a whole in itself, the sum of many qualities or proper-ties, and may therefore be useful in different ways. To discover these different ways and therefore the various uses to which a thing may be put, is the act of history. So, too, is the finding and fixing of socially recognised Standards of measure for the quantity of useful things. The diversity of the modes of measuring commodities arises partly from the diversity of the nature of the objects to be measured, partly from convention."

["Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken, ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention."]

Das wird von Herrn Broadhouse wie folgt wiedergegeben:

"To discover these various ways, and consequently the multifarious modes in which an object may be of use, is a work of time. So, consequently, is the finding of the social measure for the quantity of useful things. The diversity in the bulk of commodities arises partly from the different nature" etc.

["Diese verschiedenen Seiten zu entdecken und folglich die mannigfachen Arten, in denen ein Gegenstand nützlich sein könnte, ist ein Werk der Zeit. Genauso, folglich, das Finden des gesellschaftlichen Maßes für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit in der Masse von Waren entsteht teilweise aus der verschiedenen Natur" usw.]

Bei Marx bildet das Herausfinden der verschiedenen nützlichen Seiten der Dinge einen wesentlichen Teil des geschichtlichen Fortschritts; bei |232| Herrn Broadhouse ist es bloß ein Werk der Zeit. Bei Marx wird die gleiche Einschätzung auf die Festsetzung allgemeiner gesellschaftlicher Maße angewandt. Bei Herrn B[roadhouse] besteht noch ein "Werk der Zeit" in dem "Finden des gesellschaftlichen Maßes für die Quantität der nützlichen Dinge", um eine Art Maß, um das sich Marx sicherlich niemals bemüht hat. Und dann schließt Broadhouse damit, daß er fälschlicherweise Maße |Maße: in "The Commonweal" deutsch| (measures) für Masse |Masse: in "The Commonweal" deutsch| (bulk) hält und dadurch Marx einen der schönsten Krebse anhängt, die jemals gefangen wurden.

Weiter sagt Marx:

"Use-values form the matenal out of which wealth is made up, whatever may be the social form of that wealth"

["Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei"]

(die spezifische Form der Aneignung, in der er in Besitz genommen und verteilt wird).

Herr Broadhouse übersetzt:

"Use values constitute the actual basis of wealth which is always their social form",

["Gebrauchswerte bilden die wirkliche Basis des Reichtums, der immer ihre soziale Form ist"]

was entweder eine anmaßende Plattheit oder barer Unsinn ist,

Der zweite Gesichtspunkt, unter dem eine Ware sich darbietet, ist ihr Tauschwert. Daß alle Waren in bestimmten, ständig wechselnden Proportionen gegeneinander austauschbar sind, daß sie Tauschwerte haben, diese Tatsache schließt ein, daß sie etwas enthalten, was ihnen allen gemeinsam ist. Ich übergehe die liederliche Art, in der Herr Broadhouse hier eine der feinsten Analysen in Marx' Buch wiedergibt, und gehe gleich zu der Stelle über, wo Marx sagt:

"This something common to all commodities cannot be a geometrical, physical, chemical or other natural property. In fact their material properties come into consideration only in so far as they make them useful, that is, in so far as they turn them into use-values."

["Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten."]

|233| Und er fährt fort:

"But it is the very act of making abstraction from their use-values which evidently is the characteristic point of the exchange-relation of commodities. Within this relation, one use-value is equivalent to any other, so long as it is provided in sufficient Proportion."

["Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis der Waren augenscheinlich charakterisiert. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade soviel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist."

Nun Herr Broadhouse:

"But on the other hand, it is precisely these use-values in the abstract which apparently characterise the exchange-ratio of the commodities. In itself, one use-value is worth just as much as another if it exists in the same proportion."

["Aber andererseits sind es gerade diese abstrakten Gebrauchswerte, die offensichtlich die Austauschproportion der Waren charakterisieren. An sich ist ein Gebrauchswert genausoviel wert wie ein anderer, wenn er in der gleichen Proportion vorhanden ist."]

Auf diese Weise läßt Herr Broadhouse, von kleineren Fehlern abgesehen, Marx genau das Gegenteil von dem sagen, was er wirklich sagt. Bei Marx ist das Charakteristische des Austauschverhältnisses von Waren die Tatsache, daß von ihren Gebrauchswerten völlig abstrahiert wird, daß sie angesehen werden, als hätten sie überhaupt keinen Gebrauchswert. Sein Dolmetscher läßt ihn sagen, daß das Charakteristische der Austauschproportion (von der hier nicht die Rede ist) genau ihr Gebrauchswert sei, nur "abstrakt" genommen! Und dann, einige Zeilen weiter, gibt er den Satz von Marx wieder: "Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert", weder abstrakten noch konkreten. Wir dürfen wohl fragen: "Verstehest du auch, was du liesest?"

Auf diese Frage kann man unmöglich bejahend antworten, wenn wir feststellen, daß Herr Broadhouse dieselbe falsche Auffassung ständig aufs neue wiederholt. Nach dem eben zitierten Satz fährt Marx fort;

"Now, if we leave out of consideration" (that is, make abstraction from) "the use-values of the commodities, there remains to them but one property: that of being the products |234| of labour. But even this product of labour has already undergone a change in our hands. If we make abstraction from its use-value, we also make abstraction from the bodily components and forms which make it into a use-value."

["Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab" (das heißt, davon abstrahieren), "so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen."]

Dies wird von Herrn Broadhouse wie folgt englisch wiedergegeben:

"If we separate use-values from the actual material of the commodities, there remains" (where? with the use-values or with the actual material?) "one property only, that of the product of labour. But the product of labour is already transmuted in our hands. If we abstract from it its use-value, we abstract also the stamina and form which constitute its use-value."

["Wenn wir Gebrauchswerte von dem wirklichen Material der Waren trennen, da bleibt" (wo? bei den Gebrauchswerten oder bei dem wirklichen Material?) "nur eine Eigenschaft, die des Arbeitsprodukts. Aber das Arbeitsprodukt ist schon in unseren Händen verwandelt. Wenn wir von ihm seinen Gebrauchswert abstrahieren, abstrahieren wir auch seine Substanz und die Form, die seinen Gebrauchswert ausmachen."]

Marx wiederum:

"In the exchange-relation of commodities, their exchange-value presented itself to us ss something perfectly independent of their use-values. Now, if we actually make abstraction from the use-value of the products of labour, we arrive at their value, as previously determined by us.

["Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward."]

Das lautet bei Herrn Broadhouse wie folgt:

"In the exchange-ratio of commodities their exchange-value appears to us as something altogether independent of their use-value. If we now in effect abstract the use-value from the labour-products, we have their value as it is then determined."

["In der Austauschproportion von Waren erscheint uns ihr Tauschwert als etwas von ihrem Gebrauchswert gänzlich Unabhängiges. Wenn wir nun tatsächlich den Gebrauchswert von den Arbeitsprodukten abstrahieren, haben wir ihren Wert, wie er dann bestimmt wird."]

|235| Darüber besteht kein Zweifel. Herr Broadhouse hat niemals von irgendwelchen anderen Arten der Abstraktion als von dinglichen gehört, wie etwa die Abstraktion von Geld aus einer Kasse oder einem Safe. Abstraktion und Subtraktion gleichzusetzen, das ist für einen Marx-Übersetzer unverzeihlich.

Noch ein Beispiel für die Verdrehung von deutschem Sinn in englischen Unsinn. Eine der vortrefflichsten Untersuchungen von Marx ist die Aufdeckung des Doppelcharakters der Arbeit. Die Arbeit, als Erzeugerin von Gebrauchswert betrachtet, ist von anderem Charakter und hat andere Eigenschaften als dieselbe Arbeit, als Erzeugerin von Wert. Die eine ist Arbeit spezifischer Art: Spinnen, Weben, Pflügen etc.; die andere ist der allen gemeinsame Charakter der menschlichen produktiven Tätigkeit, die dem Spinnen, Weben, Pflügen etc. eigen ist und sie alle unter dem einen gemeinsamen Begriff Arbeit zusammenfaßt. Die eine ist konkrete, die andere abstrakte Arbeit. Die eine ist Arbeit im technischen Sinn, die andere im ökonomischen. Kurz - denn die englische Sprache hat Ausdrücke für beide - die eine ist work zum Unterschied von labour; die andere labour zum Unterschied von work. Nach dieser Analyse fährt Marx fort:

"Originally a commodity presented itself to us as something duplex: use-value and exchange-value. Further on we saw that labour, too, as far as it is expressed in value, does no longer possess the same characteristics which belong to it in its capacity as a creator of use-value."

["Ursprünglich erschien uns die Ware als ein Zwieschlächtiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, daß auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommen."]

Herr Broadhouse will unbedingt beweisen, daß er nicht ein Wort der Marxschen Analyse verstanden hat, und übersetzt den obigen Satz wie folgt:

"We saw the commodity at first as a compound of use-value and exchange-value. Then we saw that labour, so far as it is expressed in value, only possesses that character so far as it is a generator of use-value."

["Wir sahen die Ware anfangs als eine Zusammensetzung von Gebrauchswert und Tauschwert. dann sahen wir, daß Arbeit, soweit sie in Wert ausgedrückt ist, nur insoweit diesen Charakter besitzt, als sie Erzeugerin von Gebrauchswert ist.."]

Wenn Marx "Weiß" sagt, sieht Herr Broadhouse nicht ein, warum er nicht "Schwarz" übersetzen sollte.

|236| Aber genug davon. Wir wollen zu etwas Amüsanterem kommen. Marx sagt: "In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris |Rechtsfiktion|, daß jeder Mensch als Warenkäufer eine enzyklopädische Warenkenntnis besitzt." Obgleich nun der Ausdruck Civil Society |bürgerliche Gesellschaft| durch und durch englisch ist und Fergusons "History of Civil Society" mehr als hundert Jahre alt, ist Herr Broadhouse diesem Ausdruck nicht gewachsen. Er übersetzt ihn mit "amongst ordinary people" |unter gewöhnlichen Menschen| und verkehrt so den Satz in Unsinn. Denn es sind genau die "ordinary people", die ständig darüber murren, daß sie vom Kleinhändler betrogen werden etc., weil sie die Natur und den Wert der Waren, die sie kaufen müssen, nicht kennen.

Die Produktion (Herstellung |Herstellung: in "The Commonweal" deutsch|) eines Gebrauchswerts wird wiedergegeben durch "the establishing of a use-value" |Die Festsetzung eines Gebrauswerts|. Wenn Marx sagt: "Gelingt es, mit wenig Arbeit Kohle in Diamant zu verwandeln, so kann sein Wert unter den von Ziegelsteinen fallen." Herr Broadhouse, dem anscheinend nicht bekannt ist, daß der Diamant eine allotropische Form des Kohlenstoffs ist, verwandelt Kohle in Koks. Ähnlich verwandelt er die "total yield of the Brazilian diamond mines" |"Gesamtausbeute der brasilischen Diamantgruben"| in "the entire Profits of the whole yield" |"Die Gesamtprofite der ganzen Ausbeute"|. "The primitive communities of India" |"die altindischen Gemeinden"| werden unter seinen Händen "venerable communities" |"ehrwürdigen Gemeinden"|.

Marx sagt:

"In the use-value of a commodity is contained" (steckt, which had better be translated: For the production of the use-value of a commodity there has been spent) "a certain productive activity, adapted to the peculiar purpose, or a certain useful labour."

["In dem Gebrauchswert jeder Ware steckt" (steckt, was man besser übersetzen sollte: Für die Produktion des Gebrauchswerts einer Ware ist verausgabt worden) "eine bestimmte zweckmäßig produktive Tätigkeit oder nützliche Arbeit."

Herr Broadhouse muß sagen:

"In the use-value of a commodity is contained a certain quantity of productive power or useful labour"

["In dem Gebrauchswert einer Ware steckt eine bestimmte Menge Produktivkraft oder nützliche Arbeit"]

und verkehrt so nicht nur Qualität in Quantität, sondern produktive Tätigkeit, die verausgabt wurde, in Produktivkraft, die erst verausgabt werden soll.

|237| Aber genug. Ich könnte das Zehnfache der angeführten Beispiele bringen, um zu zeigen, daß Herr Broadhouse in keiner Hinsicht ein zum Übersetzen von Marx fähiger und geeigneter Mann ist, und besonders deshalb, weil er überhaupt nicht zu wissen scheint, was wirklich gewissenhafte wissenschaftliche Arbeit ist.(1)

Friedrich Engels


Fußnoten von Engels

(1) Aus dem Obengesagten ist ersichtlich, daß "Das Kapital" nicht zu den Büchern gehört, die auf Vertragsbasis übersetzt werden können. Die Übersetzungsarbeit liegt in den besten Händen; jedoch ist es den Übersetzern nicht möglich, ihre gesamte Zeit darauf zu verwenden. Das sind die Ursachen für die Verzögerung der Herausgabe. Aber wenn auch der genaue Zeitpunkt des Erscheinens nicht angegeben werden kann, so dürfen wir mit Gewißheit sagen, daß sich die englische Ausgabe im Laufe des nächsten Jahres in den Händen des Publikums befinden wird.


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