MLWerke | Marx/Engels

Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 20. Berlin/DDR. 1962. »Dialektik der Natur«, S. 305-570.
1. Korrektur
Erstellt am 10.10.1999

Friedrich Engels

Dialektik der Natur

Geschrieben 1873 bis 1883; einzelne Ergänzungen wurden 1885/1886 verfaßt.
Zum erstenmal in deutscher und russischer Sprache veröffentlicht in: Archiw K. Marksa i F. Engelsa. Kniga wtoraja. Moskau - Leningrad 1925.


Planskizzen

Skizze des Gesamtplans
Skizze des Teilplans

Artikel

Einleitung
Alte Vorrede zum »Anti-Dühring«. Über die Dialektik
Die Naturforschung in der Geisterwelt
Dialektik
Grundformen der Bewegung
Maß der Bewegung. - Arbeit
Flutreibung. Kant und Thomson-Tait
Wärme
Elektrizität
Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen

Notizen und Fragmente

Aus der Geschichte der Wissenschaft
Naturwissenschaft und Philosophie
Dialektik
     a) Allgemeine Fragen der Dialektik. Grundgesetze der Dialektik
     b) Dialektische Logik und Erkenntnistheorie. Von den »Grenzen der Erkenntnis«

Bewegungsformen der Materie. Klassifizierung der Wissenschaften
Mathematik
Mechanik und Astronomie
Physik
Chemie
Biologie

Titel und Inhaltsverzeichnis der Konvolute


»Dialektik der Natur« - ein grundlegendes Werk des Marxismus, in dem Friedrich Engels eine dialektisch-materialistische Verallgemeinerung der wichtigsten Errungenschaften der Naturwissenschaften in der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt, die materialistische Dialektik weiterentwickelt und die metaphysischen und idealistischen Konzeptionen in der Naturwissenschaft kritisch analysiert.

Die »Dialektik der Natur« ist das Ergebnis der von Engels viele Jahre lang betriebenen gründlichen Studien der Naturwissenschaften. Ursprünglich beabsichtigte Engels, die Resultate seiner Untersuchungen in Form einer gegen den Vulgärmaterialisten Ludwig Büchner gerichteten polemischen Schrift darzulegen. Dieser Plan entstand etwa im Januar 1873 (siehe S. 472-476). Bald darauf gab er jedoch dieses Vorhaben auf und stellte sich eine umfassendere Aufgabe. In dem Brief, den Engels am 30. Mai 1873 aus London an Marx in Manchester schickte, ist der großartige Plan der »Dialektik der Natur« dargelegt. Marx zeigte diesen Brief Carl Schorlemmer, der ihn mit Randbemerkungen versah, aus denen zu ersehen ist, daß dieser den Grundideen des Planes von Engels vollauf zustimmte. In den folgenden Jahren leistete Engels entsprechend dem von ihm entworfenen Plan eine gewaltige Arbeit; es gelang ihm jedoch nicht, sein Vorhaben in vollem Umfang zu verwirklichen.

Die Materialien, die sich auf die »Dialektik der Natur« beziehen, wurden in der Zeit von 1873 bis 1886 niedergeschrieben. In dieser Zeit studierte Engels eine umfangreiche Literatur über die wichtigsten Fragen der Naturwissenschaften und schrieb zehn mehr oder weniger abgeschlossene Artikel und Kapitel und mehr als 170 Notizen und Fragmente.

In Engels' Arbeit an der »Dialektik der Natur« heben sich zwei Hauptperioden hervor: von dem Plan dieses Werkes bis zum Beginn der Arbeit am »Anti-Dühring« (Mai 1873 bis Mai 1876) und von dem Abschluß der Arbeit am »Anti-Dühring« bis zum Tode von Marx (Mitte 1878 bis März 1883). In der ersten Periode beschäftigte sich Engels hauptsächlich mit der Sammlung des Materials und schrieb den größeren Teil der Fragmente sowie die »Einleitung«. In der zweiten Periode arbeitete Engels den konkreten Plan des künftigen Buches aus und schrieb neben den Fragmenten fast alle Kapitel. Nach dem Tode von Marx sah sich Engels gezwungen, die Arbeit an der »Dialektik der Natur« einzustellen, da er vollständig damit in Anspruch genommen war, den zweiten und den dritten Band des »Kapitals« für den Druck vorzubereiten. Außerdem trug er die ganze Last der Führung der internationalen Arbeiterbewegung. Die »Dialektik der Natur« blieb unvollendet.

Die Materialien zur »Dialektik der Natur« sind uns in vier Konvoluten erhalten geblieben, in die Engels kurz vor seinem Tode alle Artikel und Notizen, die diese Arbeit betreffen, zusammengefaßt hatte. Diesen Konvoluten gab Engels folgende Titel: 1. »Dialektik und Naturwissenschaft«; 2. »Die Erforschung der Natur und die Dialektik«; 3. »Dialektik der Natur« und 4. »Mathematik und Naturwissenschaft. Diversa«. Von diesen vier Konvoluten versah Engels zwei (das zweite und dritte) mit Inhaltsverzeichnissen, die das Material aufzählen, das in den Konvoluten enthalten ist. Dank diesen Inhaltsverzeichnissen wissen wir genau, welches Material Engels für das 2. und 3. Konvolut bestimmte und in welcher Reihenfolge er es in diesen Konvoluten anordnete. Hinsichtlich des ersten und vierten Konvoluts sind wir nicht sicher, daß die einzelnen Blätter genau an der Stelle liegen, wie sie von Engels eingereiht wurden.

Das erste Konvolut (»Dialektik und Naturwissenschaft«) besteht aus zwei Teilen: 1. aus Notizen, die Engels auf elf numerierten Doppelbogen niedergeschrieben hatte, die alle mit der Überschrift »Dialektik der Natur« versehen sind. Diese Notizen, die durch Linien voneinander getrennt sind, stammen aus der Zeit von 1873 bis 1876 und sind chronologisch in der Reihenfolge niedergeschrieben, in der sie auf den numerierten Bogen des Manuskripts angeordnet sind; 2. aus 20 nicht numerierten Blättern, von denen jedes entweder eine längere oder auch einige kürzere (voneinander durch Linien getrennte) Notizen enthält. Nur sehr wenige von diesen Notizen enthalten solche Angabe, die es erlauben, den Zeitpunkt ihrer Niederschrift zu bestimmen.

Das zweite Konvolut (»Die Erforschung der Natur und die Dialektik«) enthält drei größere Notizen: »Über die Urbilder des Mathematisch-Unendlichen in der wirklichen Welt«, »Über die ›mechanische‹ Naturauffassung« und »Über Nägelis Unfähigkeit, das Unendliche zu erkennen«; weiter die »Alte Vorrede zum ›[Anti-]Dühring‹. Über die Dialektik«, den Artikel »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen« und ein großes Fragment »Ausgelassenes aus ›Feuerbach‹«. Aus dem von Engels aufgestellten Inhaltsverzeichnis dieses Konvoluts geht hervor, daß in ihm ursprünglich noch zwei Artikel enthalten waren: die »Grundformen der Bewegung« und »Die Naturforschung in der Geisterwelt«. Aber Engels hat die Titel dieser beiden Artikel durchgestrichen: sie fanden Aufnahme in dem dritten Konvolut, das die am weitesten ausgearbeiteten Bestandteile seiner unvollendeten Arbeit enthält.

In dem dritten Konvolut (»Dialektik der Natur«) befinden sich sechs Artikel: »Grundformen der Bewegung«, »Maß der Bewegung. - Arbeit«, »Elektrizität«, »Die Naturforschung in der Geisterwelt«, »Einleitung« und »Flutreibung«.

Das vierte Konvolut (»Mathematik und Naturwissenschaft. Diversa«) besteht aus den beiden unvollendeten Kapiteln: »Dialektik« und »Wärme«, aus 15 nicht numerierten Blättern (auf ihnen befinden sich längere oder einige durch Linien voneinander abgetrennte kürzere Notizen), sowie aus einigen Blättern mit mathematischen Berechnungen. Unter den Notizen des vierten Konvoluts gibt es auch zwei Planskizzen der »Dialektik der Natur«. Die Daten der Niederschrift dieses Konvoluts lassen sich nur in den seltensten Fällen feststellen.

Die Durchsicht des Inhalts der vier Konvolute der »Dialektik der Natur« zeigt, daß Engels außer den Artikeln und vorbereitenden Notizen, die speziell für die »Dialektik der Natur« geschrieben waren, noch einige Manuskripte aufnahm, die er ursprünglich für andere Schriften verfaßt hatte, nämlich: »Alte Vorrede zum ›[Anti-]Dühring‹«, zwei »Noten« zum »Anti-Dühring« (»Über die Urbilder des Mathematisch-Unendlichen in der wirklichen Welt« und »Über die ›mechanische‹ Naturauffassung«), »Ausgelassenes aus ›Feuerbach‹«, »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen« und »Die Naturforschung in der Geisterwelt«.

In dem vorliegenden Text ist unter »Dialektik der Natur« alles aufgenommen worden, was in den vier Konvoluten enthalten ist, mit Ausnahme folgender Fragmente, die ihrem Inhalt nach zu den Vorarbeiten zum »Anti-Dühring« gehören und dort, resp. als Noten zum Haupttext des »Anti-Dühring« untergebracht sind: 1. der ursprüngliche Entwurf der »Einleitung« zum »Anti-Dühring«, der mit den Worten beginnt »Der moderne Sozialismus«; 2. ein Fragment über die Sklaverei (siehe die Seiten 585-586) und 3. Auszüge aus Charles Fouriers Buch »Le nouveau monde industriel et sociétaire ...« (siehe Seite 589). Außerdem fanden in dem vorliegenden Text (als nicht hierher gehörig) fünf kleine Zettel zusammenhangloser mathematischer Berechnungen ohne begleitenden Text sowie ein kleiner Zettel mit Bemerkungen von Engels über die ablehnende Haltung des Chemikers Philipp Pauli zur Arbeitswerttheorie keine Aufnahme.

In dieser Gestalt besteht die »Dialektik der Natur« aus zehn Artikeln oder Kapiteln, 169 Notizen und Fragmenten und 2 Planskizzen, im ganzen aus 181 Bestandteilen.

Diese ganzen Materialien sind im vorliegenden Text in thematischer Reihenfolge entsprechend den Grundlinien des Plans von Engels so angeordnet, wie sie in den beiden Planskizzen der »Dialektik der Natur« vorgesehen sind. Beide Skizzen stehen am Anfang der »Dialektik der Natur«, die eine davon - die ausführlichere, die alle Teile der Arbeit von Engels umfaßt - wurde aller Wahrscheinlichkeit nach im August 1878 geschrieben; die andere umfaßt nur einen Teil der gesamten Arbeit und wurde etwa 1880 entworfen. Die vorhandenen Materialien zur »Dialektik der Natur«, an denen Engels mit Unterbrechungen insgesamt dreizehn Jahre lang (1873-1886) gearbeitet hatte, decken sich nicht vollständig mit den vorgesehenen Punkten des Gesamtplans, und daher ist eine buchstäbliche Durchführung des Planschemas von 1878 in allen Einzelheiten nicht möglich. Der grundlegende Inhalt der vorhandenen Materialien und die Grundlinien des Plans der »Dialektik der Natur« entsprechen jedoch einander völlig. Deshalb wurden auch die Planskizzen der Anordnung der Materialien zugrunde gelegt. Hierbei ist die von Engels bei der Gruppierung der Materialien nach Konvoluten selbst vorgesehene Absonderung der mehr oder weniger vollendeten Kapitel auf der einen Seite von den Notizen und Fragmenten auf der anderen Seite durchgeführt worden. Dadurch ergibt sich eine Aufteilung des ganzen Buches in zwei Teile: 1. Artikel oder Kapitel und 2. Notizen und Fragmente. In jedem dieser beiden Teile sind die Materialien nach demselben leitenden Schema entsprechend den Grundlinien des Plans von Engels angeordnet.

Diese Grundlinien des Plans von Engels sehen folgende Reihenfolge vor: a) historische Einleitung, b) allgemeine Fragen der materialistischen Dialektik, c) Klassifizierung der Wissenschaften, d) Erwägungen über den dialektischen Inhalt der einzelnen Wissenschaften, e) Untersuchung einiger aktueller methodologischer Probleme der Naturwissenschaft, f) Übergang zu den Gesellschaftswissenschaften. Der vorletzte Teil wurde von Engels fast gar nicht ausgearbeitet.

Die Grundlinien des Plans bestimmen die folgende Anordnung der Artikel oder Kapitel der »Dialektik der Natur«, die den ersten Teil dieser Arbeit bilden:

1. Einleitung (geschrieben 1875/1876);
2. Alte Vorrede zum »Anti-Dühring«. Über die Dialektik (Mai/Juni 1878);
3. Die Naturforschung in der Geisterwelt (Anfang 1878);
4. Dialektik (Ende 1879):
5. Grundformen der Bewegung (1880/1881);
6. Maß der Bewegung - Arbeit (1880/1881);
7. Flutreibung (1880/1881);
8. Wärme (April 1881 - November 1881);
9. Elektrizität (1882);
10. Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen (Juni 1876).

In der Anordnung aller dieser Artikel oder Kapitel stimmt die schematische Reihenfolge im wesentlichen mit der chronologischen überein. Eine Ausnahme bildet der Artikel über den »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen«, der den Übergang von den Naturwissenschaften zu den Gesellschaftswissenschaften bildet. Der Artikel »Die Naturforschung in der Geisterwelt« ist in den Planskizzen von Engels überhaupt nicht vorgesehen. Engels beabsichtigte ursprünglich, ihn gesondert in irgendeiner Zeitschrift erscheinen zu lassen und hat ihn erst später in die Materialien zur »Dialektik der Natur« aufgenommen. Hier wird er unter den Artikeln an dritter Stelle gebracht, da er, ähnlich den beiden vorhergehenden allgemein-methodologische Bedeutung hat und sich nach seiner Grundidee (Notwendigkeit des theoretischen Denkens für die empirische Naturwissenschaft) ziemlich eng an die »Alte Vorrede zum ›[Anti-]Dühring‹« anschließt.

Was die Entwürfe, Notizen und Fragmente anbetrifft, die den zweiten Teil der »Dialektik der Natur« bilden, so führt die Zusammenstellung die vorhandenen Materialien entsprechend den Engelsschen Planskizzen zu folgender Anordnung:

1. Aus der Geschichte der Wissenschaft;
2. Naturwissenschaft und Philosophie;
3. Dialektik;
4. Bewegungsformen der Materie. Klassifizierung der Wissenschaften;
5. Mathematik;
6. Mechanik und Astronomie;
7. Physik;
8. Chemie;
9. Biologie.

Wenn wir diese Abschnitte der Fragmente mit den Überschriften der zehn Artikel der »Dialektik der Natur» vergleichen, so ergibt sich eine fast vollständige Übereinstimmung der Anordnung der Reihenfolge der Artikel mit der Anordnung der Reihenfolge der Fragmente. Dem ersten Artikel der »Dialektik der Natur« entspricht der 1. Abschnitt der Fragmente, dem zweiten und dritten Artikel der 2. Abschnitt, dem vierten Artikel der 3. Abschnitt und dem fünften Artikel der 4. Abschnitt. Dem sechsten und siebenten Artikel entspricht der 6. Abschnitt und dem achten und neunten Artikel der 7. Abschnitt der Fragmente. Der zehnte Artikel hat keinen entsprechenden Abschnitt in den Fragmenten.

Innerhalb der einzelnen Abschnitte sind die Fragmente wiederum nach dem thematischen Prinzip geordnet. An den Anfang sind die Fragmente gestellt, die allgemeineren Fragen gewidmet sind, und danach folgen die Fragmente, die speziellere Fragen behandeln. In dem Abschnitt »Aus der Geschichte der Wissenschaft« sind die Fragmente in historischer Reihenfolge geordnet; von der Entstehung der Wissenschaften bei den antiken Völkern bis zu den Zeitgenossen von Engels. In dem Abschnitt »Dialektik« werden zuerst Notizen gebracht, die allgemeinen Fragen der Dialektik und den Grundgesetzen der Dialektik gewidmet sind, und dann folgen Notizen, die sich auf die sog. subjektive Dialektik beziehen. Jeder Abschnitt der Fragmente endet nach Möglichkeit mit solchen Fragmenten, die als Übergang zum nächsten Abschnitt dienen.

Zu Lebzeiten von Engels wurde von den Materialien der »Dialektik der Natur« nichts veröffentlicht. Nach seinem Tode erschienen zwei zu diesem Werk gehörende Artikel: »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen« (1896 in der Zeitschrift »Die Neue Zeit«) und »Die Naturforschung in der Geisterwelt« (im »Illustrirten Neuen Welt-Kalender für das Jahr 1898«).Vollständig wurde die »Dialektik der Natur« zum erstenmal 1925 in der UdSSR in deutscher Sprache parallel mit der russischen Übersetzung herausgebracht. Bei den späteren Ausgaben dieses Buches wurde die Entzifferung des Manuskripts überprüft und eine richtigere Anordnung des Materials vorgenommen. Die wichtigsten dieser späteren Ausgaben sind die Ausgabe in der Sprache des Originals im Jahre 1935 (Marx/Engels, Gesamtausgabe, Friedrich Engels, »Herrn Engen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. - Dialektik der Natur. 1873-1882«. Sonderausgabe zum vierzigsten Todestage von Friedrich Engels, Moskau-Leningrad 1935) und die russische Ausgabe im Jahre 1941, nach deren Muster zahlreiche Ausgaben in verschiedenen Ländern der Welt herausgebracht wurden.


Pfad: «../me/me20/»


MLWerke | Marx/Engels