Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 7, 5. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 421-463.

Karl Marx/Friedrich Engels

Revue

Mai bis Oktober [1850]

"Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue", Fünftes und Sechstes Heft, Mai bis Oktober 1850.


<421> Die politischen Agitationen der letzten sechs Monate unterscheiden sich wesentlich von den unmittelbar vorhergehenden. Die revolutionäre Partei ist überall vom Schauplatz zurückgedrängt, die Sieger streiten sich um die Früchte des Sieges. So in Frankreich die verschiedenen Fraktionen der Bourgeoisie, in Deutschland die verschiednen Fürsten. Der Streit wird mit großem Geräusch geführt, der offne Bruch, die Entscheidung durch die Waffen scheint unvermeidlich; unvermeidlich aber ist, daß die Waffen in der Scheide ruhen bleiben, daß die Entscheidungslosigkeit sich stets von neuem hinter Friedensverträge verbirgt, um sich von neuem auf den Scheinkrieg vorzubereiten.

Betrachten wir zuerst die reale Grundlage, auf der diese oberflächlichen Wallungen spielen.

Die Jahre 1843-1845 waren Jahre der industriellen und kommerziellen Prosperität, notwendige Folgen der fast ununterbrochenen Depression der Industrie der Epoche 1837-42. Wie immer, entwickelte die Prosperität sehr rasch die Spekulation. Die Spekulation tritt regelmäßig ein in den Perioden, wo die Überproduktion schon in vollem Gange ist. Sie liefert der Überproduktion ihre momentanen Abzugskanäle, während sie eben dadurch das Hereinbrechen der Krise beschleunigt und ihre Wucht vermehrt. Die Krise selbst bricht zuerst aus auf dem Gebiet der Spekulation und bemächtigt sich erst später der Produktion. Nicht die Überproduktion, sondern die Überspekulation, die selbst nur ein Symptom der Überproduktion ist, erscheint daher der oberflächlichen Betrachtung als Ursache der Krise. Die spätere Zerrüttung der Produktion erscheint nicht als notwendiges Resultat ihrer eignen vorhergegangenen Exuberanz, sondern als bloßer Rückschlag der zusammenbrechenden Spekulation. Da wir jedoch in diesem Augenblick keine vollständige Geschichte der Krise [nach] 1843-45 geben können, so stellen wir nur die bedeutendsten eben dieser Symptome der Überproduktion zusammen.

<422> Die Spekulation der Prosperitätsjahre 1843-1845 warf sich hauptsächlich auf Eisenbahnen, wo sie ein wirkliches Bedürfnis zu ihrer Grundlage hatte, auf Getreide, infolge der Teuerung von 1845 und der Kartoffelkrankheit, auf Baumwolle, nach der schlechten Ernte von 1846, und auf den ostindischen und chinesischen Handel, wo sie der Eröffnung des chinesischen Markts durch England auf dem Fuß folgte

Die Ausdehnung des englischen Eisenbahnsystems begann schon 1844, entwickelte sich aber vollständig erst 1845. In diesem Jahr allein betrug die Zahl der registrierten Bills zur Errichtung von Eisenbahngesellschaften 1.035. Im Februar 1846, nachdem schon eine Unzahl von diesen registrierten Projekten wieder aufgegeben war, beliefen sich die bei der Regierung für die beibehaltenen Projekte zu deponierenden Gelder immer noch auf die enorme Summe von £ 14.000.000, und noch im Jahr 1847 betrug die Gesamtsumme der in England eingeforderten Einzahlungen über £ 42.000.000, wovon über 36 Mill. für englische, später 51/2 Mill. für auswärtige Eisenbahnen. Die Blütezeit dieser Spekulation fiel in den Sommer und Herbst 1845. Die Preise der Aktien stiegen fortwährend, und die Gewinne der Spekulanten rissen bald alle Klassen der Bevölkerung in den Strudel hinein. Herzöge und Grafen wetteiferten mit Kaufleuten und Fabrikanten um die einträgliche Ehre, in den Direktionen der verschiednen Linien zu sitzen; die Mitglieder des Unterhauses, das Barreau, die Geistlichkeit waren zahlreich in diesen Behörden vertreten. Wer einen Pfennig gespart, wer über einen Funken Kredit zu verfügen hatte, spekulierte in Eisenbahnaktien. Die Zahl der Eisenbahnzeitungen stieg von 3 auf mehr als 20. Einzelne große Tagesblätter verdienten an Eisenbahnannoncen und Prospekten oft £ 14.000 in einer Woche. Die Ingenieure waren nicht in hinreichender Zahl aufzutreiben und wurden enorm bezahlt. Drucker, Lithographen, Buchbinder, Papierhändler etc. etc., die zur Anfertigung von Prospekten. Plänen, Karten etc. etc. in Bewegung gesetzt wurden, Möbelfabrikanten, die die pilurtig aufschießenden Büros der zahllosen neuen Direktionen, provisorischen Komitees usf. möblierten, erhielten splendide Preise bezahlt. Auf der Grundlage der wirklichen Ausdehnung des englischen und kontinentalen Eisenbahnsystems und der damit verknüpften Spekulation erhob sich während dieser Periode allmählich ein Überbau von Schwindel, der an die Zeiten von Law und der Südseegesellschaft erinnert. Hunderte von Linien wurden projektiert ohne die geringste Chance auf Erfolg, wo die Projektoren selbst nie an wirkliche Ausführung dachten, wo es sich überhaupt nur um das Aufzehren der Deposita durch die Direktoren und um die Schwindelprofite auf den Verkauf der Aktien handelte.

<423> Im Oktober 1845 trat die Reaktion ein, die sich bald zu einem vollständigen panic steigerte. Schon vor dem Februar 1846, wo die Depositengelder an die Regierung gezahlt werden mußten, hatten die unhaltbarsten Projekte Bankerott gemacht. Im April 1846 hatte der Rückschlag schon die kontinentalen Aktienmärkte erreicht. In Paris, Hamburg, Frankfurt, Amsterdam fanden Zwangsverkäufe zu sehr gesunkenen Preisen statt, die die Bankerotte von Bankiers und Mäklern nach sich zogen. Die Eisenbahnkrisis zog sich hin bis in den Herbst 1848, verlängert durch die sukzessiven Bankerotte auch der weniger unsoliden Projekte, wie sie nach und nach von dem allgemeinen Druck erreicht und wie die Einzahlungen eingefordert wurden, und verschärft durch das Eintreten der Krise auch auf den andern Gebieten der Spekulation, des Handels und der Industrie, die die Preise der älteren und solideren Aktien allmählich herabdrückte, bis diese im Oktober 1848 ihr niedrigstes Niveau erreichten.

Im August 1845 wurde die öffentliche Aufmerksamkeit zuerst auf die Kartoffelkrankheit gelenkt, die nicht nur in England und Irland, sondern auch auf dem Kontinent sich zeigte - das erste Symptom, daß die Wurzel der bestehenden Gesellschaft faul war. Gleichzeitig trafen Berichte ein, die über den schon erwarteten großen Ausfall auch in der Kornernte keinen Zweifel mehr ließen. Die Kornpreise stiegen infolge dieser beiden Umstände auf allen europäischen Märkten bedeutend; in Irland vollständige Hungersnot, die die englische Regierung zu einer Anleihe von 8 Mill. Pfd.St. für diese Provinz nötigte - genau ein Pfd.St. für jeden Irländer. In Frankreich, wo die Kalamität noch erhöht wurde durch die Überschwemmungen, die an 4 Mill. Pfd.St. Schaden anrichteten, war der Mißwachs ungemein bedeutend. Nicht minder in Holland und Belgien. Der Mißernte des Jahres 1845 entsprach eine noch schlechtere im Jahr 1846, und auch die Kartoffelkrankheit erschien wieder, wenn auch in engerem Maß. So war der Getreidespekulation eine vollständige reale Grundlage gegeben, und sie entwickelte sich um so gewaltsamer, je mehr die fruchtbaren Ernten von 1842-44 sie für lange fast ganz niedergehalten hatten. In den Jahren 1 845-47 fand in England eine größere Getreideeinfuhr statt als jemals vorher. Die Kornpreise stiegen fortwährend bis in den Frühling 1847, wo infolge der wechselnden Nachrichten über die neue Ernte aus den verschiednen Ländern, infolge der von verschiednen Regierungen ergriffnen Maßregeln (Eröffnung der Häfen zur freien Korneinfuhr etc. etc.) eine Periode der Fluktuation eintrat und endlich im Mai 1847 die Preise ihren Höhepunkt erreichten. In diesem Monat stieg der Durchschnittspreis des Quarters Weizen in England bis 1021/2 Schill. und an einzelnen Tagen bis auf 115 und 124 Schill. Aber bald liefen entschieden günstige Berichte ein über <424> das Wetter und die wachsende Ernte: die Preise fielen, und Mitte Juli stand der Durchschnittspreis nur noch auf 74 Schill. Ungünstigeres Wetter in verschiednen Gegenden trieb die Preise wieder etwas in die Höhe, bis endlich gegen Mitte August feststand, daß die Ernte von 1847 über den Durchschnittsertrag hinaus liefre. Das Fallen war jetzt nicht mehr aufzuhalten; die Zufuhren nach England vermehrten sich über alle Erwartung, und schon am 18. September war der Durchschnittspreis auf 491/2 Schill. reduziert. In sechzehn Wochen hatten also die Durchschnittspreise um nicht weniger als 53 Schill. variiert.

Während dieser ganzen Zeit hatte nicht nur die Eisenbahnkrisis fortgedauert, sondern gerade in dem Moment, wo die Kornpreise am höchsten standen, im April und Mai 1847, trat die vollständigste Zerrüttung des Kreditsystems und das vollständigste Derangement auf dem Geldmarkt hinzu. Die Kornspekulanten hielten trotzdem den Fall der Preise aus bis zum 2. August. An diesem Tage erhöhte die Bank die niedrigste Rate ihres Diskontos auf 5 p.c. und für alle Wechsel auf mehr als 2 Monate auf 6 p.c. Sogleich folgte eine Reihe der glänzendsten Fallimente auf der Kornbörse, an ihrer Spitze das des Herrn Robinson, des Gouverneurs der Bank von England. In London allein fallierten acht große Kornhäuser, deren Passiva zusammen mehr als 11/2 Mill. Pfd.St. ausmachten. Die Provinzialkornmärkte waren gänzlich paralysiert; die Bankerotte folgten sich hier, namentlich in Liverpool, mit gleicher Schnelligkeit. Die entsprechenden Fallimente auf dem Kontinent traten hier, je nach der Entfernung von London, früher oder später ein. Mit dem 18. September, dem Datum der niedrigsten Kornpreise, ist die Kornkrise in England jedoch als abgeschlossen zu betrachten.

Wir kommen jetzt auf die eigentliche kommerzielle, auf die Geldkrise. In den ersten vier Monaten von 1847 erschien der allgemeine Stand des Handels und der Industrie noch befriedigend, mit Ausnahme jedoch der Eisenproduktion und der Baumwollenindustrie. Die Eisenproduktion, mit dem Eisenbahnschwindel von 1845 auf eine enorme Höhe getrieben, litt natürlich in demselben Maße als für das Übermaß des gelieferten Eisens das Debouché sich verminderte. In der Baumwollenindustrie, dem Hauptindustriezweig für den ostindischen und chinesischen Markt, war schon 1845 für diesen Markt überproduziert worden und sehr bald ein verhältnismäßiger Rückschlag eingetreten. Der Baumwollmißwachs von 1846, das Steigen der Preise sowohl des Rohprodukts wie der fertigen Ware und die damit gegebne Abnahme des Verbrauchs vermehrten den Druck auf diese Industrie. In den ersten Monaten von 1847 wurde in ganz Lancashire die Produktion bedeutend eingeschränkt, und die Baumwollarbeiter waren schon von der Krisis erreicht.

<425> Am 15. April 1847 erhöhte die Bank von England ihre niedrigste Rate des Diskontos für ganz kurze Wechsel auf 5 p.c.; sie beschränkte den Gesamtbetrag der zu diskontierenden Wechsel, und zwar ohne Rücksicht auf den Charakter der bezogenen Häuser; sie kündigte endlich den Kaufleuten, denen sie Vorschüsse gemacht, peremptorisch an, daß sie diese Vorschüsse bei Verfall nicht mehr wie bisher gewöhnlich erneuern werde, sondern Rückzahlung verlangen [werde]. Zwei Tage nachher zeigte die Veröffentlichung ihrer wöchentlichen Bilanz, daß der Reservefonds des Banking Departement auf 21/2 Mill. Pfd.St. gefallen war. Die Bank hatte also die obigen Maßregeln getroffen, um dem Abfluß des Goldes aus ihren Kellern Einhalt zu tun und den Barfonds wieder zu erhöhen.

Der Abfluß des Goldes und Silbers aus der Bank beruhte auf verschiednen Ursachen. Einmal erforderte die Konsumtion und die bedeutend höheren Preise fast aller Artikel eine ausgedehntere Zirkulation, besonders von Gold und Silber für den Kleinhandel. Dann hatten die fortwährenden Einzahlungen für die Eisenbahnbauten, die im Monat April allein £ 4.314.000 betrugen, die Entziehung einer Masse von Depositen aus der Bank nötig gemacht. Ein Teil der eingeforderten Gelder, für ausländische Eisenbahnen bestimmt, floß direkt ins Ausland. Die bedeutende Übereinfuhr von Zucker, Kaffee und andern Kolonialwaren, deren Konsumtion und deren Preise noch mehr durch die Spekulation gestiegen waren, von Baumwolle infolge spekulativer Ankäufe seit der Gewißheit einer knappen Ernte und namentlich von Korn infolge des wiederholten Mißwachses, mußte großenteils in barem Geld oder Barren bezahlt werden, und auch so wurde bedeutender Abfluß von Gold und Silber ins Ausland veranlaßt. Dieser Abfluß der edlen Metalle aus England dauerte übrigens trotz der obigen Bankmaßregeln bis Ende August fort.

Die Beschlüsse der Bank und die Nachricht vom niedrigen Stande ihres Reservefonds brachten sofort einen Druck auf den Geldmarkt hervor und einen panic im ganzen englischen Handel, so intensiv wie nur im Jahre 1845. In den letzten Wochen des April und den vier ersten Tagen des Mai waren fast alle Kredittransaktionen paralysiert. Indessen brachen keine außergewöhnlichen Bankerotte aus; die Handelshäuser hielten sich durch enorme Zinszahlungen und Zwangsverkäufe ihrer Vorräte, Staatspapiere etc. zu ruinierenden Preisen. Eine Reihe selbst der solideren Häuser legte durch ihre Rettung aus diesem ersten Akt der Krise nur den Grund zu ihrem späteren Sturz. Diese Überwindung der ersten, drohendsten Gefahr trug sehr zur Hebung des Vertrauens bei; seit dem 5. Mai verminderte sich der Druck auf den Geldmarkt sichtlich, und gegen Ende Mai war der Alarm ziemlich vorüber.

<426> Wenige Monate später jedoch, im Anfang August, traten die schon erwähnten Bankerotte im Kornhandel ein, und kaum waren sie, die bis in den September hinein dauerten, erschöpft, als die Krisis mit konzentrierter Gewalt im allgemeinen Verkehr, besonders im ostindischen, westindischen und Mauritius-Geschäft ausbrach, und zwar gleichzeitig in London, Liverpool, Manchester und Glasgow. Während des Septembers fallierten in London allein 20 Häuser, deren Gesamtpassiva zwischen 9 und 10 Mill. Pfd.St. betrugen.

"Wir haben damals Entwurzelungen kommerzieller Dynastien in England erlebt, nicht weniger überraschend als der Sturz jener politischen Firmen auf dem Kontinent, wovon wir neulich so viel zu hören bekamen", sagte Disraeli am 30. August 1848 im Unterhause.

Die Fallimente der ostindischen Häuser wüteten ununterbrochen fort bis zum Schluß des Jahrs und erneuerten sich in den ersten Monaten 1848, wo die Nachrichten von den Bankerotten der entsprechenden Häuser in Kalkutta, Bombay, Madras und Mauritius einliefen.

Diese in der Handelsgeschichte unerhörte Reihe von Bankerotten war verursacht durch die allgemeine Überspekulation und die damit hervorgerufene Übereinfuhr von Kolonialprodukten. Die lange Zeit künstlich in der Höhe gehaltenen Preise dieser Waren fielen teilweise schon vor dem panic von April 1847, fielen allgemein und bedeutend jedoch erst nach diesem panic, als des ganze Kreditsystem zusammenbrach und ein Haus nach dem andern zu massenhaften, forcierten Verkäufen gezwungen wurde. Besonders vom Juni und Juli bis in den November war dieses Fallen so bedeutend, daß selbst die ältesten und solidesten Häuser daran zugrunde gehn mußten.

Die Bankerotte im September waren noch ausschließlich auf eigentliche Handelshäuser beschränkt. Am 1. Oktober erhöhte die Bank ihren niedrigsten Diskonto für kurze Wechsel auf 51/2 p.c. und erklärte gleichzeitig, daß sie fortan auf keine Staatspapiere, welcher Art sie auch seien, Vorschüsse mehr machen werde. Jetzt konnten auch die Aktienbanken und die Privatbankiers dem Druck nicht länger widerstehn. Die Royal Bank of Liverpool, die Liverpool Banking Company, die North and South Wales Bank, die Newcastle Union Joint Stock Bank etc. etc. erlagen der Reihe nach in wenigen Tagen. Gleichzeitig erfolgten die Insolvenzerklärungen einer Menge kleinerer Privatbankiers in allen Provinzen von England.

Dieser allgemeinen Zahlungseinstellung der Banken, die den Monat Oktober besonders charakterisiert, schließen sich an in Liverpool, Manchester, Oldham, Halifax, Glasgow etc. eine bedeutende Zahl der Bankerotte von Effektenhändlern, Wechsel-, Aktien-, Schiffs-, Tee- und Baumwollmäklern, <427> Eisenproduzenten und Eisenhändlern, Baumwollen- und Wollenspinnern, Kattundruckem usw. Nach Herrn Tocke waren diese Bankerotte sowohl ihrer Zahl wie ihrem Kapitalbetrag nach beispiellos in der englischen Handelsgeschichte und übertrafen weit die der Krisis von 1825. Die Krisis hatte am 23.-25. Oktober ihre Höhe erreicht, und alle kommerziellen Transaktionen hatten vollständig aufgehört. Da erwirkte eine Deputation aus der City die Suspension des Bankgesetzes von 1844, jener Frucht des Scharfsinns des verstorbenen Sir Robert Peel. Mit dieser Suspension hörte die Trennung der Bank in zwei vollständig unabhängige Departements mit zwei gesonderten Barfonds momentan auf; noch ein paar Tage des alten Regimes, und das eine dieser Departements, das banking department, hätte fallieren müssen, während in dem issue department sechs Millionen Gold aufgespeichert lagen.

Schon im Oktober fand der erste Rückschlag der Krise auf den Kontinent statt. Es brachen bedeutende Bankerotte aus gleichzeitig in Brüssel, Hamburg, Bremen, Elberfeld, Genua, Livorno, Courtray, St. Petersburg, Lissabon und Venedig. In demselben Maß wie die Intensität der Krise in England abnahm, stieg sie auf dem Kontinent und ergriff Punkte, die sie bisher nicht erreicht hatte. Während der schlimmsten Periode war der Wechselkurs günstig für England, und so zog dieses seit November fortwährend steigende Zufuhren von Gold und Silber an sich, nicht nur aus Rußland und dem Kontinent, sondern auch aus Amerika. Die unmittelbare Folge hiervon war, daß in demselben Maß, wie der Geldmarkt in England leichter wurde, er sich in der übrigen Handelswelt kontrahierte und die Krise sich hier in demselben Maß ausdehnte. Die Zahl der Bankerotte außerhalb Englands stieg also im November; es kamen jetzt ebenfalls bedeutende Fallimente vor in New York, Rotterdam, Amsterdam, Le Havre, Bayonne, Antwerpen, Mons, Triest, Madrid und Stockholm. Im Dezember brach die Krise auch in Marseille und Algier aus und nahm in Deutschland eine erneuerte Heftigkeit an.

Wir sind jetzt auf dem Punkt angekommen, wo die französische Februarrevolution ausbrach. Wenn man die Bankerottliste ansieht, die Herr D. M. Evans seiner "Commercial Crisis of 1847-48" (London 1848[2871) anhängt, so findet man, daß in England nicht ein einziges bedeutendes Haus infolge dieser Revolution fallierte. Die einzigen Fallimente, die mit ihr zusammenhängen, kamen im Effektenhandel vor, infolge der plötzlichen Entwertung aller kontinentalen Staatspapiere. Ähnliche Bankerotte von Effektenhändlern natürlich auch in Amsterdam, Hamburg etc. Die englischen Konsols fielen um 6 p.c., während sie nach der Julirevolution um 3 p.c. gefallen waren. Für Stockjobbers war also die Februarrepublik nur doppelt so gefährlich wie die Julimonarchie.

<428> Der panic, der nach dem Februar in Paris ausbrach und sich gleichzeitig mit den Revolutionen über den ganzen Kontinent verbreitete, hatte in seinem Verlauf große Ähnlichkeit mit dem Londoner panic vom April 1847. Der Kredit verschwand plötzlich, und die Transaktionen hörten fast ganz auf; in Paris, Brüssel und Amsterdam eilte alles auf die Bank, um die Noten gegen Gold auszuwechseln; im ganzen erfolgten indes sehr wenige Bankerotte außerhalb des Effektenhandels, und auch diese wenigen sind schwerlich als notwendige Resultate der Februarrevolution nachzuweisen. Die meist nur momentanen Zahlungseinstellungen der Pariser Bankiers hängen teils mit dem Effektenhandel zusammen, teils waren sie bloße Vorsichtsmaßregeln und keineswegs durch wirkliche Insolvenz bedingt, teils endlich geschahen sie aus purer Schikane, um der provisorischen Regierung Schwierigkeiten zu machen und ihr Konzessionen abzuzwingen. Bei den Fallimenten von Bankiers und Kaufleuten an andern Plätzen des Kontinents ist es unmöglich zu entscheiden, inwiefern sie aus der Fortdauer und allmählichen Verbreitung der Handelskrise hervorgingen, inwiefern dabei die Zeitverhältnisse durch längst faule Häuser zu einem verständigen Exit benutzt wurden oder inwiefern sie wirklich Folgen von Verlusten durch den Revolutionspanic waren. Jedenfalls aber ist gewiß, daß die Handelskrise zu den Revolutionen von 1848 unendlich mehr beigetragen hat als die Revolution zur Handelskrise. Zwischen März und Mai hatte England schon direkten Vorteil von der Revolution, die ihm eine Menge von kontinentalem Kapital zuführte. Von diesem Augenblick an ist die Krise hier als geschlossen zu betrachten; in allen Geschäftszweigen trat eine Besserung ein, und der neue industrielle Zyklus beginnt mit entschiedner Tendenz zur Prosperität. Wie wenig die kontinentale Revolution diesen Aufschwung der Industrie und des Handels in England hemmte, beweist die Tatsache, daß die Masse der hier verarbeiteten Baumwolle von 475 Mill. Pfund (1847) auf 713 Millionen Pfund (1848) stieg.

Diese erneuerte Prosperität entwickelte sich in England zusehends während der drei Jahre 1848,1849 und 1850. Für die acht Monate Januar bis August betrug die Gesamtausfuhr Englands 1848 - 31.633.214 Pfd.St.; 1849 - 39.263.322 Pfd.St.; 1850 - 43.851.568 Pfd.St. Zu dieser bedeutenden Hebung, die sich in allen Geschäftszweigen mit Ausnahme der Eisenproduktion zeigte, kamen noch die überall fruchtbaren Ernten dieser drei Jahre. Der Durchschnittspreis des Weizens für 1848-1850 fiel in England auf 36 Schill., in Frankreich auf 32 Schill. per Quarter. Was diese Epoche der Prosperität auszeichnet, ist, daß drei Hauptabzugskanäle der Spekulation verstopft waren. Die Eisenbahnproduktion war auf die langsame Entwicklung eines gewöhnlichen Industriezweigs zurückgeführt; das Getreide bot bei einer Reihe reich- <429> licher Ernten keine Chance; die Staatspapiere hatten durch die Revolutionen den Charakter der Sicherheit verloren, ohne den keine großen spekulativen Effektenumsätze möglich sind. Während jeder Epoche der Prosperität vermehrt sich das Kapital. Einerseits erzeugt die vermehrte Produktion neues Kapital; andrerseits wird vorhandenes Kapital, das während der Krise schlummerte, aus seiner Untätigkeit gezogen und auf den Markt geworfen. Dies additionelle Kapital war in den Jahren 1848-1850 bei dem Mangel an Debouchés der Spekulation gezwungen, sich auf die eigentliche Industrie zu werfen und damit die Produktion noch rascher zu steigern. Wie sehr dies in England auffällt, ohne daß man es sich zu erklären weiß, beweist die naive Äußerung des "Economist" vom 19. Okt. 1850:

"Es ist bemerkenswert, daß die gegenwärtige Prosperität sich wesentlich von der aller früheren Perioden unterscheidet. In allen diesen Perioden erregte irgendeine grundlose Spekulation Hoffnungen, die nicht in Erfüllung gehn sollten. Einmal waren es ausländische Minen, ein andermal mehr Eisenbahnen als füglich in einem halben Jahrhundert gemacht werden konnten. Selbst wenn solche Spekulationen wohlbegründet waren, geschahen sie immer in Aussicht auf einen Ertrag, der erst nach einer beträchtlichen Periode realisiert werden konnte, sei es durch Produktion von Metallen oder Schöpfung neuer Kommunikationen und Märkte. Sie brachten keinen sofortigen Gewinn. Aber gegenwärtig ist unsre Prosperität gegründet auf die Produktion unmittelbar nützlicher Dinge, die fast ebensoschnell in den Konsum eingehn, als sie auf den Markt gebracht werden, die den Produzenten einen angemessenen Gewinn abwerfen und zu vermehrter Produktion spornen."

Den schlagendsten Beweis, wie sehr sich die industrielle Produktion 1848 und 1849 gesteigert hat, liefert der Hauptindustriezweig, die Verarbeitung der Baumwolle. Die Baumwollernte von 1849 in den Vereinigten Staaten war ergiebiger als irgendeine frühere. Sie betrug 23/4 Mill. Ballen oder ungefähr 1.200 Millionen Pfund. Die Ausdehnung der Baumwollindustrie hielt so sehr Schritt mit dieser vermehrten Zufuhr, daß Ende 1849 die Vorräte geringer waren als früher selbst nach Jahren des Mißwachses. Im Jahre 1849 wurden über 775 Mill. Pfund Baumwolle versponnen, während 1845, im Jahre der höchsten bisherigen Prosperität, nur 721 Millionen verarbeitet worden waren. Die Ausdehnung der Baumwollindustrie wird ferner bewiesen durch die große Steigerung der Baumwollpreise (55 p.c.) infolge eines verhältnismäßig unbedeutenden Ausfalls in der Ernte von 1850. Mindestens derselbe Fortschritt zeigt sich in allen andern Branchen, wie <In der "Revue": die> Spinnerei und Weberei in Seide, Wolle, gemischten Zeugen und Leinen. Die Ausfuhr in den Produkten dieser Industrien stieg besonders 1850 so bedeutend, daß hierdurch <430> die große Steigerung in der Gesamtausfuhr dieses Jahres (12 Mill. gegen 1848, 4 Mill. gegen 1849 in den ersten acht Monaten) hervorgebracht wurde, obgleich 1850 die Ausfuhr von Baumwollfabrikaten infolge des Baumwollmißwachses merklich abnahm. Trotz der bedeutenden Steigerung der Wollenpreise, die schon 1849 durch die Spekulation hervorgerufen schien, die sich indes bis jetzt gehalten hat, ist die Wollenindustrie fortwährend ausgedehnt worden und täglich werden neue Webstühle in Tätigkeit gesetzt. Die Ausfuhr von Leinengeweben betrug 1844, im Jahr der höchsten bisherigen Leinenausfuhr, 91 Mill. Yards zum Wert von 2.800.000 Pfd.St., und 1849 erreichte sie die Höhe von 107 Millionen Yards zum Wert von über 3.000.000 Pfd.St.

Einen andern Beweis von dem Wachstum der englischen Industrie liefert der fortdauernd gesteigerte Konsum der Hauptkolonialwaren, besonders des Kaffees, Zuckers und Tees, bei fortwährend steigenden Preisen wenigstens der beiden ersteren Artikel. Diese Zunahme des Verbrauchs ist um so direkter Folge der ausgedehnten Industrie, als ihr ausnahmsweiser Markt seit 1845, geschaffen durch die außerordentlichen Eisenbahnanlagen, längst auf das gewöhnliche Maß reduziert ist und als die niedrigen Kornpreise der letzten Jahre keine gesteigerte Konsumtion in den Ackerbaubezirken zulassen.

Die große Ausdehnung der Baumwollenindustrie 1849 führte in den letzten Monaten dieses Jahres zu einem erneuerten Versuch der Überführung der ostindischen und chinesischen Märkte. Aber die Menge der alten, noch nicht umgesetzten Vorräte in jenen Gegenden hemmte diesen Versuch sehr bald wieder. Gleichzeitig wurde bei der steigenden Konsumtion von Rohprodukten und Kolonialwaren auch in diesen Artikeln ein Versuch zur Spekulation gemacht, aber auch dieser wurde sehr bald wieder aufgehalten durch momentan vermehrte Zufuhren und durch die Erinnerung an die noch zu frischen Wunden von 1847.

Die Prosperität der Industrie wird noch gesteigert werden durch die neulich erfolgte Eröffnung der holländischen Kolonien, durch die bevorstehende Errichtung neuer Verbindungslinien auf dem Stillen Ozean, auf die wir zurückkommen werden, und durch die große Industrieausstellung von 1851. Diese Ausstellung wurde von der englischen Bourgeoisie bereits im Jahre 1849, als noch der ganze Kontinent von Revolution träumte, mit der bewundernswertesten Kaltblütigkeit ausgeschrieben. In ihr beruft sie ihre sämtlichen Vasallen von Frankreich bis China zu einem großen Examen zusammen, auf dem sie nachweisen sollen, wie sie ihre Zeit benutzt haben; und selbst der allmächtige Zar von Rußland kann nicht umhin, seinen Untertanen zu befehlen, auf dieser großen Prüfung zahlreich zu erscheinen. Dieser große Weltkongreß <431> von Produkten und Produzenten ist von ganz andrer Bedeutung als die absolutistischen Kongresse von Bregenz und Warschau, die unsern kontinentalen demokratischen Spießbürgern soviel Schweiß auspressen, oder als die europäisch-demokratischen Kongresse, welche die verschiednen provisorischen Regierungen in partibus zur Rettung der Welt stets aufs neue projektieren. Diese Ausstellung ist ein schlagender Beweis von der konzentrierten Gewalt, womit die moderne große Industrie überall die nationalen Schranken niederschlägt und die lokalen Besonderheiten in der Produktion, den gesellschaftlichen Verhältnissen, dem Charakter jedes einzelnen Volks mehr und mehr verwischt. Indem sie die Gesamtmasse der Produktivkräfte der modernen Industrie auf einen kleinen Raum zusammengedrängt zur Schau stellt, gerade zu einer Zeit, wo die modernen bürgerlichen Verhältnisse schon von allen Seiten untergraben sind, bringt sie zugleich das Material zur Anschauung, das sich inmitten dieser unterwühlten Zustände für den Aufbau einer neuen Gesellschaft erzeugt hat und noch täglich erzeugt. Die Bourgeoisie der Welt errichtet durch diese Ausstellung im modernen Rom ihr Pantheon, worin sie ihre Götter, die sie sich selbst gemacht hat, mit stolzer Selbstzufriedenheit ausstellt. Sie beweist dadurch praktisch, wie die "Ohnmacht und Verdrießlichkeit des Bürgers", von der deutsche Ideologen jahraus, jahrein predigen, nur die eigne Ohnmacht dieser Herren ist, die moderne Bewegung zu begreifen, und ihre eigne Verdrießlichkeit über diese Ohnmacht. Die Bourgeoisie feiert dies ihr größtes Fest in einem Augenblick, wo der Zusammenbruch ihrer ganzen Herrlichkeit bevorsteht, ein Zusammenbruch, der ihr schlagender als je nachweisen wird, wie die von ihr erschaffenen Mächte ihrer Zucht entwachsen sind. Bei einer zukünftigen Ausstellung werden die Bourgeois vielleicht nicht mehr als Inhaber dieser Produktivkräfte, sondern nur noch als ihre Ciceroni figurieren.

Gerade wie 1845 und 1846 die Kartoffelkrankheit, so verbreitet seit Anfang dieses Jahres der Ausfall in der Baumwollernte einen allgemeinen Schrecken unter der Bourgeoisie. Dieser Schrecken hat sich noch bedeutend gesteigert, seit es feststeht, daß auch die Baumwollernte von 1851 in keinem Fall viel reichlicher als die von 1850 ausfallen wird. Der Ausfall, der für frühere Perioden unbedeutend sein würde, ist für die jetzige Ausdehnung der Baumwollindustrie sehr groß und hat bereits sehr hemmend auf ihre Tätigkeit eingewirkt. Die Bourgeoisie, die sich kaum von der niederschlagenden Entdeckung erholt hatte, daß einer der Grundpfeiler ihrer ganzen gesellschaftlichen Ordnung, die Kartoffel, gefährdet war, sieht nun noch den zweiten Grundpfeiler bedroht, die Baumwolle. Konnte schon ein einziger mittelmäßiger Ausfall in der Baumwollernte und die Aussicht auf einen zweiten <432> mitten im Jubel der Prosperität ernstlichen Alarm erregen, so werden einige aufeinanderfolgende Jahre des wirklichen Baumwollmißwachses notwendig die ganze zivilisierte Gesellschaft momentan in die Barbarei zurückschleudern. Das goldene und das eiserne Zeitalter sind längst dahin; dem neunzehnten Jahrhundert mit seiner Intelligenz, seinem Weltmarkt, seinen kolossalen Produktivkräften war es vorbehalten, das baumwollene Zeitalter ins Leben zu rufen. Die englische Bourgeoisie fühlte gleichzeitig drückender als je, welche Herrschaft die Vereinigten Staaten durch ihr bisher ungebrochenes Monopol der Baumwollproduktion über sie ausüben. Sie hat sich sogleich in Bewegung gesetzt, um dies Monopol zu brechen. Nicht nur in Ostindien, auch in Natal und den nördlichen Teilen von Australien und überhaupt in allen Teilen der Welt, wo das Klima und die Verhältnisse die Baumwollkultur erlauben, soll sie in jeder Weise befördert werden. Gleichzeitig entdeckt die englische negerfreundliche Bourgeoisie, daß "die Prosperität von Manchester von der Behandlung der Sklaven in Texas, Alabama und Louisiana abhängt und daß dies eine ebenso sonderbare wie alarmierende Tatsache ist" ("Economist", 21. Sept. 1850). Daß der entscheidende Zweig der englischen Industrie auf der Existenz der Sklaverei in den südlichen Staaten der amerikanischen Union beruht, daß eine Negerrevolte in jenen Ländern das ganze bisherige Produktionssystem ruinieren kann, ist allerdings eine sehr niederschlagende Tatsache für die Leute, die vor wenig Jahren 20 Mill. Pfd.St. für die Emanzipation der Neger in ihren eignen Kolonien ausgaben. Diese Tatsache führt aber zugleich auf die einzige faktisch mögliche Lösung der Sklavenfrage, die jetzt wieder zu so langen und heftigen Debatten im amerikanischen Kongreß geführt hat. Die amerikanische Baumwollproduktion beruht auf der Sklaverei. Sobald die Industrie sich bis auf den Punkt entwickelt hat, wo ihr das Baumwollmonopol der Vereinigten Staaten unerträglich wird, sobald wird in andern Ländern die Baumwolle mit Erfolg massenhaft produziert werden, und zwar kann dies jetzt fast überall nur durch freie Arbeiter geschehen. Sobald aber die freie Arbeit andrer Länder der Industrie ihre Baumwollzufuhr ausreichend und wohlfeiler liefert als die Sklavenarbeit der Vereinigten Staaten, so ist mit dem amerikanischen Baumwollmonopol auch die amerikanische Sklaverei gebrochen, und die Sklaven werden emanzipiert, weil sie, als Sklaven, unbrauchbar geworden sind. Ganz ebenso wird die Lohnarbeit in Europa abgeschafft werden, sobald sie nicht nur keine notwendige Form mehr für die Produktion ist, sondern sogar eine Fessel für sie geworden ist.

Wenn der mit 1848 begonnene neue Zyklus der industriellen Entwicklung denselben Lauf verfolgt wie der von 1843-47, würde die Krise im Jahr 1852 <433> ausbrechen. Als ein Symptom, daß die aus der Überproduktion sich erzeugende Überspekulation, die jeder Krise vorhergeht, nicht lange mehr ausbleiben kann, führen wir hier an, daß der Diskonto der Bank von England seit zwei Jahren nicht höher als 3 p.c. steht. Wenn aber die Bank von England in Zeiten der Prosperität ihren Zinsfuß niedrig hält, so müssen die übrigen Geldhändler den ihrigen noch niedriger setzen, ebensogut wie sie ihn in Zeiten der Krise, wo die Bank den Zinsfuß bedeutend erhöht, über dem der Bank halten. Das additionelle Kapital, das, wie wir oben sehen, in Zeiten der Prosperität regelmäßig auf den Anleihemarkt geworfen wird, drückt schon allein, nach den Gesetzen der Konkurrenz, den Zinsfuß bedeutend herab; in noch viel größerem Maß aber verringert ihn der durch die allgemeine Prosperität enorm gesteigerte Kredit, indem er die Nachfrage nach Kapital vermindert. Die Regierung ist in diesen Epochen in den Stand gesetzt, den Zinsfuß ihrer fundierten Schulden herabzusetzen, und der Grundbesitzer, seine Hypotheken zu günstigeren Bedingungen zu erneuern. Die Kapitalisten des Anleihemarkts sehen so, in einer Zeit, wo das Einkommen aller andern Klassen steigt, das ihrige sich um ein Drittel oder mehr vermindern. Je länger dieser Zustand dauert, desto mehr sind sie genötigt, sich nach einer vorteilhafteren Anlage ihres Kapitals umzusehn. Die Überproduktion ruft zahlreiche neue Projekte hervor, und das Gelingen einiger weniger davon reicht hin, eine ganze Reihe von Kapitalien in dieselbe Richtung zu werfen, bis der Schwindel nach und nach allgemein wird. Die Spekulation hat aber, wie wir sehen, in diesem Augenblick nur zwei mögliche Hauptabzugskanäle: die Baumwollenkultur und die neuen Weltmarktsverbindungen, die durch die Entwicklung von Kalifornien und Australien gegeben sind. Man sieht, daß ihr Feld diesmal ungemein größere Dimensionen nehmen wird als in irgendeiner früheren Prosperitätsperiode.

Werfen wir noch einen Blick auf die Lege der englischen Agrikulturdistrikte. Hier ist der allgemeine Druck durch die Aufhebung der Kornzölle und die gleichzeitigen reichlichen Ernten chronisch geworden, indes einigermaßen vermindert durch die bedeutend vermehrte Konsumtion infolge der Prosperität. Dazu kommt, daß wenigstens die Ackerbauarbeiter bei niedrigen Getreidepreisen sich immer in einer relativ besseren Lage befinden, obwohl diese Besserung in England in geringerem Maße stattfindet als in den Ländern, wo die Parzellierung des Grundbesitzes vorherrscht. Die Agitation der Protektionisten für Wiederherstellung der Kornzölle geht unter diesen Umständen in den Ackerbaubezirken voran, obwohl in einer dumpferen, versteckteren Weise als bisher. Es ist augenscheinlich, daß sie ohne alle Bedeutung bleiben wird, solange die industrielle Prosperität und die relativ <434> erträglichere Stellung der Landarbeiter dauert. Sobald aber die Krise ausbricht und auf die Ackerbaubezirke zurückwirkt, wird die Depression der Agrikultur auf dem Land eine ungemeine Aufregung hervorrufen. Zum erstenmal wird diesmal die industrielle und kommerzielle Krise zusammen[fallen] mit einer Ackerbaukrise, und in allen Fragen, in denen die Stadt und das Land, die Fabrikanten und die Grundbesitzer gegeneinander ankämpfen, werden beide Parteien von zwei großen Armeen unterstützt werden: die Fabrikanten von der Masse der industriellen, die Grundbesitzer von der Masse der Agrikulturarbeiter.

Wir kommen jetzt zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die Krise von 1836, die hier zuerst zum Ausbruch kam und am heftigsten wütete, dauerte fast ununterbrochen bis 1842 fort und hatte eine vollständige Umwälzung des amerikanischen Kreditsystems zur Folge. Der Handel der Vereinigten Staaten erholte sich auf dieser solideren Grundlage, anfangs freilich sehr langsam, bis von 1844 und 45 an die Prosperität auch hier bedeutend stieg. Sowohl die Teurung wie die Revolutionen in Europa waren für Amerika nur Quellen des Gewinns. Von 1845 bis 47 gewann es durch die enorme Kornausfuhr und durch die gesteigerten Baumwollpreise von 1846. Von der Krise von 1847 wurde es nur wenig berührt. Im Jahr 1849 hatte es die größte bisherige Baumwollernte, und im Jahr 1850 gewann es ungefähr 20 Mill. Dollars durch den Ausfall der Baumwollernte, der mit dem neuen Aufschwung der europäischen Baumwollindustrie zusammenfiel. Die Revolutionen von 1848 hatten eine große Auswandrung europäischen Kapitals nach den Vereinigten Staaten zur Folge, das teils mit den Einwanderern selbst ankam, teils in amerikanischen Staatspapieren von Europa aus angelegt wurde. Diese vermehrte Nachfrage nach amerikanischen Fonds hat die Preise derselben so sehr gesteigert, daß sich seit kurzem die Spekulation in New York mit großer Heftigkeit auf sie geworfen hat. Wir bleiben also trotz aller Gegenversicherungen der reaktionären Bourgeoispresse dabei, daß die einzige Staatsform, der unsre europäischen Kapitalisten Vertrauen schenken, die bürgerliche Republik ist. Es gibt überhaupt nur einen Ausdruck für das bürgerliche Vertrauen auf irgendeine Staatsform: ihre Notierung an der Börse.

Die Prosperität der Vereinigten Staaten hob sich jedoch noch mehr durch andre Ursachen. Das bewohnte Gebiet, der Markt der nordamerikanischen Union, dehnte sich nach zwei Seiten hin mit überraschender Schnelligkeit aus. Die Vermehrung der Bevölkerung, sowohl durch die Reproduktion im Innern wie durch die fortwährend gesteigerte Einwanderung, führte zur Überwachung ganzer Staaten und Gebiete. Wisconsin und Iowa wurden in wenig Jahren verhältnismäßig dicht bevölkert, und sämtliche Staaten des <435> oberen Mississippigebiets erhielten bedeutenden Zuwachs an Einwanderern. Die Ausbeutung der Minen am Oberen See und die steigende Kornproduktion des ganzen Gebiets der Seen gab dem Handel und der Schiffahrt auf diesem System von großen Binnenwassern einen neuen Aufschwung, der sich noch steigern wird durch einen Akt der letzten Kongreßsession, worin dem Handel mit Kanada und Neuschottland große Erleichterungen geboten werden. Während so die nordwestlichen Staaten eine ganz neue Bedeutung erlangt haben, ist Oregon in wenig Jahren kolonisiert, Texas und Neu-Mexiko annexiert, Kalifornien erobert worden. Die Entdeckung der kalifornischen Goldminen setzte der amerikanischen Prosperität die Krone auf. Wir haben bereits im zweiten Heft dieser "Revue", früher als irgendeine andre europäische Zeitschrift, auf die Wichtigkeit dieser Entdeckung und ihrer notwendigen Folgen für den ganzen Welthandel aufmerksam gemacht. Diese Wichtigkeit liegt nicht in der Vermehrung des Goldes durch die neuentdeckten Minen, obwohl auch diese Vermehrung der Tauschmittel keineswegs ohne günstigen Einfluß auf den allgemeinen Handel bleiben konnte. Sie liegt in dem Sporn, den der mineralische Reichtum Kaliforniens den Kapitalien auf dem Weltmarkt gab, in der Tätigkeit, worin die ganze amerikanische Westküste und die asiatische Ostküste versetzt wurde, in dem neuen Absatzmarkt, der in Kalifornien und allen vom Einfluß Kaliforniens berührten Ländern geschaffen wurde. Der kalifornische Markt allein ist schon bedeutend; vor einem Jahr waren 100.000, jetzt sind mindestens 300.000 Menschen dort, die fast nichts produzieren als Gold und gegen dieses Gold alle ihre Lebensbedürfnisse von fremden Märkten her eintauschen. Aber der kalifornische Markt ist unbedeutend gegen die fortdauernde Ausdehnung aller Märkte am Stillen Meer, gegen die auffallende Hebung des Handels in Chile und Peru, im westlichen Mexiko, auf den Sandwichinseln und gegen den plötzlich entstandenen Verkehr Asiens und Australiens mit Kalifornien. Durch Kalifornien sind ganz neue Weltstraßen nötig geworden, Weltstraßen, die in kurzem alle andern an Bedeutung übertreffen müssen. Der Haupthandelsweg nach dem Stillen Meere, das jetzt eigentlich erst aufgeschlossen ist und zum wichtigsten Ozean der Welt wird, geht von jetzt an über den Isthmus von Panama. Die Herstellung der Verbindungen auf diesem Isthmus durch Straßen, Eisenbahnen, Kanäle ist jetzt dringendstes Bedürfnis für den Welthandel geworden und stellenweise schon in Angriff genommen. Die Eisenbahn von Chagres nach Panama wird schon gebaut. Eine amerikanische Kompanie läßt das Flußgebiet des San Juan de Nicaragua vermessen, um an dieser Stelle <436> die beiden Meere zunächst durch eine Überlandroute und dann durch einen Kanal zu verbinden. Andre Routen, die über den Isthmus von Darien, die Atrato-Route in Neu-Granada, die über den Isthmus von Tehuantepac, werden in englischen und amerikanischen Blättern diskutiert. Bei der jetzt plötzlich enthüllten Unwissenheit, worin sich die ganze zivilisierte Welt über die Terrainverhältnisse Zentralamerikas befindet, ist es unmöglich zu bestimmen, welche Route für einen großen Kanal die vorteilhafteste ist; nach den wenigen bekannten Daten bieten die Atrato-Route und der Weg über Panama die meisten Chancen. Im Anschluß an die Kommunikationen über den Isthmus ist die schleunige Ausdehnung der ozeanischen Dampfschiffahrt ebenso dringend geworden. Schon fahren Dampfschiffe zwischen Southampton und Chagres, New York und Chagres, Valparaiso, Lima, Panama, Acapulco und San Franzisco; aber diese wenigen Linien mit ihrer geringen Anzahl Dämpfer reichen bei weitem nicht aus. Die Vermehrung der Dampfschiffahrt zwischen Europa und Chagres wird täglich nötiger, und der wachsende Verkehr zwischen Asien, Australien und Amerika verlangt neue, großartige Dampfschiffslinien von Panama und San Franzisco nach Kanton, Singapore, Sydney, Neuseeland und der wichtigsten Station des Stillen Meers, den Sandwichinseln. Australien und Neuseeland besonders haben von allen Gebieten des Stillen Meers, sowohl durch den raschen Fortschritt der Kolonisation wie durch den Einfluß von Kalifornien, sich am meisten gehoben und wollen keinen Augenblick länger durch eine vier- bis sechsmonatliche Segelfahrt von der zivilisierten Welt getrennt sein. Die Gesamtbevölkerung der australischen Kolonien (außer Neuseeland) stieg von 170.676 (1839) auf 333.764 im Jahr 1848, vermehrte sich also in neun Jahren um 951/2 p.c. England selbst kann diese Kolonien nicht ohne Dampfschiffsverbindung lassen; die Regierung unterhandelt in diesem Moment wegen einer Linie im Anschluß an die ostindische Überlandpost, und ob diese zustande komme oder nicht, so wird das Bedürfnis der Dampfverbindung mit Amerika und besonders Kalifornien, wohin im vorigen Jahr 3.500 Auswanderer aus Australien gingen, sich bald selbst Abhülfe schaffen. Man kann wirklich sagen, daß die Welt erst rund zu werden anfängt, seit die Notwendigkeit dieser universellen ozeanischen Dampfschiffahrt vorhanden ist.

Diese bevorstehende Ausdehnung der Dampfschiffahrt wird noch vergrößert werden durch die bereits erwähnte Eröffnung der holländischen Kolonien und durch die Vermehrung der Schraubendampfschiffe, mit denen, wie sich mehr und mehr herausstellt, Auswanderer rascher, verhältnismäßig wohlfeiler und vorteilhafter zu befördern sind als auf Segelschiffen. Außer den Schraubendämpfern, die schon von Glasgow und Liverpool nach New York <437> gehn, sollen neue auf die Linie gebracht und soll eine Linie zwischen Rotterdam und New York errichtet werden. Wie sehr überhaupt das Kapital gegenwärtig die Tendenz hat, sich auf die ozeanische Dampfschiffahrt zu werfen, beweist die fortwährende Vermehrung der zwischen Liverpool und New York fahrenden Konkurrenzdämpfer, die Errichtung ganz neuer Linien von England nach dem Kap und von New York nach Le Havre, eine ganze Reihe von ähnlichen Projekten, die jetzt in New York kolportiert werden.

In dieser Richtung des Kapitals auf die überseeische Dampfschiffahrt und auf die Kanalisation des amerikanischen Isthmus ist bereits der Grund gelegt zur Überspekulation auf diesem Gebiet. Das Zentrum dieser Spekulation ist notwendig New York, das die größte Masse des kalifornischen Goldes erhält, das den Haupthandel nach Kalifornien schon an sich gezogen hat und überhaupt für ganz Amerika dieselbe Rolle spielt wie London für Europa. New York ist bereits das Zentrum der gesamten transatlantischen Dampfschiffahrt; die sämtlichen Dampfschiffe des Stillen Meers gehören New-Yorker Kompanien, und fast alle neuen Projekte in dieser Branche gehen von New York aus. Die Spekulation in überseeischen Dampfschiffslinien hat in New York bereits begonnen; die Nicaragua-Kompanie, von New York ausgegangen, ist ebenso der Anfang der Spekulation auf die Isthmuskanäle. Die Überspekulation wird sich sehr bald entwickeln, und wenn auch englisches Kapital massenhaft in alle derartigen Unternehmungen eintreten, wenn auch die Londoner Börse mit ähnlichen Projekten aller Art überführt werden wird, so bleibt doch New York diesmal das Zentrum des ganzen Schwindels und wird, wie 1836, zuerst seinen Zusammenbruch erleben. Zahllose Projekte werden zugrunde gehn, aber wie 1845 das englische Eisenbahnsystem, so wird diesmal wenigstens der Umriß einer universellen Dampfschiffahrt aus der Überspekulation hervorgehn. Wie viele Gesellschaften auch fallieren, die Dampfschiffe, die den atlantischen Verkehr verdoppeln, die das Stille Meer aufschließen, die Australien, Neuseeland, Singapore, China mit Amerika verbinden und die Reise um die Welt auf die Dauer von vier Monaten reduzieren, werden bleiben.

Die Prosperität Englands und Amerikas wirkte bald auf den europäischen Kontinent zurück. Schon im Sommer 1849 waren in Deutschland die Fabriken, besonders der Rheinprovinz, wieder ziemlich beschäftigt, und seit Ende 1849 war die Wiederbelebung des Geschäfts allgemein. Diese erneuerte Prosperität, die unsre deutschen Bürger naiverweise der Herstellung der Ruhe und Ordnung zuschreiben, beruht in der Wirklichkeit einzig auf der erneuerten Prosperität in England und der vermehrten Nachfrage nach Industrieprodukten auf den amerikanischen und tropischen Märkten. Im Jahre 1850 hoben sich <438> Industrie und Handel noch mehr; gerade wie in England trat ein momentaner Überfluß an Kapital und eine außerordentliche Erleichterung auf dem Geldmarkt ein, und die Berichte über die Frankfurter und Leipziger Herbstmessen lauten im höchsten Grade befriedigend für die beteiligten Bourgeois. Die schleswig-holsteinschen und kurhessischen Wirren, die Unionsstreitigkeiten und die drohenden Noten Östreichs und Preußens haben die Entwicklung aller dieser Symptome der Prosperität keinen Augenblick aufhalten können, wie dies auch der "Economist" mit spöttischer Cockney-Überlegenheit bemerkt.

Dieselben Symptome zeigten sich in Frankreich seit 1849 und besonders seit Anfang 1850. Die Pariser Industrien sind vollauf beschäftigt, und auch die Baumwollfabriken von Rouen und Mülhausen gehn ziemlich gut, obwohl hier die hohen Preise des Rohstoffs, wie in England, hemmend eingewirkt haben. Die Entwicklung der Prosperität in Frankreich wurde zudem besonders befördert durch die umfassende Zollreform in Spanien und durch die Herabsetzung der Zölle auf verschiedene Luxusartikel in Mexiko; nach beiden Märkten hat die Ausfuhr französischer Waren bedeutend zugenommen. Die Vermehrung der Kapitalien führte in Frankreich zu einer Reihe von Spekulationen, denen die Ausbeutung der kalifornischen Goldminen auf großem Fuß zum Vorwand diente. Eine Menge von Gesellschaften tauchte auf, deren niedrige Aktienbeträge und deren sozialistisch gefärbte Prospekte direkt an den Geldbeutel der Kleinbürger und Arbeiter appellieren, die aber samt und sonders auf jene reine Prellerei hinauslaufen, welche den Franzosen und Chinesen allein eigentümlich ist. Eine dieser Gesellschaften wird sogar direkt von der Regierung protegiert. Die Einfuhrzölle in Frankreich in den ersten neun Monaten betrugen 1848 - 63 Mill. frs., 1849 - 95 Mill. frs. und 1850 -93 Mill. frs. Sie stiegen übrigens im Monat September 1850 wieder um mehr als eine Million gegen den gleichen Monat 1849. Die Ausfuhr ist ebenfalls 1849 und noch mehr 1850 gestiegen.

Der schlagendste Beweis der wiederhergestellten Prosperität ist die Wiedereinführung der Barzahlungen der Bank durch das Gesetz vom 6. August 1850. Am 15. März 1848 war die Bank bevollmächtigt worden, ihre Barzahlungen einzustellen. Ihre Notenzirkulation, mit Einschluß der Provinzialbanken, betrug damals 373 Mill. frs. (14.920.000 Pfd.St.). Am 2. Nov. 1849 betrug diese Zirkulation 482 Mill. frs. oder 19.280.000 Pfd.St.; Zuwachs von 4.360.000 Pfd.St., und am 2. Sept. 1850 - 496 Mill. frs. oder 19.840.000 Pfd.St.; Zuwachs von etwa 5 Mill. Pfd.St. Es trat dabei keine Depreziation der Noten ein; umgekehrt, die vermehrte Zirkulation der Noten war begleitet von beständig wachsender Aufhäufung von Gold und Silber in den Kellern der Bank, so daß <439> im Sommer 1850 der Barvorrat sich auf ungefähr 14 Mill. Pfd.St. belief, eine in Frankreich unerhörte Summe. Daß die Bank so in den Stand gesetzt wurde, ihre Zirkulation und damit ihr tätiges Kapital um 123 Mill. frs. oder 5 Mill. Pfd.St. zu erhöhen, beweist schlagend, wie richtig unsre Behauptung in einem früheren Heft war, daß die Finanzaristokratie durch die Revolution nicht nur nicht gestürzt, sondern sogar noch verstärkt worden ist. Noch augenscheinlicher wird dies Resultat durch folgende Übersicht über die französische Bankgesetzgebung der letzten Jahre. Am 10. Juni 1847 wurde die Bank bevollmächtigt, Noten von 200 frs. auszugeben; die niedrigste Note war bisher 500 frs. Ein Dekret vom 15. März 1848 erklärte die Noten der Bank von Frankreich für gesetzliche Münze und enthob die Bank der Verpflichtung, sie gegen bar einzulösen. Ihre Notenausgabe wurde beschränkt auf 350 Mill. frs. Sie wurde gleichzeitig bevollmächtigt, Noten von 100 frs. auszugeben. Ein Dekret vom 27. April verfügte die Verschmelzung der Departementalbanken mit der Bank von Frankreich; ein andres Dekret vom 2. Mai 1848 erhöhte ihre Notenausgabe auf 452 Mill. frs. Ein Dekret vom 22. Dezember 1849 steigerte das Maximum der Notenausgabe auf 525 Mill. frs. Endlich führte das Gesetz vom 6. August 1850 die Austauschbarkeit der Noten gegen Geld wieder ein. Diese Tatsachen, die fortwährende Steigerung der Zirkulation, die Konzentration des ganzen französischen Kredits in den Händen der Bank und die Anhäufung alles französischen Goldes und Silbers in den Bankgewölben, führten Herrn Proudhon zu dem Schluß, daß die Bank jetzt ihre alte Schlangenhaut abstreifen und sich in eine Proudhonsche Volksbank metamorphosieren müsse. Er brauchte nicht einmal die Geschichte der englischen Bankrestriktion von 1797-1819 zu kennen, er brauchte nur seinen Blick über den Kanal zu richten, um zu sehen, daß dies für ihn in der Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft unerhörte Faktum weiter nichts war, als ein höchst normales bürgerliches Ereignis, das jetzt nur in Frankreich zum erstenmal eintrat. Man sieht, daß die angeblich revolutionären Theoretiker, die nach der provisorischen Regierung in Paris das große Wort führten, ebenso unwissend waren über die Natur und die Resultate der ergriffenen Maßregeln wie die Herren von der provisorischen Regierung selbst.

Trotz der industriellen und kommerziellen Prosperität, deren sich Frankreich momentan erfreut, laboriert die Masse der Bevölkerung, die 25 Millionen Bauern, an großer Depression. Die guten Ernten der letzten Jahre haben die Getreidepreise in Frankreich noch viel tiefer gedrückt als in England, und die Stellung verschuldeter, vom Wucher ausgesogner und von <440> Steuern gedrückter Bauern kann dabei nichts weniger als glänzend sein. Die Geschichte der letzten drei Jahre hat indes zur Genüge bewiesen, daß diese Klasse der Bevölkerung durchaus keiner revolutionären Initiative fähig ist.

Wie die Periode der Krise später eintritt auf dem Kontinent als in England, so die der Prosperität. In England findet stets der ursprüngliche Prozeß statt; es ist der Demiurg des bürgerlichen Kosmos. Auf dem Kontinent treten die verschiedenen Phasen des Zyklus, den die bürgerliche Gesellschaft immer von neuem durchläuft, in sekundärer und tertiärer Form ein. Erstens führte der Kontinent nach England unverhältnismäßig mehr aus als nach irgendeinem andern Land. Diese Ausfuhr nach England hängt aber wieder ab von dem Stand Englands, besonders zum überseeischen Markt. Dann führt England nach den überseeischen Ländern unverhältnismäßig mehr aus als der gesamte Kontinent, so daß die Quantität des kontinentalen Exports nach diesen Ländern immer abhängig ist von der jedesmaligen überseeischen Ausfuhr Englands. Wenn daher die Krisen zuerst auf dem Kontinent Revolutionen erzeugen, so ist doch der Grund derselben stets in England gelegt. In den Extremitäten des bürgerlichen Körpers muß es natürlich eher zu gewaltsamen Ausbrüchen kommen als in seinem Herzen, da hier die Möglichkeit der Ausgleichung größer ist als dort. Andrerseits ist der Grad, worin die kontinentalen Revolutionen auf England zurückwirken, zugleich der Thermometer, an dem es sich zeigt, inwieweit diese Revolutionen wirklich die bürgerlichen Lebensverhältnisse in Frage stellen, oder wieweit sie nur ihre politischen Formationen treffen.

Bei dieser allgemeinen Prosperität, worin die Produktivkräfte der bürgerlichen Gesellschaft sich so üppig entwickeln, wie dies innerhalb der bürgerlichen Verhältnisse überhaupt möglich ist, kann von einer wirklichen Revolution keine Rede sein. Eine solche Revolution ist nur in den Perioden möglich, wo diese beiden Faktoren, die modernen Produktivkräfte und die bürgerlichen Produktionsformen, miteinander in Widerspruch geraten. Die verschiedenen Zänkereien, in denen sich jetzt die Repräsentanten der einzelnen Fraktionen der kontinentalen Ordnungspartei ergehn und gegenseitig kompromittieren, weit entfernt zu neuen Revolutionen Anlaß zu geben, sind im Gegenteil nur möglich, weil die Grundlage der Verhältnisse momentan so sicher und, was die Reaktion nicht weiß, so bürgerlich ist. An ihr werden alle die bürgerliche Entwickelung aufhaltenden Reaktionsversuche ebensosehr abprallen wie alle sittliche Entrüstung und alle begeisterten Proklamationen der Demokraten. Eine neue Revolution ist nur möglich im Gefolge einer neuen Krisis. Sie ist aber auch ebenso sicher wie diese.

<441> Wir kommen jetzt zu den politischen Ereignissen der letzten sechs Monate. Für England ist die Zeit der Prosperität jedesmal die Blütezeit des Whigtums, das in dem kleinsten Mann des Königreichs, Lord John Russell, seine angemessene Inkarnation besitzt. Das Ministerium bringt kleine Winkelreformvorschläge ins Parlament, von denen es weiß, daß sie im Oberhaus durchfallen, oder die es am Ende der Session unter dem Vorwand mangelnder Zeit selbst zurücknimmt. Der Mangel an Zeit ist denn immer motiviert durch den vorhergehenden Überfluß an Langweile und leerem Gerede, dem der Sprecher möglichst spät durch die Bemerkung Einhalt tut, das sei keine Frage vor dem Hause. Der Kampf zwischen Freetradern und Protektionisten artet in solchen Zeiten in reinen Humbug aus. Die Masse der Freetrader ist mit der materiellen Ausbeutung des freien Handels zu beschäftigt, um Zeit oder Lust zu haben, seine politischen Konsequenzen weiser zu erkämpfen; die Protektionisten sind dem Aufschwung der städtischen Industrie gegenüber auf burleske Jeremiaden und Drohungen angewiesen. Die Parteien führen den Krieg bloß anstandshalber weiter, um einander stets in Erinnerung zu halten. Vor der letzten Session erhoben die industriellen Bourgeois einen gewaltigen Lärm im Interesse der Finanzreform; im Parlament selbst beschränkten sie sich auf theoretische Expostulationen. Vor der Session wiederholte Herr Cobden bei Gelegenheit der russischen Anleihe dem Zar seine Kriegserklärung und wußte nicht Sarkasmen genug auf den großen Petersburger Pauper zu häufen; sechs Monate nachher sank er schon herab zu der skandalösen Farce des Friedenskongresses, der kein andres Resultat hatte, als daß ein Ojibway-Indianer zum großen Entsetzen des auf der Tribüne anwesenden Herrn Haynau dem Herrn Jaup eine Friedenspfeife einhändigte und daß der Yankee-Mäßigkeitsschwindler Elihu Burritt nach Schleswig-Holstein und Kopenhagen ging, um die betreffenden Regierungen seiner wohlmeinenden Absichten zu versichern. Als ob der ganze schleswig-holsteinische Krieg je eine ernsthafte Wendung nehmen könnte, solange Herr von Gagern sich dabei beteiligt und Venedey nicht!

Die eigentliche, große politische Frage der verflossenen Session war die griechische Debatte. Die gesamte absolutistische Reaktion des Kontinents hatte mit den englischen Tories eine Koalition zum Sturz Palmerstons gebildet. Louis-Napoleon hatte sogar den französischen Gesandten aus London abberufen, ebensosehr um dem Zar Nikolaus als um der französischen Nationaleitelkeit zu schmeicheln. Die ganze Nationalversammlung applaudierte fanatisch diesem kühnen Bruch mit der traditionellen englischen Allianz. Die Sache gab Herrn Palmerston Gelegenheit, sich im Unterhaus als den Champion der bürgerlichen Freiheit von ganz Europa hinzustellen; er erhielt eine <442> Majorität von 46 Stimmen, und das Resultat der ebenso ohnmächtigen wie albernen Koalition war die Nichterneuerung der Alien Bill.

Wenn Palmerston in seiner Manifestation gegen Griechenland und seiner Parlamentsrede der europäischen Reaktion bürgerlich-liberal gegenübertrat, so benutzte das englische Volk die Anwesenheit des Herrn Haynau in London zu einer schlagenden Manifestation seiner auswärtigen Politik.

Wurde der militärische Repräsentant Östreichs vom Volk durch die Straßen Londons gehetzt, so erlebte Preußen in seinem diplomatischen Repräsentanten ein seiner Stellung ebenso angemessenes Unglück. Man erinnert sich, wie die komischste Figur Englands, der schwatzhafte Literatus Brougham, den Literatus Bunsen wegen taktlos-zudringlichen Betragens unter dem allgemeinen Gelächter sämtlicher Ladies von den Galerien des Oberhauses entfernte. Herr Bunsen nahm, ganz im Geist der von ihm repräsentierten Großmacht, diese Demütigung gelassen hin. Er wird überhaupt nicht aus England fortgehn, widerfahre ihm was da wolle. Er ist durch seine ganzen Privatinteressen an England gebunden; er wird fortfahren, seinen diplomatischen Posten zur Spekulation in englischer Religion zu exploitieren und seine Söhne in der englischen Kirche, seine Töchter in irgendeiner Abstufung der englischen Gentry unterzubringen.

Der Tod Sir Robert Peels trug wesentlich dazu bei, die Auflösung der alten Parteien zu beschleunigen. Die Partei, die seit 1845 seine Hauptstütze bildete, die sog. Peeliten, sind seitdem vollständig zerfallen. Peel selbst ist seit seinem Tode fast von allen Parteien in der überschwenglichsten Weise als der größte Staatsmann Englands apotheosiert worden. Er hat allerdings das vor den kontinentalen "Staatsmännern" voraus, daß er kein bloßer Stellenjäger war. Im übrigen bestand die Staatsmannschaft dieses zum Führer der Grundaristokratie emporgekommenen Bourgeoissohnes in der Einsicht, daß es heutzutage nur <In der "Revue": und> noch eine wirkliche Aristokratie gebe, nämlich die Bourgeoisie. In diesem Sinn benutzte er seine Führerschaft der Grundaristokratie fortwährend, um ihr Konzessionen an die Bourgeoisie abzunötigen. So in der katholischen Emanzipation und der Reform der Polizei, wodurch er die politische Macht der Bourgeoisie vermehrte; in den Bankgesetzen von 1818 und 1844 die die Finanzaristokratie stärkten; in der Tarifreform von 1842 und den Freihandelsgesetzen von 1846, wodurch die Grundaristokratie geradezu der industriellen Bourgeoisie geopfert wurde. Die zweite Grundsäule der Aristokratie, der "eiserne Herzog" <Wellington>, der Held von Waterloo, stand dem Baumwollritter Peel als enttäuschter Don Quijote getreulich zur <443> Seite. Seit 1845 wurde Peel von der Tory-Partei als Verräter behandelt. Die Macht Peels über das Unterhaus beruhte auf der ungemeinen Plausibilität seiner Beredsamkeit. Man lese seine berühmtesten Reden, und man wird finden, daß sie aus einer massenhaften Anhäufung von Gemeinplätzen bestehn, zwischen denen eine Anzahl statistischer Daten geschickt gruppiert sind. Fast alle Städte von England wollen dem Abschaffer der Kornzölle Denkmäler setzen. Ein chartistisches Blatt bemerkte, mit Anspielung auf die durch Peel 1829 ausgebildete Polizei: Was sollen uns alle diese Peel-Monumente? Jeder Polizeidiener in England und Irland ist ein lebendiges Peel-Monument.

Das letzte Ereignis, das in England Aufsehen erregte, ist die Ernennung des Herrn Wiseman zum Kardinalerzbischof von Westminster und die Einteilung von England in dreizehn katholische Bistümer durch den Papst. Dieser für die englische Kirche sehr überraschende Schritt des Statthalters Christi ist ein neuer Beweis von der Illusion, der sich die ganze kontinentale Reaktion hingibt, als ob mit den Siegen, die sie im Dienst der Bourgeoisie neuerdings erfochten, nun auch die Herstellung der ganzen feudalistisch-absolutistischen Gesellschaftsordnung mit ihrem ganzen religiösen Zubehör von selbst erfolgen müsse. Der Katholizismus hat seine einzige Stütze in England an den beiden Extremen der Gesellschaft, der Aristokratie und dem Lumpenproletariat. Das Lumpenproletariat, der irische oder von Irländern abstammende Mob ist katholisch durch seine Abstammung. Die Aristokratie hat mit dem Puseyismus solange fashionable Koketterie getrieben, bis endlich selbst der Übertritt zur katholischen Kirche anfing, Mode zu werden. In einer Zeit, wo die englische Aristokratie durch den Kampf gegen die fortschreitende Bourgeoisie immer mehr zur Herauskehrung ihres feudalen Charakters gedrängt wurde, mußten natürlich auch die religiösen Ideologen der Aristokratie, die orthodoxen Theologen der Hochkirche, im Kampf mit den Theologen der bürgerlichen Dissenterreligion mehr und mehr gezwungen werden, die Konsequenzen ihres halbkatholischen Dogmas und Ritus anzuerkennen, mußte sogar der Übertritt einzelner reaktionärer Anglikaner zur ursprünglichen, alleinseligmachenden Kirche immer häufiger werden. Diese unbedeutenden Erscheinungen brachten in den Köpfen englischer katholischer Geistlicher die sanguinsten Hoffnungen auf die baldige Bekehrung von ganz England hervor. Die neue Bulle des Papstes, die England schon wieder als römische Provinz behandelt und die dieser Tendenz zur Bekehrung einen neuen Aufschwung geben sollte, bringt indes gerade die umgekehrte Wirkung hervor. Die Puseyiten, plötzlich mit den ernsthaften Konsequenzen ihrer mittelalterlichen Spielereien konfrontiert, fahren entsetzt zurück, und der <444> puseyitische Bischof von London hat sofort eine Erklärung erlassen, worin er seine sämtlichen Irrtümer widerruft und dem Papsttum den Krieg auf Leben und Tod erklärt. - Für die Bourgeoisie hat die ganze Komödie nur insoweit Interessen, als sie ihr Gelegenheit zu neuen Angriffen gegen die Hochkirche und ihre Universitäten gibt. Die Untersuchungskommission, die über die Lage der Universitäten Bericht zu erstatten hat, wird in der nächsten Session heftige Debatten hervorrufen. Die Masse des Volks interessiert sich natürlich nicht, weder für noch gegen den Kardinal Wiseman. Den Zeitungen dagegen liefert er bei der jetzigen Dürre an Neuigkeiten willkommnen Stoff zu langen Artikeln und heftigen Diatriben gegen Pio Nono <Pius IX.>. Die "Times" verlangte sogar, die Regierung solle zur Strafe seiner Übergriffe eine Insurrektion im Kirchenstaat erregen und Herrn Mazzini und die italienische Emigration gegen ihn loslassen. Der "Globe", das Organ Palmerstons, stellte eine höchst witzige Parallele zwischen der Bulle des Papstes und dem letzten Manifest Mazzinis an. Der Papst, sagte er, reklamiert eine geistliche Suprematie über England und ernennt Bischöfe in partibus infidelium. Hier in London sitzt eine italienische Regierung in partibus infidelium, an deren Spitze der Antipapst Herr Mazzini steht. Die Suprematie, die Herr Mazzini in den päpstlichen Staaten nicht nur reklamiert, sondern wirklich ausübt, ist dermalen ebenfalls rein geistlicher Natur. Die Bullen des Papstes sind rein religiösen Inhalts; die Manifeste Mazzinis ebenfalls. Sie predigen eine Religion, sie appellieren an den Glauben, sie haben zum Motto: Dio ed il popolo, Gott und das Volk. Wir fragen, gibt es zwischen den Ansprüchen beider einen andern Unterschied als den, daß Herr Mazzini wenigstens die Religion der Majorität des Volks vertritt, zu dem er spricht - denn es gibt fast keine andre Religion mehr in Italien als die des Dio ed il popolo -, der Papst aber nicht? Mazzini hat übrigens diese Gelegenheit benutzt, um einen Schritt weiterzugehn. Er hat nämlich in Gemeinschaft mit den übrigen Mitgliedern des italienischen Nationalkomitees jetzt von London aus die Anleihe von 10 Mill. frs., die die römische Konstituante bewilligt hatte, in Aktien von 100 frs. ausgeschrieben, und zwar geradezu, um Waffen und Kriegsbedarf anzuschaffen. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese Anleihe mehr Chance hat als die gescheiterte freiwillige Anleihe der östreichischen Regierung in der Lombardei. -

Ein wirklich ernsthafter Schlag, den England in der letzten Zeit gegen Rom und Östreich geführt hat, ist sein Handelsvertrag mit Sardinien. Dieser Vertrag sprengt das östreichische Projekt eines italienischen Zollvereins und <445> sichert dem englischen Handel und der englischen bürgerlichen Politik ein bedeutendes Terrain in Oberitalien.

Die bisherige Organisation der Chartistenpartei ist ebenfalls in der Auflösung begriffen. Die Kleinbürger, die sich noch in der Partei befinden, verbunden mit der Aristokratie der Arbeiter, bilden eine rein demokratische Fraktion, deren Programm sich auf die Volkscharte und einige andre kleinbürgerliche Reformen beschränkt. Die Masse der in wirklich proletarischen Verhältnissen lebenden Arbeiter gehört der revolutionären Chartistenfraktion an. An der Spitze der ersten steht Feargus O'Connor, an der Spitze der zweiten Julian Harney und Ernest Jones. Der alte O'Connor, ein irischer Squire und angeblicher Abkömmling der alten Könige von Munster, ist trotz seiner Abstammung und seiner politischen Richtung ein echter Repräsentant von Altengland. Er ist seiner ganzen Natur nach konservativ und hat einen höchst determinierten Haß sowohl gegen den industriellen Fortschritt wie gegen die Revolution. Seine sämtlichen Ideale sind durch und durch patriarchalisch-kleinbürgerlich. Er vereinigt in sich eine unaussprechliche Menge von Widersprüchen, die in einem gewissen platten common sense <gesunden Menschenverstand> ihre Erledigung und Harmonie finden und die ihn eben befähigen, jahraus, jahrein seine wöchentlichen ellenlangen Briefe im "Northern Star" zu schreiben, von denen immer der nächste mit dem vorhergehenden in offenem Hader liegt. Gerade deswegen behauptet O'Connor auch, der konsequenteste Mann in den drei Reichen zu sein und alle Ereignisse seit zwanzig Jahren vorhergesagt zu haben. Seine Schultern, seine brüllende Stimme, seine enorme Geschicklichkeit im Boxen, mit der er einmal den Nottinghamer Markt gegen mehr als zwanzigtausend Menschen behauptet haben soll - alles das gehört wesentlich zu dem Repräsentanten Altenglands. Es ist klar, daß ein Mann wie O'Connor in einer revolutionären Bewegung ein großes Hindernis sein muß; aber solche Leute dienen eben dazu, daß mit ihnen und an ihnen eine Menge von alteingewurzelten Vorurteilen sich abarbeiten und daß die Bewegung, wenn sie diese Leute schließlich überwindet, auch die von ihnen repräsentierten Vorurteile ein für allemal los ist. O'Connor wird in der Bewegung zugrunde gehn, aber er wird darum ebensosehr auf den Titel eines "Märtyrers der guten Sache" Anspruch machen können wie die Herren Lamartine und Marrast.

Der Hauptkollisionspunkt der beiden Chartistenfraktionen ist die Landfrage. O'Connor und seine Partei wollen die Charte dazu benutzen, einen Teil der Arbeiter auf kleinen Parzellen Land unterzubringen und schließlich die Parzellierung in England allgemein zu machen. Man weiß, wie sein Ver- <446> such, diese Parzellierung durch eine Aktiengesellschaft im Kleinen einzurichten, gescheitert ist. Die Tendenz jeder bürgerlichen Revolution: das große Grundeigentum zu zerschlagen, konnte den englischen Arbeitern diese Parzellierung eine Zeitlang als etwas Revolutionäres erscheinen lassen, obwohl sie regelmäßig ergänzt wird durch die unfehlbare Tendenz des kleinen Eigentums, sich zu konzentrieren und vor der großen Agrikultur zugrunde zu gehn. Die revolutionäre Fraktion der Chartisten hält dieser Forderung der Parzellierung die Forderung der Konfiskation des gesamten Grundeigentums entgegen und verlangt, daß es nicht verteilt werden, sondern Nationaleigentum bleiben soll.

Trotz dieser Spaltung und der Aufstellung extremerer Forderungen ist den Chartisten doch aus der Erinnerung an die Umstände, unter denen die Abschaffung der Korngesetze durchging, die Ahnung geblieben, daß sie in der nächsten Krise wieder mit den industriellen Bourgeois, den Finanzreformern zusammengehn und diesen ihre Feinde niederschlagen helfen, dafür sich aber Konzessionen von ihnen erzwingen müssen. Dies wird allerdings die Stellung der Chartisten in der bevorstehenden Krise sein. Die eigentliche revolutionäre Bewegung kann in England erst anfangen, wenn die Charte durchgesetzt ist, gerade wie in Frankreich die Junischlacht erst möglich wurde, als die Republik erobert war.

Gehen wir nun nach Frankreich über.

Der Sieg, den das Volk in Verbindung mit den Kleinbürgern in den Wahlen vom 10. März errungen hatte, wurde von ihm selbst annulliert, indem es die neue Wahl vom 28. April provozierte. Vidal war, außer in Paris, auch im Niederrhein gewählt. Das Pariser Komitee, in dem die Montagne und die Kleinbürgerschaft stark vertreten waren, veranlaßte ihn, für den Niederrhein zu akzeptieren. Der Sieg vom 10. März hörte auf ein entscheidender zu sein; der Termin der Entscheidung wurde abermals hinausgeschoben, die Spannkraft des Volks wurde erschlafft, es wurde an legale Triumphe gewöhnt statt der revolutionären. Der revolutionäre Sinn des 10. März, die Rehabilitierung der Juniinsurrektion, wurde endlich vollständig vernichtet durch die Kandidatur Eugène Sues, des sentimental-kleinbürgerlichen Sozialphantasten, die das Proletariat höchstens als einen Witz, den Grisetten zu Gefallen akzeptieren konnte. Dieser wohlmeinenden Kandidatur gegenüber stellte die Ordnungspartei, kühner geworden durch die schwankende Politik der Gegner, einen Kandidaten auf, der den Junisieg repräsentieren sollte. Dieser komische Kandidat war der spartanische Familienvater Leclerc, dem indes die heroische Rüstung durch die Presse Stück für Stück vom Leibe gerissen wurde und der bei der Wahl auch eine glänzende Niederlage erlebte. Der neue Wahlsieg <447> am 25. April machte die Montagne und die Kleinbürgerschaft übermütig. Sie frohlockte schon in dem Gedanken, auf rein legalem Wege und ohne durch eine neue Revolution das Proletariat wieder in den Vordergrund zu schieben, am Ziel ihrer Wünsche ankommen zu können; sie rechnete fest darauf, bei den neuen Wahlen von 1852 durch das allgemeine Stimmrecht Herrn Ledru-Rollin in den Präsidentenstuhl und eine Majorität von Montagnards in die Versammlung zu bringen. Die Ordnungspartei, durch die Erneuerung der Wahl, durch die Kandidatur Sues und durch die Stimmung der Montagne und Kleinbürgerschaft vollkommen sichergestellt, daß diese unter allen Umständen entschlossen seien, ruhig zu bleiben, antwortete auf die beiden Wahlsiege mit dem Wahlgesetz, das das allgemeine Stimmrecht abschaffte.

Die Regierung hütete sich wohl, diesen Gesetzvorschlag auf ihre eigne Verantwortlichkeit hin zu machen. Sie machte der Majorität eine scheinbare Konzession, indem sie den Großwürdenträgern dieser Majorität, den siebzehn Burggrafen, seine Ausarbeitung übertrug. Nicht die Regierung schlug also der Versammlung, die Majorität der Versammlung schlug sich selbst die Aufhebung des allgemeinen Stimmrechts vor.

Am 8. Mai wurde das Projekt in die Kammer gebracht. Die ganze sozial-demokratische Presse erhob sich wie ein Mann, um dem Volk würdevolle Haltung, calme majestueux <majestätische Ruhe>, Passivität und Vertrauen auf seine Vertreter zu predigen. Jeder Artikel dieser Journale war ein Geständnis, daß eine Revolution vor allem die sog. revolutionäre Presse vernichten müsse und daß es sich also jetzt um ihre Selbsterhaltung handle. Die angeblich revolutionäre Presse verriet ihr ganzes Geheimnis. Sie unterzeichnete ihr eignes Todesurteil.

Am 21. Mai brachte die Montagne die vorläufige Frage zur Debatte und trug auf Verwerfung des ganzen Projekts an, weil es die Verfassung verletze. Die Ordnungspartei antwortete, man werde die Verfassung verletzen, wenn es nötig sei, man brauche es jetzt indes nicht, weil die Verfassung jeder Deutung fähig sei und weil die Majorität über die richtige Deutung allein kompetent entscheide. Den zügellos wilden Angriffen von Thiers und Montalembert setzte die Montagne einen anständigen und gebildeten Humanismus entgegen. Sie berief sich auf den Rechtsboden; die Ordnungspartei verwies sie auf den Boden, worauf das Recht wächst, auf das bürgerliche Eigentum. Die Montagne wimmerte: Ob man denn wirklich mit aller Gewalt Revolutionen heraufbeschwören wolle? Die Ordnungspartei erwiderte: Man werde sie abwarten.

Am 22. Mai wurde die vorläufige Frage erledigt mit 462 gegen 227 Stimmen. Dieselben Männer, die mit so feierlicher Gründlichkeit bewiesen hatten, <448> daß die Nationalversammlung und jeder einzelne Deputierte abdanke, wenn er das Volk, seinen Vollmachtgeber, abdanke, harrten auf ihren Sitzen aus, suchten nun plötzlich statt ihrer das Land, und zwar durch Petitionen, handeln zu lassen und saßen noch ungerührt da, als am 31. Mai das Gesetz glänzend durchging. Sie suchten sich zu rächen durch einen Protest, worin sie ihre Unschuld an der Notzucht der Konstitution zu Protokoll gaben, einen Protest, den sie nicht einmal offen niederlegten, sondern dem Präsidenten hinterrücks in die Tasche schmuggelten.

Eine Armee von 150.000 Mann in Paris, die lange Verschleppung der Entscheidung, die Abwiegelung der Presse, die Kleinmütigkeit der Montagne und der neugewählten Repräsentanten, die majestätische Ruhe der Kleinbürger, vor allem aber die kommerzielle und industrielle Prosperität verhinderten jeden Revolutionsversuch von seiten des Proletariats.

Das allgemeine Wahlrecht hatte seine Mission erfüllt. Die Majorität des Volks hatte die Entwicklungsschule durchgemacht, zu der es allein in einer revolutionären Epoche dienen kann. Es mußte beseitigt werden durch eine Revolution oder durch die Reaktion

Einen noch größeren Aufwand von Energie entwickelte die Montagne bei einer bald darauf vorkommenden Gelegenheit. Der Kriegsminister d'Hautpoul hatte von der Tribüne herab die Februarrevolution eine unheilvolle Katastrophe genannt. Die Redner der Montagne, die, wie immer, sich durch sittlich entrüstetes Gepolter auszeichneten, wurden vom Präsidenten Dupin nicht zum Wort zugelassen. Girardin schlug der Montagne vor, sofort in Masse auszutreten. Resultat: Die Montagne blieb sitzen, aber Girardin wurde als unwürdig aus ihrem Schoß hinausgeworfen.

Das Wahlgesetz bedurfte noch einer Vervollständigung, eines neuen Preßgesetzes. Dies ließ nicht lange auf sich warten. Ein Vorschlag der Regierung, vielfach verschärft durch Amendements der Ordnungspartei, erhöhte die Kautionen, setzte einen Extrastempel auf die Feuilletonromane (Antwort auf die Wahl von Eugène Sue), besteuerte alle in wöchentlichen oder monatlichen Lieferungen erscheinenden Schriften bis zu einer gewissen Bogenzahl und verfügte schließlich, daß jeder Artikel eines Journals mit der Unterschrift des Verfassers versehen sein müsse. Die Bestimmungen über die Kaution töteten die sog. revolutionäre Presse; das Volk betrachtete ihren Untergang als eine Genugtuung für die Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts. Indes erstreckte sich weder die Tendenz noch die Wirkung des neuen Gesetzes allein auf diesen Teil der Presse. Solange die Zeitungspresse anonym war, erschien sie als Organ der zahl- und namenlosen öffentlichen Meinung; sie war die dritte Macht im Staate. Durch die Unterzeichnung jedes Artikels wurde eine Zei- <449> tung zu einer bloßen Sammlung von schriftstellerischen Beiträgen mehr oder minder bekannter Individuen. Jeder Artikel sank zu einer Annonce herab. Bisher hatten die Zeitungen als das Papiergeld der öffentlichen Meinung zirkuliert; jetzt lösten sie sich auf in mehr oder minder schlechte Solawechsel, deren Güte und Zirkulation von dem Kredit nicht nur des Ausstellers, sondern auch des Indossenten abhing. Die Presse der Ordnungspartei hatte, wie zur Aufhebung des allgemeinen Wahlrechts, so auch zu den äußersten Maßregeln gegen die schlechte Presse provoziert. Indes war die gute Presse selbst in ihrer unheimlichen Anonymität der Ordnungspartei und noch mehr ihren einzelnen provinzialen Repräsentanten unbequem. Sie verlangte sich gegenüber nur noch den bezahlten Schriftsteller mit Namen, Wohnort und Signalement. Vergebens jammerte die gute Presse über den Undank, mit dem man ihre Dienste belohne. Das Gesetz ging durch, die Bestimmung der Namennennung traf sie vor allem. Die Namen der republikanischen Tagesschriftsteller waren ziemlich bekannt; aber die respektablen Firmen des "Journals des Débats", der "Assemblée Nationale", des "Constitutionnel" etc. etc. machten eine jämmerliche Figur mit ihrer hochbeteuernden Staatsweisheit, als sich die mysteriöse Kompanie auf einmal zersetzte in käufliche Penny-a-liners <Zeilenschinders> von langer Praxis, die für bares Geld alle möglichen Sachen verteidigt hatten, wie Granier de Cassagnac, oder in alte Waschlappen, die sich selbst Staatsmänner nannten, wie Capefigue, oder in kokettierende Nußknacker, wie Herr Lemoinne vom "Débats".

In der Debatte über das Preßgesetz war die Montagne bereits auf einen solchen Grad moralischer Verkommenheit herabgesunken, daß sie sich darauf beschränken mußte, den glänzenden Tiraden einer alten louis-philippistischen Notabilität, des Herrn Victor Hugo, Beifall zuzuklatschen.

Mit dem Wahlgesetz und dem Preßgesetz tritt die revolutionäre und demokratische Partei von der offiziellen Schaubühne ab. Vor ihrem Aufbruch nach Hause, kurz nach Schluß der Session, erließen die beiden Fraktionen der Montagne, die sozialistischen Demokraten und die demokratischen Sozialisten, zwei Manifeste, zwei testimonia paupertatis <Armutszeugnis>, worin sie bewiesen, daß, wenn nie die Gewalt und der Erfolg auf ihrer Seite, sie sich doch stets auf der Seite des ewigen Rechts und aller übrigen ewigen Wahrheiten befunden hätten.

Betrachten wir nun die Partei der Ordnung. Die "N. Rh. Z." sagte Heft 3, pag. 16: "Den Restaurationsgelüsten der vereinigten Orleanisten und Legitimisten gegenüber vertritt Bonaparte den Titel seiner tatsächlichen Macht: <450> die Republik. Den Restaurationsgelüsten Bonapartes gegenüber vertritt die Partei der Ordnung den Titel ihrer gemeinsamen Herrschaft: die Republik. Den Orleanisten gegenüber vertreten die Legitimisten, den Legitimisten gegenüber vertreten die Orleanisten den Status quo: die Republik. Alle diese Fraktionen der Ordnungspartei, deren jede ihren eignen König und ihre eigne Restauration in petto hat, machen wechselseitig den Usurpations- und Erhebungsgelüsten ihrer Rivalen gegenüber die gemeinsame Herrschaft der Bourgeoisie, die Form geltend, worin die besondern Ansprüche neutralisiert und vorbehalten bleiben: die Republik ... Und Thiers sprach wahrer als er ahnt, wenn er sagte: 'Wir, die Royalisten, sind die wahren Stützen der konstitutionellen Republik."'

Diese Komödie der républicains malgré eux <Republikaner wider Willen>, der Widerwille gegen den Status quo und die beständige Befestigung desselben; die unaufhörlichen Reibungen Bonapartes und der Nationalversammlung; die stets erneuerte Drohung der Ordnungspartei, sich in ihre einzelnen Bestandteile zu sondern, und das stets wiederholte Zusammenschließen ihrer Fraktionen; der Versuch jeder Fraktion, jeden Sieg gegen den gemeinsamen Feind in eine Niederlage der zeitweiligen Alliierten zu verwandeln; die wechselseitige Eifersüchtelei, Ranküne, Abhetzung, das unermüdliche Ziehen der Schwerter, das immer wieder mit einem baiser-Lamourette endigt - diese ganze unerquickliche Komödie der Irrungen entwickelte sich nie klassischer als während der letzten sechs Monate.

Die Partei der Ordnung betrachtete das Wahlgesetz zugleich als einen Sieg gegen Bonaparte. Hatte die Regierung nicht abgedankt, indem sie der Siebzehnerkommission die Redaktion und die Verantwortlichkeit ihres eignen Vorschlags überließ? Und beruhte nicht die Hauptstärke Bonapartes gegenüber der Versammlung darauf, daß er der Erwählte der sechs Millionen war? - Bonaparte seinerseits behandelte das Wahlgesetz als eine Konzession an die Versammlung, womit er die Harmonie der legislativen mit der exekutiven Gewalt erkauft habe. Zum Lohn verlangte der gemeine Aventurier eine Vermehrung seiner Zivilliste um drei Millionen. Durfte die Nationalversammlung in einen Konflikt mit der Exekutiven treten in einem Augenblick, wo sie die große Majorität der Franzosen in den Bann erklärt hatte? Sie fuhr ärgerlich auf, sie schien es auf das Äußerste treiben zu wollen, ihre Kommission verwarf den Antrag, die bonapartistische Presse drohte und verwies auf das enterbte, seines Stimmenrechts beraubte Volk, eine Menge geräuschvoller Transaktionsversuche fanden statt, und die Versammlung gab schließlich <451> nach in der Sache, rächte sich aber zugleich im Prinzip. Statt der jährlichen prinzipiellen Vermehrung der Zivilliste um drei Millionen bewilligte sie ihm eine Aushülfe von 2.160.000 frs. Nicht zufrieden damit, machte sie selbst erst diese Konzession, nachdem Changarnier sie unterstützt hatte, der General der Ordnungspartei und der aufgedrungene Protektor Bonapartes. Sie bewilligte also die 2 Millionen eigentlich nicht dem Bonaparte, sondern dem Changarnier.

Dies de mauvaise grâce <widerstrebend> hingeworfene Geschenk wurde von Bonaparte ganz im Sinne des Gebers aufgenommen. Die bonapartistische Presse polterte von neuem gegen die Nationalversammlung. Als nun erst bei der Debatte des Preßgesetzes das Amendement wegen der Namennennung gemacht wurde, das sich wieder speziell gegen die untergeordneten Blätter, die Vertreter der Privatinteressen Bonapartes richtete, brachte das bonapartistische Hauptblatt, das "Pouvoir", einen offnen und heftigen Angriff gegen die Nationalversammlung. Die Minister mußten das Blatt vor der Nationalversammlung verleugnen; der Gerant des "Pouvoir" wurde vor die Schranken der Nationalversammlung zitiert und zur höchsten Geldstrafe, zu 5.000 frs. verurteilt. Den andern Tag brachte das "Pouvoir" einen noch viel frecheren Artikel gegen die Versammlung, und als Revanche der Regierung verfolgte das Parkett sogleich mehrere legitimistische Journale wegen Verletzung der Konstitution.

Endlich kam man an die Frage von der Vertagung der Kammer. Bonaparte wünschte sie, um ungehindert von der Versammlung operieren zu können. Die Ordnungspartei wünschte sie, teils zur Durchführung ihrer Fraktionsintrigen, teils zur Verfolgung der Privatinteressen der einzelnen Deputierten. Beide bedurften ihrer, um in den Provinzen die Siege der Reaktion zu befestigen und weiterzutreiben. Die Versammlung vertagte sich daher vom 11. August bis zum 11. November. Da aber Bonaparte keineswegs verhehlte, daß es ihm nur darum zu tun sei, die lästige Aufsicht der Nationalversammlung loszuwerden, drückte die Versammlung dem Vertrauensvotum selbst den Stempel des Mißtrauens gegen den Präsidenten auf. Von der permanenten Kommission von 28 Mitgliedern, die als Tugendwächter der Republik während der Ferien ausharrten, wurden alle Bonapartisten ferngehalten. Statt ihrer wurden sogar einige Republikaner vom "Siécle" und "National" hineingewählt, um dem Präsidenten die Anhänglichkeit der Majorität an die konstitutionelle Republik darzutun.

Kurz vor und besonders unmittelbar nach der Vertagung der Kammer schienen die beiden großen Fraktionen der Ordnungspartei, die Orleanisten <452> und die Legitimisten, sich versöhnen zu wollen, und zwar durch eine Verschmelzung der beiden Königshäuser, unter deren Fahnen sie kämpfen. Die Blätter waren voll von Versöhnungsvorschlägen, die am Krankenbett Louis-Philippes zu St. Leonards diskutiert worden seien, als der Tod Louis-Philippes plötzlich die Situation vereinfachte. Louis-Philippe war der Usurpator, Heinrich V. der Beraubte, der Graf von Paris dagegen, bei der Kinderlosigkeit Heinrichs V., sein rechtmäßiger Thronerbe. Jetzt war der Verschmelzung der beiden dynastischen Interessen jeder Vorwand genommen. Gerade jetzt aber entdeckten die beiden Fraktionen der Bourgeoisie erst, daß nicht die Schwärmerei für ein bestimmtes Königshaus sie trennte, sondern daß vielmehr ihre getrennten Klasseninteressen die beiden Dynastien auseinanderhielten. Die Legitimisten, die ins Hoflager Heinrichs V. nach Wiesbaden gepilgert waren, gerade wie ihre Konkurrenten nach St. Leonards, erhielten hier die Nachricht vom Tode Louis-Philippes. Sogleich bildeten sie ein Ministerium in partibus infidelium, das meist aus Mitgliedern jener Kommission von Tugendwächtern der Republik bestand und das bei Gelegenheit eines im Schoß der Partei vorkommenden Haders mit der unumwundensten Proklamation des Rechts von Gottes Gnaden hervortrat. Die Orleanisten jubelten über den kompromittierenden Skandal, den dies Manifest in der Presse hervorrief, und verhehlten keinen Augenblick ihre offne Feindschaft gegen die Legitimisten.

Während der Vertagung der Nationalversammlung traten die Departementalvertretungen zusammen. Ihre Majorität sprach sich für eine mehr oder weniger verklausulierte Revision der Verfassung aus, d.h., sie sprach sich aus für eine nicht näher bestimmte monarchische Restauration, für eine "Lösung", und gestand zugleich, daß sie zu inkompetent und zu feig sei, diese Losung zu finden. Die bonapartistische Fraktion legte diesen Wunsch der Revision sogleich im Sinne der Verlängerung der Präsidentschaft Bonapartes aus.

Die verfassungsmäßige Lösung, die Abdankung Bonapartes im Mai 1852, die gleichzeitige Wahl eines neuen Präsidenten durch sämtliche Wähler des Landes, die Revision der Verfassung durch eine Revisionskammer in den ersten Monaten der neuen Präsidentschaft ist für die herrschende Klasse durchaus unzulässig. Der Tag der neuen Präsidentenwahl wäre der Tag des Rendezvous für sämtliche feindliche Parteien, der Legitimisten, der Orleanisten, der Bourgeoisrepublikaner, der Revolutionäre. Es müßte zu einer gewaltsamen Entscheidung zwischen den verschiedenen Fraktionen kommen. Gelänge es selbst der Ordnungspartei, über die Kandidatur eines neutralen Mannes außerhalb der dynastischen Familien sich zu vereinigen, so träte ihm wieder Bonaparte gegenüber. Die Ordnungspartei ist in ihrem Kampf mit <453> dem Volk genötigt, beständig die Gewalt der Exekutive zu vermehren. Jede Vermehrung der Gewalt der Exekutive vermehrt die Gewalt ihres Trägers Bonaparte. In demselben Maß daher, wie die Ordnungspartei ihre gemeinsame Macht verstärkt, verstärkt sie die Kampfmittel der dynastischen Prätensionen Bonapartes, verstärkt sie seine Chance, am Tage der Entscheidung gewaltsam die konstitutionelle Lösung zu vereiteln. Er wird sich dann ebensowenig der Ordnungspartei gegenüber an dem einen Grundpfeiler der Verfassung stoßen, als sie dem Volk gegenüber beim Wahlgesetz an dem andern. Er würde scheinbar sogar der Versammlung gegenüber an das allgemeine Wahlrecht appellieren. Mit einem Wort, die konstitutionelle Lösung stellt den ganzen politischen Status quo in Frage, und hinter der Gefährdung des Status quo sieht der Bürger das Chaos, die Anarchie, den Bürgerkrieg. Er sieht seine Einkäufe und Verkäufe, seine Wechsel, seine Heiraten, seine notariellen Verträge, seine Hypotheken, seine Grundrenten, Mietzinse, Profite, seine sämtlichen Kontrakte und Erwerbsquellen auf den ersten Sonntag im Mai 1852 in Frage gestellt, und diesem Risiko kann er sich nicht aussetzen. Hinter der Gefährdung des politischen Status quo verbirgt sich die Gefahr des Zusammenbrechens der ganzen bürgerlichen Gesellschaft. Die einzig mögliche Lösung im Sinne der Bourgeoisie ist die Aufschiebung der Lösung. Sie kann die konstitutionelle Republik nur retten durch eine Verletzung der Konstitution, durch die Verlängerung der Gewalt des Präsidenten. Dies ist auch das letzte Wort der Ordnungspresse nach den langwierigen und tiefsinnigen Debatten über die "Lösungen", denen sie sich nach der Session der Generalräte hingab. Die großmächtige Ordnungspartei sieht sich so zu ihrer Beschämung genötigt, die lächerliche, ordinäre und ihr verhaßte Person des Pseudo-Benaparte ernsthaft zu nehmen.

Diese schmutzige Figur täuschte sich ebenfalls über die Ursachen, die sie mehr und mehr mit dem Charakter des notwendigen Mannes bekleideten. Während seine Partei Einsicht genug hatte, die wachsende Bedeutung Bonapartes den Verhältnissen zuzuschreiben, glaubte er, sie allein der Zauberkraft seines Namens und seiner ununterbrochenen Karikierung Napoleons zu verdanken. Er wurde täglich unternehmender. Den Wallfahrten nach St. Leonards und Wiesbaden setzte er seine Rundreisen durch Frankreich entgegen. Die Bonapartisten hatten so wenig Vertrauen auf den magischen Effekt seiner Persönlichkeit, daß sie ihm überall Leute der Gesellschaft vom 10. Dezember, dieser Organisation des Pariser Lumpenproletariats, massenweise in Eisenbahnzüge und Postchaisen verpackt, als Claqueure mitschickten. Sie legten ihrer Marionette Reden in den Mund, die je nach dem Empfang in den verschiednen Städten die republikanische Resignation oder die ausdauernde <454> Zähigkeit als den Wahlspruch der präsidentiellen Politik proklamierten. Trotz aller Manöver waren diese Reisen nichts weniger als Triumphzüge.

Nachdem Bonaparte so das Volk begeistert zu haben glaubte, setzte er sich in Bewegung, die Armee zu gewinnen. Er ließ auf der Ebene von Satory bei Versailles große Revuen abhalten, bei denen er die Soldaten durch Knoblauchswürste, Champagner und Zigarren zu kaufen suchte. Wenn der echte Napoleon in den Strapazen seiner Eroberungszüge seine ermatteten Soldaten durch momentane patriarchalische Vertraulichkeit aufzumuntern wußte, so glaubte der Pseudo-Napoleon, die Truppen riefen zum Dank: Vive Napoleon, vive le saucisson! <Es lebe Napoleon, es lebe die Wurst!> d.h.: Es lebe die Wurst, es lebe der Hanswurst!

Diese Revuen brachten den lange verhaltenen Zwiespalt zwischen Bonaparte und seinem Kriegsminister d'Hautpoul einerseits und Changarnier andrerseits zum Ausbruch. In Changarnier hatte die Ordnungspartei ihren wirklichen neutralen Mann gefunden, bei dem von eignen dynastischen Ansprüchen keine Rede sein konnte. Ihn hatte sie zum Nachfolger Bonapartes bestimmt. Changarnier war dazu durch sein Auftreten am 29. Januar und 13. Juni 1849 der große Feldherr der Ordnungspartei geworden, der moderne Alexander, dessen brutales Dazwischenfahren in den Augen des zaghaften Bürgers den gordischen Knoten der Revolution zerhauen hatte. Im Grunde ebenso lächerlich wie Bonaparte, war er so auf höchst wohlfeile Weise zu einer Macht geworden und wurde von der Nationalversammlung dem Präsidenten zur Überwachung gegenübergestellt. Er selbst kokettierte, z.B. bei der Dotationsfrage, mit der Protektion, die er Bonaparte schenkte, und trat immer übermächtiger gegen ihn und die Minister auf. Als bei Gelegenheit des Wahlgesetzes eine Insurrektion erwartet wurde, verbot er seinen Offizieren, vom Kriegsminister oder vom Präsidenten irgendwelche Befehle anzunehmen. Die Presse trug noch dazu bei, die Gestalt Changarniers zu vergrößern. Bei dem gänzlichen Mangel an großen Persönlichkeiten sah sich natürlich die Ordnungspartei gedrungen, die ihrer ganzen Klasse fehlende Kraft einem einzelnen Individuum anzudichten und dies so zum Ungeheuren aufzuschwellen. So entstand der Mythus von Changarnier, dem "Bollwerk der Gesellschaft". Die anmaßende Scharlatanerie, die geheimnisvolle Wichtigtuerei, womit Changarnier sich dazu herabließ, die Welt auf seinen Schultern zu tragen, bildet den lächerlichsten Kontrast mit den Ereignissen während und nach der Revue von Satory, die unwiderleglich bewiesen, daß es nur eines Federstrichs Bonapartes, des unendlich Kleinen, bedürfe, um diese phantastische Ausgeburt der bürgerlichen Angst, um den Koloß Changarnier auf die Dimen- <455> sionen der Mittelmäßigkeit zurückzuführen und ihn, den gesellschaftsrettenden Heros, in einen pensionierten General zu verwandeln.

Bonaparte hatte sich schon seit längerer Zeit an Changarnier gerächt, indem er den Kriegsminister zu Disziplinarstreitigkeiten mit dem unbequemen Protektor provozierte. Die letzte Revue bei Satory brachte endlich den alten Groll zum Eklat. Die konstitutionelle Entrüstung Changarniers kannte keine Grenze mehr, als er die Kavallerieregimenter mit dem verfassungswidrigen Ruf: Vive l'Empereur! <Es lebe der Kaiser!> vorbeidefilieren sah. Bonaparte, um allen unangenehmen Debatten über diesen Ruf in der bevorstehenden Kammersession zuvorzukommen, entfernte den Kriegsminister d'Hautpoul, indem er ihn zum Gouverneur von Algier ernannte. An seine Stelle setzte er einen zuverlässigen alten General aus der Kaiserzeit, der an Brutalität Changarnier vollständig gewachsen war. Damit aber die Entlassung d'Hautpouls nicht als eine Konzession an Changarnier erscheine, versetzte er zu gleicher Zeit den rechten Arm des großen Gesellschaftsretters, den General Neumayer, von Paris nach Nantes. Neumayer war es gewesen, der bei der letzten Revue die gesamte Infanterie bewogen hatte; mit eisigem Stillschweigen an dem Nachfolger Napoleons vorbeizudefilieren. Changarnier, in Neumayer selbst getroffen, protestierte und drohte. Umsonst. Nach zweitägigen Verhandlungen erschien das Versetzungsdekret Neumayers im "Moniteur" und dem Heros der Ordnung blieb nichts übrig, als sich der Disziplin zu fügen oder abzudanken.

Der Kampf Bonapartes mit Changarnier ist die Fortsetzung seines Kampfs mit der Partei der Ordnung. Die Wiedereröffnung der Nationalversammlung am 11. November findet daher unter drohenden Auspizien statt. Es wird der Sturm im Glase Wasser sein. Im wesentlichen muß das alte Spiel fortgehn. Die Majorität der Ordnungspartei wird indes trotz des Geschreis der Prinzipienritter ihrer verschiednen Fraktionen gezwungen sein, die Gewalt des Präsidenten zu verlängern. Ebensosehr wird Bonaparte, trotz aller vorläufigen Protestationen, schon durch den Geldmangel geknickt, diese Verlängerung der Gewalt als einfache Delegation aus den Händen der Nationalversammlung hinnehmen. So wird die Lösung hinausgeschoben, der Status quo forterhalten, eine Fraktion der Ordnungspartei von der andern kompromittiert, geschwächt, unmöglich gemacht, die Repression gegen den gemeinsamen Feind, die Masse der Nation, ausgedehnt und erschöpft, bis die ökonomischen Verhältnisse selbst wieder den Entwicklungspunkt erreicht haben, wo eine neue Explosion diese sämtlichen hadernden Parteien mit ihrer konstitutionellen Republik in die Luft sprengt.

<456> Zur Beruhigung des Bürgers muß übrigens gesagt werden, daß der Skandal zwischen Bonaparte und der Ordnungspartei das Resultat hat, eine Menge kleiner Kapitalisten auf der Börse zu ruinieren und ihr Vermögen in die Taschen der großen Börsenwölfe zu spielen.

In Deutschland resümieren sich die politischen Ereignisse der letzten sechs Monate in dem Schauspiel, wie Preußen die Liberalen und wie Östreich Preußen prellt.

Im Jahr 1849 schien es sich um die Hegemonie Preußens in Deutschland zu handeln; im Jahr 1850 handelte es sich um die Teilung der Gewalt zwischen Östreich und Preußen; im Jahr 1851 handelt es sich nur noch um die Form, in der Preußen sich Östreich unterwirft und als reuiger Sünder in den Schoß des vollständig wiederhergestellten Bundestags zurückkehrt. Das Kleindeutschland, das der König von Preußen als Entschädigung für seinen verunglückten Kaiserzug durch Berlin am 21. März 1848 sich zu erhandeln <In der "Revue": erhalten> hoffte, hat sich in Kleinpreußen verwandelt; Preußen hat jede Demütigung geduldig hinnehmen müssen und ist aus der Reihe der Großmächte verschwunden. Selbst den bescheidenen Traum der Union hat die gewöhnliche perfide Borniertheit seiner Politik wieder in nichts aufgelöst. Es schwindelte der Union einen liberalen Charakter an und düpierte so die weisen Männer der Gothaer Partei durch konstitutionelle Phantasmagorien, mit denen es ihm nie ernst war; und doch war es selbst durch seine ganze industrielle Entwicklung, sein permanentes Defizit, seine Staatsschuld so bürgerlich geworden, daß es dem Konstitutionalismus trotz alles Windens und Sträubens immer unrettbarer verfiel. Wenn die weisen Männer von Gotha zuletzt entdeckten, wie schmählich Preußen mit ihrer Würde und Besonnenheit umgesprungen war, wenn selbst ein Gagern und ein Brüggemann sich endlich mit edler Entrüstung von einer Regierung abwandten, die so schnödes Spiel mit der Einheit und Freiheit des Vaterlandes trieb, so erlebte Preußen keine größere Freude an den Küchlein, die es unter seinen schützenden Flügel versammelt hatte, an den kleinen Fürsten. Die Duodezfürsten hatten sich nur im Moment der höchsten Bedrängnis und Schutzlosigkeit den mediatisationssüchtigen Krallen des preußischen Adlers anvertraut; sie hatten die Zurückführung ihrer Untertanen zum alten Gehorsam durch preußische Interventionen, Drohungen und Demonstrationen teuer bezahlen müssen mit knechtenden Militärkonventionen, mit kostspieliger Einquartierung, mit der Aussicht auf baldige Mediatisierung durch die Unionsverfassung. Aber Preußen selbst hatte dafür gesorgt, daß sie dieser neuen Not wieder ent- <457> rennen. Preußen hatte überall die Reaktion wieder zur Herrschaft gebracht, und in demselben Maß, als die Reaktion fortschritt, fielen die Duodezfürsten von Preußen ab, um sich Östreich in die Arme zu werfen. Konnten sie wieder in vormärzlicher Weise herrschen, so stand ihnen das absolutistische Östreich näher als eine Macht, die ebensowenig absolutistisch sein konnte als sie liberal sein wollte. Dazu führte die östreichische Politik nicht zur Mediatisierung der kleinen Staaten, sondern im Gegenteil zu ihrer Aufrechthaltung als integrierende Bestandteile des wiederherzustellenden Bundestags. So erlebte Preußen, daß Sachsen von ihm abfiel, das wenig Monate vorher durch preußische Truppen gerettet worden, daß Hannover abfiel, daß Kurhessen abfiel und daß jetzt auch Baden, trotz seiner preußischen Garnisonen, den übrigen folgte. Daß die Unterstützung der Reaktion in Hamburg, Mecklenburg, Dessau etc. etc. durch Preußen nicht zu seinem, sondern zu Östreichs Vorteil war, sieht es jetzt deutlich an den Vorgängen in den beiden Hessen. So erfuhr der verfehlte deutsche Kaiser allerdings, daß er in einer Zeit der Treulosigkeit lebt, und wenn er es jetzt dulden muß, daß ihm "sein rechter Arm, die Union" abgenommen wird, so war dieser Arm schon seit geraumer Zeit verwelkt. So hat Östreich jetzt schon ganz Süddeutschland unter seine Hegemonie gebracht, und auch in Norddeutschland sind die wichtigsten Staaten Preußens Gegner.

Östreich war endlich so weit gekommen, daß es, gestützt auf Rußland, Preußen offen entgegentreten konnte. Es tat dies bei zwei Fragen: bei der schleswig-holsteinischen und der kurhessischen.

In Schleswig-Holstein hatte das "Schwert Deutschlands" einen echt preußischen Separatfrieden geschlossen und seine Bundesgenossen der feindlichen Übermacht in die Hände geliefert. England, Rußland und Frankreich beschlossen, der Unabhängigkeit der Herzogtümer ein Ende zu machen, und drückten diese Absicht in einem Protokoll aus, dem sich Östreich anschloß. Während Östreich und die mit ihm verbündeten deutschen Regierungen, dem Londoner Protokoll gemäß, auf dem restaurierten Bundestag die Bundesintervention in Holstein zugunsten Dänemarks vertraten, suchte Preußen seine achselträgerische Politik fortzusetzen, die Parteien zur Unterwerfung unter ein noch gar nicht existierendes, undefinierbares, von den meisten und wichtigsten Regierungen zurückgewiesenes Bundesschiedsgericht zu bewegen und erlangte mit allen seinen Manövern weiter nichts, als daß es bei den Großmächten in den Verdacht revolutionärer Umtriebe geriet und eine Reihe von drohenden Noten erhielt, die ihm die Lust an einer "selbständigen" auswärtigen Politik bald benehmen werden. Den Schleswig-Holsteinern wird in kurzem ihr Landesvater wiedergegeben werden, und ein Volk, das sich von <458> Herren Beseler und Reventlow regieren läßt, trotzdem daß es die ganze Armee auf seiner Seite hat, zeigt, daß es der dänischen Fuchtel noch zu seiner Erziehung bedarf.

Die Bewegung in Kurhessen liefert uns ein unnachahmliches Beispiel, wozu eine "Erhebung" in einem deutschen Kleinstaat es bringen kann. Der tugendhafte und bürgerliche Widerstand gegen den Fälscher Hassenpflug hatte alles realisiert, was von einem derartigen Schauspiel zu verlangen ist: die Kammer war einstimmig, das Land war einstimmig, die Beamten und die Armee waren auf seiten der Bürger; alle widerstrebenden Elemente waren entfernt, das "Fürsten zum Land hinaus" hatte sich von selbst realisiert, der Fälscher Hassenpflug war mit seinem ganzen Ministerium verschwunden; alles ging nach Wunsch, alle Parteien hielten sich streng in den gesetzlichen Schranken, alle Exzesse wurden vermieden, und die Opposition hatte, ohne einen Finger zu rühren, den schönsten Sieg errungen, von dem die Annalen des verfassungsmäßigen Widerstands zu berichten wissen. Und jetzt, als die Bürger alle Gewalt in Händen hatten, als ihr ständischer Ausschuß nirgends auf den geringsten Widerstand stieß, jetzt waren sie erst recht notwendig. Jetzt sahen sie, daß statt der kurfürstlichen Truppen fremde Truppen an der Grenze standen, bereit einzurücken und der ganzen bürgerlichen Herrlichkeit in vierundzwanzig Stunden ein Ende zu machen. Jetzt erst fing die Ratlosigkeit und Blamage an; hatten sie früher nicht rückwärts gekonnt, so konnten sie jetzt nicht vorwärts. Die kurhessische Steuerverweigerung beweist schlagender als irgendein früheres Ereignis, wie alle Kollisionen innerhalb der kleinen Staaten auf reine Farcen hinauslaufen, deren ganzes Resultat schließlich die fremde Intervention ist und die Beseitigung des Konflikts durch die Beseitigung sowohl des Fürsten wie der Verfassung. Sie beweist, wie lächerlich alle jene hochwichtigen Kampfe sind, in denen die Kleinbürger der Kleinstaaten jede kleine Märzerrungenschaft mit patriotischer Gesinnungstreue vor dem unvermeidlichen Untergang zu retten suchen.

In Kurhessen, in einem Staat der Union, den es galt, aus der preußischen Umarmung zu reißen, trat Östreich seinem Rivalen direkt entgegen. Östreich war es, das den Kurfürsten geradezu zu seinem Angriff auf die Verfassung aufstachelte und ihn dann sogleich unter den Schutz seines Bundestags stellte. Um diesem Schutz Nachdruck zu verleihen, um an der kurhessischen Angelegenheit Preußens Widerstand gegen Östreichs Herrschaft zu brechen, um Preußen wieder in den Bundestag hineinzudrohen, stellten sich jetzt östreichische und süddeutsche Truppen in Franken und Böhmen auf. Preußen rüstet ebenfalls. Die Zeitungen strotzen von Berichten über Märsche und Kontremärsche der Armeekorps. All dieser Lärm wird zu nichts führen, <459> ebensowenig wie die Zänkereien der französischen Ordnungspartei mit Bonaparte. Weder der König von Preußen noch der Kaiser von Östreich ist souverän, sondern allein der russische Zar. Vor seinem Befehl wird das rebellische Preußen sich schließlich beugen, ohne daß ein Tropfen Blut geflossen, werden sich die Parteien friedlich zusammenfinden auf den Sesseln des Bundestags, ohne daß deshalb weder ihren Eifersüchteleien unter sich noch ihrem Hader mit ihren Untertanen, noch ihrem Verdruß gegen die russische Oberherrschaft der geringste Abbruch geschehen wird.

Wir kommen jetzt zum Land als solchem, zum europäischen Volk, zum Volk der Emigration. Von den einzelnen Sektionen der Emigration, der deutschen, französischen, ungarischen etc., werden wir nicht sprechen; ihre haute politique <hohe Politik> beschränkt sich auf pure chronique scandaleuse <reine Klatschgeschichte>. Aber das europäische Gesamtvolk in partibus infidelium hat in letzter Zeit eine provisorische Regierung erhalten in dem europäischen Zentralkomitee, bestehend aus Joseph Mazzini, Ledru-Rollin, Albert Darasz (Pole) und - Arnold Ruge, der zur Rechtfertigung seines Daseins bescheiden dahinter schreibt: Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Obgleich nicht zu sagen wäre, welches demokratische Konzil diese vier Evangelisten zu ihrem Amt berufen hätte, so ist doch nicht zu leugnen, daß ihr Manifest das Glaubensbekenntnis der großen Masse der Emigration enthält und in angemessener Form die intellektuellen Errungenschaften zusammenfaßt, die diese Masse den letzten Revolutionen verdankt.

Das Manifest beginnt mit einer prunkenden Aufzählung der Kräfte der Demokratie.

"Was fehlt der Demokratie zum Sieg? ... die Organisation ... Wir haben Sekten, aber keine Kirche, unvollständige und widersprechende Philosophien, aber keine Religion, keinen Kollektivglauben, der die Gläubigen unter ein einziges Zeichen schart und ihre Arbeiten harmonisiert ... Der Tag. an dem wir uns alle vereint finden werden, zusammen marschierend unter dem Auge der Besten unter uns ... wird der Vorabend des Kampfes sein. An diesem Tage werden wir uns gezählt haben, wir werden wissen, wer wir sind, wir werden das Bewußtsein unsrer Kraft haben."

Warum hat die Revolution bisher nicht gesiegt? Weil die Organisation der revolutionären Gewalt schwächer war. Das ist das erste Dekret der provisorischen Regierung der Emigration.

Diesem Übelstande soll jetzt abgeholfen werden durch die Organisation einer Glaubensarmee und die Stiftung einer Religion.

<460> "Aber dazu sind zwei große Hindernisse zu übersteigen, zwei große Irrtümer zu zerstören: die Übertreibung der Rechte der Individualität, die engherzige Ausschließlichkeit der Theorie ... Wir müssen nicht sagen: ich; wir müssen lernen zu sagen: wir; ... Diejenigen, welche, ihren individuellen Reizbarkeiten folgend, das kleine Opfer verweigern, das Organisation und Disziplin erheischen, verleugnen, infolge der Gewohnheiten der Vergangenheit, den Gesamtglauben, den sie predigen ... Ausschließlichkeit in der Theorie ist die Negation unsres Grunddogmas. Der da sagt: ich habe die politische Wahrheit gefunden, und wer die Annahme seines Systems zur Bedingung der Annahme der brüderlichen Assoziation macht, verleugnet das Volk, den einzig progressiven Dolmetscher des Weltgesetzes, nur um sein eignes Ich zu behaupten. Wer da behauptet, durch isolierte Arbeit seiner Intelligenz, so machtvoll sie sein mag, heutzutage eine definitive Lösung der Probleme zu entdecken, welche die Massen agitieren, der verurteilt sich selbst zum Irrtum durch Unvollständigkeit, indem er verzichtet auf eine der ewigen Quellen der Wahrheit, die Kollektivintuition des in der Handlung begriffenen Volks. Die definitive Lösung ist das Geheimnis des Sieges ... Unsre Systeme können zum großen Teil nichts andres sein als ein Anatomisieren von Kadavern, ein Entdecken des Übels, ein Analysieren des Todes, ohnmächtig, das Leben wahrzunehmen oder zu begreifen. Leben, das ist das Volk in Bewegung, das ist der Instinkt der Massen, zu einer außergewöhnlichen Potenz erhoben durch die gegenseitige Berührung, durch das prophetische Gefühl großer Dinge, die zu vollbringen sind, durch unwillkürliche, plötzliche, elektrische Assoziation auf der Straße; es ist Handlung, aufregend zum höchsten Punkt alle Vermögen der Hoffnung, Hingebung, Liebe und des Enthusiasmus, die jetzt schlummern, und den Menschen offenbaren in der Einheit seiner Natur, in der Vollkraft seiner Zeugungsfähigkeit. Der Händedruck eines Arbeiters in einem dieser historischen Momente, die eine Epoche beginnen, wird uns mehr von der Organisation der Zukunft lehren als heutzutage von der kalten und herzlosen Arbeit des Verstandes oder der Erkenntnis des erlauchten Toten der letzten zwei Jahrtausende - der alten Gesellschaft - gelehrt werden könnte."

Dieser ganze hochbeteuernde Unsinn läuft also schließlich auf die höchst ordinäre Philisteransicht hinaus, daß die Revolution gescheitert sei an der ehrgeizigen Eifersucht der einzelnen Führer und an den feindlich entgegenstehenden Meinungen der verschiedenen Volkslehrer.

Die Kämpfe der verschiedenen Klassen und Klassenfraktionen gegeneinander, deren Verlauf durch seine einzelnen Entwicklungsphasen gerade die Revolution ausmacht, sind für unsre Evangelisten nur die unglückliche Folge der Existenz divergierender Systeme, während in Wirklichkeit umgekehrt die Existenz verschiedner Systeme die Folge der Existenz der Klassenkämpfe ist. Schon hieraus geht hervor, daß die Verfasser des Manifests die Existenz der Klassenkämpfe leugnen. Unter dem Vorwand, gegen die Doktrinäre anzukämpfen, beseitigen sie jeden bestimmten Inhalt, jede bestimmte Parteiansicht, verbieten sie den einzelnen Klassen, ihre Interessen und Forde- <461> rungen gegenüber den andern Klassen zu formulieren. Sie muten ihnen zu, ihre widerstreitenden Interessen zu vergessen und sich zu versöhnen unter der Fahne einer ebenso flachen wie unverschämten Unbestimmtheit, die unter dem Schein der Versöhnung der Interessen aller Parteien nur die Herrschaft des Interesses einer Partei - der Bourgeoispartei verbirgt. Nach den Erfahrungen, die die Herren in Frankreich, Deutschland und Italien während der zwei letzten Jahre gemacht haben müssen, kann man nicht einmal sagen, daß die Heuchelei eine unbewußte ist, mit der hier das Bourgeoisinteresse in Lamartinische Brüderlichkeitsphrasen eingewickelt wird. Welche Kenntnis die Herren übrigens von den "Systemen" haben, gebt schon daraus hervor, daß sie sich einbilden, jedes dieser Systeme sei bloß ein Fragment der im Manifest zusammengestellten Weisheit und habe sich nur eine einzelne der hier versammelten Phrasen, Freiheit, Gleichheit etc. einseitig zur Grundlage genommen. Ihre Vorstellungen von gesellschaftlichen Organisationen sind sehr frappant wiedergegeben: ein Zusammenlauf auf der Straße, ein Krawall, ein Händedruck, und alles ist fertig. Die Revolution besteht für sie überhaupt bloß im Sturz der bestehenden Regierung; ist dies Ziel erreicht, so ist "der Sieg" errungen. Bewegung, Entwicklung, Kampf hören dann auf, und unter der Ägide des dann herrschenden europäischen Zentralkomitees beginnt das goldne Zeitalter der europäischen Republik und der in Permanenz erklärten Nachtmütze. Wie die Entwicklung und den Kampf, so hassen die Herren das Denken, das herzlose Denken - als ob irgendein Denker, Hegel und Ricardo nicht ausgenommen, je die Herzlosigkeit erreicht hätte, mit der dem Publikum dieser weichmäulige Spülicht über den Kopf gegossen wird! Das Volk soll nicht für den folgenden Tag sorgen und sich alle Gedanken aus dem Kopf schlagen; kommt der große Tag der Entscheidung, so wird es durch die bloße Berührung elektrisiert, und das Rätsel der Zukunft wird sich ihm durch ein Wunder lösen. Dieser Aufruf zur Gedankenlosigkeit ist ein direkter Versuch zu Prellerei gerade der unterdrücktesten Klassen des Volks.

"Sagen wir nun hiermit" (fragt ein Mitglied des europäischen Zentralkomitees das andre), "daß wir ohne Fahne voranmarschieren sollen, sagen wir, daß wir auf unser Banner eine bloße Verneinung schreiben wollen? Auf uns kann ein solcher Verdacht nicht fallen. Männer des Volks, seit langer Zeit in seinen Kämpfen beteiligt, denken wir nicht daran, es zur Leere zu leiten."

Um nun im Gegenteil ihre Fülle zu beweisen, führen uns die Herren ein wahrhaft Leporellosches Register ewiger Wahrheit und Errungenschaften der ganzen bisherigen Geschichte <In der "Revue": Geschäfte> als den gegenwärtigen gemeinsamen Boden <462> der "Demokratie" vor. Dies Register resümiert sich in folgendem erbaulichen Paternoster:

"Wir glauben an die progressive Entwicklung der menschlichen Fähigkeit und Kräfte zum Moralgesetz hin, welches uns auferlegt worden ist. Wir glauben an die Assoziation als das einzig regelmäßige Mittel, welches diesen Zweck erreichen kann. Wir glauben, daß die Auslegung des Moralgesetzes und der Regel des Fortschritts weder einer Kaste noch einem Individuum anvertraut werden kann, sondern dem Volk, aufgeklärt durch nationale Erziehung, geleitet durch die aus seiner Mitte, die Tugend und Genius ihm als die besten zeigen. Wir glauben an die Heiligkeit beider, der Individualität und der Gesellschaft, die sich weder ausschließen noch bekämpfen sollen sondern zusammen harmonieren zur Besserung aller durch alle. Wir glauben an die Freiheit ohne welche jede menschliche Verantwortlichkeit verschwindet, an die Gleichheit ohne welche die Freiheit nur ein Trug ist, an die Brüderlichkeit, ohne welche Freiheit und Gleichheit Mittel ohne Zweck wären, an die Assoziation, ohne welche die Brüderlichkeit nur ein unrealisierbares Programm wäre, an Familie, Gemeinde und Staat und Vaterland als ebensoviel progressive Sphären, worin der Mensch sukzessiv aufwachsen muß in der Erkenntnis und Betätigung der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Assoziation. Wir glauben an die Heiligkeit der Arbeit, an das Eigentum, welches von ihr entspringt als ihr Zeichen und ihre Frucht, an die Pflicht der Gesellschaft, das Element der materiellen Arbeit durch den Kredit, der intellektuellen und moralischen Arbeit durch die Erziehung zu liefern ... Wir glauben, um uns zu resümieren, an einen sozialen Zustand, der Gott und sein Gesetz zu seiner Spitze und das Volk zu seiner Basis hat... "

Also: Fortschritt - Assoziation - Moralgesetz - Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit - Assoziation - Familie, Gemeinde, Staat - Heiligkeit des Eigentums - Kredit - Erziehung - Gott und Volk - Dio e Popolo. Diese Phrasen figurieren in allen Manifesten der 1848er Revolutionen, von der französischen bis zur walachischen, und gerade deswegen figurieren sie hier auch [als] die gemeinsamen Grundlagen der neuen Revolution. In keiner dieser Revolutionen fehlte auch die Heiligkeit des Eigentums, das hier als Resultat der Arbeit heilig gesprochen wird. Wie sehr alles bürgerliche Eigentum "die Frucht und das Zeichen der Arbeit" ist, wußte Adam Smith schon weit besser als unsre revolutionären Initiatoren achtzig Jahre nach ihm. Was die sozialistische Konzession betrifft, daß die Gesellschaft jedem das Material zu seiner Arbeit durch den Kredit liefern soll, so pflegt jeder Fabrikant seinem Arbeiter für soviel Material, als er in einer Woche verarbeiten kann, Kredit zu geben, so ist das Kreditsystem heutzutage so weit ausgedehnt, als dies mit der Unverletzlichkeit des Eigentums verträglich, und ist der Kredit schließlich selbst nur eine Form des bürgerlichen Eigentums.

Das Resümee dieses Evangeliums ist ein gesellschaftlicher Zustand, worin Gott die Spitze bildet und dies Volk oder, wie es später heißt, die Menschheit, <463> die Basis. D.h., sie glauben an die bestehende Gesellschaft, worin bekanntlich Gott die Spitze bildet und der Mob die Basis. Wenn das Symbolum Mazzinis: Gott und das Volk, Dio e Popolo, in Italien einen Sinn haben mag, wo man Gott dem Papst und das Volk den Fürsten gegenüberstellt, so ist es doch etwas stark, wenn man dies Plagiat von Johannes Ronge, dem seichtesten Abspülicht des deutschen Aufkläricht, als das Wort hinstellt, das das Rätsel des Jahrhunderts lösen soll. Wie leicht man sich übrigens in dieser Schule an die kleinen Opfer gewöhnt, welche die Organisation und Disziplin erheischen, wie gefällig man die engherzige Ausschließlichkeit der Theorien aufgibt, beweist unser Arnold Winkelried Ruge, der zur großen Freude von Leo diesmal den Unterschied zwischen Gottheit und Menschheit zu würdigen weiß.

Das Manifest endet mit den Worten:

"Es handelt sich um die Konstitution der europäischen Demokratie, um die Gründung eines Budgets, einer Schatzkammer des Volks. Es handelt sich um die Organisation der Armee der Initiatoren."

Ruge, um der erste Initiator dieses Volksbudgets zu sein, hat sich an "de demokratische Janties <Scherzname für Niederländer (von: Jan)> van Amsterdam" gewandt und ihnen ihren speziellen Beruf zum Zahlen erklärt. Holland in Not!

London, l. November 1850