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Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 40. Berlin/DDR. 1973. S. 185-207.
1. Korrektur
Erstellt am 15.01.2000

Karl Marx

Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie - Fünftes Heft


Luc. Annaeus Seneca. Werke. Bd. [I-III].
Amsterdam 1672

|185| Brief 9. Bd. II. S. 25. »Ob Epikur in einem Brief diejenigen zu Recht tadelt, die sagen, der Weise sei sich selbst genug und brauche deshalb keinen Freund, willst du wissen. Dies wird von Epikur Stilpo und denen vorgeworfen, welchen ein leidenschaftsloser Sinn als das höchste Gut erscheint.«

»[...] selbst ... Epikur hat eine ... Äußerung getan ... ›Wem&‹, sagte er ›das Seine nicht als das Ausgezeichnetste erscheint, der ist, mag er auch Herr der ganzen Welt sein, dennoch unglücklich.‹« a.a.O. S. 30.

»[...] setzte er (d.h. Epikur) [...] dies hinzu: ›Es habe ihm und Metrodor bei so viel Gutem nichts geschadet, daß das berühmte Griechenland sie nicht nur nicht gekannt, sondern von ihnen auch fast nichts gehört hätte‹.« Brief 79. S. 317.

»[...] da Epikur selbst sagt, zuweilen werde er sich von der Lust zurückziehen und sogar nach dem Schmerz trachten, wenn entweder auf die Lust die Reue zu folgen droht oder man einen kleineren Schmerz hinnimmt, um einen größeren zu vermeiden.« L. Seneca. Buch von der Muße des Weisen. S. 582. Bd. I.

»[...] Epikur sagt: ›Der Weise würde, wenn er in Phalaris Stier geröstet würde, ausrufen: es ist angenehm, und mir macht es nichts aus‹, ... da [...] Epikur sagt, es sei angenehm, gemartert zu werden.« Brief 66. [Bd. II.] S. 235. Ebenso Brief 67. S. 248.

»Bei Epikur sind es zwei Güter, aus denen jenes höchste Glück besteht: daß der Körper ohne Schmerz und der Geist ohne Beunruhigung sei.« Brief 66. S. 241.

»[...] denn Epikur [...] sagt, ›er habe an der Blase und am entzündeten Unterleib Qualen auszuhalten, die sich nicht mehr steigern ließen, trotzdem sei dies für ihn ein glücklicher Tag‹ [...].« Brief 66. S. 242.

»Ich erinnere [...] an Epikurs ausgezeichnete Worte ... ›Dieser kleine Garten ... reizt die Eßlust nicht, sondern stillt sie; und er verursacht durch das Trinken selbst nicht noch größeren Durst, sondern löscht ihn durch ein natürliches und nichts kostendes Mittel. Bei dieser Lust bin ich alt geworden.‹ Ich spreche mit dir nur über die Bedürfnisse, die sich nicht beschwichtigen lassen, die man irgendwie befriedigen muß, damit sie aufhören. Denn über jene außerordentlichen, die man verschieben, zügeln und unterdrücken kann, gebe ich nur dies eine zu bedenken: Diese Art Lust ist natürlich, aber nicht notwendig. Du bist ihr nichts schuldig. Wenn du für sie etwas aufwendest, geschieht es freiwillig. Der Magen richtet sich nicht nach Vorschriften, er verlangt, er |187| mahnt, er ist dennoch kein lästiger Gläubiger, er läßt sich mit wenig zufriedenstellen, wenn du ihm nur gibst, was du mußt, nicht, was du kannst.« Brief 21. S. 80[-81].

»[...] Epikur, den ihr zum Schutzpatron eurer Trägheit macht und von dem ihr glaubt, er lehre Weichlichkeit und Müßiggang und Dinge, die Lust hervorrufen, sagt: ›Selten begegnet dem Weisen das Glück.‹« Bd. I. S. 416. Über die Unerschütterlichkeit des Weisen.

»Epikur tadelt die, welche den Tod herbeiwünschen, nicht weniger als die, welche ihn fürchten, und sagt: ›Es ist lächerlich, aus Lebensüberdruß in den Tod zu eilen, nachdem du es durch deine Lebensweise dahin gebracht hast, daß du in den Tod eilen mußtest.‹ Ebenso sagt er an einer anderen Stelle: ›Was ist so lächerlich, wie nach dem Tod zu trachten, nachdem du dir durch die Angst vor dem Tode ein unruhiges Leben bereitet hast?‹ [Hierzu kann man hinzufügen] auch noch folgendes: ›Die Unvernunft, ja der Wahnsinn der Menschen sei so groß, daß manche durch die Angst vor dem Tode zum Tode gezwungen würden.‹ Brief 24. S. 95.

»Ich selbst bin jedenfalls der Meinung (und ich sage dies wohl meinen Schulkollegen zum Trotz), daß die Lehren des Epikur sittlich rein und rechtlich und bei näherer Betrachtung sogar streng sind; die Lust wird auf eine kleine und unbedeutende Rolle beschränkt: und das Gebot, das wir für die Tugend aufstellen, das stellt er für die Lust auf. Er bestimmt, sie habe der Natur zu gehorchen; es ist recht wenig, was für die Natur genügt. Was ist es also? Der, welcher eine träge Muße und einen ständigen Wechsel zwischen Schlemmerei und Sinnlichkeit Glück nennt, sucht einen guten Anwalt für eine schlechte Sache, und ist er, angezogen durch den verführerischen Namen, dorthin gekommen, ergibt er sich der Lust, aber nicht der, von der er hört, sondern der, die er mitgebracht hat« etc. Über das glückliche Leben. Bd. I. S. 542.

»[...] Freunde ... der Name, den ihnen (d.h. den Sklaven) unser Epikur gegeben hat [...].« Brief 107. [Bd. II.] S. 526. »[...] Epikur, Stilpos Kritiker [...].« S. 30. Brief 9.

»[...] man merke sich, daß Epikur dasselbe sagt: ... ›Nur der Weise verstehe Dank abzustatten.‹« Brief 81. S. 326.

»›Einige‹, sagt Epikur, ›ringen nach Wahrheit ohne jegliche Beihilfe; unter diesen habe er sich selbst den Weg gebahnt.‹ Diese lobt er am meisten, die aus eigenem Antrieb gehandelt haben, die sich selbst vorangebracht haben. ›Andere brauchen fremde Hilfe, sie würden nicht vorankommen, wenn ihnen keiner voranginge, würden aber eifrig folgen.‹ Zu diesen, sagt er, gehöre Metrodor. Auch ein solcher Charakter sei hervorragend, aber zweiten Ranges.« Brief 52. S. [176-]177. »›Außer diesen wirst du noch eine andere Art Menschen finden, selbst diese ist nicht zu verachten, die Gruppe derjenigen, die zum Richtigen gezwungen und genötigt werden können, die nicht etwa einen Führer brauchen, sondern einen Beistand und sozusagen einen Antreiber.‹ Dies ist die dritte Sorte.« a.a.O.

»Epikur, der Lehrer der Lust, hatte bestimmte Tage, an denen er seinen Hunger auf ganz einfache Weise stillte. Denn er wollte sehen, ob ihm etwas an der vollen und reinen Lust fehlte oder wieviel ihm fehlte und ob es wert sei, daß man es mit viel Mühe noch ergänzte. Dies sagt er jedenfalls in dem Brief, den er unter dem Archon Charinus |189| an Polyaenus schrieb. Und zwar rühmt er sich, daß er noch nicht einmal ein ganzes As für das Essen brauche. Metrodor, der noch nicht soweit gekommen sei, brauche ein ganzes. Glaubst du, daß bei einer solchen Kost ein Sattwerden möglich ist? Und es ist sogar Lust möglich. Aber nicht jene oberflächliche und flüchtige, die von Zeit zu Zeit wiederbelebt werden muß, sondern eine beständige und sichere. Denn Wasser und Gerstengrütze oder ein Stück Gerstenbrot ist kein Vergnügen; aber es ist die höchste Lust, sogar diesen Dingen Lust abgewinnen zu können und sich auf das beschränkt zu haben, was einem keine Ungunst des Schicksals rauben kann.« Brief 18. S. 67[-68].

»[An ihn (d.h. Idomeneus)] hat Epikur seinen [1] trefflichen Satz geschrieben, in dem er dazu auffordert, den Pythokles nicht auf dem üblichen und nicht auf einem bedenklichen Wege reich zu machen. ›Wenn du‹, sagte er, ›den Pythokles reich machen willst, darfst du nicht sein Geld vermehren, sondern mußt seine Begehrlichkeit vermindern!‹« Brief 21. S. 79.

Vgl. Stobäus, Sermonen XVII. »Wenn du jemand reich machen willst, vergrößere nicht seine Mittel, sondern befreie ihn von seinen Wünschen.«

»›Es ist ein Unglück, in der Notwendigkeit zu leben, aber in der Notwendigkeit zu leben, ist keine Notwendigkeit.‹ Und warum ist es keine? Offen stehen überall zur Freiheit die Wege, viele, kurze, leichte. Danken wir daher Gott, daß niemand im Leben festgehalten werden kann. Zu bändigen die Notwendigkeit selbst, ist gestattet ... sagte [...] Epikur [...].« Brief 12. S. 42.

»[...] ›Unter andern Übeln ist auch dies der Torheit eigen, sie fängt immer an zu leben‹ ... Was aber ist häßlicher als ein Greis, der zu leben anfängt? Ich würde dieser Äußerung nicht den Namen ihres Urhebers hinzufügen, wenn sie nicht weniger bekannt wäre und nicht zu den allgemein verbreiteten Aussprüchen Epikurs gehörte [...].« Brief 13. S. 47.

»›Der genießt den Reichtum am meisten, der vom Reichtum am wenigsten Gebrauch macht‹ ... ist ein Ausspruch Epikurs [...]« Brief 14. S. 53.

»[...] Epikur hat gesagt: ›wenn du der Natur entsprechend lebst, wirst du niemals arm sein: wenn du nach der Einbildung lebst, niemals reich.‹ Die Natur verlangt wenig, die Einbildung ungeheuer viel.« Brief 16. S.60.

»›Für viele ist der Erwerb von Reichtum nicht das Ende der Mühen, sondern nur eine neue Form.‹« Brief 17. S. 64.

»Ich verweise dich auf Epikur - ›Maßloser Zorn verursacht Wahnsinn.‹ Wie wahr dies ist, mußt du wissen, da du sowohl einen Sklaven als auch einen Feind gehabt hast. Dieser Affekt entbrennt gegen alle möglichen Personen: er entsteht ebenso aus Liebe wie aus Haß: nicht weniger bei ernsten Dingen als bei Spiel und Scherz. Und es ist nicht von Bedeutung, wie wichtig der Grund ist, aus dem er entsteht, sondern wie das Gemüt veranlagt ist, das er erfaßt. So kommt es nicht darauf an, wie groß ein Feuer ist, sondern wohin es gerät. Denn sogar das größte Feuer ist schon von dichten Körpern nicht angenommen worden; dagegen lassen trockne und leicht brennbare Stoffe auch einen Funken zum Brand werden.« Brief 18. S. 68[-69].

|191| »- von Epikur - ›Du mußt eher‹, sagt er, ›darauf achten, mit wem du ißt und trinkst, als was du ißt und trinkst. Denn ohne Freund ist das Essen eine Fütterung, ein Löwen- und Wolfsleben.‹« Brief 19. S. 72.

»›Niemand‹, sagt er (d.h. Epikur), ›geht anders aus dem Leben, als wie er geboren worden ist.‹ ... Der hat die Weisheit in sich aufgenommen, der so sorgenlos stirbt, wie er geboren wird.« Brief 22. S. 84.

»Ich kann ... ein Wort [...] Epikurs zurückgeben ... ›Es ist lästig, das Leben immer wieder von vorne anzufangen.‹« Brief 23. S. 87.

»›Wer hierauf‹« (d.h. »Brot und Wasser, welche die Natur verlangt«, Vgl. Brief 110. S. 548) »›sein Verlangen beschränkt hat, mag mit Jupiter selbst um das Glück streiten‹, wie Epikur sagt [...].« Brief 25. S. 97.

»[...] Epikur, der sagt: ›Denke nach, was von beiden günstiger ist, entweder daß der Tod zu uns kommt oder wir zu ihm.‹« Brief 26. S. 101.

»›Eine nach dem Gesetz der Natur gestaltete Armut ist Reichtum.‹« Brief 27. S. 105.

»›Der Anfang des Heils ist die Erkenntnis der Verfehlung.‹ Dies, meine ich, hat Epikur ausgezeichnet gesagt.« Brief 28. S. 107.

»Als Epikur an einen Gefährten seiner Studien schrieb, führte er aus: ›Dies schreibe ich nicht den Vielen, sondern dir: denn wir sind einer für den andern ein hinreichend großes Publikum.‹« Brief 7. S. 21.

»Noch immer sitze ich über dem Epikur ... ›Der Philosophie mußt du dienen, damit dir die wahre Freiheit zufalle.‹ Nicht zu harren braucht der, der sich ihr unterwarf und übergab. Sogleich wird er emanzipiert. Denn dies selbst, der Philosophie dienen, ist Freiheit.« Brief 8. S. 24.

»[...] hat nicht die Schule des Epikur, sondern der Umgang mit ihm zu großen Männern gemacht.« Brief 6. S. 16.

»Fein ist daher, meine ich, Epikurs Ausspruch: ›Es kann einem Schuldigen gelingen, verborgen zu bleiben, eine Sicherheit, verborgen zu bleiben, kann es nicht geben.‹« Brief 97. S. 480.

»Ich habe den sich hierauf beziehenden Brief Epikurs an Idomeneus gelesen. Diesen bittet er, sich so eilig wie möglich davonzumachen, bevor irgendeine höhere Gewalt dazwischenkomme und ihm die Freiheit nehme zu entweichen. Jedoch fügt er hinzu, man dürfe nur etwas versuchen, wenn es zum passenden und geeigneten Zeitpunkt versucht werden könne; aber wenn jener lang ersehnte Zeitpunkt gekommen sei, müsse man, sagt er, sofort aufspringen. Wer auf Flucht ausgeht, dem verbietet er zu schlafen, und er erhofft auch [aus] den schwierigsten Lagen ein glückliches Entkommen, wenn wir weder eilen, bevor es Zeit ist, noch säumen, wenn es Zeit ist.« Brief 22. S. 82.

»Die Götter fürchtet kein vernünftiger Mensch. Denn es ist Wahnsinn, das zu fürchten, was wohltätig ist; und es liebt auch keiner die, die er fürchtet. Du endlich, Epikur, machst Gott wehrlos. Alle Waffen, jede Macht hast du ihm genommen, und damit ihn niemand fürchten muß, hast du ihn außer Tätigkeit gesetzt. Ihn also, der von einer wahrhaft gewaltigen und unüberwindlichen Mauer umgeben und von der Berührung und den Blicken der Sterblichen getrennt ist, hast du keinen Grund zu fürchten. Er hat weder die Möglichkeit zu geben noch zu schaden. Mitten im Zwischenraum |193|* zwischen unserm und einem andern Himmel, allein, ohne ein Lebewesen, ohne einen Menschen, ohne etwas sucht er den Trümmern der über ihm und um ihn herum einstürzenden Welten zu entgehen, ohne auf Wünsche zu hören und ohne sich um uns zu kümmern. Und doch willst du so scheinen, als verehrst du diesen nicht anders als einen Vater, mit dankbarem Herzen, wie ich glaube; oder wenn du nicht dankbar scheinen willst, weil du von ihm keine Gnaden hast, sondern dich die Atome und diese deine Krümchen zufällig und planlos zusammengebacken haben, warum verehrst du ihn dann? Wegen seiner außerordentlichen Erhabenheit, sagst du, und seines einzigartigen Wesens. Wenn ich dir das zugebe, tust du dies offenbar durch keinerlei Hoffnung, durch keinerlei Belohnung veranlaßt. Folglich gibt es etwas an sich Erstrebenswertes, dessen Würde selbst dich anzieht: das ist das sittlich Gute.« Über die Wohltaten. Buch IV. Kap. 19. S. 719. Bd. I.

»Alle jene Ursachen könnten sein, sagt Epikur, und versucht dazu noch mehrere andere Erklärungen; und er tadelt diejenigen, die behauptet haben, irgendeine bestimmte von diesen finde statt, da es gewagt sei, über das, was nur aus Konjekturen zu folgern, apodiktisch zu urteilen. Folglich kann, wie er sagt, das Wasser das Erdreich in Bewegung bringen, wenn es irgendwelche Teile ausgespült und weggetragen hat und nachdem diese geschwächt worden sind, konnte das nicht mehr gehalten werden, was durch die unversehrten Teile getragen wurde. Es kann die Erde ein Druck der Luft in Bewegung versetzen. Denn vielleicht wird die Luft in Schwingungen versetzt, wenn von außen her andere Luft einströmt. Vielleicht wird sie, wenn ein Teil plötzlich absackt, erschüttert und gerät dadurch in Bewegung. Vielleicht wird sie von irgendeinem Teil der Erde wie von Säulen und Pfeilern gehalten; wenn diese beschädigt sind und nachgeben, bebt die auf ihnen liegende Last. Vielleicht wird die warme Masse der Luft in Feuer verwandelt und fährt herab, ähnlich wie ein Blitz, großen Schaden anrichtend an dem, was im Wege steht. Vielleicht bringt irgendein Windzug Sümpfe und stehende Gewässer in Bewegung, und hierauf erschüttert entweder ein Stoß die Erde oder eine Luftschwingung, die durch die Bewegung selbst zunimmt und sich steigert, wird von unten nach oben getragen; jedoch meint er, für ein Beben sei keine Ursache wichtiger als die Bewegung der Luft.« Fragen der Natur. Buch Vl. Kap. 20. S. 802. Bd. II.

»Besonders zwei Schulen sind in dieser Sache uneinig, die der Epikureer und die der Stoiker: aber jede von beiden verweist, wenn auch auf verschiedenem Wege, auf die Muße. Epikur sagt: ›Der Weise kümmert sich nicht um den Staat, es sei denn, es sei eine besondere Lage entstanden.‹ Zeno sagt: ›Er soll sich um den Staat bekümmern, es sei denn, es hindere ihn etwas.‹ Der eine will Muße aus Grundsatz, der andere nach den Umständen.« Von der Muße des Weisen. Kap. 30. S. 574. Bd. I.

»Und die Lust des Epikur wird nicht daraufhin angesehen [...], wie nüchtern und trocken sie ist, sondern sie eilen auf den bloßen Namen hin herbei, um für ihre Begierden irgendeinen Schutz und Deckmantel zu suchen. So verlieren sie auch noch das einzige Gute, was sie in ihrer Schlechtigkeit hatten, die Scheu vor der Verfehlung. Denn sie loben nun, wovor sie vorher rot zu werden pflegten, und sie rühmen sich des Lasters; und daher kann sich nicht einmal die Jugend zusammennehmen, seit die |195| schändliche Trägheit ein ehrbares Mäntelchen umgehängt bekommen hat.« S. 541. Kap. 12. Über das glückliche Leben. Bd. I.

»Denn alle diese (d.h. Plato, Zeno, Epikur) sagten nicht, wie sie selbst lebten, sondern wie man leben müßte.« Kap. 18. S. 550. a.a.O.

»Daher spendet Gott keine Gnaden, sondern, in seliger Ruhe verharrend und unbekümmert um uns, abgewandt von der Welt, tut er etwas anderes oder (was dem Epikur als die größte Glückseligkeit erscheint) tut er nichts, und berühren ihn gute Taten ebensowenig wie Ungerechtigkeiten.« S. 699. Über die Wohltaten. Buch IV. Kap. 4. Bd. I.

»An dieser Stelle muß man dem Epikur ein gutes Zeugnis ausstellen, der ständig darüber klagt, daß wir dem Vergangenen gegenüber undankbar seien, daß wir das Gute, was wir empfangen haben, nicht im Gedächtnis behalten und nicht unter die Genüsse zählen, da kein Genuß sicherer sei als der, welcher einem nicht mehr genommen werden kann.« Über die Wohltaten. Buch III. Kap. 4 [S. 666. Bd. I].

»Man kann mit Sokrates disputieren, mit Karneades zweifeln, mit Epikur ruhig leben, die Natur des Menschen mit den Stoikern besiegen, mit den Kynikern exzentrisch sein, mit dem natürlichen Lauf der Dinge in die Gesellschaft eines jeden Zeitalters gleichermaßen hineinwachsen.« Über die Kürze des Lebens. S. 512. Bd. I.

»In dieser Beziehung stehn wir im Kampf mit dem genußsüchtigen und behaglich lebenden Schwarm der Epikureer, die bei ihren Tischgesellschaften philosophieren und bei denen die Tugend eine Dienerin der Lüste ist. Ihnen gehorcht er, ihnen dient er, sie sieht er über sich.« Über die Wohltaten. Buch IV- Kap. 2. S. 697. Bd. I.

»Wie aber soll die Tugend die Lust beherrschen, der sie folgt, da zu folgen Sache des Gehorchenden ist, zu beherrschen Sache des Gebietenden?« Über das glückliche Leben. Kap. II. S. 538. Bd. I.

»Für euch (d.h. die Epikureer) ist es Lust, den Körper einer trägen Muße zu überlassen, Sorglosigkeit gleich Schlafenden zu erstreben, sich unter einem dichten Schleier zu verbergen und mit gefühlvollen Vorstellungen, die ihr Seelenruhe nennt, die Erstarrung des trägen Geistes zu lösen und mit Speise und Trank im Schatten von Gärten die vom Nichtstun schwach gewordenen Körper zu stärken; für uns ist es Lust, gute Taten zu tun, seien sie auch mühselig, wenn dadurch nur die Mühsal andrer gemildert, oder gefährlich, wenn dadurch nur andere aus Gefahren befreit werden, oder für unsere Geschäftslage belastend, wenn nur die Bedrängnisse und Nöte andrer gemildert werden.« Über die Wohltaten. Buch IV. Kap. 13. S. 713. Bd. I.

»Für Unerfahrene und Ungebildete ist des Stürzens kein Ende: sie fallen herab in jenes epikureische Chaos, das leer ist und ohne Ende.« Brief 72. S. 274. Bd. II.

»Die Epikureer meinten, die Philosophie zerfalle in zwei Teile, die Natur- und die Moralphilosophie; die Logik ließen sie nicht gelten. Dann, als sie durch die Tatsachen selbst gezwungen wurden, Doppeldeutiges zu unterscheiden, Falsches, das unter dem Schein des Wahren verborgen war, aufzudecken, führten auch sie selbst ein Gebiet ein, das sie die Lehre vom Urteil und der Regel nennen, also unter einem andern Namen die Logik; aber sie halten sie für einen Anhang der Naturphilosophie.« Brief 89. S. 397.

|197| »Der epikureische Gott [...] hat weder selbst etwas zu tun, noch gibt er andern etwas zu tun.« Über den Tod des Kaiser Claudius. S. 851. Bd. II.

»›Du sagst, Muße empfiehlst du mir, Seneca? Du verfällst in epikureisches Gerede.‹ Ich empfehle dir eine Muße, in welcher du wichtigere und schönere Dinge tust, als die, die du aufgegeben hast.« Brief 68. S. 251.

»Ich bin nicht so töricht, an dieser Stelle dem epikureischen Geschwätz zu folgen und zu sagen, daß die Furcht vor der Unterwelt grundlos sei, daß weder Ixion sich auf dem Rade drehe, noch daß Sisyphus mit der Schulter einen Felsen bergauf wälze, noch daß jemandes Eingeweide täglich zerhackt werden und wieder wachsen können. Niemand ist ein solches Kind, daß er den Cerberus fürchtet und die Finsternis und das gespensterhafte Aussehen der Gerippe. Der Tod rafft uns entweder hinweg oder macht uns frei. Den Befreiten bleibt das Bessere, nachdem die Last von ihnen genommen ist, den Hinweggerafften bleibt nichts: das Gute und das Böse sind in gleicher Weise fortgenommen.« Brief 24. S. 93.

Ende

Joh. Stobäus. Sentenzen und Eklogen etc.
Genf 1609 fol.

»Dank sei der glücklichen Natur, daß sie es so eingerichtet hat, daß das, was notwendig ist, leicht herbeizuschaffen ist, das aber, was schwer herbeizuschaffen ist, nicht notwendig ist.

Wenn du jemand reich machen willst, vergrößere nicht seine Mittel, sondern befreie ihn von seinen Wünschen.

Enthaltsamkeit ist die Tugend, durch die man mit dem Verstande das auf die gemeine Lust gerichtete Verlangen unterdrückt.

Es ist das Wesen der Enthaltsamkeit, das auf gemeinen Genuß der Lust gerichtete Verlangen mit dem Verstande unterdrücken zu können und die Not und das Leid der Natur durchzustehen und zu ertragen.« Über die Enthaltsamkeit. Sermonen XVII. S. 157.

»Wir sind einmal geboren, zweimal geboren zu werden ist nicht möglich; es ist aber notwendig, daß das Leben nicht länger ist (necessarium est aetatem finiri). Du aber, der du nicht Herr über den morgigen Tag bist (qui ne crastinum diem quidem in tua potestate habes), nutze den Augenblick (tempus differs). Aber das Leben aller wird durch Zaudern vertan, und deswegen stirbt ein jeder von uns, ohne Muße zu haben.« Über die Sparsamkeit. Sermonen XVI. S. 155.

»Ich freue mich über mein bißchen Leben [2], ich habe Wasser und Brot, und ich pfeife auf die kostspieligen Freuden, nicht ihretwegen, sondern wegen au des Unerfreulichen, das ihnen folgt.

|199| Wir haben dann ein Bedürfnis nach Lust, wenn wir traurig sind, weil wir sie nicht haben. Wenn wir aber hierunter nicht leiden und unser Gefühl beherrschen, dann haben wir kein Bedürfnis nach Lust. Denn nicht die natürliche Lust verursacht die Schlechtigkeit nach außen hin, sondern das Trachten nach dem leeren Schein.« Sermonen XVII. Über die Enthaltsamkeit. [S. 159.]

»Die Gesetze bestehen für die Weisen nicht, damit sie kein Unrecht tun, sondern damit ihnen kein Unrecht geschieht.« Über den Staat. Sermonen XLI. S. 270.

»Der Tod geht uns nichts an. Denn was sich aufgelöst hat, ist empfindungslos. Das Empfindungslose aber geht uns nichts an.« Über den Tod. Sermonen CXVII. S. 600.

»Epikur aus dem Demos Gargettios rief aus: ›Wem wenig nicht genug ist, ist nichts genug.‹ Er sagte, er sei bereit, mit jedem über die Glückseligkeit zu streiten, wenn er nur Brot und Wasser habe.« Über die Enthaltsamkeit. Sermonen XVII. S. 158.

»Deshalb glaubt Epikur auch nicht, daß die Ehrgeizigen und Ruhmsüchtigen sich der Ruhe hingeben dürfen, sondern ihrer Natur folgen müssen als Politiker und für das Gemeinwesen Tätige, da sie so veranlagt sind, daß sie, wenn sie das, wonach sie streben, nicht erreichen, durch Untätigkeit eher beunruhigt und verbittert werden. Indes ist töricht, wer nicht die heranzieht, die imstande sind, für das Gemeinwesen zu arbeiten, sondern die, die nicht untätig sein können; aber weder an der Menge noch an der Geringfügigkeit des Getanen darf man die innere Ruhe und die innere Unruhe messen (securitatem animi anxietatemque metiri), sondern an dem Guten und dem Häßlichen. Denn das Unterlassen des Guten ist nicht weniger lästig und beunruhigend (molestum est et turbulentum) als das Tun des Schädlichen.« Über die Beharrlichkeit. Sermonen XXIX. S. 206.

»Als einer sagte: ›Der Weise wird von der Liebe nicht ergriffen. Der Beweis dafür ist ... Epikur ...‹, sagte er [d.h. Chrysippus]: ›Dies nehme ich als Beweis. Denn wenn ... der gefühllose Epikur ... nicht von der Liebe ergriffen wurde (wird der Weise gewiß nicht von ihr ergriffen werden)‹ (ne sapiens quidem eo capietur).«[3] Über Sinnenlust und Liebe. Sermonen LXI. S. 393.

»Wir wollen aber die lästigen Philosophen in den Mittelpunkt stellen, für die die Lust nicht der Natur gemäß ist, sondern dem folgt, was der Natur gemäß ist, der Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung und vornehmer Gesinnung. Was freut und beruhigt sich (tranquillatur) denn dann eigentlich die Seele über die kleineren Vorteile des Körpers, wie Epikur sagt [...?]« Über die Unmäßigkeit. Sermonen VI. S. 81 u. 82.

»Epikur [nimmt an], daß die Götter zwar menschenähnlich seien, daß sie aber alle nur mit dem Gedanken wahrnehmbar seien wegen der Feinheit der Natur der Abbilder. Er selbst aber [nimmt an] vier andere der Art nach unzerstörbare |201| Substanzen: die Atome, das Leere, das Unendliche und die gleichartigen Teilchen; diese aber werden Homöomerien und Elemente genannt.« Physische Eklogen. Buch I. S. 5.

»Epikur [richtet sich] nach der Notwendigkeit, nach dem freien Entschluß, nach dem Schicksal. Über das Schicksal aber pflegten sie [d.h. die Pythagoreer] zu sagen: Es gebe bei ihm allerdings auch einen göttlichen Teil, denn einige Menschen empfingen von der Gottheit einen Anhauch zum Besseren oder zum Schlechteren; und es sei dementsprechend so, daß die einen glücklich, die andern unglücklich seien. Es sei aber dies ganz offenbar, daß die einen, die etwas ohne vorherige Überlegung und aufs Geratewohl machen, oft Erfolg haben, während die andern, die sich vorher überlegen und vorher nachdenken, etwas richtig zu machen, keinen Erfolg haben. Es gebe aber auch eine andere Gestalt des Schicksals, wonach die einen begabt und zielstrebig, die andern unbegabt seien und, da sie eine entgegengesetzte Natur hätten, schaden; von diesen erreichten die einen jedes Ziel, worauf sie ausgingen, während die andern das Ziel verfehlten, da ihr Denken niemals zielstrebig, sondern vielmehr in Verwirrung sei. Dieses Unglück aber sei angeboren und nicht von außen auferlegt (non externam).« Physische Eklogen. Buch I. S. [15-]16.

[...] Epikur (nannte die Zeit) ein Akzidens, d.h. eine Begleiterin der Bewegungen [...]« a.a.O. S. 19.

»Epikur [sagt], daß die Grundprinzipien des Seienden durch Denken wahmehmbare Körper seien, unteilhaftig des Leeren, ungeschaffen, unzerstörbar, die weder verletzt noch verändert werden können. Es heißt Atom, nicht weil es das Kleinste ist, sondern weil es nicht geteilt werden kann, empfindungslos und unteilhaftig des Leeren ist.« Physische Eklogen. Buch I. S. 27.

»Epikur [sagt], die Körper seien nicht erfaßbar, und die ursprünglichen seien einfach, die aus ihnen zusammengesetzten Körper aber hätten Schwere; die Atome bewegten sich manchmal, indem sie in grader Linie fielen (rectis lineis), manchmal, indem sie von der graden Linie abwichen; die Bewegung nach oben aber erfolge durch Stoß und Rückstoß.« Physische Eklogen. Buch I. S. 33.

»Epikur ... [sagt], daß die farbigen Körper in der Dunkelheit keine Farbe haben [...].« Physische Eklogen. Buch I. S. 35.

»[...] Epikur [sagt], die Atome seien unendlich an Zahl, das Leere aber sei der Größe nach unendlich.« Physische Eklogen. Buch I. S. 38.

»Epikur gebraucht abwechselnd alle Bezeichnungen: Leere, Ort, Raum.« Physische Eklogen. Buch I. S. 39.

Vgl. D[iogenes] L[aertius] »[...] wenn [...] das nicht wäre, was wir das Leere, den Raum, das Nichtberührbare nennen [...].« S. 32 [Brief] an Herodot.

»Epikur [unterscheidet] zwei Arten der Bewegung, die in grader Linie und die von der graden Linie abweichende.« Physische Eklogen. Buch I. S. 40.

»Epikur [sagt], die Welt gehe auf sehr viele Arten zugrunde: und zwar als Tier, als Pflanze und auf vielerlei andre Weise.« Physische Eklogen. Buch I. S. 44.

»Alle andern [nahmen an], die Welt sei beseelt und durch die Vorsehung geleitet; Leukipp, Demokrit und Epikur dagegen keins von diesen beiden, sondern sie sei |203| durch die nicht vernunftbegabte Natur aus den Atomen entstanden.« Physische Eklogen. Buch I. S. 47.

»Epikur [sagt], das äußerste Ende einiger Welten sei dünn, das andrer dicht, und von diesen seien die einen beweglich, die anderen bewegungslos.« Physische Eklogen. S. 51.

Folgende Stelle aus Stobäus, die nicht dem Epikur gehört, ist vielleicht mit das Erhabenste.

»Gibt es, mein Vater, außer diesen etwas Schönes? Nur Gott« (unter τουτων χωρις |(touton choris) außer diesen| ist zu verstehn σχημα, χρωμα und σωμα |(schema, chroma und soma) Gestalt, Farbe und Körper|), »mein Kind, etwas noch Größeres ist der Name Gottes.« Stob. Physische Eklogen. Buch I. S. 50.

»Metrodor, der Lehrer des Epikur [sagt], ... Die Ursachen aber seien die Atome und die Elemente.« a.a.O. S. 52.

»[...] Leukipp, Demokrit und Epikur [sagen], daß unendliche Welten im Unendlichen in jeder Richtung [bestehen]; Anaximander [sagt], daß die unendlichen Weiten der Erscheinungen den gleichen Abstand voneinander haben; Epikur, daß der Abstand zwischen den Welten ungleich sei.« a.a.O. S. 52.

»Epikur verwirft keine von diesen« (nämlich der Ansichten über die Sterne), »er hält sich am Möglichen.« a.a.O. S. 54.

»Epikur sagt, die Sonne sei ein Erdklumpen, bimsstein- und schwammähnlich, der durch Löcher in Brand gesetzt sei.« a.a.O. S. 56.

Mehr als die von Schaubach angeführte Stelle scheint die oben zitierte ecl. ph. I. I, S. 5 die Ansicht von zweierlei Atomen zu bestätigen, wo als unsterbliche Prinzipien neben den Atomen und dem Leeren die ομοιοτητες |gleichartigen Teilchen| angeführt werden, die nicht ειδωλα |(eidola) Abbilder| sind, sondern erklärt werden: αι δε λεγονται ομοιομερειαι και στοιχεια |die aber Homöomerien und Elemente genannt werden|; wo es also allerdings die Atome, die der Erscheinung zugrunde liegen, als Elemente ohne Homöomerien sind, die Eigenschaften der Körper haben, denen sie zugrunde liegen. Dies ist jedenfalls falsch. Ebenso werden vom Metrodor als Ursache angeführt αι ατομοι και τα στοιχεια |die Atome und die Elemente|. lib. I. S. 52.

Clemens Alexandrinus. Werke.
Köln, 1688

»Aber auch Epikur hat seine Hauptlehren von Demokrit geraubt [...].« Teppiche. Buch VI. S. 629.

|205| »[...] Homer, der doch die Götter als mit menschlichen Leidenschaften behaftet einführt, kennt doch offenbar die Gottheit. Trotzdem scheut sich Epikur nicht vor ihm [...]« Teppiche. Buch V. S. 604.

»[...] Epikur sagt aber, auch die Abwesenheit des Schmerzes sei Lust, erstrebenswert sei aber das, was zuerst von sich aus zu sich heranziehe, wobei es offenbar durchaus in Bewegung begriffen sei ... Epikur also und [die] Kyrenaiker sagen, das erste, was uns zu eigen ist, sei die Lust; denn um der Lust willen, sagen sie, sei die Tugend hinzugekommen und habe die Lust erzeugt.« Teppiche. Buch II. S. 415.

»Epikur aber glaubt, keine Freude der Seele könne entstehen, ohne daß zuerst das Fleisch etwas empfinde. Und Metrodor sagt in seiner Schrift ›Über die Tatsache, daß das Glück seinen Ursprung mehr in uns selbst als in den äußeren Verhältnissen hat‹: ›Was ist das höchste Gut der Seele anderes als das gleichmäßige Wohlbefinden des Fleisches und die in dieser Hinsicht vorhandene zuversichtliche Hoffnung?‹« Teppiche. Buch II. S. 417.

»Epikur sagt allerdings, der Weise, wie er ihn auffasse, wolle nicht um eines Gewinnes willen Unrecht tun; denn er könne keine Gewähr dafür erlangen, daß er dabei verborgen bleibe. Demnach würde er nach seiner Ansicht Unrecht tun, wenn er die Überzeugung gewinnen könnte, daß er dabei unbemerkt bleiben werde.« Buch IV. Teppiche. S. 532.

Dem Clemens entgeht es nicht, daß die Hoffnung auf die zukünftige Welt auch nicht rein sei vom Nützlichkeitsprinzip:

»[...] und wenn jemand auch unterläßt, Unrecht zu tun, in der Hoffnung auf die von Gott für gerechtes Handeln verheißene Belohnung, so ist auch er nicht aus freiem Willen gut [4]. Denn wie jenen die Furcht, so macht diesen nur der Lohn gerecht, oder vielmehr er zeigt, daß jener gerecht nur scheinen will.« a.a.O. ff.

»[...] indessen hält auch Epikur, der vor allem die Lust höher einschätzte als die Wahrheit, den Glauben für eine im Denken gebildete Vorstellung (anticipationem); die Vorstellung definiert er aber als den auf etwas Augenscheinliches und auf das augenscheinlich richtige Bild von einer Sache aufgebauten Begriff: niemand könne aber weder untersuchen noch Fragen aufwerfen noch gar eine Meinung aufstellen, aber auch nicht etwas widerlegen (arguere) ohne eine Vorstellung.« Teppiche. Buch II. S. 365 u. 366.

Clemens fügt hinzu.

»Wenn nun der Glaube nichts anderes ist als eine im Denken gebildete Vorstellung hinsichtlich des Gesagten« etc.,

woraus man sehn kann, was hier unter fides intelligi debet |Glauben zu verstehen ist|.

|207| »Demokrit dagegen verwirft die Ehe und das Kindererzeugen wegen der vielen daraus erwachsenden Unannehmlichkeiten und der von dem Nötigeren ablenkenden Eindrücke (abstractio). Zur gleichen Gruppe gehören auch Epikur und überhaupt alle, die das höchste Gut in der Lust und dem ungestörten Leben, ferner in der Freiheit von Schmerzen suchen.« Teppiche. Buch II. S. 421.

»[...] während andrerseits (contra) Epikur annimmt, daß nur Griechen philosophieren können [...].« Teppiche. Buch I. S.302.

»Richtig ist daher auch, was Epikur an Menoikeus schreibt: ›Weder soll jemand, so lange er jung ist, zögern, Philosophie zu treiben‹« etc. Teppiche. Buch IV. S. 501. Cf. Diogenem Laertium ad Menoeceum epistulam. |Vgl. Diogenes Laertius' Brief an Menoikeus.|

»[...] sondern auch die Epikureer sagen, daß auch bei ihnen einige Lehren geheim (arcana) seien und daß sie nicht allen gestatten könnten, die Schriften darüber zu lesen.« Teppiche. Buch V. S. 575.

Nach Clemens Alexandrinus hat der Apostel Paulus den Epikur gemeint, wenn er sagt:

»›Sehet also zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo‹. Damit will er nicht jegliche Philosophie schlechtmachen, sondern nur die epikureische, die Paulus auch in der Apostelgeschichte erwähnt, weil sie die Vorsehung leugnet und die Lust vergöttert, und außerdem jede andere Philosophie, die den Elementen übermäßige Ehre erwiesen hat, anstatt die schöpferische Urkraft über sie zu stellen, und kein Auge für den Schöpfer hatte.« Teppiche. Buch I. S. 295.

Gut, daß die Philosophen verworfen werden, die nicht phantasierten über Gott.

Jetzt versteht man die Stelle besser und weiß, daß Paulus alle Philosophie gemeint hat.


[1] »seinen (suam)« von Marx hinzugefügt <=

[2] Wörtlich: »Körperchen« <=

[3] Die Übersetzung folgt, da der griechische Text an dieser Stelle verdorben und unvollständig ist, der lateinischen Übersetzung, die in der von Marx benutzten Ausgabe dem griechischen Text gegenübergestellt ist. Den in runde Klammern gesetzten Teil des letzten Satzes hat Marx der lateinischen Übersetzung entnommen, um den griechischen Text zu vervollständigen. <=

[4] In der Handschrift folgt hier in runden Klammern der letzte Teil des Satzes nochmals in lateinischer Übersetzung. <=


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